Im Geschäftsjahr 2023/24 hat die voestalpine wichtige Investitionsprojekte abgeschlossen und vorwärts gebracht. Ein Schwerpunkt lag auf der Umsetzung von greentec steel, dem ambitionierten und umsetzbaren Stufenplan für eine grüne Stahlproduktion. In einem ersten Schritt wird an den Standorten Linz und Donawitz je ein Hochofen durch einen grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenofen (EAF) ersetzt werden. Das Investitionsvolumen liegt bei 1,5 Mrd. EUR. Mit der Technologieumstellung kann der Konzern seine Emissionen ab 2027 um bis zu 30 % reduzieren – das entspricht einer Einsparung von knapp vier Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Somit können ab Inbetriebnahme der beiden neuen Elektrolichtbogenöfen im Jahr 2027 die heimischen CO2-Emissionen um etwa fünf Prozent gesenkt werden. greentec steel ist damit das größte Klimaschutzprogramm in Österreich.
Im Geschäftsjahr 2023/24 erreichte die voestalpine mehrere Meilensteine auf dem Weg zur grünen Stahlerzeugung. Im Herbst 2023 erfolgten die Spatenstiche für die Errichtung der beiden ersten Elektrolichtbogenöfen in Linz und Donawitz. Im Berichtszeitraum wurden außerdem die Aufträge für die beiden Anlagen erteilt und die Bauarbeiten an den zwei Standorten zügig vorangetrieben.
Die voestalpine hat im Geschäftsjahr 2023/24 darüber hinaus wichtige Investitionsprojekte abgeschlossen, die maßgeblich zur künftigen Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Ein Meilenstein war die Eröffnung des weltweit modernsten Edelstahlwerks in Kapfenberg im Oktober 2023. Das neue Werk, das hinsichtlich Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine weltweite Vorreiterrolle einnimmt, ist das erste seiner Art, das in Europa seit vier Jahrzehnten errichtet wurde. In Linz erfolgte der Hochlauf der Beize-Tandemverbindung („Beta 3“). Investiert hat die voestalpine neben diesen Großprojekten auch in die Verarbeitungsbereiche – u. a. in den Kapazitätsausbau der globalen Standorte in den Geschäftsbereichen Tubes & Sections sowie Warehouse & Rack Solutions, die zur Metal Forming Division gehören.
Insgesamt investierte der voestalpine-Konzern im Geschäftsjahr 2023/24 1.233,0 Mio. EUR in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte und damit um 33,7 % mehr als im Vorjahr (922,0 Mio. EUR).
Die Steel Division tätigte im Geschäftsjahr 2023/24 Investitionen in Höhe von 546,4 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (310,0 Mio. EUR) ist das ein Zuwachs von 76,3 %. Wichtige Fortschritte vermeldet die Steel Division auf dem Weg zur grünen Stahlerzeugung. So wurden die Baufeldfreimachung und die Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen für greentec steel vorangetrieben. Dazu zählen etwa die Verlegung der Roheisenverfestigung und der Restschlackenverwertung sowie die Adaptierung des Schrottplatzes. Darüber hinaus wurde die Förderbandbrücke errichtet, die ab 2027 u. a. den neuen Elektrolichtbogenofen in Linz mit Rohstoffen versorgen wird. Dabei kam CO2-reduzierter Stahl der voestalpine zum Einsatz. Die Austrian Power Grid (APG) hat mit der Errichtung des Umspannwerks begonnen. Im Metallurgiebereich wurde im Sommer/Herbst 2023 zum letzten Mal der Hochofen 5 (8-Meter-Ofen) repariert, den ab 2027 ein Elektrolichtbogenofen ersetzen wird. Außerdem wurde die Reparatur von Hochofen 6 (8-Meter-Ofen) vorbereitet, die im August 2024 erfolgen und etwa drei Monate dauern wird. Im Stahlwerk waren Modernisierungsmaßnahmen bei der Sekundärmetallurgie sowie einer Stranggussanlage auf der Agenda. Fortschritte gab es auch im eigenen Kraftwerk. Dort werden im Prozess anfallende Hüttengase aus der Kokerei, dem Hochofen und dem Stahlwerk verstromt. Das gewährleistet einen hohen Grad an Selbstversorgung bei