Sehr geehrte Damen und Herren,
in einem wirtschaftlich positiven Umfeld war das Geschäftsjahr 2021/22 auch von der COVID-19-Pandemie und dem Kriegsausbruch in der Ukraine belastet und somit von Höhen und Tiefen geprägt. Nach den harten Lockdowns in vielen Regionen der Welt kam es zu einem starken Wirtschaftsaufschwung, der nur in manchen Industriebranchen durch Lieferkettenprobleme etwas abgebremst wurde. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine veränderte sich das wirtschaftliche Umfeld dramatisch. Die Stimmung trübte sich weltweit deutlich ein und der sprunghafte Anstieg der Energiepreise gegen Ende des 3. Geschäftsquartals entwickelte sich durch die Auswirkungen des Krieges zu einem regelrechten Preisschock.
Die voestalpine hat in diesem Geschäftsjahr erneut große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Bei unverändertem Fokus auf effizienzsteigernde Maßnahmen konnten wir die positive konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr bestmöglich nutzen. Die Nachfrage nach unseren hochqualitativen Produkten entwickelte sich in fast allen Markt- und Produktsegmenten äußerst robust. Bei Ausbruch des Ukraine-Krieges gelang es, innerhalb kürzester Zeit mit entsprechend angepassten Maßnahmen den Betrieb abzusichern.
COVID-19 hat uns im letzten Geschäftsjahr einmal mehr gefordert und wird uns auch noch weiter beschäftigen. Mit verstärkten Sicherheits- und Hygienemaßnahmen haben wir einen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie geleistet. Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat jedenfalls weiterhin höchste Priorität.
Trotz dieses äußerst herausfordernden Umfelds kann die voestalpine für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Rekordergebnis verbuchen: Alle wesentlichen Ergebnis- und Bilanzkennzahlen – Umsatz, EBITDA, EBIT und Eigenkapital – weisen Rekordwerte auf. Aufgrund dieses Jahresergebnisses schlägt der Vorstand für das Geschäftsjahr 2021/22 eine Dividende in Höhe von 1,20 EUR vor. Ohne das Engagement und die überdurchschnittlichen Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen wir an dieser Stelle ausdrücklich dafür danken wollen, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.
Das Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2021/22 bestätigt die strategische Ausrichtung und die Leistungsfähigkeit unseres Konzerns. Auch in Zukunft werden wir uns auf Hightech-Segmente mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren und gemeinsam mit unseren Kunden innovative Lösungen entwickeln. Dabei bleibt das erklärte Ziel, das wertsteigernde Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Ein weiterer Schwerpunkt in der Konzernstrategie ist das Thema Klima- und Umweltschutz.
Wir bekennen uns zu den globalen Klimazielen und haben mit „greentec steel“ einen ambitionierten Stufenplan für eine grüne Stahlproduktion entwickelt. Bis 2050 streben wir eine CO2-neutrale Stahlerzeugung auf Basis grünen Wasserstoffs an und forschen dafür bereits intensiv an vielversprechenden Breakthrough-Technologien. Als wichtigen Zwischenschritt zur emissionsneutralen Stahlproduktion planen wir – bereits ab 2027 – einen teilweisen Ersatz der bestehenden Hochofenroute durch eine Hybrid-Elektrostahlroute an unseren beiden Standorten in Linz und Donawitz. Allein durch diese Umstellung könnten wir die CO2-Emissionen der Stahlproduktion nach 2027 signifikant um rund 30 % reduzieren.
Im Zuge der Weiterentwicklung unserer Dekarbonisierungspläne haben wir auch strategische Optionen für unsere Direktreduktionsanlage in Texas, USA, erarbeitet. Anfang April konnten wir den Verkauf von 80 % der Anteile an den internationalen Stahlkonzern ArcelorMittal bekanntgeben. Mit der Partnerschaft sichern wir uns eine langfristige Versorgung ab. Das von uns stetig weiterentwickelte Rohstoffkonzept wird uns trotz technologischer Umstellung auch in Zukunft die Herstellung von Hightech-Stählen ermöglichen, die beispielsweise in der Automobil- und Bahnindustrie zum Einsatz kommen werden.
Die voestalpine ist strategisch und technologisch bestens aufgestellt, um sich den Herausforderungen im nächsten Geschäftsjahr erfolgreich stellen zu können. Dank einer ausgezeichneten finanziellen Basis und gefüllten Auftragsbüchern starten wir positiv in das Geschäftsjahr 2022/23. Durch das schwierige Umfeld, mit dem wir derzeit konfrontiert sind, ergeben sich allerdings Risiken. Die unsichere Entwicklung der Weltwirtschaft bedingt durch COVID-19 und die nicht vorhersehbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges erschweren eine langfristige Prognose.
Zum Schluss möchten wir unserem langjährigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Dr. Joachim Lemppenau, für die stets wertschätzende und konstruktive Zusammenarbeit danken. Dr. Lemppenau hat mit Ende dieses Geschäftsjahres nach 18 Jahren den Vorsitz im Kontrollgremium zurückgelegt. Seine Amtszeit war ein besonders erfolgreiches Kapitel unserer Unternehmensgeschichte, das wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Ihnen, geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre der voestalpine AG, geschrieben haben.
Linz, am 24. Mai 2022
Der Vorstand
Herbert Eibensteiner e. h.
Franz Rotter e. h.
Franz Kainersdorfer e. h.
Peter Schwab e. h.
Robert Ottel e. h.
Hubert Zajicek e. h.