Beschreibung wesentlicher Risikofelder

      Die im Vorjahresgeschäftsbericht dargestellten wesentlichen Risikofelder und deren Vorsorgemaßnahmen haben nach wie vor Gültigkeit:

      GEOPOLITISCHE KONFLIKTE UND DEREN AUSWIRKUNGEN

      Das abgelaufene Geschäftsjahr war weiterhin geprägt von geopolitischen Konflikten bzw. Spannungen. Geopolitische Entwicklungen – insbesondere der Ukraine-Krieg – wurden und werden weiterhin laufend beobachtet, um auch künftig etwaige Auswirkungen auf den voestalpine-Konzern frühzeitig zu erkennen und mit einer robusten und nachhaltigen Organisation in einem sich ständig wandelnden geopolitischen Umfeld möglichen Risiken proaktiv und bestmöglich entgegenzuwirken. Die bereits zu Beginn des Ukraine-Kriegs initiierten bzw. abgeleiteten Aktivitäten zur Aufrechterhaltung bzw. Sicherung der Versorgung mit relevanten Rohstoffen bzw. zur Gasversorgung haben weiterhin ihre Gültigkeit und sind im Kapitel „Rohstoffverfügbarkeit, Energieversorgung“ angeführt.

      RISIKEN DER DEKARBONISIERUNG/KLIMASCHUTZPROGRAMM greentec steel

      Die voestalpine AG bekennt sich zum Pariser Klimaabkommen, welches darauf abzielt, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu halten und Anstrengungen zu unternehmen, um den Temperaturanstieg auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Darauf aufbauend hat sich die Europäische Union im Rahmen des europäischen Grünen Deals mit dem Europäischen Klimagesetz das verbindliche Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Dies setzt voraus, dass die derzeitigen Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten erheblich zurückgehen. Mit greentec steel wird im voestalpine-Konzern ein ambitionierter Stufenplan schrittweise umgesetzt, greentec steel umfasst alle Aktivitäten und Innovationen der voestalpine auf dem Weg zur Stahlerzeugung mit Net-Zero-Emissionen. Der voestalpine-Konzern verpflichtet sich im Rahmen der Science Based Targets initiative (SBTi) die Summe der Scope-1- und Scope-2-Emissionen um 30 % sowie die Scope-3-Emissionen um 25 % jeweils bis 2029 gegenüber dem Referenzjahr 2019 zu reduzieren. Die Zielerreichung 2029 unterliegt dabei auch externen Faktoren und Einflussgrößen wie beispielsweise Rohstoffen, Energie und Konjunktur.

      Das langfristige Konzept der voestalpine, um im Einklang mit dem Zielpfad des EU-Emissionshandels bis spätestens 2050 Net-Zero zu produzieren, besteht aus mehreren modularen Technologieschritten und -optionen. Diese zielen gleichermaßen auf den größtmöglichen CO2-Minderungseffekt unter Berücksichtigung der tatsächlichen Realisierbarkeit (z. B. in Bezug auf den jeweiligen politischen und rechtlichen Rahmen, die Verfügbarkeit von Roh- und Einsatzstoffen sowie erneuerbarer Energien als auch entsprechender Infrastrukturen) bzw. der wirtschaftlichen Realisierbarkeit ab. Die wesentlichen Elemente des Klimaschutzprogramms greentec steel umfassen im Überblick (Referenzjahr 2019 für Scope 1 und Scope 2):

