Zum Ende des Geschäftsjahres 2020/21 mit 31. März 2021 beschäftigte der voestalpine-Konzern ohne Lehrlinge und Leihpersonal 46.048 Mitarbeiter. Dies waren um 1.620 Beschäftigte oder 3,4 % weniger als zum 31. März 2020. Einschließlich 1.309 Lehrlingen und 3.116 Leasing-Mitarbeitern ergibt sich in Summe ein Fulltime-Equivalent (FTE) von 48.654 Personenjahren, was gegenüber dem Vorjahr eine Verringerung um 2,1 % (–1.028 FTE) bedeutet. 55,3 % der Mitarbeiter (26.920 FTE) sind an Konzernstandorten außerhalb Österreichs beschäftigt, 21.734 Mitarbeiter arbeiten in österreichischen voestalpine-Unternehmen. Von den 1.309 Lehrlingen wurden zum Stichtag 31. März 2021 64,6 % in österreichischen Gesellschaften ausgebildet und 35,4 % an internationalen Standorten. Insgesamt hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 28 Lehrlinge bzw. 2,1 % verringert.
Mitarbeiterbeteiligung
Seit dem Jahr 2001 verfügt die voestalpine über ein Modell der Mitarbeiterbeteiligung, das seither kontinuierlich ausgebaut wurde. Neben allen österreichischen Beschäftigten sind auch Mitarbeiter in Großbritannien, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Belgien, der Tschechischen Republik, Italien, der Schweiz, Rumänien, Spanien und Schweden an „ihrem“ Unternehmen beteiligt. In der voestalpine Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung werden die Stimmrechte aus den Mitarbeiteraktien gebündelt, womit diese stabiler Kernaktionär der voestalpine AG ist. Zum 31. März 2021 sind insgesamt rund 24.100 Mitarbeiter an der voestalpine AG beteiligt. Sie halten rund 25,2 Mio. Stück Aktien, die durch die generelle Stimmrechtsbündelung einen Anteil von 14,1 % am Grundkapital des Unternehmens darstellen (Vorjahr: 12,9 %). Darüber hinaus halten ehemalige Mitarbeiter der voestalpine rund 1,1 Mio. Stück „Privataktien“ über die Stiftung, was 0,6 % der stimmberechtigten Aktien entspricht. Diese Stimmrechte übt ebenfalls die Stiftung aus, solange die Mitarbeiter nicht von ihrem freien Verfügungsrecht Gebrauch machen. Insgesamt sind somit zum 31. März 2021 die Stimmrechte von 14,8 % des Grundkapitals der voestalpine AG in der Stiftung gebündelt.
Stahlstiftung
1987 wurde in Linz, Österreich, die „Stahlstiftung“ gegründet. Sie verfolgte das Ziel, krisenbedingt ausgeschiedenen Mitarbeitern der damaligen VOEST-ALPINE-Gruppe, aber auch Mitarbeitern von konzernfremden Unternehmen Möglichkeiten zur beruflichen Neuorientierung zu eröffnen. Bis zu einem Zeitraum von vier Jahren werden dazu Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung finanziert. Im Geschäftsjahr 2020/21 haben rund 76,3 % der arbeitsuchenden Teilnehmer mithilfe der Stahlstiftung eine neue berufliche Perspektive gefunden. Dass dieser Wert im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019/20 um 10,6 %-Punkte gesunken ist, zählt zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Zum Stichtag 31. März 2021 befanden sich 546 Personen in der Betreuung der Stahlstiftung, davon stammten 73,1 % aus Gesellschaften des voestalpine-Konzerns. Die Gesamtzahl aktiver Stiftungsteilnehmer im Geschäftsjahr 2020/21 lag bei 888 Personen und damit 62,6 % über jener des Vorjahres (546 Personen). Zusätzlich zu den Teilnehmern in der Stahlstiftung als klassischer Arbeitsstiftung wurden im Berichtszeitraum 68 Personen bei ihren Aktivitäten im Zuge einer Bildungskarenz unterstützt.
