Transparenz in der Lieferkette

      Trennbild Transparente Lieferketten (Foto)

      Die voestalpine bezieht von einer Vielzahl an Lieferant:innen unterschiedlichste Materialien und Produkte, aber auch Dienstleistungen. Durch das Lieferkettenmanagement der voestalpine werden soziale und ökologische Auswirkungen und Risiken der Aktivitäten von Lieferant:innen systematisch erhoben und in der Lieferant:innen-Entwicklung berücksichtigt. Die Nachhaltigkeitsstrategie der voestalpine definiert Grundsätze für die allgemeine Beschaffung sowie die Rohstoffbeschaffung.

      Allgemeine Beschaffung

      SDG 4 – Hochwertige Bildung SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

      Aus unternehmerischer Tätigkeit erwächst auch die Verantwortung, gesellschaftlichen und sozialen Anforderungen gerecht zu werden. Die voestalpine gilt seit vielen Jahren als Umwelt- und Effizienzbenchmark in der Branche. Konsequente Etablierung von nachhaltigen Lieferketten ist ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeitsstrategie im Konzern. Die Einkaufsorganisation führt die Umsetzung der Roadmap „Nachhaltigkeit in der Lieferkette“ erfolgreich weiter.

      Die voestalpine achtet bei der Auswahl ihrer Lieferant:innen auf die Einhaltung ökologischer und sozialer Grundsätze. Das nachhaltige Lieferant:innen-Management ist im Sinne langfristiger Partnerschaften in die Beschaffungsprozesse integriert.

      Durch Informationsveranstaltungen wie den Purchasing Power Day sowie durch die selbst entwickelte dreistufige Purchasing Power Academy stellt die voestalpine die laufende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einkauf unter anderem hinsichtlich Nachhaltigkeit und Compliance sicher.

      Entsprechend den gesetzlichen, aber auch gesellschaftlichen Anforderungen wird der Beschaffungsprozess laufend aktualisiert und optimiert. Der Verhaltenskodex für Geschäftspartner:innen bildet dabei die Grundlage für wirtschaftliche Handlungen und Entscheidungen.

      Rohstoffbeschaffung

      SDG 12 – Nachhaltiger Konsum und Produktion SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

      Die Anwendung von Kreislaufkonzepten gemeinsam mit unseren Kund:innen garantiert höchste Effizienz im Recyclingprozess unserer Roh- und Wertstoffe.

      Wir stellen uns gemeinsam mit unseren Lieferant:innen den Herausforderungen einer permanenten Optimierung unserer Lieferketten. Regelmäßige Besuche der Rohstoff- und Vormaterialquellen, insbesondere der Minen, Lagerstätten sowie Produktionsbetriebe, sind ein fixer Bestandteil dieses Prozesses. Gemeinsam werden Methoden erarbeitet, um die Lieferkette effizient und transparent zu gestalten. Neue Lieferant:innen werden unter den Aspekten Corporate Responsibility, Qualität und Performance überprüft. Bei einer positiven Due-Diligence-Überprüfung werden die Lieferant:innen in das Portfolio der voestalpine aufgenommen. Der strukturierte Due-Diligence-Prozess beinhaltet dabei ein stufenweises Herangehen. Die Grundlage der Überprüfung bildet der Verhaltenskodex für Geschäftspartner. Vertiefend werden bei Lieferant:innen mit erheblichem Risiko zusätzliche Daten, Zertifikate bzw. Nachweise abgefragt. Die voestalpine stellt sicher, dass sämtliche Zukäufe diesem Prozess unterliegen und somit nachhaltig Risiken minimiert werden.

      Die langfristige, wettbewerbsfähige Versorgung mit Rohstoffen und Energie ist weiter zentrale Aufgabe. Hohe Integration in vor- und nachgelagerte Prozesse, Szenarienplanung und adaptive Versorgungskonzepte minimieren Versorgungsrisiken.

      Lieferkettenmanagement

      Das Einkaufs-Board ist das Steuerungs- und Entscheidungsgremium für den konzernalen Einkauf und wird durch das Einkaufs-Committee als Umsetzungsgremium unterstützt.

      Die Zuständigkeit der konzernalen Einkaufsstruktur erstreckt sich über den gesamten voestalpine-Konzern hinsichtlich der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen. Ihr Fokus liegt auf den unten genannten Bereichen, die eine konzernweite und übergeordnete Steuerung zur Erreichung der strategischen Ziele des Einkaufs der voestalpine erfordern (siehe Schaubild).