      • Bis 2029: Phase 1 mit Zielsetzung minus 30 %
        • greentec steel umfasst im ersten Schritt ein Investitionsvolumen von rund 1,5 Mrd. EUR. Damit werden zunächst an den Standorten Linz und Donawitz zwei grünstrombetriebene Elektrolichtbogenöfen installiert und zwei kohlebasierte Hochofenaggregate stillgelegt. Je nach Qualitätsanforderungen kommt dabei ein Mix der Einsatzstoffe aus Schrott, flüssigem Roheisen und HBI („Hot Briquetted Iron“) zum Einsatz. Das benötigte HBI bezieht die voestalpine primär über die Direktreduktionsanlage in Texas/USA, die sich seit 2022 mehrheitlich im Besitz eines globalen Stahlproduzenten befindet, 20 % gehören der voestalpine mit entsprechend langfristig gesicherten Abnahmeverträgen.
        • Nach Erhalt der Förderzusage in Höhe von 90 Mio. EUR von der österreichischen Bundesregierung im Rahmen des aus der Umweltförderung im Inland dotierten Programms „Transformation der Industrie“ und den Anlagen- und Lieferanten-Entscheidungen ist zwischenzeitlich der Baubeginn erfolgt. Der Abschluss des Verfahrens zur Umweltverträglichkeitsprüfung für die erforderliche Ertüchtigung des Stromnetzes ist am Standort Donawitz abgeschlossen und am Standort Linz zum Zeitpunkt der Berichtserstellung bevorstehend. Nach geplanter Fertigstellung 2027 können nach erfolgtem Hochlauf jährlich 2,5 Mio. t CO2-reduzierten Stahls erzeugt werden.
      • Ab 2030 bis 2035: Phase 2 mit angestrebten minus 50 %
        • Fokus auf direkte CO2-Vermeidung durch weiteren Ersatz fossiler Roheisenerzeugungskapazitäten sowie voraussichtlich ergänzende Nutzung von CO2-Abscheide- und -Verwertungstechnologien (Carbon Capture Utilization bzw. Storage).
      • Bis spätestens 2050: Phase 3 mit Zielsetzung Net-Zero-Emissionen
        • Fokus auf Ersatz der verbleibenden fossilen Roheisenkapazitäten unter Einsatz von fossilfreien Energieträgern, etwa „grünem“ Wasserstoff und Bioenergien, sowie Abscheidung von CO2 (CCUS) mit dem Ziel größtmöglicher Flexibilität bei gleichzeitig tatsächlich wirtschaftlicher Realisierbarkeit der Net-Zero-Strategie. Finale Entscheidungen werden in Übereinstimmung mit Investitionszyklen und nach Maßgabe der dann absehbaren Voraussetzungen erst zu einem späteren Zeitpunkt getroffen.

      Für das zukunftsgerichtete Klimaschutzprogramm greentec steel, welches sich über mehrere Jahre erstreckt und im ersten Schritt Investitionen im Umfang von rund 1,5 Milliarden Euro umfasst, sind mögliche Risiken in unterschiedlicher Ausprägung aufgrund der Komplexität des Gesamtprojekts, zeitlicher Planänderungen und mit Blick auf die internen und externen Finanzierungsmöglichkeiten nicht auszuschließen. Grundsätzlich wird für wichtige Teilprojekte wie beispielsweise den Bau der Elektrolichtbogenöfen auf erfahrene Anlagenbauer:innen zurückgegriffen. Insbesondere werden Risikoanalysen zu erwarteten Kostensteigerungen stetig in einer Projektorganisation detailliert festgehalten und Maßnahmen entwickelt und evaluiert. Hierzu wird regelmäßig an den Vorstand und Aufsichtsrat der voestalpine AG berichtet. Derzeit stuft die voestalpine eine finanzielle Belastung über das geschätzte Investitionsvolumen hinaus als unwahrscheinlich ein. Die installierte greentec steel-Projektmanagementorganisation beobachtet ebenso die der Investitionsentscheidung zugrunde liegenden Basisannahmen wie Absatzerwartungen, Rohstoff- und Energiepreisprämissen sowie deren Verfügbarkeiten und regulatorische Veränderungen. Die Entwicklungen werden stetig mit der aktuellen Lage und dem Projektfortschritt abgeglichen. greentec steel bietet unterschiedliche technologische Optionen (wie Elektrifizierung, Wasserstofftechnologien, Einsatz von biogenen Energieträgern, etc.) mit hohem CO2-Minderungspotenzial. Der Stufenplan ermöglicht der voestalpine dadurch in der Zielerreichung ein gewisses Maß an Flexibilität, um auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können und zugleich das betriebswirtschaftliche Risiko auf ein handhabbares Ausmaß zu begrenzen.

      Mit dem Stufenplan greentec steel zur Transformation der Stahlproduktion wurde das größte Klimaschutzprogramm in Österreich gestartet. Für die erfolgreiche Umsetzung des Stufenplans auch für Phase 2 und Phase 3 braucht es allerdings noch entsprechende Rahmenbedingungen, damit gegenüber anderen Märkten keine Nachteile entstehen. Eine Grundvoraussetzung zur Transformation ist eine ausreichende Verfügbarkeit von Energie aus erneuerbaren Quellen zu wirtschaftlich darstellbaren, wettbewerbsfähigen Preisen.

      Weitere mit greentec steel verbundene Risiken (wie Rohstoff- und Energieverfügbarkeit, Projektmanagement, Unsicherheiten in der Gesetzgebung, Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal) sind den nachfolgenden Kapiteln zu entnehmen.