Lehrlinge & Jungfacharbeiter
Im Oktober 2020 fand der achte voestalpine-Konzernlehrlingstag statt. Diese jährlich abgehaltene Veranstaltung bietet den Lehrlingen einen Blick über den eigenen Arbeitsplatz hinaus und zeigt den hohen Stellenwert der Fachkräfteausbildung in der voestalpine. Aufgrund von COVID-19 wurde der diesjährige Konzernlehrlingstag als kompakter Online-Lehrlingstag veranstaltet. Während der Vorstand sowie ausgewählte Vertreter des Standortes Linz, Österreich, live zu Gast in der Stahlwelt waren, verfolgten rund 400 Lehrlinge und ihre Ausbilder aus Österreich, Deutschland und der Schweiz das Event an rund 40 Ausbildungsstandorten im interaktiven Livestream. Live-Zuschaltungen zu sechs Ausbildungsstandorten gewährten Einblicke in die aktuelle Situation der Lehrlinge und Ausbilder. Dem Gesamtvorstand des voestalpine-Konzerns sowie dem Konzernbetriebsrat war es ein Anliegen, den Kontakt zu den Lehrlingen und künftigen Jungfacharbeitern gerade in der aktuell herausfordernden Zeit aufrechtzuerhalten und ihnen für den geleisteten Einsatz zu danken.
Die voestalpine bleibt der Ausbildung junger Menschen verpflichtet: Für den Ausbildungsstart im Herbst 2021 sind rund 410 Ausbildungsplätze vorgesehen. Je Lehrling investiert das Unternehmen rund 90.000 EUR in die umfangreiche drei- bzw. vierjährige Ausbildung. Um potenzielle Lehrlinge effizient anzusprechen, wurden in den vergangenen Jahren die Social-Media-Aktivitäten über Facebook, Instagram und YouTube kontinuierlich ausgebaut.
Da Messen, Tage der offenen Tür oder teilweise auch Bewerbungsgespräche aufgrund von COVID-19 nicht wie gewohnt stattfinden können, verändert sich die Art und Weise der Ansprache potenzieller Lehrlinge. Die voestalpine nutzt dazu verschiedene Aktivitäten: darunter einen digitalen Tag der offenen Tür, digitale Unternehmenspräsentationen an Schulen oder die Teilnahme an digitalen Messen. Im Zuge der laufenden Überprüfung der Situation in den jeweiligen Regionen wird gemeinsam mit den Bewerbern bewertet, ob die COVID-19-Situation ein persönliches Treffen zulässt.
Ausgezeichnete Lehrabschlusszahlen des Konzerns schaffen eine solide Basis an Facharbeitern für die Zukunft: 94,3 % der in Österreich, Deutschland und der Schweiz angetretenen Lehrlinge haben im Geschäftsjahr 2020/21 ihre Lehrabschlussprüfung bestanden. Von den österreichischen Absolventen haben 61,3 % die Prüfung sogar mit gutem oder ausgezeichnetem Erfolg abgelegt.
Angesichts der aktuellen Umstände sind diese überzeugenden Abschlüsse besonders hervorzuheben: Die Berufsschule musste zu einem großen Teil im Distance Learning abgewickelt werden. Die Lehrlinge hatten Arbeitsaufträge selbstständig zu finalisieren und sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen. Die Ergebnisse bestätigen die Ambition und das Talent der Lehrlinge. Ebenso spiegeln sie das Engagement und den persönlichen Einsatz der Lehrlingsbetreuer und Lernbegleiter im voestalpine-Konzern.
