Marktumfeld und Geschäftsverlauf

      Herausfordernde Bedingungen am Beginn und in der Folge eine kontinuierliche Verbesserung des Umfeldes prägten die Entwicklung der Metal Forming Division im Geschäftsjahr 2020/21. Maßgeblich für diesen Trend waren in erster Linie die wirtschaftlichen Konsequenzen der COVID-19-Pandemie, die sich unterschiedlich auf die einzelnen Geschäftsbereiche der Division auswirkten. So kam das Geschäft bei Automotive Components im 1. Quartal aufgrund verbreiteter Produktionsstillstände der Automobilhersteller beinahe zum Erliegen. Im Gegensatz dazu konnte der Bereich Warehouse & Rack Solutions vom verstärkten Trend zum Onlinehandel im Verlauf der Pandemie profitieren.

      Der Start ins Geschäftsjahr 2020/21 gestaltete sich für den Geschäftsbereich Automotive Components (Automobilkomponenten) unter durchwegs schwierigen Rahmenbedingungen. Der Einbruch der Verkaufszahlen als Folge von COVID-19 veranlasste die OEMs (Original Equipment Manu­facturer), ihre Autowerke in Europa und Nord­amerika für einige Wochen komplett stillzulegen. Dementsprechend wurden die Automobilkomponentenwerke der voestalpine in Europa und Nordamerika für etwa eineinhalb Monate herunter­gefahren. Ausgenommen waren jene Betriebe, deren Fokus auf dem Ersatzteilgeschäft liegt. Betroffene Mitarbeiter wurden zur Kurzarbeit bzw. zu ähnlichen Modellen angemeldet. Als Ende ­April 2020 die Autohersteller in Europa die Produk­tionsanlagen wieder schrittweise hochfuhren, ­erholte sich die Auslastung der europäischen Standorte im Bereich Automotive Components sukzessive. Kurz darauf starteten auch die OEMs in den USA und Mexiko ihre Autowerke, wobei die Hochlaufkurven dort steiler als in Europa ­aus­fielen. Da COVID-19 in China um einige ­Wochen früher ausbrach, waren die chinesischen Standorte des Geschäftsbereiches Automotive Components schon im 4. Quartal des voran­ge­gangenen Geschäftsjahres vom Einbruch der Nachfrage betroffen. Im 1. Quartal 2020/21 belebten sich die Auftragseingänge in China bereits wieder. In den Folgequartalen wirkte sich auch im Rest der Welt die zunehmende Erholung der weltweiten Autoabsatzzahlen positiv auf die ­Fertigungszahlen der OEMs aus. Dementsprechend verbesserte sich die Auslastung der Automobilkomponentenwerke der voestalpine bis zum Ende des Kalenderjahres 2020 kontinuierlich. Im 4. Quartal des Berichtsjahres erhöhte sich die Volatilität der Abrufe von Seiten der OEMs wieder etwas. Versorgungsengpässe bei Halbleitern, von denen die Autohersteller in unterschiedlichem Ausmaß betroffen waren, führten zu Schwankungen in der Produktion. Neben den Herausforderungen durch COVID-19 kam es in den vergange­nen Jahren auch zu einer strukturellen Veränderung insbesondere im exportorientierten Premiumsegment. Diese Hersteller haben zunehmend Produktionsbetriebe in ihren Wachstumsmärkten aufgebaut, womit es zu einer Konsolidierung der Fertigung in Deutschland kam. Zusätzlich kam es auch zu verstärkten Insourcing-Strategien auf Seiten der OEMs. Der Geschäftsbereich Automotive Components reagierte auf diese Entwicklung mit der Redimensionierung einzelner Standorte.