elektrischem Strom am Standort Linz. Für den neuen Kraftwerksblock 8 vergab die Steel Division im Geschäftsjahr 2023/24 zahlreiche Aufträge – z. B. für den Kessel, die Elektrik und den Simulator. Für die Beize im Kaltwalzwerk 3 („Beta 3“) – eine der zentralen Schlüsselanlagen der Steel Division – konnte im 4. Quartal 2023/24 der Hochlauf gestartet werden. Bereits im 1. Halbjahr 2023/24 wurden die Prozessanlagen geliefert. Die vollautomatisierte Beize-Tandemverbindung, die die höchsten Industrie-4.0-Standards erfüllt, ermöglicht eine weitere Qualitätssteigerung bei der Herstellung hoch- und höchstfester Stähle für die Automobil-, Haushaltsgeräte- und Bauindustrie sowie von Elektroband für die E-Mobilität. BETA 3 setzt auch neue Maßstäbe bei der Nachhaltigkeit: Statt wie bisher mit Schwefelsäure wird künftig mit Salzsäure gebeizt, die in einem Kreislaufsystem mittels einer Regenerationsanlage wiederaufbereitet wird. Die Produktionskapazität beträgt ca. 2 Millionen Tonnen pro Jahr. Ein weiterer Schwerpunkt war die Modernisierung der Feuerverzinkungsanlagen 2 und 4. Ziel ist es, die Mengen bei höchstfesten Güten zu steigern. Die Arbeiten sollen im Geschäftsjahr 2024/25 großteils abgeschlossen sein. Die Modernisierung aller Feuerverzinkungsanlagen wird voraussichtlich bis zum Kalenderjahr 2027 dauern.
Die High Performance Metals Division investierte im Geschäftsjahr 2023/24 189,9 Mio. EUR. Im Vergleich zum Vorjahr (245,6 Mio. EUR) ist das ein Minus von 22,7 %. Wichtigstes Investitionsprojekt war das neue Edelstahlwerk in Kapfenberg. Mit der offiziellen Eröffnung im Oktober 2023 setzte die voestalpine einen technologischen Meilenstein in der Herstellung zukunftsweisender Hochleistungswerkstoffe für die internationale Automobil-, Energie- und Luftfahrtindustrie. Im Vollbetrieb können jährlich 205.000 Tonnen Spezialstähle für anspruchsvollste Kundensegmente produziert werden. Neben dem Fokus auf volldigitalisierte Anlagen und hochautomatisierte Abläufe liegt das Augenmerk beim neuen Edelstahlwerk auf der umwelt- und ressourcenschonenden Stahlproduktion. Der Elektrolichtbogenofen – das Kernstück der Anlage – wird zu 100 % mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden. Die Inbetriebnahme und die Herstellung des ersten Produkts für den Verkauf gingen bereits im Mai 2023 über die Bühne. Bis Ende des Kalenderjahres 2023 wurden das alte und das neue Werk parallel gefahren. Anfang Jänner 2024 startete der 3-Schicht-Betrieb im neuen Stahlwerk, der Betrieb wurde in den folgenden Monaten laufend optimiert. Der Zertifizierungsprozess für die Herstellung der Produkte im neuen Werk – vor allem für die Kund:innen aus der Luftfahrt und dem Automobilbereich – konnte im Geschäftsjahr 2023/24 eingeleitet und zu einem guten Teil umgesetzt werden. Die Pufferlager, die aufgebaut wurden, um die Kund:innen während des Zertifizierungsprozesses zu versorgen, werden seit dem 4. Quartal 2023/24 abgebaut.
Am Standort Villares, Sumaré, Brasilien, weitete die High Performance Metals Division die Ofenkapazität für das Umschmelzen elektrischer Schlacke für Nickelbasis-Legierungen und Werkzeugstahl aus. Das Projekt konnte mit Ende des Geschäftsjahres 2023/24 fertiggestellt werden. Für die neue Anlage zum Umschmelzen mittels Vakuum-Lichtbogen wurde im Berichtszeitraum das Engineering durchgeführt. Die Lieferung des Aggregates und die Fertigstellung sind im nächsten Geschäftsjahr vorgesehen. Der Geschäftsbereich Value Added Services verlagerte den chinesischen Standort der Gesellschaft Advanced Tooling Tek (Shanghai). Der bisherige Standort stieß an seine Kapazitätsgrenzen. Die Vertriebs-, Bearbeitungs- und Beschichtungsaktivitäten in Nordamerika wurden am Standort Elgin, Illinois, USA, konzentriert.
