1.848,5 Mio. Tonnen Rohstahl wurden laut offizieller Statistik des Weltstahlverbandes im Kalenderjahr 2019 weltweit produziert, davon nur ein Teil durch Recycling mithilfe von Elektrolichtbogenöfen aus Stahlschrott. Die überwiegende Menge wurde auf Basis der Hochofentechnologie unter Verwendung der Hauptrohstoffe Eisenerz und Koks hergestellt. Damit bilden diese beiden Materialien auch die wesentlichen Einsatzstoffe für die Steel Division und die Metal Engineering Division.
Eisenerz
Bei Eisenerz nahmen die Preise 2019 verglichen mit dem Vorjahr eine sehr volatile Entwicklung auf hohem Niveau. 2018 bewegte sich der Spotmarktpreis (CFR China) großteils noch in einer Bandbreite zwischen 65 und 75 USD je Tonne. Der deutliche Anstieg der Preise zu Jahresbeginn 2019 auf etwa 90 USD je Tonne war wesentlich auf den Dammbruch einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais zurückzuführen. Aus Sicherheitsgründen musste die Produktion in weiteren Minen des betroffenen Unternehmens vorübergehend eingestellt werden. Zusätzlich verminderten starke Unwetter in Australien temporär das weltweite Angebot. Dass die Eisenerzpreise zu Beginn des voestalpine-Geschäftsjahres 2019/20 weiter anzogen, lag aber auch an der unerwartet hohen Nachfrage aus China.
Global hingegen waren die Stahlhersteller 2019 in vielen Ländern als Folge des zunehmenden Protektionismus mit sinkender Nachfrage konfrontiert. In China – mit einem Marktanteil von über 50 % der mit Abstand gewichtigste Anbieter – profitierten die Stahlhersteller vom Rückenwind konjunkturstützender Maßnahmen der Regierung. Im Juli 2019 erreichte der Spotmarktpreis mit einem Niveau von zirka 120 USD einen Wert, der zuletzt 2014 zu sehen war. Mit Anfang August fielen die Preise sprunghaft angesichts sich erholender Kapazitäten auf der Minenseite sowie einer etwas gebremsten Erwartungshaltung im Hinblick auf die weitere Nachfrage in China wieder auf unter 100 USD. Der Großteil des Angebots an Eisenerz kommt aus Australien und Brasilien. Damit sind der zweitgrößte Rohstoffmarkt weltweit nach Erdöl und der wichtigste Rohstoff für die Stahlproduktion im Wesentlichen auf zwei Länder konzentriert.
Im restlichen Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 zeigten sich die Eisenerzpreise weniger volatil und schwankten in einem Korridor von etwa 80 bis 95 USD je Tonne. Selbst die Ausbreitung von COVID-19 in China ließ die Erzpreise Ende Jänner 2020 nur kurzfristig abstürzen.
Nicht nur beim Basisprodukt Feinerz, sondern auch bei den qualitativ höherwertigen Eisenerzpellets erhöhten sich die Preisaufschläge durch den Dammbruch in Brasilien Anfang 2019 markant. Im Laufe des Geschäftsjahres 2019/20 löste sich die Verknappung des Angebots zusehends auf, was in der Folge zu rückläufigen Preisen auf den Spotmärkten führte.
Koks
Hergestellt aus metallurgischer Kokskohle dient Koks sowohl als Energielieferant als auch als Reduktionsmittel, indem er dem Eisenerz Sauerstoff entzieht. Zu Beginn des Geschäftsjahres 2019/20 stand der Preis für Kokskohle mit knapp über 200 USD pro Tonne (FOB Australien) in etwa auf dem Durchschnittsniveau des vorhergehenden Geschäftsjahres. Als der Eisenerzpreis im Juli 2019 den Peak erreichte, befand sich der Preis für Kokskohle bereits in einem Abwärtstrend. Er schwächte sich gegen Ende des Kalenderjahres sukzessive auf 135 USD ab. Dass der Preistrend bei Kokskohle zum Teil konträr zu jenem bei Eisenerz verlief, hat mehrere Ursachen. So ist die Dominanz Chinas an den internationalen Märkten bei Kokskohle geringer ausgeprägt. Auch kam es im Geschäftsjahr 2019/20 zu keinen bedeutenden wetterbedingten Ausfällen auf der Angebotsseite. Darüber hinaus wurden chinesische Stahlwerke durch zuwachsende mongolische Exporte versorgt. Erst im 4. Geschäftsquartal 2019/20 kam es zu einer schrittweisen Erholung des Kokskohlepreises auf knapp über 160 USD per Ende März 2020.
Stahlschrott
Hochqualitativer Schrott wird in der Steel Division und der Metal Engineering Division ergänzend zu Roheisen eingesetzt. Daneben bildet er die Hauptrohstoffbasis für die Edelstahlproduktion in den Elektrolichtbogenöfen der High Performance Metals Division. Die Preisentwicklung bei Stahlschrott verlief in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2019/20 ebenfalls tendenziell rückläufig und damit zum Teil konträr zu jener von Eisenerz. Kostete hochwertiger Schrott zu Geschäftsjahresbeginn noch 285 EUR je Tonne (Sorte E3, Deutschland), fiel der Preis im Oktober 2019 auf unter 210 EUR. In der Folge setzte eine stufenweise Erholung ein. Mit Ende des Geschäftsjahres bewegte sich der Preis für hochwertigen Stahlschrott bei etwa 235 EUR je Tonne.
Legierungen
Legierungen bilden einen wesentlichen Kostenfaktor in der High Performance Metals Division. Sie werden darüber hinaus im Stahlwerk als Ergänzungen zu Roheisen und Schrott für die Herstellung von höchstqualitativen Stahlsorten benötigt. Die für die High Performance Metals Division als Kostenträger bedeutendste Legierung Nickel verzeichnete im Geschäftsjahr 2019/20 eine sehr volatile Entwicklung. Zu Beginn des Geschäftsjahres lag der Preis für eine Tonne Nickel noch bei etwa 13.000 USD. Die Ankündigung der Regierung von Indonesien als weltgrößter Nickelproduzent, ab Anfang Jänner 2020 ein Ausfuhrverbot für den Rohstoff zu verhängen, trieb den Preis im September 2019 bis auf zirka 18.300 USD. Als Konsequenz sinkender Edelstahlnachfrage sowie der Erwartung auf zuwachsende Förderraten anderer Länder fiel der Wert von Nickel kontinuierlich. Per Ende März 2020 bewegte sich der Nickelpreis mit etwa 11.200 USD pro Tonne sogar deutlich unter dem Anfangsniveau des Geschäftsjahres.
Bei Zink zeigte die Preisentwicklung im Berichtszeitraum einen Rückgang um rund 40 % von zirka 3.000 USD pro Tonne auf etwa 1.850 USD. Auch die Preisverläufe von Molybdän, Chrom und Vanadium waren im Geschäftsjahr 2019/20 durch eine signifikante Abschwächung geprägt.
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