      CO2-reduzierter Stahl wird schon jetzt in Form der greentec steel Edition an knapp 40 Kund:innen geliefert. Somit wird die voestalpine dem steigenden Bedürfnis nach innovativen Produktlösungen schon jetzt gerecht.

      ROHSTOFFVERFÜGBARKEIT, ENERGIEVERSORGUNG

      Zur langfristigen Absicherung der Rohstoff- und Energieversorgung in den erforderlichen Qualitäten und Mengen verfolgt der voestalpine-Konzern bereits seit vielen Jahren eine den erhöhten politischen und wirtschaftlichen Risiken dieses globalisierten Marktes entsprechende diversifizierte Beschaffungsstrategie. Diese wird auch aufgrund der unterschiedlichen Dekarbonisierungsaktivitäten sowie durch geopolitische Entwicklungen (wie den Ukraine-Konflikt) zusätzlich bekräftigt.

      • So sind zum Beispiel seit Beginn des Ukraine-Krieges, um die Versorgung der Produktionswerke (insbesondere der Stahlwerke in Österreich) mit relevanten Rohstoffen (wie z. B. Erz, Erzpellets, PCI-Kohle, Legierungen) sicherzustellen, alternative Bezugsquellen und Transportwege aktiviert. Das Halten von Vorräten an kritischen Rohstoffen (wie bei Erz und Kohle) trägt ebenfalls dazu bei, kurzfristige Versorgungsengpässe zu überbrücken.
      • Weiters hat sich der voestalpine-Konzern vertraglich eigene Gasspeicherkapazitäten gesichert, um die Gasversorgung (insbesondere für die Wärmebehandlung und für die Walzwerke an den österreichischen Standorten) sicherzustellen. Mit einem damit bestehenden Gasspeichervorrat von 1,5 TWh kann im Ernstfall bei völligem Ausfall der externen Versorgung drei Monate lang der Vollbetrieb bzw. in Abhängigkeit von der jeweiligen Produktionsfahrweise ein Teilbetrieb über einen entsprechend längeren Zeitraum aufrechterhalten werden. Darüber hinaus wurde und wird mit bestehenden wie auch neuen Lieferant:innen an der laufenden Ausweitung der Gasbezugsquellen gearbeitet. So werden zum Beispiel verstärkt Gaslieferungen aus nicht-russischer Provenienz abseits der konventionellen russisch/ukrainischen Transportrouten nach Österreich weitertransportiert, die für den laufenden Betrieb genutzt werden. Bei einem möglichen Gasengpass würden zudem Notfallpläne in Kraft treten, bei denen die Produktion schrittweise an die verfügbaren Energiemengen angepasst werden könnte. Nicht zuletzt wäre es durch die internationale Ausrichtung des Konzerns mit weltweit 500 Gesellschaften und Standorten – und damit zahlreichen nicht betroffenen Standorten außerhalb Europas – möglich, Produktionsengpässe zum Teil auch zu kompensieren. Durch die rasche Anpassung der Versorgungs- und Logistikprozesse an die neuen Herausforderungen könnten Engpässe vermieden werden.
      • Langfristige Lieferbeziehungen, langfristige Lieferverträge, die weitere Ausweitung des Lieferant:innen-Portfolios sowie Optimierung der Eigenversorgung und der Kreislaufwirtschaft (zum Beispiel sollen im Bereich Schrott durch weiteren Ausbau bzw. Aufbau von Liefermöglichkeiten mit Kund:innen, Lieferant:innen und Prozesspartner:innen die Möglichkeiten einer Circular Economy entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiter intensiviert werden) bilden die Kernelemente einer diversifizierten Beschaffungsstrategie, die angesichts der geopolitischen Ereignisse und auch der gegebenen Volatilität auf den Rohstoffmärkten noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen haben (Näheres dazu im Kapitel „Rohstoffe“ dieses Lageberichtes).

      Entwicklungen zur Energie- und insbesondere zur Erdgas- bzw. zur Rohstoffversorgung werden insbesondere auch auf Basis geopolitischer Entwicklungen laufend beobachtet und im regelmäßigen Austausch zwischen Expert:innen und Vorstand bewertet.

