Marktumfeld und Geschäftsverlauf

      Bereits im vorangegangenen Geschäftsjahr hatten sich die beiden Geschäftsbereiche der Metal Engineering Division unterschiedlich entwickelt. Während Railway Systems eine stabil zufrieden­stellende Tendenz aufwies, war Industrial Systems mit zunehmend schwieriger werdenden Bedingungen konfrontiert. Die COVID-19-Pandemie verstärkte den negativen Trend bei Industrial Systems zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 nochmals deutlich. Erst in den Folgequartalen kam es zu einer leichten Belebung der Auftragseingänge. Vor allem in den Produktsegmenten Wire Technology (Draht) und Tubulars (Nahtlosrohre) sank die Auslastung deutlich. Beide Segmente reagierten mit umfangreichen Programmen der Kostensenkung sowie mit der Umsetzung notwendiger Personalmaßnahmen einschließlich der Anmeldung von Mitarbeitern zu staatlichen Kurzarbeitsprogrammen. Angesichts der rückläufigen Nachfrage nach Vormaterialien im Geschäftsbereich Industrial Systems wurde die geplante Instandhaltung eines der beiden Hochöfen am Standort Donawitz, Österreich, auf Mitte Juni 2020 vorgezogen. Der Geschäftsbereich Railway Systems dagegen konnte trotz der Pandemie die zufriedenstellende Performance der Vorjahre über den gesamten Verlauf des Geschäftsjahres weitgehend fortsetzen.

      Der „systemrelevante“ Geschäftsbereich Railway Systems zeigte selbst unter den Bedingungen weitreichender COVID-19-Lockdowns zu Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 eine gute Performance. Trotz vereinzelter Projektverschiebungen entwickelte sich die Nachfrage für Bahninfrastruktur stabil. Das Produktsegment Rails (Schienen) zeichnete sich über das gesamte Geschäftsjahr durch eine gute Buchungslage in Europa aus. Vor allem die europäischen Kernmärkte in West­europa erwiesen sich als stabilisierender Faktor. Einzig die Abrufe der osteuropäischen Kunden blieben etwas unter dem Vorjahresniveau zurück. In außer­europäischen Märkten verzögerten sich fallweise Projekte, worauf der Wettbewerbsdruck für die verbliebenen Erhaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen in der Bahninfrastruktur stieg. Ab­gesehen von den üblichen saisonalen Schwankungen infolge reduzierter Aktivitäten der Bahnbetreiber in den Wintermonaten bewegte sich die Auslastung der Schienenproduktion in Donawitz, Österreich, über das gesamte Geschäftsjahr hinweg auf ­einem soliden Niveau.

      Das Produktsegment Turnout Systems (Weichensysteme) ist weltweit mit Standorten in Kundennähe geografisch sehr breit aufgestellt. Selbst am Höhepunkt der COVID-19-Lockdowns profitierte das Segment von einer robusten Nachfrage in Europa und den Überseeregionen. In den wichtigsten europäischen Märkten kam es mit Ausnahme von einigen osteuropäischen Ländern kaum zu Projektverzögerungen. Außerhalb Europas waren die auf den Schwerlast­verkehr ausgerichteten Märkte in Australien und Brasilien durch eine dynamische Bedarfsentwicklung gekennzeichnet. Auch die chinesischen Standorte konnten die staatlichen Infrastrukturmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft nutzen. Im 4. Quartal des vorangegangenen Geschäftsjahres war dort die Weichenproduktion angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 noch für einige Wochen eingeschränkt. In den USA haben die großen, auf den Gütertransport fokussierten Bahngesellschaften („Class I“) ihre Investitionen in das Schienennetz infolge der konjunkturellen Eintrübung zurückgefahren. Etwas positiver gestaltete sich das Umfeld in den USA bei Bahn­betreibern im Nahverkehr.

