Die Preise der für die Stahlproduktion auf Hochofenbasis wichtigsten Einsatzstoffe Eisenerz und Kohle bewegten sich im Geschäftsjahr 2018/19 auf einem im Zeitverlauf steigenden und vor allem gegen Ende herausfordernden Niveau. Bei Eisenerz, dem wichtigsten Rohstoff für diese Verfahrensroute, notierten die Spotmarktpreise in den ersten drei Quartalen 2018/19 in einer Bandbreite zwischen 65 und 75 USD je Tonne (CFR China) und waren damit weniger volatil als in vorangegangen Geschäftsjahren. Getragen wurde die insgesamt aber robuste Entwicklung des Eisenerzpreises von einem merkbaren Anstieg der Stahlproduktion in China, das mit einem Anteil von über 50 % der weltweiten Stahlherstellung eine beherrschende globale Position einnimmt. Da die chinesische Eigenversorgung mit Eisenerz in den letzten Jahren aus qualitativen Gründen sukzessive verringert wurde, importiert China mittlerweile über 1 Mrd. Tonnen Eisenerz pro Jahr auf dem Seeweg. Ein solider Stahlpreis am Heimmarkt und Umweltgründe taten ein Übriges, um verstärkt auf höherwertiges Eisenerz aus Australien und Brasilien zu setzen. Angesichts dieser günstigen Nachfragesituation war trotz eines weiteren Kapazitätsausbaus der großen Minenbetreiber in diesen Ländern das Kalenderjahr 2018 durch ein weitgehendes Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf der Erzseite gekennzeichnet. Diese Ausgewogenheit fand zu Jahresbeginn 2019 durch einen Dammbruch in einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, der eine humanitäre und ökologische Katastrophe auslöste, ein jähes Ende. Aus Sicherheitsgründen wurde der Betrieb weiterer Minen des betroffenen Unternehmens mit ähnlicher Bauweise stillgelegt, womit nach Expertenmeinung zumindest vorübergehend Eisenerzkapazitäten im Ausmaß von – auf Jahresbasis – an die 100 Mio. Tonnen aus dem Markt genommen wurden. Verschärft wurde die Situation im März 2019 durch einen Zyklon in Westaustralien, der die Infrastruktur zur Erzverschiffung in der betroffenen Region in Mitleidenschaft gezogen hat. Vor diesem Hintergrund erhöhte sich der globale Eisenerz-Spotmarktpreis im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2018/19 zunächst sprunghaft und bewegte sich in der Folge in einer Bandbreite von 85 bis 95 USD pro Tonne. Da durch den Dammbruch in Brasilien aber nicht nur das Basisprodukt Feinerz, sondern auch die Produktion von Eisenerzpellets betroffen war, kam es auch dort zu einer Verknappung und daraus resultierend zu einem zusätzlichen Preisanstieg bei diesem qualitativ anspruchsvollen Einsatzstoff.
Beim zweiten Basismaterial für die Stahlerzeugung über den Hochofenprozess, metallurgische bzw. verkokbare Kohle, hat sich in den letzten Jahren das generelle Preisniveau durch behördlich verordnete Minenschließungen in China sowie eine Reduzierung der jährlichen Arbeitstage in chinesischen Kohlebergwerken strukturell deutlich erhöht. Zudem kam es in den beiden vorangegangenen Geschäftsjahren zusätzlich zu erratischen Preisausschlägen aufgrund temporärer Versorgungsengpässe infolge von Wetterkapriolen in Australien und China. Im Geschäftsjahr 2018/19 blieben stärkere, wetterbedingte Kapazitätseinbußen bei den großen Kohlelagerstätten weitgehend aus, wodurch die Preisvolatilität zuletzt abnahm und sich die Spotmarkt-Beschaffungskosten in einem Rahmen zwischen 175 und 230 USD pro Tonne (FOB Australien) hielten.
Hochqualitativer Schrott wird einerseits in der Steel Division und der Metal Engineering Division ergänzend zu Roheisen eingesetzt und bildet andererseits die Hauptrohstoffbasis für die Edelstahlproduktion in den Elektrolichtbogenöfen der High Performance Metals Division. Lag der Preis für hochwertigen Schrott (Sorte E3, Deutschland) zu Geschäftsjahresbeginn bei rund 300 EUR pro Tonne, so war das Preisniveau Ende März 2019 mit etwa 285 EUR pro Tonne leicht unter dieser Marke, allerdings unterjährig verbunden mit erheblicher Volatilität.
Zu einer wesentlich uneinheitlicheren und darüber hinaus auch sehr volatilen Entwicklung kam es im Geschäftsjahr 2018/19 bei den für die Stahlveredelung unverzichtbaren Legierungselementen. Legierungen stellen vor allem, aber nicht nur einen für die Edelstahlerzeugung wichtigen Grundstoff dar und sind somit ein wesentlicher Kostenfaktor, dies insbesondere in der High Performance Metals Division.
Während der Preis für Molybdän 2018/19 im Wesentlichen seitwärts tendierte, bewegte sich der Preis für Chrom nach einem signifikanten Anstieg zu Geschäftsjahresbeginn in der Folge wieder stark rückläufig. Nickel, das in der Division den wertmäßig höchsten Anteil im Legierungsportfolio repräsentiert, nahm im Geschäftsjahr 2018/19 ebenfalls einen sehr wechselhaften Preisverlauf. Nach einem kräftigen Zuwachs im 1. Geschäftsquartal auf bis über 15.500 USD pro Tonne schwächte sich der Preis an der London Metal Exchange in der Folge bis zum Kalenderjahresende sukzessive auf etwa 10.500 USD pro Tonne ab, um im Schlussquartal wieder auf ca. 13.000 USD pro Tonne zuzulegen. Die mit Abstand höchsten Preisausschläge wies 2018/19 Vanadium aus. Innerhalb der ersten drei Quartale verdoppelte sich der Preis beinahe aufgrund der zunehmenden Bedeutung für die Elektromobilität auf über 125.000 USD pro Tonne, brach danach aber nach dem Peak im November 2018 wieder auf unter 60.000 USD pro Tonne ein. Der Preis für Zink, das schwerpunktmäßig in der Steel Division Verwendung findet, schwankte im Geschäftsjahr 2018/19 in einem Rahmen von etwa 2.300 bis 3.000 USD pro Tonne.
Seite teilen