Das Investitionsvolumen der Metal Engineering Division lag im Geschäftsjahr 2023/24 bei 291,1 Mio. EUR, und somit um 49,1 % über dem Niveau des Vorjahres (195,2 Mio. EUR). Maßgeblich vorangetrieben hat die Metal Engineering Division die Aktivitäten für die Transformation zur grünen Stahlerzeugung. Wie in Linz entsteht im Rahmen von greentec steel auch in Donawitz bis 2027 ein Elektrolichtbogenofen (EAF) mit einer jährlichen Kapazität von 850.000 Tonnen. Im Geschäftsjahr 2023/24 konnte die Baufeldfreimachung für den EAF und die neue Schrotthalle abgeschlossen werden. Dafür erfolgte u. a. der Abbruch der bestehenden Stranggussanlage und der alten Gleisschleife. Im Sommer 2023 wurde der Auftrag für den Elektrolichtbogenofen an den italienischen Anlagenbauer Danieli & C. Officine Meccaniche S.p.A. erteilt. Die nächsten Schritte sind die Errichtung der 220-kV-Anbindung und des neuen Umspannwerks durch die APG – für dieses wurde im Berichtszeitraum bereits das Baufeld vorbereitet. Das gesamte Projekt liegt im Zeit- und Budgetplan. Im Metallurgiebereich konnte im Geschäftsjahr 2023/24 der Hochwasserschutz am Stahlstandort Donawitz errichtet werden. Außerdem wurde die geplante Reparatur des Hochofens 4 vorbereitet, die letztmalig im Sommer 2024 stattfindet. Der Hochofen 4 wird 2027 durch einen Elektrolichtbogenofen ersetzt. Der Geschäftsbereich Railway Systems tätigte im Geschäftsjahr 2023/24 zahlreiche Maßnahmen mit überschaubaren Investitionsvolumina. So wurde u. a. eine neue Produktionslinie für Streckenschwellen bei Travertec, Rumänien, in Betrieb genommen. Im Geschäftsbereich Industrial Systems hat das Produktsegment Tubulars den Drehherdofen inklusive Kamin am Standort Kindberg erfolgreich modernisiert. Dafür stand die Anlage im Sommer 2023 sechs Wochen lang still. Am Standort Kindberg wurde in eine neue Produktionsanlage von nahtlosen Hohlprofilen und eine Profilrohradjustage plus Halle investiert. Dafür wurden im Frühjahr Anlagen inklusive aller Rechte von einem Mitbewerber in Deutschland zugekauft. Mit der neuen Infrastruktur kann das Produktsegment Tubulars künftig quadratische und rechteckige Hohlprofile fertigen, die u. a. für die Landmaschinen- und Maschinenbauindustrie bestimmt sind.
Die Investitionen der Metal Forming Division lagen im Geschäftsjahr 2023/24 bei 188,2 Mio. EUR und damit etwas über dem Vorjahreswert von 152,9 Mio. EUR. Der Geschäftsbereich Automotive Components hat die Kapazitätserweiterungen mit der Expansion des Standorts Shenyang, China, vorerst abgeschlossen. Angesichts der strukturellen Entwicklungen der Automobilindustrie in Deutschland und der Reorganisation des Bereichs Automotive Components fielen die Investitionen insgesamt moderat aus. Der Geschäftsbereich Tubes & Sections hat seine Kapazitäten an mehreren Standorten ausgebaut. In Vyskov, Tschechien, erfolgte u. a. die Erweiterung der Produktionshalle und die Investition in eine neue Rollformanlage. Ausgebaut wurde darüber hinaus der brasilianische Standort von Meincol. Bei der RFC in Louisville, Kentucky, USA, hat der Geschäftsbereich die Anarbeitungsaktivitäten in neuen Hallen und Anlagen zusammengefasst. voestalpine Profilform, Suzhou, China, investierte in Anlagen für Luftfederkomponenten für die Automobilindustrie. Der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions verzeichnete einen deutlichen Zuwachs des Geschäftsvolumens und der Projekttätigkeit – getrieben durch den Onlinehandel. Das Wachstum machte im Geschäftsjahr 2023/24 den Ausbau der Kapazitäten notwendig. So wurden in Louisville, USA, eigene Fertigungskapazitäten aufgebaut. Im Herbst 2023 hat der Geschäftsbereich drei Profilierlinien für die Produktion von Lagersystemen hochgefahren.