Marktumfeld und Geschäftsverlauf

Die nachlassende Dynamik für die Metal Forming Division zeichnete sich bereits in der 2. Hälfte des vorangegangenen Geschäftsjahres ab und hat sich in den ersten Quartalen 2019/20 fortgesetzt. Besonders die letzten beiden Monate im Kalenderjahr 2019 waren durch eine stark geschwächte Nachfrage in den beiden großen Geschäftsbereichen Automotive Components sowie Tubes & Sections geprägt. Erst zu Beginn des 4. Geschäftsquartals verbesserte sich die Stimmung durch die Wiederauffüllung der Kundenläger. Gegen Ende des Geschäftsjahres 2019/20 traten in wesentlichen Kundenbranchen Produktionskürzungen, zum Teil auch temporäre Stilllegungen von Anlagen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Kraft. Damit war der Aufwärtstrend jäh unterbrochen. Als Reaktion auf die Nachfrageschwäche wurden an vielen europäischen Standorten Arbeitnehmer zu Kurzarbeit angemeldet sowie Programme zur Kostensenkung weiter intensiviert. Die volatile Entwicklung im aktuellen Berichtszeitraum war in den einzelnen Geschäftsbereichen durchaus unterschiedlich ausgeprägt.

Der Bereich Automotive Components (Automobilkomponenten) war im aktuellen Geschäftsjahr mit rückläufigen Produktionszahlen der Automobilkunden in Europa konfrontiert. Mit rund 15 Mio. verkauften Pkws entwickelten sich die Absatzzahlen in der Europäischen Union im Kalenderjahr 2019 auf stabil gutem Niveau. Allerdings verlegten deutsche Automobilhersteller die Produktion in den letzten Jahren zunehmend in außereuropäische Länder. Insofern erweist sich die Strategie des Geschäftsbereiches, Standorte in China, Südafrika, USA und Mexiko aufzubauen, als zielführend, um Kunden vor Ort mit hochqualitativen Komponenten (unter anderem auch aus den eigenen Werken in Europa) zu beliefern. Bei einem dieser Werke in Cartersville, Georgia, USA, kam es jedoch zu stark erhöhten Anlaufkosten mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Ergebnisse. Mithilfe der eingeleiteten Maßnahmen konnte die Effizienz des US-Standortes im Laufe des Berichtszeitraums kontinuierlich erhöht werden. Gegen Ende des Geschäftsjahres 2019/20 wurde die Herstellung von Autokomponenten in Cartersville für einige Wochen eingestellt, da auch die OEMs (Original Equipment Manufacturer) wegen der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie ihre Produktionsanlagen heruntergefahren hatten. Auch in Europa legten die Hersteller in der Automobilindustrie angesichts der Pandemie etwa zeitgleich die Produktion still. Gerade zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Abrufe der Kunden nach den Weihnachtsferien wieder zu erholen begonnen. Der Bereich Automotive Components reagierte auf die stark reduzierte Auslastung mit Anpassungen der Kapazität und der Anmeldung von Mitarbeitern zur Kurzarbeit. China war als erstes Land von COVID-19 betroffen und damit auch die dortige Automobilindustrie. Die Zentralregierung weitete die Werksferien, die traditionell mit Beginn von „Chinese New Year“ starten, auf mehrere Wochen aus. Nach dem Lockdown belebte sich die Pkw-Nachfrage, daher wurde die Auslastung der Werke schrittweise erhöht.

Auch im Geschäftsbereich Tubes & Sections (Rohre & Profile) stellt die Automobilindustrie ein bedeutendes Kundensegment dar. Dabei werden neben Profilen für die Nutzfahrzeugindustrie auch Sicherheitskomponenten für die globale Autozulieferindustrie hergestellt. In der Nutzfahrzeugindustrie war aber der Auftragseingang über den gesamten Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 schwach. Die Nachfrage nach sicherheitsrelevanten Bauteilen verringerte sich durch den signifikanten Absatzrückgang von Volumenherstellern, insbesondere chinesischer Automarken, bereits ab Herbst 2018 und blieb über den gesamten Zeitraum des Geschäftsjahres 2019/20 auf niedrigem Niveau.

Der spätzyklische Bausektor entwickelte sich in Europa auf gutem Niveau, während der Auftragseingang aus der Baumaschinenindustrie bereits rückläufig war. In den USA war der Geschäftsverlauf im Bereich Tubes & Sections durch eine deutlich bessere Stimmung gekennzeichnet. Die Basis dafür bildete die sehr zufriedenstellende Auftragslage aus der Lagertechnik, dem Landmaschinenbereich sowie der Luftfahrtindustrie. In Brasilien stützte sich die Erholung des Geschäftsbereiches im Geschäftsjahr 2019/20 auf eine konsequente Marktbearbeitung in einem volkswirtschaftlich insgesamt wenig stabilen Umfeld. Ähnlich wie bei Automotive Components wurde der Aufwärtstrend mit Beginn des Kalenderjahres 2020 durch die weltweite Ausdehnung von COVID-19 eingebremst. Jedoch war Tubes & Sections bisher nicht im selben Ausmaß vom Einbruch der Nachfrage betroffen.

Der Geschäftsbereich Precision Strip (Präzisionsbänder) konnte im Geschäftsjahr 2019/20 trotz Rückganges der Nachfrage eine weitgehend zufriedenstellende Entwicklung vorweisen, wenngleich die Margen und somit die Profitabilität etwas schwächer ausfiel als in der Boomphase der vergangenen Jahre. In China hat sich die Ordertätigkeit im Geschäftsjahresverlauf auf einem etwas niedrigeren Niveau eingependelt. In den USA zeigte das eingetrübte Geschäftsklima bereits Auswirkung im Bereich Sägenbandstahl. In Europa kühlte die Nachfrage nach Bandstahlprodukten im Vergleich zu den übrigen Regionen am stärksten ab. Hier waren vor allem die Produkte Bimetall, Sägenbandstahl und Rasierklingenstahl am stärksten betroffen.

So wie in den vergangenen Jahren profitierte der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions (Regalsysteme) auch im aktuellen Geschäftsjahr von einer ungebrochen robusten Projekttätigkeit bei Hochregallagern sowie Lagersystemen. Die wachsende Bedeutung von E-Commerce hat den Bedarf für komplexe Lagerlogistik angekurbelt. Der Geschäftsbereich konnte 2019/20 zahlreiche Projekte für den Onlinehandel erfolgreich verwirklichen. Neben den angestammten Märkten in Europa bietet Nordamerika zunehmend Perspektiven für automatisierte Lagertechnik. Im Unterschied zu den anderen drei Geschäftsbereichen der Metal Forming Division kam es bei Warehouse & Rack Solutions zu keiner verminderten Auslastung der Kapazitäten infolge von COVID-19. Es wird sogar erwartet, dass die Pandemie die Nutzung von E-Commerce – und damit auch den Bedarf an effizienten Lagersystemen – noch weiter beschleunigen wird.


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Die voestalpine bekennt sich zu den globalen Klimazielen und arbeitet intensiv an Technologien zur Dekarbonisierung und langfristigen Reduktion ihrer CO2-Emissionen. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,2 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 49.000 Mitarbeiter.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
49.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2019/20

€ 12,7 Mrd.

Umsatz

€ 1,2 Mrd.

EBITDA

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