Innovations-, Technologie- und Qualitätsführerschaft bilden Kernelemente einer nachhaltigen Unternehmensstrategie. Daraus leitet sich der Stellenwert von Forschung & Entwicklung (F&E) als Teil des Geschäftsmodells des voestalpine-Konzerns ab. Die kontinuierliche Entwicklung neuer Produkte und Produktionsprozesse ist für ein technologiegetriebenes Unternehmen wie die voestalpine essenziell, um im Wettbewerb Vorteile zu erzielen und am Markt weiterhin erfolgreich zu sein. Somit sind es Innovationen, die die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern.
Aufwendungen
Die Forschungsausgaben des voestalpine-Konzerns sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Der Ist-Aufwand von 174,4 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2019/20 sowie das Budget von 186,9 Mio. EUR für das Geschäftsjahr 2020/21 spiegeln die hohe Bedeutung von F&E im Konzern wider.
Forschungsaufwendungen des voestalpine-Konzerns
Mio. EUR, Brutto-F&E-Aufwendungen (ohne F&E-Anlageninvestitionen)
Organisationsstruktur Forschung und Entwicklung
Organisation und Schwerpunkte
Die Forschung und Entwicklung im voestalpine-Konzern ist dezentral organisiert. Das bringt Nähe zum jeweiligen Betrieb und den Experten ebenso wie zu den Kunden und zum Markt. Die zentrale Gesamtsteuerung wiederum sichert die Effizienz dieses globalen Netzwerkes von mehr als 70 Standorten im Hinblick auf die Forschung und Entwicklung. Für den Austausch von Wissen und zur Nutzung von Synergiepotenzialen werden diverse Formate genutzt: Im Research Committee erfolgen der Abgleich sowie der Informationsaustausch zwischen den F&E-Leitern. Konzernprojekte verknüpfen die vorhandene Expertise quer über die Divisionen. F&E-Expertencluster bieten Plattformen für Forscher, sich zu einem bestimmten Thema auszutauschen. Bewährt hat sich dabei die Synergieplattform als jährliche konzerninterne Konferenz: Begleitet von international renommierten externen Experten dient sie neben dem Know-how-Transfer auch der Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen und Netzwerken.
Die Schwerpunkte der F&E-Tätigkeit liegen in den technologieintensiven Branchen Mobilität und Energie. Damit sind die umsatzstärksten Branchen in der voestalpine bezeichnet und zugleich jene, die vorrangig vom Wandel hin zu ressourcenschonenden, nachhaltigen Konzepten geprägt sind.
Eben dieser Wandel stand im Fokus der diesjährigen voestalpine-Synergieplattform. Expertenreferate zu Klimawandel, Nachhaltigkeit, Transformation des Energiesystems und Elektromobilität lieferten akzentuierte Informationen, Denkanstöße und Diskussionen. Vor allem das vielgestaltige Feld der Mobilität von der Automobiltechnologie über die Bahn bis zur Luftfahrt profiliert sich als ein Innovationstreiber für den gesamten Konzern.
Automotive
Hoch- und höchstfeste Stähle, pressgehärtete sowie „high ductility“-Stähle mit erhöhter Umformbarkeit bei höchsten Festigkeiten: Entwicklungen wie diese eröffnen neue Dimensionen für den Leichtbau in der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie. Perspektiven und Ziele sind weit gefasst: verringerter Treibstoffverbrauch und damit die Reduktion von Emissionen bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, weniger Fahrten von Nutzfahrzeugen durch die mögliche höhere Zuladung, aber auch die Verlängerung der Reichweite bei batteriebetriebenen Fahrzeugen. Die Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte hat dahingehend bereits nennenswerte Fortschritte gebracht: etwa der Spezialstahl CP1400HD für die Kaltumformung im Automobilbau mit höchster Festigkeit sowie alform1300x-treme® für anspruchsvollste Anforderungen im Mobilkranbau.
Bahnsysteme
Im Bereich Bahnsysteme liegt der F&E-Fokus in der maximalen Verfügbarkeit des Bahnfahrweges, in der weiteren Erhöhung der Sicherheit und in der gleichzeitigen Senkung von Ressourcen- und Energieeinsatz. Die Weiterentwicklung des Schienenwerkstoffes zu verschleißresistenten Stahlgüten bildet dabei ein Kernziel. Mit der 340 Dobain® HSH® wurde eine Schiene entwickelt, die verschleißbedingte Verformungen an der Oberfläche auf ein Minimum reduziert. Diese Schienengüte ist unter anderem bereits im Eurotunnel sehr erfolgreich im Einsatz.