      Folgende Zuständigkeitsbereiche fallen in die direkte Zuständigkeit der Gremien der konzernalen Einkaufsstruktur:

      • Erarbeitung und Weiterentwicklung der Einkaufsstrategie
      • Governance-Struktur / konzernale Rollen und Verantwortlichkeiten inkl. konzernaler Lead Buyer
      • Gemeinsame Systeme und Tools im Einkauf
      • Festlegung des einheitlichen und harmonisierten Einkaufsprozesses
      • Entwicklung und Gestaltung der Einkaufs-Community im Konzern und in weiterer Folge der Einkaufskultur bzw. eines gemeinsamen Mindsets
      • Aus- und Weiterbildung in fachlicher Hinsicht (Purchasing Power Academy)

      In den letzten Geschäftsjahren haben das Einkaufs-Board und Einkaufs-Committee den Strategieplan zur Sicherstellung von Transparenz und Nachhaltigkeit in der Lieferkette konsequent verfolgt und wichtige Etappenziele der Roadmap erreicht.
      Im Geschäftsjahr 2023/24 stand die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes mit der ständigen Berücksichtigung der Entwicklungen der EU-Lieferkettenrichtlinie im Mittelpunkt.

      Nachhaltigkeit in der Lieferkette — Roadmap

      Roadmap Nachhaltigkeit in der Lieferkette (Grafik)

      Mittels einer Risikoanalyse eruiert die voestalpine, ob und wo in ihren Lieferketten Menschenrechte gefährdet sein oder negative Umweltauswirkungen auftreten könnten.

      Im ersten Schritt der Risikoanalyse ist eine Filtersystematik auf Basis von länderspezifischen Informationen sowie branchen- und warengruppenspezifischen Risikofaktoren entwickelt worden. Die Anwendung der Filtersystematik ermöglicht, Prüfmechanismen gezielt auf die dadurch risikobehafteten Lieferant:innen anzuwenden und Maßnahmen zur Prävention abzuleiten. Die definierte Filtersystematik beinhaltet unter anderem folgende Faktoren:

      • Menschenrechtsverletzungen
      • Kinderarbeit
      • Gerechte Entlohnung
      • Zwangs- oder Pflichtarbeit

      Auf Basis der Risikobewertung fordert die voestalpine, wie bereits erwähnt, von ihren Geschäftspartner:innen gezielt Nachweise dafür ein, inwieweit sie die Vorgaben des Code of Conduct für Business Partner erfüllen. Im Bedarfsfall unterstützt die voestalpine sie bei der Umsetzung der Anforderungen. Wo notwendig, werden Schulungsmaßnahmen bei Lieferant:innen oder Vor-Ort-Besuche durchgeführt, um das Verständnis der Lieferant:innen zu erhöhen und eine sorgfältige Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen gewährleisten zu können. Eine Voraussetzung dafür ist die Kooperation und Mitwirkung der Geschäftspartner:innen.

      Bei Verstößen und mangelnder Kooperationsbereitschaft von Lieferant:innen behält sich die voestalpine vor, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die in letzter Konsequenz bis zur Aussetzung oder Beendigung der Lieferbeziehung führen können. Diese Risikoanalyse wird jährlich aktualisiert. Aktuell wird die aufgeführte Due-Diligence-Überprüfung nur von jenen Gesellschaften komplett durchgeführt, die gemäß dem deutschen Lieferkettengesetz berichtspflichtig sind. Bei den restlichen voestalpine-Gesellschaften findet die Überprüfung stichprobenartig statt.

      Sustainable Supply Chain Management (SSCM)

      In den Einkaufsbedingungen und im Verhaltenskodex für Geschäftspartner:innen, die für alle Lieferant:innen gelten, sind zahlreiche Kriterien enthalten, die auf eine nachhaltige Beschaffung und insbesondere die Einhaltung der Menschenrechte abzielen.

      Darüber hinaus hat die voestalpine für die Rohstoffbeschaffung ein Verfahren zur Identifikation von Nachhaltigkeitsrisiken in der Lieferkette und zur Vermeidung bzw. Minderung etwaiger negativer Auswirkungen implementiert.

      Basis dafür war das Projekt Sustainable Supply Chain Management (SSCM), in dem eine typische Lieferkette aus der Stahlproduktion auf Risiken in Bezug auf Materialien, Herkunftsländer und Lieferant:innen durchleuchtet wurde. Bereits 2016 hat die voestalpine im Rahmen des Projekts externe und interne Fachleute einbezogen und seither mit vielen langjährigen Lieferant:innen persönliche Gespräche geführt, um mögliche negative Auswirkungen in der Lieferkette zu identifizieren.