      Einen starken Aufwärtstrend im Geschäftsjahr 2020/21 verzeichnete der Geschäftsbereich ­Tubes & Sections (Rohre & Profile). Die Bedingungen zu Beginn des Geschäftsjahres waren hier etwas ­weniger herausfordernd als bei Automotive Components. Während sich anfangs das Umfeld aus der Nutzfahrzeug- sowie der Automobilindustrie noch schwierig gezeigt hatte, sorgten solide ­Auftragseingänge für Rohre und Profile aus dem boomenden Onlinehandel für leichte Entspannung. Mit zunehmender Fortdauer des Geschäftsjahres erholten sich auch andere wesentliche Kundensegmente des Bereiches Tubes & Sections. So verbesserte sich das Umfeld in der Bauindustrie zusehends, nachdem im 1. Quartal aufgrund von COVID-19-Projekte teilweise verschoben ­worden waren. Die positive Entwicklung in der Baubranche beschleunigte auch den Aufwärtstrend in der Nutzfahrzeugindustrie. Bei Lieferungen von sicherheitsrelevanten Rohrkomponenten für die Automobilindustrie gestaltete sich die Erholungskurve im Vergleich zu Automotive Components etwas flacher. Das liegt vor allem daran, dass diese Produkte an die globale Autozulieferindustrie versendet werden und sich die Belebung durch Lagereffekte etwas verzögerte. Positive Impulse gingen für den Bereich Tubes & Sections auch vom Anziehen der Bestellungen aus der Solar­industrie im Verlauf des Geschäftsjahres aus. Was die regionale Entwicklung betrifft, so konnten die kontinentaleuropäischen Standorte von Quartal zu Quartal eine verbesserte Buchungslage ausweisen. Deutlich verhaltener zeigte sich die Entwicklung in Großbritannien, wo sich die Brexit-Effekte negativ auf das wirtschaftliche Umfeld auswirkten. In den USA konnte die Hochkonjunktur im Onlinehandel die wegbrechenden Lieferungen in der Flugzeugindustrie kompensieren. Während sich die Gesundheitskrise in Brasilien infolge von COVID-19 zuspitzte, gestaltete sich das ökonomische Umfeld auf dem größten südamerikanischen Markt deutlich positiver. In China wiederum entwickelten sich die wirtschaftlichen Bedingungen im Berichtsjahr nach rigorosen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weitgehend unbeeinflusst von COVID-19.

      Wenngleich die Folgen der Pandemie deutlich spürbar waren, wies der Geschäftsbereich ­Precision Strip (Präzisionsstahlbänder) zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 eine vergleichsweise zufriedenstellende Tendenz auf. Mit ein Grund ­waren vorgezogene Bestellungen einiger Kunden angesichts der Befürchtung, dass es aufgrund der Lockdowns zu Versorgungs­problemen kommen ­könnte. Vielfach blieben die Abrufe in wesentlichen Branchen, wie z. B. der Autozulieferindustrie, der Sägeindustrie oder der Papier- und Druckindustrie, jedoch unter Normalniveau. Eine spürbare Er­holung bei den Bestelleingängen setzte erst im Herbst ein. Markant zeigte sich das verbesserte Umfeld in der Sägeindustrie in den USA, nachdem die Nachfrage nach Sägebandstahl in dieser Region zu Beginn des Geschäftsjahres eingebrochen war. Hier machte sich nach dem ­Sommer eine deut­liche Entspannung bemerkbar. Im 4. Quartal bewegten sich die Aufträge bereits über dem Vorkrisenniveau. Auch in Europa und China profitierte der Geschäftsbereich Precision Strip von einer zunehmenden Erholung der Absatzmärkte im Verlauf des Geschäftsjahres.

      Das Wachstum des Internethandels hat unter COVID-19 noch weiter an Dynamik gewonnen. Von der damit verknüpften Nachfrage nach auto­matisierten Lagersystemen konnte der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions (Regalsysteme) stark profitieren. Zum Höhepunkt der Lockdowns in Europa im Frühjahr 2020 bewegten sich die Auftragseingänge auf Rekordniveau. Die Abwicklung laufender Projekte verzögerte sich jedoch im 1. Quartal des Berichtsjahres leicht aufgrund der logistischen Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres und mit der zunehmenden Lockerung der Pandemieauflagen gewann das Geschäft wieder stark an Momentum. Neben dem Hauptmarkt Europa wurden die Aktivitäten vermehrt auch auf den nordamerikanischen Markt ausgedehnt. Der hohe Auftragsstand mit Ende März 2021 sichert bereits eine ausgezeichnete Auslastung der Standorte für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22.

      Volatilität
      Intensität der Kursschwankungen von Aktien und Devisen bzw. der Preisänderungen von Massengütern im Vergleich zur Marktentwicklung.