Sehr geehrte Damen und Herren,
das Geschäftsjahr 2020/21 war von einem Wirtschaftseinbruch historischen Ausmaßes geprägt, welcher durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie ausgelöst wurde. Im 1. Quartal brach die Nachfrage in beinahe allen Kundensegmenten der voestalpine massiv ein. Der Konzern reagierte rasch und wirkte der Krise mit Kapazitätsanpassungen, Kurzarbeit und umfassenden Kostensenkungsmaßnahmen entgegen.
Die wirtschaftlichen Effekte sind aber nur eine Folgeerscheinung dieser Krise, die primär eine Gesundheitskrise war und immer noch ist. Die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht daher bei allen Maßnahmen an oberster Stelle. Seit Beginn der Pandemie wurden konzernweit umfassende Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen eingeführt und – wo möglich – auf Telearbeit umgestellt. Durch die Einsatzbereitschaft und Flexibilität unserer Belegschaft ist es dem Unternehmen gelungen, die Produktion in dieser herausfordernden Zeit aufrechtzuhalten und die Lieferfähigkeit für unsere Kunden sicherzustellen. Dafür möchten wir uns sehr herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit bedanken!
China überwand die Pandemie schneller als alle anderen Länder. Zu Beginn des Geschäftsjahres produzierten die chinesischen voestalpine-Standorte bereits wieder auf Normalniveau und trugen dazu bei, Einbrüche auf anderen Märkten teilweise zu kompensieren. Ab dem Sommer 2020 zeigte auch der produzierende Sektor in Europa erste Erholungstendenzen. Die Automobilindustrie kehrte überraschend schnell aus dem Coronatief zurück und ließ die Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten wieder deutlich ansteigen. Davon konnte vor allem die Steel Division profitieren, die im 2. Halbjahr eine Rekordauslastung an wesentlichen Produktionsanlagen verbuchte. Auch die für den Konzern wesentlichen Märkte in Nordamerika und Brasilien stabilisierten sich.
Besonders schwer von der Krise getroffen wurden die Luftfahrt- sowie die Öl- und Gasindustrie. Die geänderten Marktbedingungen machten Kapazitätsanpassungen in den jeweiligen voestalpine-Unternehmen unumgänglich. Die Geschäftsbereiche Bahninfrastruktur- und Lagersysteme verzeichneten hingegen über den gesamten Geschäftsjahresverlauf eine stabile Entwicklung. Die Lagertechnik erreichte aufgrund des boomenden Onlinehandels sogar ein All-Time-High beim Auftragseingang. Die breite regionale und technologische Aufstellung der voestalpine erwies sich somit als wichtiger Erfolgs- und Stabilitätsfaktor.
Neben dem konjunkturellen Rückenwind ab Mitte der Berichtsperiode leisteten vor allem die internen Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung einen entscheidenden Beitrag zum positiven Jahresabschluss. Trotz Wirtschaftskrise verfügt die voestalpine heute über eine höhere Liquidität und weniger Schulden als noch vor einem Jahr. Das konsequente Working Capital-Management spiegelt sich in einem Free Cash Flow von über 1 Mrd. EUR wider, womit sich die Gearing Ratio von 67,2 % auf 48,5 % reduzierte. Auch das operative Ergebnis (EBITDA) fiel mit etwa 1,1 Mrd. EUR deutlich besser aus, als noch zu Beginn des Berichtszeitraumes erwartet. In Anbetracht dieses Jahresergebnisses schlägt der Vorstand für das Geschäftsjahr 2020/21 eine Dividende in Höhe von 0,50 EUR vor.
Das Geschäftsmodell der voestalpine hat in der COVID-19-Krise einmal mehr seine Stärken gezeigt. Wir werden uns daher weiterhin auf Hightech-Segmente mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren und gemeinsam mit unseren Kunden Innovationen entwickeln. Dabei bleibt das erklärte Ziel, das wertsteigernde Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Verstärkt in den Fokus gerückt ist das Thema Nachhaltigkeit. Die voestalpine bekennt sich zu den Klimazielen und hat mit „greentec steel“ einen klaren Plan zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung vorgelegt. In einem ersten Schritt soll der teilweise Umstieg von der kohlebasierten Hochofenroute auf Elektrolichtbogentechnologie eine CO2-Reduktion um rund 30 % bis 2030 ermöglichen. Bis 2050 strebt der Konzern eine klimaneutrale Produktion unter Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff an. Klar ist, dass diese Transformation wirtschaftlich darstellbar sein muss.
Die aktuelle konjunkturelle Entwicklung lässt uns durchaus optimistisch in das Geschäftsjahr 2021/22 blicken. Je mehr Menschen weltweit eine wirksame Impfung gegen das COVID-19-Virus erhalten, desto eher wird die Erholung der Wirtschaft weltweit an Fahrt aufnehmen. Die voestalpine ist sowohl strategisch, technologisch als auch mit ihren hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr gut aufgestellt, um diese Dynamik zu nutzen.
Linz, am 31. Mai 2021
Der Vorstand
Herbert Eibensteiner e. h.
Franz Rotter e. h.
Franz Kainersdorfer e. h.
Peter Schwab e. h.
Robert Ottel e. h.
Hubert Zajicek e. h.