Neben der Schienengüte markiert die Weiterentwicklung der Weichensysteme einen Schwerpunkt der voestalpine in der Bahntechnologie. Im Mittelpunkt stehen dabei Systeme, die rollendes Material, ortsfeste Anlagen und Umweltbedingungen überwachen und diagnostizieren. Sie ermöglichen es, veränderte Zustände frühzeitig zu erkennen und erlauben es, über eine vorausschauende Wartung Sicherheit und Verfügbarkeit im Bahnverkehr zu steigern. Für die weitere Entwicklung dieser Systeme ist der zunehmende Einsatz der Digitalisierung von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist auch die Beteiligung der voestalpine am Kompetenzzentrum „Virtual Vehicle“ zu sehen: Hier wird mit modernsten Modellierungs- und Simulationsmethoden daran gearbeitet, die Fahrzeugentwicklung zeitlich zu beschleunigen und noch wirtschaftlicher zu gestalten. Ziel ist der rasche und effiziente Technologietransfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte.
Industrial Systems
Die erfolgreiche Einführung neuer Produkte verzeichnete auch der Bereich Industrial Systems, darunter mit VAtitan-TC® eine Rohrgewindeverbindung für extrem hohe Drehmomente zum Einsatz in abgelenkten Schiefergasbohrungen. Eine neu entwickelte Fülldrahtelektrode garantiert die porensichere Positionsverschweißbarkeit von Nickelblechen für die Anwendung im Flüssiggasbereich. Unter Nutzung der neuen Forschungsinfrastruktur am Standort Donawitz, Österreich, konnte eine neue Drahtlegierung für Setznagelanwendungen sehr effizient und direkt auf das Kundenbedürfnis abgestimmt zur Marktreife gebracht werden.
Sonderwerkstoffe und Werkzeugbau
Im Bereich der Sonderwerkstoffe gelang die Entwicklung einer neuen Stahllegierung für die Premiumuhrenherstellung, die besonders hautverträglich und dabei abriebfest ist.
Die junge Technologie des Metal Additive Manufacturing ermöglicht die Herstellung von Werkzeugen, die in mehrfacher Hinsicht Nachhaltigkeit beweisen. Die an den jeweiligen Einsatz optimal angepasste Konstruktion erhöht die Lebensdauer des Werkzeuges wesentlich und reduziert die Ausschussquote. Sämtliche Verfahrensschritte von der Metallpulverherstellung über Design und Konstruktion bis zur eigentlichen additiven Fertigung und zur Nachbearbeitung werden von voestalpine entwickelt und durchgeführt.
E-Mobilität und Dekarbonisierung
Bei der Ausstattung von E-Fahrzeugen gelang es, mit einer Batteriekastenabdeckung eine komplexe Komponente in die Serienproduktion zu überführen. Vorausgegangen waren dem eine langjährige Entwicklungskooperation mit dem Kunden und die Verknüpfung vorhandener Werkstoff- und Fertigungskompetenz im voestalpine-Konzern.
Für das sogenannte „zweite Leben“ von Fahrzeugakkumulatoren, also die Nachnutzung in Speicherparks, bietet voestalpine eine Lösung in Form von hochqualitativen Lagerkonstruktionen. Diese werden den hohen Anforderungen an Konnektivität, stabile Umgebungstemperatur und Brandschutz vollumfänglich gerecht.
Zukunftweisende Akzente setzt voestalpine im Hinblick auf die schrittweise Dekarbonisierung der Stahlproduktion. Über die Brückentechnologie der Direktreduktion auf Erdgasbasis soll längerfristig Wasserstoff als Reduktionsmittel eingesetzt werden. Der Wasserstoff muss nachhaltig, das heißt aus Wasser und mit erneuerbaren Energien, erzeugt werden. Um dieses technologische Potenzial in der Stahlindustrie zu erforschen, wurde am Standort Linz eine Wasserstoff-Elektrolyseanlage gebaut und erfolgreich in Betrieb genommen. Eine alternative, direkte Technologie der Stahlherstellung mittels Wasserstoffplasmas wird im Grundlagenprojekt „SuSteel“ am Standort Donawitz, Österreich, erforscht.
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