Führungskräfteentwicklung
Das Geschäftsjahr 2020/21 war im Zuge der weltweiten Pandemie von behördlichen Einschränkungen (z. B. Reiserestriktionen) bzw. internen Sicherheitskonzepten geprägt. Die gegebenen Einschränkungen erlaubten es im Berichtsjahr nicht, die konzernweite internationale Führungskräfteentwicklung über das bewährte „value:program“ im Präsenztraining durchzuführen. Um bereits begonnene Ausbildungsgänge abzuschließen, wurden einzelne Module auf digitale Formate umgestellt. Die zielgruppenspezifischen Aus- und Weiterbildungsprogramme für alle Führungsebenen sollen in Zukunft wieder auf Basis einer Kombination von Präsenz- und Onlineschulungen einschließlich der Ergänzung durch externe Post Graduates und Business Schools stattfinden. Eine generelle Umstellung des gesamten Programms auf ein Onlineformat wird bei diesem sehr speziellen und erfolgreichen Programm nicht angedacht. Neben umfangreichen Skills-Trainings durch international renommierte Experten erweist sich vor allem die intensive Mitwirkung von Vertretern aus dem voestalpine-Führungsteam als wertvoll. Sie engagieren sich als Speaker, Projektbegleiter oder als „Sparringpartner“ im Rahmen eines breiten Erfahrungsaustausches. Diese Mischung aus externem und internem Know-how und das umfassende Commitment zu hohen Standards in der Qualifikation machen das voestalpine-Leadership-Programm zu einem zentralen Baustein im Sinne des Anspruches „one step ahead“. An dem mehrstufigen Programm nehmen jährlich unter normalen Umständen knapp 200 internationale Mitarbeiter teil.
Sonstige Entwicklungsprogramme
Um die relevanten Kompetenzen der Mitarbeiter fachlich wie regional zielgerichtet zu fördern und zu stärken, betreibt der voestalpine-Konzern eine Reihe von weiteren Programmen. So etwa die „Purchasing Power Academy“, die „HR-Academy“, das „Early Career Program“ in Nordamerika oder in China das „Young Professional Training Program“ (YPTP). Auch bei diesen Programmen hat die voestalpine pandemiebedingt vermehrt neue, digitale Formate eingesetzt. Die positiven Erfahrungen mit dieser Art des „blended learnings“ im Sinne einer Kombination aus Präsenz- und Onlineschulungen erlauben einen nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung in der Entwicklung der Führungskräfte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des letzten Programms zur internationalen Talenteentwicklung, dem „High Mobility Pool“ (HMP), gestatteten die Umstände 2020/21 kein neues internationales Recruiting. Stattdessen wurde das Programm neu konzipiert, um für die künftige Nachfolgeplanung und Talenteförderung gerüstet zu sein. In den einzelnen Divisionen und Business Units konnte das sehr umfangreiche Aus- und Weiterbildungsportfolio ebenfalls nur sehr eingeschränkt angeboten werden.
Mitarbeiterbefragung
Nach der im Herbst 2019 durchgeführten konzernweiten Mitarbeiterbefragung waren die Gesellschaften aufgefordert, die Ergebnisse mit ihren Mitarbeitern aufzuarbeiten und Maßnahmen abzuleiten. Die zwei wichtigsten Maßnahmen waren in der Folge an den Konzern zu berichten. Die ursprüngliche Frist für dieses Maßnahmenreporting verschob sich aufgrund der Pandemie von März auf September 2020. Insgesamt wurden 428 Maßnahmen rückgemeldet. Bei 88 % davon handelt es sich um kontinuierliche Maßnahmen, von denen sich die meisten auf die Handlungsfelder „Information & Kommunikation“, „Engagement“, „Zusammenarbeit zwischen Kollegen“ und „Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten“ beziehen.
Die wirtschaftliche Situation und die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie machten es zudem notwendig, die geplante Reduktion des Befragungsintervalls von drei auf zwei Jahre zu evaluieren. Vor dem Hintergrund der benötigten Vorlaufzeiten und Ressourcen wurde aufgrund der anhaltenden, durch COVID-19 bedingten Herausforderungen entschieden, die für Herbst 2021 geplante Mitarbeiterbefragung auf Herbst 2022 zu verschieben. Bis dahin können die Gesellschaften selbst Zwischenbefragungen durchführen.