      Im Bereich der Energieversorgung wird die Erschließung alternativer Energieressourcen laufend untersucht und vorangetrieben. Motivation dafür sind nicht nur der eingangs erwähnte Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Aktivitäten zur Stärkung der Resilienz, sondern insbesondere auch die aus den Dekarbonisierungsaktivitäten entstehenden Änderungen der Energiebedarfe. Hier stehen neben dem konsequenten Ausbau der eigenen Erneuerbaren-Kapazitäten und dem Bezug von erneuerbarer Energie aus langfristigen PPAs (Power Purchase Agreements) zahlreiche Forschungs- und Demonstrationsprojekte in den Bereichen Wasserstoff, Biogas und Biomasse sowie Vorhaben in alternativen Eisen- und Stahlherstellungstechnologien (wie beispielsweise „H2FUTURE“ [Wasserstoffpilotanlage], „HYFOR“ [Hydrogen-Based Fine-Ore Reduction] und Smelter sowie „SuSteel“ [Sustainable Steelmaking]) weiterhin im Mittelpunkt. Die weitere Optimierung der Energieeffizienz in Produktionsprozessen wird ebenfalls laufend untersucht und vorangetrieben. Forschungsaktivitäten im Bereich CO2-Abscheidung und -Verwendung (CCUS) ergänzen das Gesamtbild.

      ROHSTOFF- UND ENERGIEPREISABSICHERUNG

      Ziele, Grundsätze, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sowie Methodik, Abläufe und Entscheidungsprozesse für den Umgang mit Rohstoff- und Energiepreisrisiken sind in einer internen Richtlinie festgelegt. Darauf aufbauend und unter Berücksichtigung individueller Besonderheiten des Geschäftsmodells der jeweiligen Konzerngesellschaft werden Preissicherungen in Form von kurzfristigen Lieferverträgen mit Fixpreisvereinbarung oder in Form von derivativen Finanzkontrakten vorgenommen. Ein neues Instrument, das zur langfristigen Absicherung von Strompreisschwankungen angewendet wird, sind PPAs (Power Purchase Agreements). Je nach Geschäftsmodell der betroffenen Konzerngesellschaft können Änderungen der Energie- und Rohstoffpreise überwiegend bzw. zeitverzögert an Kund:innen weitergegeben werden. In diesem Fall ist es das Ziel des Risikomanagements, die kalkulierten Deckungsbeiträge der Verkaufsverträge abzusichern. Dem Rohstoffrisiko- und Energierisiko-Management unterliegen Eisenerz, Koks, Kokskohle, Zink, Nickel, CO2, Kobalt und Energien (Strom, Erdgas). Ziel ist die Reduktion der Ergebnisschwankung aus der Volatilität der Rohstoff- und Energiepreise auf jene Größe, die im Einklang mit dem Grundsatz der konservativen Finanzpolitik im Sinne der Finanzverfassung des voestalpine-Konzerns steht. Die zugrunde liegende Richtlinie wurde im laufenden Geschäftsjahr einer Aktualisierung unterzogen, dabei wurde insbesondere auch das Thema Energien an neue Gegebenheiten angepasst. Auf das Thema der Versorgungssicherheit (Beschaffungsrisiko) wurde bereits unter „Rohstoffverfügbarkeit, Energieversorgung“ eingegangen. Die umfassenden Maßnahmen tragen dazu bei, finanzielle Stabilität zu gewährleisten und die Resilienz des Unternehmens gegenüber volatilen Märkten zu stärken und relevante Risiken mit der erforderlichen Flexibilität effektiv zu managen.

      STÖRUNGEN VON LOGISTIK- UND LIEFERKETTEN

      Generell können globale Lieferketten durch geopolitische Konflikte (wie z. B. den aktuellen Ukraine-Krieg) oder durch andere Ereignisse (wie z. B. eine Pandemie) unterbrochen werden. Dabei kann es von Seiten der Lieferant:innen, von Seiten der Kund:innen, durch Störungen in den Transportwegen sowie durch etwaige Sanktionen bzw. Embargos zu Einschränkungen kommen. Die Fokussierung auf weniger anfällige Lieferketten und die gleichzeitige Verbreiterung der logistischen Optionen haben schon in der Vergangenheit bzw. auch aktuell die Ausfallsicherheit (z. B. bei Rohstofftransporten) sowie die Widerstandsfähigkeit unserer Logistik- und Lieferketten deutlich erhöht. Diversifizierte Beschaffungsstrategien und Lieferketten dienen dem bestmöglichen Schutz und der Resilienz gegen unvorhergesehene Ereignisse.

