Marktumfeld und Geschäftsverlauf

Das wirtschaftliche Umfeld für die High Performance Metals Division trübte sich im Geschäftsjahr 2019/20 deutlich ein. Erst mit Beginn des Kalenderjahres 2020 zeigte sich eine leichte Stabilisierung auf niedrigem Niveau. In den letzten Wochen des Geschäftsjahres kam es aufgrund der COVID-19-Pandemie zu einem neuerlichen Rückgang der Nachfrage, der in einzelnen Sektoren gravierend ausfiel.

Während sich die Nachfrage nach Sonderwerkstoffen für die Öl- und Gasindustrie beziehungsweise den Luftfahrtsektor bis zum 3. Quartal positiv gestaltete, war das Produktsegment Werkzeugstahl bereits zu Beginn des Geschäftsjahres rückläufig. In diesem Segment wurde eine Kombination an negativen Einflüssen wirksam: Indem die Automobilindustrie den Fokus ihrer Investitionen auf alternative Antriebskonzepte umgestellt hat, reduzierte sich die Anzahl neuer Fahrzeugmodelle und damit die Nachfrage nach Werkzeugstahl. Ebenfalls dämpfend in der Berichtsperiode wirkte die Abschwächung der Konsumgüterindustrie. Die Markteintrübung macht sich nun auch bei den Premiumprodukten bemerkbar, deren Absatz unter dem des Vorjahres liegt.

Uneinheitlich präsentierte sich die Nachfrage in der Öl- und Gasindustrie. Trotz des Rückganges der Explorationstätigkeit erzielte die Division in den ersten drei Geschäftsquartalen weiterhin Wachstum. Im 4. Quartal 2019/20 hat der sinkende Ölpreis den Markt aber einbrechen lassen. Anti-Dumping-Aktivitäten in den USA generieren zusätzliche Unsicherheiten für das kommende Geschäftsjahr.

Ähnlich wie der Öl- und Gassektor hat sich auch der Absatz im Bereich Luftfahrt in den ersten drei Quartalen des Berichtsjahres positiv entwickelt. Im 4. Quartal 2019/20 zeigten sich zunächst die Bauteilabrufe für den Flugzeugtyp 737 MAX stark rückläufig. Mit der globalen Ausbreitung von COVID-19 gegen Ende des Berichtszeitraums sind die Abrufe weiter zurückgegangen.

Auch in der regionalen Betrachtung bot das Geschäftsjahr 2019/20 ein uneinheitliches Bild. In Europa entwickelte sich die rückläufige Nachfrage für Werkzeugstahl am Automobilsektor vor allem in Deutschland zu einem herausfordernden Marktumfeld. Zusätzlich führte die erhöhte Intensität des Wettbewerbs zu stark steigendem Preisdruck. Gut entwickelt haben sich in Europa hingegen die Öl- und Gasindustrie mit Orderaktivitäten über das Vorjahr und die Luftfahrtindustrie. Beide Sektoren zeigten allerdings gegen Ende der Berichtsperiode Abschwächungstendenzen infolge der COVID-19-Pandemie. Als nur geringfügig hingegen erwiesen sich bisher negative Auswirkungen, die dem Brexit zuzurechnen sind.

In den USA sah sich die Division im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einer Reihe von widrigen Bedingungen konfrontiert. Anti-Dumping-Sanktionen sowie Section 232-Schutzzölle veränderten das Kaufverhalten am US-Markt zunehmend. Der Markt für die Öl- und Gasindustrie entwickelte sich entgegen dem allgemeinen Marktrend weiterhin leicht positiv, ehe er Anfang März mit der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie infolge des Ölpreisverfalls stark einbrach.

In Brasilien, dem größten Markt Südamerikas, hat sich das Wirtschaftsklima verbessert. Der niedrige Wechselkurs des brasilianischen Real zum US-Dollar stärkte zudem die lokale Industrie im Bereich des Exports. Davon konnte auch das brasilianische Edelstahlwerk der Division profitieren. Nach wie vor schwierig gestaltete sich die Situation in Argentinien, wobei der Geschäftsbereich auch hier ein Wachstum verzeichnen konnte.