Kooperation mit Bildungseinrichtungen
Viele voestalpine-Gesellschaften bieten Studierenden die Möglichkeit, Praktika zu absolvieren. Einen Schwerpunkt bilden dabei wissenschaftliche Arbeiten im Zusammenwirken mit voestalpine-Unternehmen. So laufen derzeit zahlreiche Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen in Zusammenarbeit mit dem Konzern. Um sich künftigen Mitarbeitern zu präsentieren, setzt die voestalpine auf innovative Formate für unterschiedliche Zielgruppen. So unterstützte die voestalpine etwa das „myAbility Talent® Program“, das Studierende und Jungakademiker mit Behinderung oder chronischer Erkrankung in Kontakt mit namhaften Unternehmen bringt. Anfang März engagierte sich die voestalpine als Gastgeber und Teilnehmer für die Recruiting-Veranstaltung „Matching Day“ in Linz, Österreich. Zahlreiche Ausbildungskooperationen bestehen auch mit der Montanuniversität Leoben, Österreich. Sie reichen von Sponsoringmaßnahmen, um Jugendliche für ein Technikstudium zu begeistern, über die „#voestalpinetalks“ als Kooperationsveranstaltung mit allen Studienvertretern bis zur Unterstützung der jährlichen Studentenmesse „teconomy“.
Massnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie
Innerhalb kürzester Zeit hat die COVID-19-Pandemie zu Beginn des Jahres 2020 die voestalpine mit ihren Mitarbeitern weltweit in den Krisenmodus gezwungen. Es folgte ein noch nie dagewesener gesellschaftlicher, medizinischer und wirtschaftlicher Ausnahmezustand.
Infolgedessen hat die voestalpine innerhalb der ersten sechs Monate der Pandemie mit fast allen Gesellschaften in Österreich auf das von der Bundesregierung angebotene Kurzarbeitsmodell zurückgegriffen. Dieses ermöglicht eine temporäre Verminderung der Normalarbeitszeit. International wurden, abhängig von der jeweiligen gesetzlichen Lage, vergleichbare Modelle genutzt.
Zusätzlich wurden Empfehlungen für Teleworking ausgesprochen. Wo es der laufende Betrieb erlaubt, verrichten nach wie vor zahlreiche Mitarbeiter ihre Aufgaben von zu Hause. In diesem Zusammenhang wurden auch individuelle Lösungen für Mitarbeiter mit betreuungspflichtigen Kindern vereinbart. Weiterhin vor Ort eingesetzt waren Mitarbeiter, die systemkritische Anlagen am Laufen halten. Für sie hat die voestalpine umfassende Hygienemaßnahmen eingeführt und kostenlose Schutzmasken und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Eine Neuorganisation des Schichtwechsels gewährleistete in diesen Bereichen die geforderten Mindestabstände. Auch die Speiseangebote sowie der Kantinenbetrieb wurden den geltenden Auflagen angepasst. Zahlreiche Betriebsstandorte bieten Testmöglichkeiten an: Diese reichen von Selbsttests bis zu Antigen- und PCR-Tests an Standorten mit betriebsmedizinischen Einrichtungen.
Eine Harmonisierung der Maßnahmen über alle Standorte ist aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten sowie unterschiedlicher gesetzlicher und behördlicher Vorgaben nicht möglich. Allerdings hat eine bereits im Februar 2020 in der Konzernzentrale eingerichtete „Task Force Corona“ im Laufe der Pandemie in enger Abstimmung mit dem Vorstandsvorsitzenden und in Kooperation mit allen divisionalen Task Forces eine Reihe von COVID-19-Maßnahmen erarbeitet. Diese werden laufend bewertet, der jeweilige Lage angepasst und decken ein breites Spektrum ab: Dazu zählen der Selbstschutz, Mindestabstand, das Tragen von Schutzmasken sowie vorbeugende Hygienemaßnahmen (z. B. Händewaschen und Desinfektion), das Verhalten im Verdachtsfall, die weitgehende Vermeidung von Dienstreisen, der Umgang mit Kunden und Lieferanten sowie breitflächige Maßnahmen der Kommunikation quer über den Konzern.
Es ist dem Einsatz und der Flexibilität aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu danken, dass sich die voestalpine rasch an die außerordentlichen Herausforderungen des Geschäftsjahres 2020/21 angepasst hat.