      AUSWIRKUNGEN EINER PANDEMIE

      Das im Zuge der COVID-19-Pandemie initiierte konzernale Krisenmanagement wurde bereits Ende des Geschäftsjahres 2022/23 „on hold“ gesetzt. Das angewandte Krisenmanagement, festgelegte Maßnahmen sowie gewonnene Erkenntnisse wurden bewertet und sind in einem allgemeinen Pandemieleitfaden zusammengeführt, um im etwaigen Ereignisfall (z. B. Epidemie oder erneute Pandemie) den Auswirkungen bestmöglich entgegenwirken zu können. Entwicklungen dazu werden beobachtet, um im Bedarfsfall das konzernale Krisenmanagement in angepasster Form erneut in Kraft zu setzen.

      AUSFALL VON PRODUKTIONSANLAGEN

      Zur Minimierung eines Ausfallrisikos bei kritischen Anlagen wurden und werden gezielte und umfangreiche Investitionen in technische Optimierungen der sensiblen Aggregate getätigt. Außerdem werden erforderliche Modernisierungs- sowie Ersatzinvestitionen langfristig geplant. Eine konsequente, systematische und vorbeugende Instandhaltung, die risikoorientierte Vorhaltung kritischer Reserveteile sowie Schulungen der Mitarbeiter:innen stellen weitere ergänzende Maßnahmen dar, um die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Anlagen laufend zu verbessern und das Ausfallrisiko weiter zu minimieren. Darüber hinaus wurden für wesentliche Anlagen entsprechende Notfallpläne zur Minimierung etwaiger Auswirkungen und zum geregelten Wiederanfahren festgelegt.

      Bezüglich einer plötzlichen ungeplanten Unterbrechung der Stromversorgung („Blackout“) sind an den wesentlichen Standorten kritische Anlagen und Prozesse mit Notstromaggregaten abgesichert. Diese können für einen eingeschränkten Teilbetrieb, für Notfahrweisen bzw. im Extremfall für ein kontrolliertes Herunterfahren der Anlagen genutzt werden. Zusätzlich wird z. B. am Standort Linz ein eigenes Kraftwerk inkl. Schwarzstartfähigkeit betrieben. Dafür stehen interne Sondernetze (eigene, in sich geschlossene, abgeschottete Bereiche) zur Verfügung. Es erfolgen regelmäßige Übungen zu unterschiedlichen Szenarien (wie z. B. Test der Notstromaggregate, Test der Notfall- und Kommunikationspläne bei unterschiedlichen Ausfallszenarien), um im Ereignisfall bestmöglich vorbereitet zu sein.

      Vorhandene Notfallpläne werden von den jeweiligen Expert:innen regelmäßig bewertet und bei Bedarf entsprechend an neue bzw. geänderte Gegebenheiten angepasst.

      IT, AUSFALL VON IT-SYSTEMEN

      Serviceleistungen für Geschäfts- und Produktionsprozesse, die hauptsächlich auf komplexen IT-Systemen basieren, werden an den meisten Konzernstandorten durch zu 100 % im Besitz der voestalpine AG befindliche IT-Tochtergesellschaften (voestalpine group-IT GmbH in Österreich und deren Schwesterunternehmen in Deutschland, Brasilien und China) erbracht. Aufgrund der hohen Bedeutung von IT-Sicherheit und IT-Verfügbarkeit bzw. zur weiteren Minimierung möglicher IT-Ausfalls- und IT-Sicherheitsrisiken sind sicherheitstechnische IT-Mindeststandards inkl. Vorgaben zum Business Continuity Management verfügbar, welche regelmäßig an neue Gegebenheiten angepasst werden und deren Einhaltung jährlich in Form von internen und externen Audits überprüft wird. Das hoch qualifizierte Security Operation Center (SOC) der voestalpine sorgt laufend für die Erkennung und Behebung von sicherheitsrelevanten Vorfällen und trägt so auch zur Prävention bei. Um das Risiko unberechtigter Zugriffe auf IT-Systeme und Anwendungen zu reduzieren, werden regelmäßig Penetrationstests durchgeführt. Auch im vergangenen Geschäftsjahr wurden umfangreiche Online-Kampagnen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen für Sicherheitsthemen, insbesondere für die Gefahren durch Phishing-Angriffe, initiiert. Eine interne Arbeitsgruppe sammelt Informationen über etwaige Cyber-Fraud-Angriffe (z. B. Social Engineering, CEO-Fraud, Zahlungs-/Lieferumleitung, Phishing) und entwickelt Präventivmaßnahmen, die auf ihre Wirksamkeit überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Risiko und die Ausfallzeit von IT-Systemen aufgrund von z. B. Cyber-Angriffen, menschlichem Versagen, Manipulation, Hardwaredefekten und ähnlichen Ursachen bestmöglich zu reduzieren bzw. so gering wie möglich zu halten.

