Marktumfeld und Geschäftsverlauf

      Die Metal Forming Division nahm im Geschäftsjahr 2021/22 eine klar positive Entwicklung, obgleich sich in der Automobilindustrie als wichtigstem Kundensegment der Division die Voraussetzungen sehr ungünstig darstellten. Maßgeblich für das gute Ergebnis waren jene Geschäftsbereiche, die den Automobilsektor nicht oder nur unter­geordnet beliefern: Tubes & Sections, Precision Strip sowie Warehouse & Rack Solutions zeigten eine hervorragende Performance und kompensierten damit die marktbedingte Schwäche bei Auto­motive Components. Profitieren konnte die Division zudem von einem hohen Preisniveau infolge stark gestiegener Vormaterialkosten insbesondere bei Stahl und Aluminium.

      War der Automobilabsatz in der Europäischen Union im Kalenderjahr 2020 aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 bereits um etwa ein Viertel gesunken, so lagen die Neuzulassungen im Kalenderjahr 2021 noch unter dem Niveau des Vorjahres. Wobei die extrem niedrigen Verkaufszahlen 2021 nicht Ausdruck einer schwachen Nachfrage sind, sondern vielmehr das Resultat unterbrochener Lieferketten und damit verbundener Produktionskürzungen. Über den Sommer verschärften sich die Versorgungsprobleme bei Elektronikchips, die erstmals zu Beginn des Kalenderjahres 2021 die Auto­produktion beeinträchtigt hatten. Die den OEMs (Original Equipment Manufacturers) vorgelagerten Zulieferbetriebe mussten ihre Produktionen ebenfalls anpassen. Nachdem sich Anfang 2022 die Versorgungskrise bei Halbleitern leicht entspannt hatte, spitzte sich die Lage gegen Ende des Geschäftsjahres 2021/22 neuerlich zu. Der Ukraine-Krieg brachte in der unmittelbaren Konsequenz eine starke Einschränkung in der Belieferung mit Kabelbäumen, die zu einem beträchtlichen Teil in der Ukraine gefertigt werden. Von diesen negativen Entwicklungen war der Geschäftsbereich Automotive Components (Automobilkomponenten) im Geschäftsjahr 2021/22 stark beeinflusst. Die Nachfrage der Automobilwerke bewegte sich auf generell niedrigem Niveau, darüber hinaus belasteten die Volatilität der Abrufe sowie kurzfristige Stornierungen die Entwicklung in diesem Geschäftsbereich der Metal Forming Division. Die Marktdaten verdeutlichen die aktuell schwierige Ausgangslage für Automotive Components: Im bedeutendsten Absatzmarkt Deutschland entwickelte sich die Autoproduktion 2021 das fünfte Jahr in Folge rückläufig. Anfänglich deutlich weniger betroffen von Versorgungsengpässen waren die OEMs in China und Nordamerika und damit auch die Zulieferbetriebe in diesen Regionen. Erst gegen Ende des Geschäftsjahres waren die Auto­mobilhersteller in den USA zunehmend mit Versorgungsproblemen konfrontiert. Auswirkungen auf die Produktion am voestalpine-Standort in Shenyang, China, hatte im Herbst 2021 die verschärfte Energieknappheit, die für einige Tage eine behördlich angeordnete Stromabschaltung zur Folge hatte. Gegen Ende des Geschäftsjahres 2021/22 erzwang schließlich ein umfassender COVID-19-Lockdown in Shenyang einen etwa zweiwöchigen Produktionsstillstand des voest­alpine-Werkes. Gemessen an diesen durchwegs herausfordernden Bedingungen schließt der Geschäftsbereich Automotive Components den aktuellen Berichtszeitraum mit einer zufriedenstellenden Performance ab. Die in den vergangenen Jahren vorgenommenen Restrukturierungen wirken sich zunehmend positiv auf den Geschäftsverlauf aus.

