Investitionen

      Der voestalpine-Konzern konnte im Geschäftsjahr 2022/23 zahlreiche bedeutende Investitionen vorantreiben. Bei der Investition in das weltweit modernste Edelstahlwerk in Kapfenberg, Österreich, konnte die Bauphase beendet werden. Die Inbetriebnahme des größten Vorhabens der letzten Jahre im voestalpine-Konzern erfolgt im Geschäftsjahr 2023/24. Auch das umfangreichste Investitionsprojekt in der Steel Division, der Bau einer vollautomatisierten Beize-Tandemverbindung, ist bereits weit fortgeschritten. Darüber hinaus wurden im Berichtsjahr an den Produktionsstandorten Linz und Donawitz, beide Österreich, Vorbereitungen für die Umsetzung einer klimafreundlichen Stahlproduktion in Österreich durchgeführt. Mit Ende März 2023 hat der Aufsichtsrat der voestalpine AG ein Investitionsvolumen von insgesamt 1,5 Mrd. EUR zum Zweck der Dekarbonisierung freigegeben. Insgesamt betrugen die Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte des voestalpine-Konzerns im Geschäftsjahr 2022/23 922,0 Mio. EUR und damit um 30 % mehr als im Vorjahr (708,4 Mio. EUR).

      Die Steel Division investierte 2022/23 310,0 Mio. EUR, was einer Erhöhung um 28,7 % im Vergleich zum Vorjahr (240,8 Mio. EUR) entspricht. Beim Großprojekt der Beize-Tandemverbindung („Beta 3“) , Linz, Österreich, kamen wesentliche Abschnitte zur Umsetzung: Neben der Bundlagerhalle wurde auch die Beizhalle errichtet, in der die volldigitalisierte Anlage untergebracht sein wird. Zudem wurden im Berichtsjahr die Fundamentarbeiten durchgeführt. Mit der geplanten Lieferung der Prozessanlagen und deren Montage als nächstem Schritt in der Umsetzung ist die Fertigstellung der „Beta 3“ unverändert zum Ende des Kalenderjahres 2023 terminisiert. Die in das Kaltwalzwerk 3 integrierte Beize mit einer Produktionskapazität von etwa 2 Mio. Tonnen ist eine Schlüsselanlage für die Zukunft, indem sie eine weiter optimierte Bearbeitung von hoch- und höchstfesten Stählen sowie von größeren Abmessungen und geringeren Dicken ermöglicht. Das neue Aggregat ist darüber hinaus für die Herstellung von Elektroband für die E-Mobilität bestens geeignet. Ebenfalls auf eine Mengensteigerung bei höchstfesten Güten zielt der Umbau der Feuerverzinkungsanlagen am Standort Linz, Österreich, ab. Im Berichtsjahr lagen die Schwerpunkte der Umsetzung bei der Feuerverzinkung 4. Im 4. Quartal schließlich wurde mit dem Engineering für den Umbau der Feuerverzinkungen 2 und 5 begonnen. Laut Zeitplan wird sich die Modernisierung der Feuerverzinkungsanlagen bis in das Kalenderjahr 2027 erstrecken. Mit der Genehmigung des Dekarbonisierungsplans des voestalpine-Aufsichtsrats Ende März 2023 wurde ein wichtiger Meilenstein hinsichtlich der klimafreundlichen Stahlproduktion in Linz gesetzt. Der unter greentec steel entwickelte Plan sieht vor, dass die Anlagen- und Lieferant:innen-Entscheidung für die Investition in einen Elektrolichtbogenofen noch im Kalenderjahr 2023 getroffen wird. Der Baubeginn des Aggregats ist für 2024 und die Inbetriebnahme für 2027 geplant. Mit der Freimachung der notwendigen Baufelder sowie mit den infrastrukturellen Umbauarbeiten wurden Vorbereitungsarbeiten für das neue Edelstahlwerk im Berichtszeitraum begonnen. Ebenfalls noch in das Berichtsjahr fallen Planungen für die Reparatur des Hochofens 5. Dieser wird im Sommer 2023 noch einmal neu instandgesetzt, bevor er 2027 durch den ersten Elektrolichtbogenofen am Standort Linz ersetzt wird.