      PERSONALRISIKEN

      Im voestalpine-Konzern stellen Mitarbeiter:innen mit deren Kompetenz und Einsatz einen maßgeblichen Erfolgsfaktor dar. Die Positionierung der voestalpine AG als attraktive Arbeitgeberin einerseits sowie Maßnahmen zur Mitarbeiter:innen-Bindung andererseits sollen die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften im erforderlichen Ausmaß sicherstellen. Laufende Aus- und Weiterbildung, faire Arbeitsbedingungen und -konditionen, eine moderne Arbeitsumgebung sowie vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten sind einzelne diesbezügliche Aspekte. Einen weiteren Schwerpunkt stellt auch die interne Lehrlingsausbildung dar.

      WISSENSMANAGEMENT/PROJEKTMANAGEMENT

      Zur nachhaltigen Sicherung des vorhandenen Wissens, insbesondere zur Absicherung vor Know-how-Verlust, wurden in der Vergangenheit anspruchsvolle Projekte initiiert, die konsequent weiterentwickelt bzw. angepasst werden. Neben einer permanenten Dokumentation des vorhandenen Wissens werden neue Erkenntnisse aus wesentlichen Projekten, aber auch aus ungeplanten Vorfällen – im Sinne von „lessons learned“ – entsprechend umgesetzt. Detaillierte Prozessdokumentationen, vor allem auch im IT-gestützten Bereich, tragen ebenfalls zur Sicherung des vorhandenen Wissens bei.

      Etwaigen Risiken aus Projekten (wie z. B. aus Großprojekten, aus Investitionen bzw. aus dem Projektgeschäft) wird durch den Einsatz unterschiedlichster Projekt-Management-Tools sowie durch entsprechendes Projekt-Monitoring – und je nach Größe des Projektes auch durch regelmäßige Projektaufsichtssitzungen unter Einbindung des Top-Managements – entgegengewirkt. Dies betrifft insbesondere auch etwaige Hochlauf- bzw. Kostensteigerungsrisiken. Erkenntnisse aus früheren Aktivitäten werden im Sinne von „lessons learned“ ebenfalls gesammelt und bilden die Basis in der kontinuierlichen Weiterentwicklung bestehender Werkzeuge zur konsequenten Anwendung bei künftigen Vorhaben.

      COMPLIANCE-RISIKEN

      Compliance-Verstöße (wie z. B. Kartell- und Korruptionsverstöße) stellen ein erhebliches Risiko dar und können zu nachteiligen Auswirkungen – sowohl in Bezug auf finanzielle Schäden als auch Reputationsschäden – führen. Durch ein konzernales Compliance Management System soll diesen Risiken und insbesondere etwaigen Kartell- und Korruptionsverstößen entgegengewirkt werden. Themenbezogene Präsenzschulungen wie auch E-Learnings sind Teil dieses Systems.

      RISIKEN DER VERLETZUNG DATENSCHUTZRECHTLICHER BESTIMMUNGEN

      Die Verletzung datenschutzrechtlicher Bestimmungen kann sich finanziell nachteilig auswirken und zu Reputationsschäden führen. Basierend auf den konzernweit gültigen Datenschutzrichtlinien ist eine Datenschutzorganisation eingerichtet, welche das Management der Konzerngesellschaften darin unterstützt, seine Verantwortung wahrzunehmen, die gesetzlichen und konzerninternen Datenschutzvorschriften einzuhalten. Ein themenbezogenes E-Learning stellt eine ergänzende Maßnahme dar.