      Exemplarische Lieferkette Stahlerzeugung

      Exemplarische Lieferkette Stahlerzeugung (Grafik)

      Wesentliche Materialien, die im Rahmen des Projekts betrachtet wurden:

      Wesentliche betrachtete Materialien (Organigramm)

      Folgende Herkunftsländer dieser Materialien wurden in die Untersuchung der Lieferkette miteinbezogen (in alphabetischer Reihenfolge):

      Albanien • Australien • Brasilien • China • Deutschland • Finnland Kanada • Norwegen • Österreich • Polen • Schweden • Südafrika • Tschechien • Türkei • Ukraine • USA

      Anhand folgender Aspekte wurden Rohstoffe, Herkunftsländer und Lieferant:innen untersucht:

      Lieferkettenmanagement in der voestalpine (Organigramm)

      Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse wurden in eine Matrix übertragen, die mögliche Risikopotenziale, sogenannte „Hotspots“, aufzeigt. So konnten etwa Hotspots im Bereich der Menschenrechte, vor allem in Bezug auf Kinder- und Zwangsarbeit, bei allen Lieferant:innen ausgeschlossen werden.

      Treten Herausforderungen im Umweltbereich auf, werden von den betroffenen Lieferant:innen klärende Darstellungen und Lösungsvorschläge verlangt und bei Vor-Ort-Besuchen geprüft. ISO-14001- oder ISO-45001-Zertifizierungen wurden vom überwiegenden Teil der Lieferant:innen – sofern es sich um Produzent:innen handelt – bereits abgeschlossen.

      COMPLIANCE-CHECKLISTE

      Zur Erfüllung der Anforderungen des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes hat die voestalpine den Fragebogen aus dem SSCM-Projekt weiterentwickelt. Neben den allgemeinen Unternehmensinformationen wurden vor allem detaillierte Fragen zu diversen Nachhaltigkeitsthemen wie Menschenrechte, Arbeitssicherheit, Umweltaspekte und Compliance aufgenommen. Diese Checkliste wird regelmäßig evaluiert und an die sich ändernden Rahmenbedingungen und Regulierungen angepasst.

      Die Kommunikation mit den Lieferant:innen zur Erfassung der Fragen, zur Weiterentwicklung sowie zur Auswertung der Fragebögen basiert auf userfreundlichen IT-Systemen.

      LIEFERANT:INNEN-BEWERTUNG

      Die Auswahl der Unternehmen, die dem voestalpine-Konzern Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen liefern, die einen direkten Einfluss auf die Endprodukte haben, erfolgt systematisch auf Basis von persönlichen Gesprächen, eines standardisierten Fragebogens und einer Qualitätsbegutachtung der Materialien.

      Um in das Lieferant:innen-Portfolio der voestalpine Rohstoffbeschaffungs GmbH aufgenommen zu werden, ist es zusätzlich zwingend notwendig, einen Aufnahmeprozess im Rahmen der Responsible Sourcing Policy zu durchlaufen. Erst nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses sind Lieferungen an die voestalpine möglich.

      Schematische Darstellung des Prozesses:

      Bewertungsprozess (Organigramm)

      Einmal pro Jahr erfolgt eine Beurteilung der Rohstofflieferant:innen und eine Klassifizierung in A-, B- oder C-Lieferant:innen. Je nach Rohstoffgruppe werden dafür unterschiedliche Parameter herangezogen, etwa Umweltmanagement, Innovationen, Qualitätsmanagement, aber auch Flexibilität und Termintreue.

      Lieferant:innen, die eine A- oder B-Bewertung erreichen, werden im Beschaffungsprozess bevorzugt. Mit B- und C-Lieferant:innen werden gemeinsam Korrekturmaßnahmen definiert und schriftlich festgehalten, die innerhalb eines Jahres umgesetzt werden müssen.

      Lokale Lieferant:innen

      Die Gesellschaften der voestalpine beziehen ihre unterschiedlichen Produkte überwiegend von Hersteller:innen sowie Händler:innen bzw. Großhändler:innen. Bevorzugt kaufen die Gesellschaften wenn möglich regional zu und stärken somit die Wirtschaftskraft der Standortländer. Speziell im Bereich des Zukaufs von Dienstleistungen ist der regionale Bezug sehr stark ausgeprägt. Die folgende Grafik stellt dar, wie hoch der Anteil an lokalen Zuliefer:innen ist. Als lokal werden Lieferant:innen betrachtet, die im selben Land ihren Firmensitz haben wie die von ihnen belieferte voestalpine-Gesellschaft.