      Die Investitionen in der High Performance Metals Division fielen im Geschäftsjahr 2022/23 mit 245,6 Mio. EUR um 18,6 % höher aus als im Vorjahr (207,0 Mio. EUR). Die Bauphase des hochmodernen Edelstahlwerkes konnte rund vier Jahre nach dem offiziellen Spatenstich im Jahr 2018 abgeschlossen werden. Im Berichtszeitraum  wurden die Funktionalität bzw. Interaktion der verschiedenen Aggregate getestet. Bei den Probeschmelzen im Zuge der Heißinbetriebnahme gegen Ende des Geschäftsjahres 2022/23 wurde erstmals Schrott in den Elektrolichtbogenofen eingefüllt und mithilfe der Schmelzelektroden eingeschmolzen. Der Zertifizierungsprozess des Produktspektrums an den neuen Anlagen wird im Geschäftsjahr 2023/24 durchgeführt. Bis zum Abschluss des Zertifizierungsverfahrens ist eine Übergangsphase vorgesehen, in der das neue sowie das alte Edelstahlwerk in Kapfenberg parallel betrieben werden. Im Vollbetrieb wird die Anlage aufgrund des hohen Digitalisierungsgrades nicht nur technologisch neue Standards setzen, sondern auch bestens ausgebildete Mitarbeiter:innen erfordern. Die dafür notwendige Qualifizierung der Fachkräfte in den Bereichen Robotik, Sensorik oder Datenanalyse erfolgt über ein hauseigenes Kompetenzzentrum für Digitalisierung. Nicht zuletzt liegt das Augenmerk beim neuen Edelstahlwerk auf der umwelt- und ressourcenschonenden Stahlproduktion: Eine Auskopplung der Wärme aus den Schmelzaggregaten in das Fernwärmenetz ist vorgesehen, die Kühlung erfolgt über einen geschlossenen Kreislauf, und die Anlage arbeitet in hohem Maß energieeffizient. Zudem können Kund:innen in der Automobil- und Konsumgüterindustrie, in der Luftfahrt sowie im Öl- und Gassektor künftig mit noch besseren Werkstoffqualitäten versorgt werden. Im Geschäftsbereich Value Added Services wurde im Berichtsjahr die globale Expansion der Serviceaktivitäten vorangetrieben. Die Investitionsschwerpunkte lagen dabei im Ausbau der Wärmebehandlungs-, Bearbeitungs- und Beschichtungskapazitäten sowie in der Ausrollung der Additiven Fertigung (3D-Druck) von Bauteilen.

      Die Metal Engineering Division hat im Geschäftsjahr 2022/23 ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr (122,3 Mio. EUR) um 59,6 % auf aktuell 195,2 Mio. EUR ausgeweitet. Über den Sommer 2022 wurde am Standort Donawitz, Österreich, eine geplante Hochofenzwischenreparatur („Zustellung“) vorgenommen. Nach einer rund zweimonatigen Zustellphase ging der Hochofen 1 gemeinsam mit einem neuen Winderhitzer Ende September 2022 wieder in Betrieb. Eine entscheidende Weichenstellung erfolgte gegen Ende des Berichtsjahres: Der voestalpine-Aufsichtsrat gab die Budgetmittel für die Errichtung eines Elektrolichtbogenofens am Standort Donawitz frei. Im Berichtsjahr wurde mit der Baufeldfreimachung gestartet und es wurden damit erste Vorbereitungsmaßnahmen in Hinblick auf die Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Donawitz in Angriff genommen. Die Inbetriebnahme des Elektrolichtbogenofens ist für das Kalenderjahr 2027 vorgesehen und wird in der Folge zu einer signifikanten Reduktion der CO2-Emissionen in Österreich beitragen. Am Standort Kindberg, Österreich, investierte der Geschäftsbereich Tubulars in die Generalsanierung des Drehherdofens, der die Vormaterialblöcke auf bis zu 1.400 Grad erwärmt. Das Investitionsprojekt wird voraussichtlich im laufenden Geschäftsjahr abgeschlossen.

      Die Investitionen der Metal Forming Division bewegten sich im Geschäftsjahr 2022/23 mit 152,9 Mio. EUR um 21,7 % über dem Niveau des Vorjahres (125,6 Mio. EUR). Im Berichtszeitraum forcierte der Geschäftsbereich Automotive Components die weitere Expansion des Standorts Shenyang, China. Die Errichtung der bereits fünften phs-Anlage zur Umformung pressgehärteter Stähle in Shenyang begleitet Schlüsselkund:innen bei ihrem internationalen Wachstum. Eine Standorterweiterung nahm im Berichtsjahr auch der Geschäftsbereich Tubes & Sections vor: Der Abschluss zahlreicher Neuaufträge zur Fertigung von Rohrkomponenten für die weltweite Automobilzulieferindustrie erforderte den Ausbau der Produktionskapazitäten am Standort Środa Śląska, Polen. Der Geschäftsbereich Warehouse & Rack Solutions startete zur Begleitung der Wachstumsstrategie in Nordamerika die Investition in eine erste lokale Produktionsstätte: Für den Aufbau einer eigenen Produktion für Lagersysteme fiel die Wahl auf den bestehenden Standort der Metal Forming Division in Shelbyville, USA, wo bereits seit Jahrzehnten Rohre & Profile produziert werden. In der ersten Phase werden drei Profilierlinien angeschafft, die voraussichtlich noch in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2023/24 den Betrieb aufnehmen werden.