      RISIKEN AUS ELEMENTAREREIGNISSEN, PHYSISCHE KLIMARISIKEN

      Die mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehenden kurz- und mittelfristigen physischen Risiken aus Elementarereignissen (wie z. B. Brand, Hoch- oder Niederwasser sowie schwankende Wasserpegel, Schneelast, Trockenheit, starke Winde und Stürme, Temperaturschwankungen) wurden im Rahmen der Umsetzung der EU-Taxonomie-Verordnung ermittelt. Dabei wurden detaillierte Klimarisiken- und Vulnerabilitätsanalysen für relevante Betriebsstandorte durchgeführt. Mithilfe eines simulationsbasierten Softwaretools wurden physische Klimarisiken identifiziert, quantifiziert und offengelegt. Starke Regenfälle, Überflutungen und Murenabgänge sind für den voestalpine-Konzern wesentliche physische Klimarisiken. Daraus abgeleitet wurden entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen. Dazu zählen unter anderem bauliche und technische Maßnahmen, wie z. B. Hochwasserschutz, Brandmelder, Sprinkleranlagen bzw. auch Logistikanpassungen bei z. B. Niederwasser. Im Zuge von regelmäßigen Übungen, dem Test bestehender Notfallpläne sowie durch Begehungen und „risk-surveys“ mit Versicherungsunternehmen werden vorhandene Vorsorgemaßnahmen auf Aktualität bzw. Vollständigkeit geprüft und bei Bedarf an neue Gegebenheiten angepasst bzw. erweitert. Der bestehende Versicherungsschutz zu Elementarereignissen und auch zu anderen Risiken wird gemeinsam mit unserem internen Versicherungsunternehmen (voestalpine Insurance Broker GmbH) regelmäßig auf Aktualität geprüft. Getroffene Maßnahmen werden regelmäßig auf Wirksamkeit geprüft, um Risiken zu managen und um dem Voranschreiten des Klimawandels bestmöglich entgegenzusteuern. Weitere Ausführungen sind dem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht (Corporate Responsibility Report) zu entnehmen (dieser Bericht wird im kommenden Geschäftsjahr in den Lagebericht integriert).

      WEITERE RISIKEN DER NACHHALTIGKEIT

      Mögliche Nachhaltigkeitsrisiken und damit verbundene Themen wie Klima- und Umweltschutz, Sozial- und Arbeitnehmer:innen-Belange, Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption werden inklusive deren Auswirkungen auf allen Ebenen und im Einklang mit der konzernalen Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigt.

      • Hinsichtlich der Auswirkungen der Klima- und Energiepolitik auf den voestalpine-Konzern inkl. der Dekarbonisierungsstrategie wird auch auf die Erläuterungen im Anhang unter Punkt B Auswirkungen Nachhaltigkeitsstrategie – Dekarbonisierung und grüne Transformation verwiesen.
      • Nachhaltigkeitsthemen – u. a. die Themen Klimaschutz und Risikomanagement – werden auch in einem gesonderten und jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht behandelt (dieser Corporate Responsibility Report wird in Übereinstimmung mit den internationalen GRI-Standards erstellt), darüber hinaus befinden sich nähere Ausführungen zum Thema CO2 im Lagebericht im Kapitel Umwelt.

      Weiters wurden entsprechende Aktivitäten zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz initiiert, Prozessvorgaben an betroffenen Standorten sind ausgerollt bzw. in Abarbeitung. Entwicklungen zu Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzen werden weiterhin laufend beobachtet und bewertet.

      RISIKEN AUS DEM FINANZBEREICH

      Betreffend Richtlinienkompetenz, Strategiefestsetzung und Zieldefinition ist das finanzielle Risikomanagement zentral organisiert. Das bestehende Regelwerk beinhaltet Ziele, Grundsätze, Aufgaben und Kompetenzen sowohl für das Konzern-Treasury als auch für den Finanzbereich der einzelnen Konzerngesellschaften. Finanzielle Risiken werden ständig beobachtet und – wo sinnvoll – abgesichert. Die Strategie im Bereich des Fremdwährungsrisikomanagements zielt insbesondere auf die Erzielung von Natural Hedges und bei den anderen Risiken (Zinsen und Rohstoffe) auf eine Verminderung der Schwankungen der Cashflows und der Erträge sowie eine Absicherung der Deckungsbeiträge ab. Die Absicherung der Marktrisiken erfolgt zu einem hohen Anteil mit derivativen Finanzinstrumenten, die ausschließlich in Verbindung mit einem Grundgeschäft verwendet werden.

      Im Einzelnen werden Finanzierungsrisiken durch folgende Maßnahmen abgesichert:

      Liquiditätsrisiko

      Liquiditätsrisiken bestehen im Allgemeinen darin, dass ein Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage ist, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Die bestehenden Liquiditätsreserven versetzen die Gesellschaft in die Lage, auch in Krisenzeiten ihre Verpflichtungen fristgerecht zu erfüllen. Wesentliches Instrument zur Steuerung des Liquiditätsrisikos ist neben der Liquiditätsreserve eine exakte Finanzplanung, die quartalsweise revolvierend erstellt wird. Anhand der konsolidierten Ergebnisse wird der Bedarf an Finanzierungen und Kreditlinien bei Banken durch das zentrale Konzern-Treasury ermittelt. Der geplante Liquiditätsbedarf der nächsten zwölf Monate soll durch eine Liquiditätsreserve abgedeckt sein. In der Bankenpolitik wird auf eine Streuung der Finanzpartner:innen Wert gelegt, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Es wird weiterhin hoher Wert auf die Steigerung der internen Finanzierungskraft gelegt.