      Nachdem das Produktsegment Signaling (Signaltechnik) in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, kam es im Geschäftsjahr 2020/21 zu einer Konsolidierungsphase. Vor allem bei digi­talisierten Weichendiagnosesystemen und Gefahrmeldeanlagen für das rollende Material zeigten sich in den Überseemärkten Brasilien und Australien die Projektaktivitäten infolge der COVID-19-Reisebeschränkungen eingeschränkt. Das 4. Quartal 2020/21 war auch in Europa durch eine saisonal abflachende Nachfrage geprägt.

      Im Unterschied zur weitgehend stabilen Entwicklung des Geschäftsbereiches Railway Systems war der Geschäftsbereich Industrial Systems im Geschäftsjahr 2020/21 mit hochgradig herausfordernden Bedingungen konfrontiert. So war das Produktsegment Wire Technology (Draht) im 1. Quartal als Lieferant für die europäische Auto­zulieferindustrie von den mehrwöchigen Produktionsstopps der Autoproduzenten stark betroffen. Die Inanspruchnahme staatlicher Kurzarbeits­modelle erlaubte es, den temporären Einbruch der Nachfrage im Zuge von COVID-19 personalseitig zu überbrücken. Nachdem zuerst die Bestände inner­halb der Wertschöpfungskette abgebaut wurden, setzte im Herbst 2020 eine deutliche Marktbelebung ein. Trotz bestehender Versor­gungsschwierig­keiten mit Halbleitern und entsprechender Volatilität des Produktionsniveaus von Pkws in Europa entwickelten sich die Lieferungen von Walzdraht und gezogenem Draht im 4. Quartal robust.

      Besonders herausfordernd gestalteten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Produktsegment Tubulars (Nahtlosrohre). Bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 waren die Bedingungen bei Nahtlosrohren für den Öl- und Gassektor schwieriger geworden. Darüber hinaus sind im wichtigen US-Markt Stahlimporte unverändert durch Schutzzölle von 25 % (Section 232) belastet. Die im Zuge der Pandemie einbrechenden Ölpreise führten dazu, dass Explorationstätig­keiten weltweit nahezu zum Stillstand kamen. Zu Beginn des Geschäftsjahres lag der „Rig Count“ in den USA, der die aktiven Bohrfelder umfasst, auf einem historisch niedrigen Niveau. Dementsprechend reduziert zeigte sich in den ersten drei Quartalen 2020/21 die Auslastung am Standort Kindberg, Österreich. Erst im 4. Quartal wurde mengenmäßig eine leichte Erholung sichtbar, während die Preise trotz stark steigender Vor­materialkosten noch niedrig blieben. Bereits ein Quartal früher setzte eine Trendumkehr bei Industrierohren ein, die unter anderem von der Autozulieferindustrie weiterverarbeitet werden. In diesem insgesamt widrigen ökonomischen Umfeld nutzte der Produktionsstandort Kindberg die staatlichen Kurzarbeitsmodelle und nahm da­rüber hinaus auch notwendige, strukturelle Einschnitte auf der Kostenseite vor. Um der weiter volatilen Buchungs- und Auslastungssituation Rechnung zu tragen, wurden flexible Schicht­modelle implementiert.

      Auch das Produktsegment Welding (Schweißtechnik) wurde von den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise im Geschäftsjahr 2020/21 negativ beeinflusst. Etwas unter dem Niveau des Vorjahres, wies das Segment letztlich eine posi­tive Tendenz auf: Gegen Ende des Geschäftsjahres erholten sich die Aktivitäten wieder signifikant. Mit ein Grund dafür ist die Entwicklung in China, wo die Lieferungen von Schweißzusatzstoffen für die Kranindustrie weiter zulegten. In den USA und im Mittleren Osten lag das Geschäftsvolumen als Konsequenz der Schwäche im Öl- und Gassektor deutlich unter dem Geschäftsjahr 2019/20. In Europa war mit der Eintrübung in der Autoindustrie vor allem Deutschland durch eine nachlassende Dynamik geprägt. In Südamerika gestaltete sich das Umfeld trotz der hohen COVID-19-Infektions­raten einigermaßen zufriedenstellend.

      Volatilität
      Intensität der Kursschwankungen von Aktien und Devisen bzw. der Preisänderungen von Massengütern im Vergleich zur Marktentwicklung.