      Lokale Lieferant:innen Geschäftsjahr 2023/24

      Lokale Lieferant:innen Geschäftsjahr 2023/24 (Balkendiagramm)

      VERHALTENSKODEX FÜR GESCHÄFTSPARTNER:INNEN

      Zum Ende des Geschäftsjahres 2022/23 hat der Vorstand der voestalpine AG einen aktualisierten Verhaltenskodex für Geschäftspartner:innen verabschiedet. Er definiert die Grundsätze und Anforderungen der voestalpine und soll sicherstellen, dass die Geschäftspraktiken der Geschäftspartner:innen mit den Werten der voestalpine sowie den geltenden Gesetzen und Vorschriften im Einklang stehen.

      Die Grundsätze und Anforderungen beruhen auf der Human Rights Policy und dem Verhaltenskodex der voestalpine sowie auf den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, den Prinzipien des UN Global Compact, der Internationalen Menschenrechtscharta und dem Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen Korruption.

      Folgende Themen werden im Verhaltenskodex für Geschäftspartner:innen geregelt:

      • Compliance und verantwortungsvolle Unternehmensführung
        • Einhaltung der Gesetze
        • Verbot von aktiver und passiver Korruption
        • Verbot der Gewährung von Vorteilen (z. B. Geschenke) für Mitarbeiter:innen
        • Geldwäsche
        • Fairer Wettbewerb
        • Schutz von Informationen, geistigem Eigentum und Daten
        • Handelskontrollen und Sanktionen
      • Gesellschaftliche Verantwortung
        • Achtung der Menschenrechte und gerechte Arbeitsbedingungen
        • Verbot von Kinderarbeit
        • Verbot von Zwangs- und Pflichtarbeit, Menschenhandel und moderner Sklaverei
        • Kollektivverhandlungen und Recht auf Vereinigungsfreiheit
        • Vielfalt, Chancengleichheit und Verbot von Diskriminierung
        • Vergütung und Arbeitszeit
        • Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
        • Schulung von Sicherheitspersonal
        • Lokale Gemeinschaften und indigene Völker
      • Umwelt- und Klimaschutz
        • CO2-Fußabdruck
      • Lieferkettenmanagement
        • Roh- und Ausgangsmineralien
      • Meldung von Fehlverhalten
      • Kooperation und Mitwirkung

      Initiativen und Projekte zur Lieferkettentransparenz

      Die voestalpine ist in unterschiedlichen Initiativen aktiv, die sich dem Thema Lieferkettentransparenz widmen. So arbeiten etwa Fachleute aus verschiedenen Abteilungen in Arbeitsgruppen von ResponsibleSteel mit, um sowohl den Zertifizierungsstandard als auch die produktspezifischen Anforderungen, vor allem hinsichtlich Einsatzmaterialien und Treibhausgasemissionen, zu entwickeln. Im November 2021 wurde der Standort Linz nach einer detaillierten Prüfung durch unabhängige Auditor:innen mit dem ResponsibleSteel-Zertifikat ausgezeichnet. Das ResponsibleSteel-Überwachungsaudit wurde im März 2023 erfolgreich abgeschlossen.

      Durch die Kooperation der World Steel Association mit TDI, einem Anbieter einer Plattform zur systematischen Erfassung von Risiken im Zusammenhang mit Materialien und Herkunftsländern, kann die voestalpine auch hier ihre Expertise einbringen.

      Unternehmensintern gibt es bereits einschlägige Arbeitsgruppen, die sich mit bestehenden Regelungen hinsichtlich Transparenz in der Lieferkette befassen und sich auch auf die kommende Lieferkettengesetzgebung auf EU-Ebene vorbereiten.

      Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden die Lieferant:innen der voestalpine über das grundlegende Verständnis der voestalpine in Bezug auf verantwortungsvolle Beschaffung aufgeklärt und über die geplanten Handlungsmaßnahmen hinsichtlich Klima- und Umweltschutz sowie Menschenrechte informiert. Im Laufe des Geschäftsjahres 2024/25 werden Lieferant:innen – gemäß der beschriebenen Risikoanalyse sowie einer internen Priorisierung – aufgefordert zu bestätigen, dass ihre Geschäftstätigkeit im Einklang mit dem voestalpine-Verhaltenskodex für Geschäftspartner:innen steht.