      Bonitätsrisiko

      Das Bonitätsrisiko bezeichnet Vermögensverluste, die aus der Nichterfüllung von Vertragsverpflichtungen einzelner Geschäftspartner:innen entstehen können. Das Bonitätsrisiko der Grundgeschäfte ist durch einen hohen Anteil an Kreditversicherungen und bankmäßigen Sicherheiten (Garantien, Akkreditive) weitestgehend abgesichert. Das Ausfallrisiko für das verbleibende Eigenrisiko wird durch definierte Prozesse der Bonitätsbeurteilung, Risikobewertung, Risikoklassifizierung und Bonitätsüberwachung gemanagt. Durch den aktuellen Ukraine-Krieg kam es in der Vergangenheit in den einzelnen Kund:innen-Segmenten zu keinen nennenswerten Kürzungen von Limits durch die Kreditversicherungen und zu keiner Häufung an Forderungsausfällen. Das Bonitätsrisiko der Geschäftspartner:innen von finanziellen Kontrakten wird durch ein tägliches Monitoring des Ratings und der Veränderung der CDS-Levels (Credit Default Swap) der Kontrahent:innen gesteuert. Darauf aufbauend werden Veranlagungslimite gewichtet nach der Ausfallwahrscheinlichkeit allokiert.

      Währungsrisiko

      Vorrangiges Ziel des Fremdwährungsrisikomanagements ist es, durch Bündelung der Cashflows einen Natural Hedge (Cross Currency Netting) im Konzern zu erzielen. Eine Absicherung erfolgt dabei zentral durch den Abschluss von derivativen Sicherungsinstrumenten durch das Konzern-Treasury. Die voestalpine AG sichert die budgetierten Fremdwährungszahlungsströme (netto) mit einem Horizont von bis zu zwölf Monaten ab. Längerfristige Absicherungen werden nur bei kontrahierten Projektgeschäften durchgeführt. Die Sicherungsquote liegt zwischen 25 % und 100 % der budgetierten Zahlungsströme innerhalb der nächsten zwölf Monate, wobei die Höhe der Sicherungsquote vom Geschäftsmodell der jeweiligen betroffenen Konzerngesellschaft abhängt. Darüber hinaus nimmt die Sicherungsquote mit der Laufzeit generell ab.

      Zinsrisiko

      Die Zinsrisikobeurteilung erfolgt für den gesamten Konzern zentral in der voestalpine AG. Hier wird insbesondere das Cashflow-Risiko (Risiko, dass sich der Zinsaufwand bzw. Zinsertrag zum Nachteil verändert) gemanagt. Mit Stichtag 31. März 2024 würde die Erhöhung des Zinsniveaus um einen Prozentpunkt zu einer Reduktion des Nettozinsaufwands aus Bankdarlehen und Kapitalmarktverbindlichkeiten im nächsten Geschäftsjahr in Höhe von 0,5 Mio. EUR führen. Dies ist jedoch eine Stichtagsbetrachtung, die im Zeitverlauf zu Schwankungen führen kann.

      Preisrisiko

      Eine Preisrisikobeurteilung findet ebenfalls in der voestalpine AG statt, zur Quantifizierung des Zins- und Währungsrisikos werden insbesondere Szenario-Analysen eingesetzt.

      Cashflow
      • aus Investitionstätigkeit: Abfluss/Zufluss flüssiger Mittel aus Investitionen/Desinvestitionen;
      • aus der Betriebstätigkeit: Abfluss/Zufluss flüssiger Mittel, soweit nicht durch Investitions-, Desinvestitions- oder Finanzierungstätigkeit beeinflusst;
      • aus der Finanzierungstätigkeit: Abfluss/Zufluss flüssiger Mittel aus Kapitalaus- und Kapitaleinzahlungen.
      Rating
      Eine auf den internationalen Kapitalmärkten anerkannte Einstufung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.
      Volatilität
      Intensität der Kursschwankungen von Aktien und Devisen bzw. der Preisänderungen von Massengütern im Vergleich zur Marktentwicklung.