      Der Geschäftsbereich Tubes & Sections (Rohre & Profile) hat sich im Geschäftsjahr 2021/22 hervorragend entwickelt. Das ungewöhnlich hohe Preisniveau bei Rohren & Profilen als Konsequenz stark anwachsender Vormaterialkosten hat sich bisher nicht negativ auf die Nachfrage ausgewirkt. Die gute Auslastung der europäischen Produktionswerke stützte sich auf sehr zufriedenstellende Auftragseingänge aus der Land- und Baumaschinenindustrie. Auch die Lagertechnik sowie der Bausektor zeigten über den gesamten Berichtszeitraum eine hohe Dynamik. Stellte sich in Europa die Nachfrage aus der Solarindustrie in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres noch verhalten dar, verbesserte sich die Situation im weiteren Verlauf zunehmend. Die Nutzfahrzeugindustrie hingegen hat sich im 4. Quartal 2021/22 etwas eingetrübt. Die Versandvolumina für die Lkw-Industrie waren zuletzt auch deshalb rückläufig, weil ein Kunde in Russland aufgrund des Ukraine-Krieges nicht mehr beliefert wird. Bei sicherheitsrelevanten Rohrkomponenten für die globale Auto­zulieferindustrie stellte sich erst in der 2. Hälfte des Geschäftsjahres eine gewisse Belebung ein. Neben Kontinentaleuropa legte auch das wirtschaftliche Momentum in Großbritannien im Jahresverlauf weiter zu. Außerhalb Europas verlief die Entwicklung bei Tubes & Sections ebenfalls sehr positiv. So nahm das Volumen in den USA im Geschäftsjahr 2021/22 stark zu. Besonders im Abschlussquartal waren die Kapazitäten der Profilier- und Schweißanlagen an den US-Standorten zur Gänze ausgelastet. Triebfeder der kräftigen Nachfrage waren die Bauindustrie sowie die Lagertechnik, während es im Luftfahrtsektor bisher nur zu einer leichten Erholung kam. In Brasilien stützte sich die ausgezeichnete Entwicklung im Berichtsjahr auf eine prosperierende Solarindustrie. Weiters zeigten sich auch die Landmaschinen- und Nutzfahrzeugindustrie ausgeprägt dynamisch. Mit ihrem spezifischen Produkt- und Branchenmix konnten sich die brasilianischen Standorte entgegen der abflauenden nationalen Wirtschaft über den gesamten Verlauf des Geschäftsjahres 2021/22 gut behaupten.

      Sehr zufriedenstellend entwickelte sich im Berichtszeitraum auch der Geschäftsbereich Precision Strip (Präzisionsstahlbänder). Das Auftragsvolumen für Präzisionsbandtechnologie der europäischen voestalpine-Standorte erreichte im Geschäftsjahr 2021/22 einen Höchststand. Besonders die Auftragseingänge bei Bimetallbändern für die Sägeindustrie bewegten sich auf hohem Niveau. Tendenziell nachteilig auf die Geschäftsentwicklung wirkten sich die Engpässe bei der Lieferung von Vormaterial aus. Auch in den USA stützte insbesondere die hohe Nachfrage nach Sägebandstahl den guten Auftragsbestand. In China prägte eine solide Inlandsnachfrage die Marktsituation. Allerdings hemmten in der 2. Hälfte des Geschäftsjahres zunehmende Erschwernisse bei interkontinentalen Transporten neben exorbitant gestiegenen Strom- und Gaspreisen in Europa bis zu einem gewissen Grad die Exportaktivitäten in Überseemärkte.

      Die Boomphase im Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions (Regalsysteme), die insbesondere der Trend zum Internethandel treibt, hielt im aktuellen Geschäftsjahr unverändert an. Dabei verstärkten die weltweiten COVID-19-Lockdowns die Dynamik in den letzten zwei Jahren noch zusätzlich. Mit einem Auftragsstand auf Rekordniveau im 1. Halbjahr 2021/22 wurden im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres neue Projekte nur mehr selektiv angenommen. Tendenziell bremsend wirkten die Verfügbarkeit bzw. Preisentwicklung bei Vormaterialien sowie die hohen Frachtkosten bei Projekten in Überseeregionen. Insgesamt schloss der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions auch das Geschäftsjahr 2021/22 äußerst zufriedenstellend ab.

      Volatilität
      Intensität der Kursschwankungen von Aktien und Devisen bzw. der Preisänderungen von Massengütern im Vergleich zur Marktentwicklung.