Investitionen

      Mit Abschluss des Geschäftsjahres 2021/22 beendete der voestalpine-Konzern eine dreijährige Phase, in der die Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Beteiligungen deutlich unter dem Niveau der laufenden Abschreibungen zu liegen kamen. Der Fokus galt der Realisierung notwendiger Ersatzinvestitionen sowie der technischen Optimierung des bestehenden Anlagenparks. Projekte zur Absicherung der Qualitäts- und Technologieführerschaft wurden auch in dieser Phase der Konsolidierung auf den Weg gebracht. So ist mit dem Bau des neuen Edelstahlwerkes in Kapfenberg, Österreich, ein zukunftsweisendes Vorhaben schon weit fortgeschritten. Die Periode reduzierter Investitionen wurde zudem für die Evaluierung und Planung zukünftiger Vorhaben genutzt. Dabei wird die voestalpine sich in den nächsten Jahren wieder verstärkt auf hochrentable Wachstumsprojekte in den Verarbeitungsdivisionen konzentrieren. Besonderes Augenmerk gilt auch der Umsetzung der Technologietransformation an den stahlproduzierenden Standorten in Linz und Donawitz in Österreich. Diesbezüglich hat der Aufsichtsrat der voestalpine AG im März 2022 erste substanzielle Schritte zum Technologieumstieg vom kohlebasierten Hochofenprozess auf den grünstrombasierten Elektrolichtbogenofen-Prozess abgesegnet. Insgesamt investierte der voestalpine-Konzern im aktuellen Berichtszeitraum 709,9 Mio. EUR und damit um 16,0 % mehr als im Vorjahr (612,1 Mio. EUR).

      Die Steel Division steigerte mit 246,3 Mio. EUR ihr Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2021/22 um 59,0 % gegenüber dem niedrigen Vorjahresniveau von 154,9 Mio. EUR. Anfang Oktober 2021 erfolgte der Spatenstich für den Bau einer vollauto­matisierten Beize-Tandemverbindung („Beta 3“) mit einem Budget von 188 Mio. EUR. Damit ging das umfangreichste Investitionsprojekt der Steel Division der letzten Jahre in die Umsetzung. Gestartet wurde bereits die Errichtung des Hallen­baus, in dem die neue, hochmoderne Beize unter­gebracht sein wird. Die Beta 3 wird neue Maß­stäbe hinsichtlich der Digitalisierung der Prozesse als auch in Hinblick auf Nachhaltigkeit setzen. Darüber hinaus leistet das Aggregat Wesentliches für die Produktqualität: sowohl bei der Herstellung von hoch- und höchstfesten Stählen für die Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie wie auch von Elektroband für E-Mobilität. Die Beta 3 weist eine Produktionskapazität von etwa 2 Mio. Tonnen auf und wird voraussichtlich Ende 2023 in Betrieb gehen. In die gleiche Richtung, nämlich auf die Verbesserung des Produktmixes, zielt der Umbau der Feuerverzinkungsanlagen am Standort Linz, Österreich. Um die wachsende Nachfrage nach Hochfeststählen zu begleiten, werden die bestehenden Anlagen umgerüstet. Die Herausforderung, den laufenden Betrieb nicht zu gefährden, erlaubt dabei jeweils nur kurze Stillstandszeiten. Somit wird sich die Modernisierung der Feuerverzinkungsanlagen laut Zeitplan bis in das Kalenderjahr 2027 erstrecken. Im Berichtsjahr hat die voestalpine zudem die Weichen für eine langfristig klimafreundliche Stahlproduktion gestellt. Auf Basis des zuvor angeführten Aufsichtsratsbeschlusses wird im Sommer 2022 mit der Baufeldfreimachung sowie mit Infrastrukturmaßnahmen gestartet. Über die Investition in einen Elektrolichtbogenofen als Ersatz für einen Hochofen wird in weiterer Folge 2023 vom Aufsichtsrat final entschieden.

      Die High Performance Metals Division weist im Geschäftsjahr 2021/22 mit 211,5 Mio. EUR einen um 3,6 % geringeren Investitionsaufwand aus als im Vorjahr (219,3 Mio. EUR). Der Rückgang erklärt sich auch im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Edelstahlwerkes am Standort Kapfenberg, Österreich, als dem umfangreichsten Investi­tionsprojekt des voestalpine-Konzerns der letzten Jahre: Der Aufwand dafür gestaltete sich in der aktuellen Berichtsperiode deutlich geringer als im Vorjahr. Wesentliche Umsetzungsschritte erfolgten 2021/22 unter anderem im Detail-Engineering für die Medien- und Stromversorgung des Schmelzbereiches. Nach der Finalisierung des Gießbereiches wurde mit der Kaltinbetriebnahme der Anlagenteile begonnen. Nach Abschluss der detaillierten Überprüfung des neuen Edelstahlwerkes inklusive des Zusammenspiels der einzelnen Bauteile und Baugruppen sind die ersten Probeschmelzen geplant. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2022 eingeplant. Am Produktions­standort von Villares Metals in Sumaré, Brasilien, ging im Berichtsjahr ein Aggregat zum Umschmelzen von Elektroschlacken in Betrieb. Der wachsende Bedarf an qualitativ hochwertigen Edelstahlgüten unterstützt die hohe Wirtschaftlichkeit dieser Investition. Zusätzlich investierte Villares Metals an mehreren Standorten in Brasilien auch in den Ausbau von Servicecentern.

      Die Investitionen in der Metal Engineering Division im Geschäftsjahr 2021/22 fielen mit 127,2 Mio. EUR um 1,9 % geringer aus als im Vorjahr (129,6 Mio. EUR). Die erfolgreiche Inbetriebnahme der Stranggussanlage 4 („CC4“) am Standort Donawitz, Österreich, setzte vorerst den Abschluss unter die größeren Investitionsvorhaben in der Division. Im Berichtsjahr lag das Augenmerk bei überschaubaren Ersatzinvestitionen bzw. Projekten zur Steigerung der Effizienz und Produktivität. So investierte das Produktsegment Tubulars am Standort Kindberg, Österreich, in eine Mehrzweck-Endfertigungslinie. Am gleichen Standort wurden die Vorbereitungsarbeiten für die Generalsanierung des Drehherdofens in Angriff genommen. Zukünftig wird die Division ihre Investitionen verstärkt auf das Thema Metallurgietransformation ausrichten.

      Der Umfang der Investitionen der Metal Forming Division erhöhte sich im Geschäftsjahr 2021/22 im Vergleich zum Vorjahreswert von 99,8 Mio. EUR um 30,5 % auf 130,2 Mio. EUR. Im Geschäftsbereich Automotive Components wurden punktuell Wachstumsprojekte realisiert. So ging im aktuellen Geschäftsjahr am Standort Shenyang, China, die bereits vierte phs-Linie zur Umformung pressgehärteter Stähle in Betrieb. In Shenyang steht eine weitere derartige Anlage im Bau und wird voraussichtlich im Laufe des Geschäftsjahres 2022/23 hochgefahren. Der Geschäftsbereich Tubes & Sections investierte zur Absicherung seiner technologischen Vorreiterrolle bzw. zur Begleitung zusätzlichen Kundenbedarfs an unterschiedlichen Standorten in Profilier- sowie Schweißanlagen. Im Geschäftsbereich Precision Strip kamen vorwiegend Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen zur Umsetzung. In den nächsten Jahren wird sich die Metal Forming Division wieder verstärkt auf richtungsweisende Wachstums­projekte fokussieren.