Investitionen

      In den vergangenen Jahren konnte der voest­alpine-Konzern eine Reihe zukunftsweisender ­Investitionen erfolgreich umsetzen. Mit diesen Wachstumskonzepten in technologisch anspruchsvollen Kundensegmenten ging eine verstärkte regionale Diversifikation einher, womit der voest­alpine-Konzern in globaler Hinsicht heute breiter aufgestellt ist. Das Geschäftsjahr 2019/20 hatte den Start einer Konsolidierungsphase markiert, um die Anlagen der neuesten Generation im täglichen Betrieb zu optimieren. Im Geschäftsjahr 2020/21 hat der voestalpine-Konzern angesichts der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie die ­Investitionstätigkeit zusätzlich eingedämmt. ­Projekte von untergeordneter Dringlichkeit wurden zeitlich nach hinten gereiht. Das Augenmerk richtete sich in der aktuellen Berichtsperiode 2020/21 auf die Generierung von Kapitalzu­flüssen sowie auf den Abbau der Finanzverschuldung. Davon unberührt bleibt die Ausrichtung der voest­alpine, sich auch zukünftig im obersten Qualitätssegment sowie in der strategischen Vorreiterrolle zu positionieren. Im Geschäftsjahr 2020/21 mit seinem von COVID-19 geprägten Umfeld blieb das Investitionsvolumen mit 612,1 Mio. EUR nicht nur um 21,2 % unter dem entsprechenden Vorjahreswert von 776,7 Mio. EUR, sondern auch signifikant unter dem Niveau der planmäßigen Abschreibungen.

      In der Steel Division blieb das Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2020/21 mit 154,9 Mio. EUR im Vergleich mit dem Vorjahreswert von 151,6 Mio. EUR praktisch unverändert. Setzt man die Projektaktivitäten der letzten beiden Jahre in Relation zu den laufenden Abschreibungen, ergibt sich ein insgesamt geringes Investitionsniveau für diesem Zeitraum. Das resultiert nicht zuletzt daraus, dass die Steel Division den Anlagenpark bereits zuvor auf den neuesten Stand der Technik gebracht hat und sich derzeit auf die Prozess­optimierung konzentriert. Dennoch konnten auch in der aktuellen Berichtsperiode 2020/21 wich­tige Vorhaben am Standort Linz, Österreich, finalisiert werden. So erfolgte im 1. Halbjahr 2020/21 im Grobblechbereich die Inbetriebnahme einer neuen Richtmaschine, die der Produktion von plattierten Blechen dient. Das Steel Service ­Center investierte in eine Längsteilanlage für hochfestes Warmband. Im Stahlwerk erfolgte gegen Ende des Kalenderjahres 2020 der Austausch der Kranbahnträger. Mit der Detail­planung der Beiz­anlage „BETA 3“ wurde im Geschäftsjahr 2020/21 ein zukunfts­weisendes Großprojekt in Angriff genommen. Die „BETA 3“ wird in das bestehende Kaltwalzwerk 3 integriert und nach Fertigstellung eine Schlüssel­anlage für den Produktmix der ­Zukunft darstellen.