In China musste sich die High Performance Metals Division im Geschäftsjahr 2019/20 auf erschwerte Marktbedingungen einstellen. Nach den verhaltenen ersten beiden Geschäftsquartalen hellte sich das Marktklima in der Folge etwas auf, ehe im Zuge der COVID-19-Pandemie verbreitete Produktionsschließungen im Februar 2020 zu stark rückläufigen Abfragen führten. Bereits im Folgemonat März war allerdings wieder eine Normalisierung der Nachfrage zu beobachten. In zahlreichen anderen Ländern Asiens wirkte sich COVID-19 zeitlich verzögert aus. Bis Februar 2020 war die Stimmung positiv, im März verminderten sich die Orderaktivitäten jedoch signifikant.

Für die High Performance Metals Production brachte das Geschäftsjahr 2019/20 eine deutlich niedrigere Auslastung. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die geringere Nachfrage und den Lagerabbau innerhalb der Wertschöpfungskette. Auch die Kernanlagen für Premiumprodukte waren davon betroffen. Die Entwicklung im Bereich Luftfahrt und in der Öl- und Gasindustrie wirkte sich insgesamt positiv auf die Auslastung von Fertigungskapazitäten aus, konnte allerdings den Rückgang der Nachfrage im Segment Werkzeug- und Schnellarbeitsstahl nicht kompensieren. Besonders intensiv war davon der deutsche Standort Buderus betroffen. Neben der rückläufigen Dynamik bei Werkzeugstahl sah sich der Standort auch mit sinkender Nachfrage nach Spezialschmiedestücken für schwere Nutzfahrzeuge konfrontiert. Vor diesem Hintergrund wurden bei Buderus Edelstahl Sanierungsmaßnahmen im größeren Umfang eingeleitet. Hinzu kamen ab Mitte März 2020 mit der COVID-19-Krise massive Anpassungen der Kapazität. Insbesondere waren das Kurzarbeit, Überstundenreduktionen, der Abbau von Leihmitarbeitern und Investitionskürzungen, um die Kosten an die geänderten Marktbedingungen anzupassen.

Der Geschäftsbereich Value Added Services war im Geschäftsjahr 2019/20 von der weltweiten Marktschwäche in der Automobilindustrie sowie von den globalen protektionistischen Tendenzen negativ betroffen. Die Strategie der Differenzierung durch ein breites Serviceportfolio und den Ausbau des Serviceangebots wurde im Berichtszeitraum plangemäß fortgesetzt. Optimierungen der Abläufe im Vertriebsprozess und gezielt gesetzte Schwerpunkte in der Digitalisierung wirkten maßgeblich unterstützend. Der globale Ausbau der additiven Fertigung von Bauteilen mittels 3D-Druckes in Europa, Nordamerika und Asien wurde weiter fortgesetzt. Damit strebt die voestalpine auch bei dieser Zukunftstechnologie eine führende Marktposition an. Die Vernetzung der lokalen additiven Fertigungszentren mit der eigenen Pulverherstellung in den Werken in Kapfenberg, Österreich, und Hagfors, Schweden, dient der Absicherung der Technologieführerschaft über die gesamte Prozesskette. Neben den Druck- und Entwicklungszentren in Deutschland, Taiwan, Singapur, Kanada und USA konnten die ersten Standorte in China (Dongguan und Shanghai) in Betrieb genommen werden. Ab Anfang März 2020 kamen vor dem Hintergrund von COVID-19 auch in diesem Segment massive Kostensenkungsmaßnahmen beziehungsweise Kapazitätsanpassungen in allen Regionen zur Umsetzung. Nur in China war gegen Ende des Geschäftsjahres eine Verbesserung des Marktumfeldes in Richtung einer Normalisierung absehbar.


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Die voestalpine bekennt sich zu den globalen Klimazielen und arbeitet intensiv an Technologien zur Dekarbonisierung und langfristigen Reduktion ihrer CO2-Emissionen. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,2 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 49.000 Mitarbeiter.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
49.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2019/20

€ 12,7 Mrd.

Umsatz

€ 1,2 Mrd.

EBITDA

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