In den wesentlichen Produkt- und Kundensegmenten war die High Performance Metals Division mit unterschiedlichen Entwicklungen konfrontiert. Der Bedarf nach Werkzeugstahl aus der Automobil- und Konsumgüterindustrie war global schwach. Für eine positive Dynamik sorgten Sonderwerkstoffe für die Flugzeugindustrie und den Öl- und Gassektor.
Ein zentraler Treiber für die Nachfrage nach Werkzeugstahl ist die Konsumgüterindustrie. Diese hatte im Geschäftsjahr 2023/24 mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen. So ist der Absatz von Weißware (Kühlschränke, Waschmaschinen etc.) stark vom Immobiliensektor und hier vor allem vom Neubau von Wohnungen abhängig. Dieser litt in Europa und Nordamerika unter den hohen Zinsen. Auch der Elektronikbereich präsentierte sich gedämpft: Während die Nachfrage nach Mobilfunkgeräten oder Computern während der COVID-19-Pandemie boomte, hat sich die Dynamik mittlerweile abgebremst. Im Gegensatz zu den schwierigen Bedingungen bei Werkzeugstahl, insbesondere im leistungsstandardisierten Produktbereich, war der Wettbewerbsdruck im hochqualitativen Produktsegment deutlich geringer.
Im Hinblick auf die regionale Entwicklung verzeichnete das Produktsegment Werkzeugstahl in Europa für das Geschäftsjahr 2023/24 eine deutlich verminderte Nachfrage. Neben der generellen Schwäche im Werkzeugbau verschoben auch Automobilhersteller:innen die Einführung neuer Modelle zeitlich nach hinten. Die schwache Nachfrage und der starke Importdruck aus Asien, und hier speziell aus China, mündeten in deutlichen Kapazitätsüberhängen in Europa.
In Nordamerika herrschte im Geschäftsjahr 2023/24 eine reduzierte Nachfrage im Werkzeugbau. Auch in Südamerika bewegte sich der Bedarf an Werkzeugstahl auf sehr verhaltenem Niveau. Insgesamt wenig Dynamik in Asien kam aus der Konsumgüterindustrie, aus der Autozulieferindustrie und der Elektronikindustrie. Vor allem die Situation in Südostasien zeigte sich sehr verhalten. In China gab es im 4. Quartal 2023/24 erste Signale, dass sich die Situation schrittweise verbessert. Positive Meldungen lieferte Indien, wo das Geschäftsjahr 2023/24 einen signifikanten Aufwärtstrend mit sich brachte.
Rückenwind für das Produktsegment Sonderwerkstoffe gab es aus dem Luftfahrt- und dem Energiesektor. Der Luftfahrtbereich profitierte von den weiter steigenden Passagierzahlen. Bereits im vorangegangenen Geschäftsjahr hat sich der regionale Flugverkehr merklich erholt. Im Geschäftsjahr 2023/24 hat sich auch der internationale Flugverkehr markant verbessert. Das Passagiervolumen liegt damit wieder auf dem Niveau vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Diese Entwicklungen mündeten in wachsenden Bestellungen von Passagierflugzeugen. Neben Langprodukten und Gesenkschmiedekomponenten konnten auch Titanbleche neu in das Produktspektrum aufgenommen werden.
Neben der Luftfahrt entwickelte sich auch der Öl- und Gassektor erfreulich und sorgte für gute Auftragseingänge in der High Performance Metals Division. Zwar sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Geschäftsjahr 2023/24 schwieriger geworden, trotzdem wurden im Bereich der Ölexploration zahlreiche neue Projekte umgesetzt. Die Bohraktivitäten haben sich regional betrachtet unterschiedlich dargestellt. So waren die aktiven Bohrfelder (Rig Counts) im Geschäftsjahr 2023/24 in Nordamerika rückläufig, während sie im Mittleren Osten, in Afrika und Europa etwas zunahmen. Sonderwerkstoffe waren darüber hinaus beim Aufbau der LNG-Infrastruktur gefragt.
Im Kundensegment Energiemaschinenbau zeigte sich der europäische Markt für Kraftwerksturbinen belebt. Eine leicht positive Tendenz wurde bei Windenergie verzeichnet – die High Performance Metals Division liefert hier Vormaterialien für Schlüsselkomponenten. Die Nachfrage aus der LKW-Industrie bewegte sich weiter auf hohem Niveau, während die Bestellungen aus dem Landmaschinenbau etwas schwächer ausfielen.
Die Produktionswerke der High Performance Metals Division waren im Geschäftsjahr 2023/24 nicht voll ausgelastet. Dies ist insbesondere auf die global verhaltene Nachfrage nach Werkzeugstahl zurückzuführen, die auch durch den guten Markt für Sonderwerkstoffe nicht kompensiert werden konnte.
Während das Spezialstahlwerk Villares Metals in Brasilien über weite Strecken eine gute Produktionsleistung zeigte und erst gegen Ende des Geschäftsjahres mit einer Abschwächung konfrontiert war, konnten die europäischen Standorte ihre Produktionskapazitäten praktisch über die gesamte Berichtsperiode nicht voll ausfahren.
Die schwierigste Situation hatte das deutsche Spezialstahlwerk Buderus Edelstahl in Wetzlar, Deutschland, zu meistern. Das Produktspektrum von Werkzeug- und Edelbaustählen mit hohem Anteil im leistungsstandardisierten Bereich zeigte eine geringe Nachfrage am europäischen Markt, woraus eine niedrige Auslastung der Produktionsanlagen resultierte. Die Kombination mit hohen Energiekosten in Deutschland führte zu der Entscheidung, den weit fortgeschrittenen Prozess der strategischen Neupositionierung in einen Verkaufsprozess für dieses Werk überzuführen.
Auch das schwedische Spezialstahlwerk Uddeholms war über weite Strecken des Geschäftsjahres mit einer verringerten Mengenauslastung konfrontiert, hat im europäischen Quervergleich aber eine bessere Position auf Seiten der Energiekosten.
Das neue Spezialstahlwerk in Kapfenberg, Österreich, wurde im Geschäftsjahr 2023/24 in Betrieb genommen und schrittweise hochgefahren. Dieses Werk gilt weltweit als das modernste Werk für die Produktion von hochqualitativem Werkzeugstahl und Sonderwerkstoffen. Die notwendigen Zertifizierungsprozesse, insbesondere für die Bereiche Luftfahrt und Energie, konnten in der Berichtsperiode wie geplant positiv eingeleitet und zu einem guten Teil umgesetzt werden.
Der Geschäftsbereich Value Added Services umfasst das weltweite Vertriebs- und Dienstleistungsnetzwerk der High Performance Metals Division. Er versorgt Kund:innen mit hochwertigen Werkzeugstahlgüten und bietet zudem Services wie die mechanische Bearbeitung, Wärmebehandlung und Oberflächenbeschichtung. In Europa, und hier vor allem in Deutschland, sah sich der Geschäftsbereich einem Rückgang der Bestellungen für Werkzeugstahl gegenüber. Ebenfalls rückläufig, aber etwas besser, war die Lage in Nordamerika und in Asien. Anders als bei Werkzeugstahl präsentierte sich der Vertrieb von Materialien und Werkstoffen für die Luftfahrtindustrie sowie den Öl- und Gassektor sehr positiv. Die Nachfrage nach Serviceleistungen wie Oberflächenbeschichtung oder Texturierung entwickelte sich weltweit sehr gut.