      Auf die High Performance Metals Division ent­fällt mit dem Bau des neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg, Österreich, die aktuell umfang­reichste Einzelinvestition des voestalpine-Konzerns. Die Investitionen der Division fielen mit 219,3 Mio. EUR dennoch etwas geringer aus als im Vorjahr (259,1 Mio. EUR). Aufgrund der schwierigen ­Rahmenbedingungen angesichts der COVID-19-Pandemie liegt der Baufortschritt etwas hinter dem Zeitplan. Dennoch konnten im aktuellen Berichtszeitraum 2020/21 wichtige Projektschritte umgesetzt werden. Nachdem bereits gegen Ende des letzten Geschäftsjahres der Hallenstahlbau abgeschlossen war, wurden 2020/21 die Anlagen­fundamente er­richtet. Im Anschluss daran er­folgte die Anlagenmontage für mechanische Komponenten, für die Medienversorgung wie Wasser, Gase etc. sowie für die Elektrik. Im kommenden Geschäftsjahr 2021/22 steht die Fertigstellung des Gießbereiches sowie des Schmelzbereiches an. Die Inbetriebnahme des hochmodernen Edelstahlwerkes ist nunmehr für Sommer 2022 vorgesehen. Ebenfalls in Kapfenberg wurde im Geschäftsjahr 2020/21 in eine ­Anlage zur Herstellung von Titan­pulver für den 3D-Druck investiert. Titan hat auch Bedeutung als Werkstoff für voestalpine BÖHLER Bleche am Standort Mürzzuschlag, Österreich. Auf Basis ­eines Rahmenvertrages für die Luftfahrt­industrie wurde in die technologische Weiterentwicklung der Fertigungskapazitäten für die Titanblechproduktion investiert. Bei voest­alpine BÖHLER Aerospace in Kapfenberg, Österreich, ist im Herbst 2020 die Hightech-Schnellschmiedepresse für höchstbeanspruchte Teile von Flugzeugturbinen in Betrieb gegangen. Bei Villares in Sumaré, Brasilien, wurde im aktuellen Geschäftsjahr 2020/21 die Kapazität im Bereich des Umschmelzens von Elektroschlacken erweitert. Die Anschaffung dient der weiteren Verbesserung des Produktspektrums bei hochqualitativem Werkzeugstahl sowie Nickelbasislegierungen.

      Die Metal Engineering Division investierte mit 129,6 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2020/21 um 28,4 % weniger als im Geschäftsjahr 2019/20 (181,0 Mio. EUR). Die Division konzentrierte sich bei ihren ­Investitionsvorhaben auf die Stärkung des metallurgischen Bereiches, der die Weiter­verarbeitungsbetriebe mit hochqualitativem Vormaterial beliefert. Das umfangreichste Vorhaben konnte mit der Inbetriebnahme der Stranggussanlage 4 („CC4“) im Sommer 2020 erfolgreich realisiert ­werden. Die neue „CC4“ bildet nunmehr das Herzstück der Stahlproduktion in Donawitz, Österreich. Mit der einzigartigen Kombination aus hoch­moderner Anlagen- und Prozesstechnologie ist künftig eine weitere Qualitätssteigerung bei der Herstellung von Stahlgüten möglich. Ebenfalls am Standort in Donawitz wurde eine geplante Hochofenzwischenreparatur („Zustellung“) vorgenommen und im Herbst 2020 erfolgreich abgeschlossen. Aufgrund des schwierigen Markt­umfeldes im Geschäftsbereich Industrial Systems wurde der neu zugestellte Hochofen in der Folge erst mit Anfang des Kalenderjahres 2021 wieder hochgefahren.

      In der Metal Forming Division fiel der Investiti­onsaufwand im Jahresvergleich um 41,3 % von 170,0 Mio. EUR auf 99,8 Mio. EUR. Wenngleich der Fokus im Geschäftsbereich Automotive Components auf die Prozessoptimierung bestehender Anlagen gerichtet war, wurden punktuell wichtige Neu­vorhaben umgesetzt. So errichtete der Standort in Schmölln, Deutschland, ein Digitalisierungs­center, das als Service Center für den gesamten Geschäftsbereich Automotive Components dienen wird. Der Standort East London, Südafrika, wurde erweitert und mit zusätzlichen Robotern und Schweißanlagen ausgestattet. Mit dem Baustart der bereits vierten „phs-ultraform®“-Linie in Shenyang, China, hat die Division im Berichtsjahr an einem zweiten internationalen Standort eine markante Investition gesetzt. Zur Begleitung des boomenden Onlinehandels wurde im Geschäftsbereich Tubes & Sections am Standort Krems, ­Österreich, in Schweiß- und Assemblierungs­anlagen investiert. Bei voestalpine Precision Strip in Kematen, Österreich, wurde zum Ende des ­Kalenderjahres 2020 die bereits vierte Wasser­stoff­anlage in Betrieb genommen. Damit werden nachhaltige Prozessvorteile in der Bandstahl­härtung nutzbar.