Chancenmanagement

      Mittels einer Wesentlichkeitsanalyse wurden im Geschäftsjahr 2023/24 systematisch konzernale Risiken und Chancen im Zusammenhang mit sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Aspekten identifiziert und deren Auswirkungen bewertet. (Näheres zu den wesentlichen Risiken erfahren Sie im Kapitel „Risikomanagement“, weitere Informationen zur Wesentlichkeitsanalyse finden Sie im Kapitel „Stakeholder:innen und CR-Management“.)

      In regelmäßigen Umfeldanalysen im Rahmen des konzernalen Strategieprozesses analysiert die voestalpine das aktuelle Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie neue technologische Entwicklungen. Daraus werden Risiken und Chancen für den Konzern abgeleitet und bewertet.

      Auf diese Weise können in einem herausfordernden und dynamischen Marktumfeld Chancen rasch und zielorientiert aufgegriffen werden. Das unterstützt das wertsteigernde Wachstum des Konzerns und trägt zur kontinuierlichen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der voestalpine bei. Nachfolgend sind exemplarisch die identifizierten Chancen für die voestalpine im Zusammenhang mit den Entwicklungen zur Dekarbonisierung und zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft dargestellt.

      DEKARBONISIERUNG UND GRÜNE TRANSFORMATION

      Mit greentec steel startet die voestalpine in die nächste Generation der Stahlerzeugung. Dafür investiert der Konzern in je einen grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz. Diese ermöglichen die Elektrifizierung energieintensiver Prozesse und die Einsparung von rund 30 % der CO2-Emissionen. Das entspricht fast 5 % der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs. Damit ist greentec steel das größte Klimaschutzprogramm in Österreich.

      Dieses Leuchtturmprojekt bietet die Chance, am wachsenden Markt für grüne Produkte langfristig zu partizipieren und diesen auch aktiv mitzugestalten. Darüber hinaus ergeben sich durch die Transformation in Richtung „Net Zero“ attraktive Optionen: Viele Kund:innen signalisieren bereits heute ein starkes Interesse an klimafreundlichen Stahlprodukten, auch um die eigene Klimabilanz unter Einsatz von hochqualitativem CO2-reduzierten Premium-Stahl zu verbessern. So beliefert die voestalpine bereits heute knapp 40 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen mit hochwertigen Stahlprodukten der greentec steel Edition, die sich durch einen reduzierten CO2-Fußabdruck auszeichnen. Durch die Optimierung des Herstellungsprozesses können die direkten Emissionen verringert werden. Dies gelingt durch einen innovativen Rohstoffmix, bei dem beispielsweise Koks teilweise durch wasserstoffhaltige Reduktionsmittel ersetzt wird.

      Durch die grüne Transformation und den zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit bieten sich darüber hinaus attraktive Wachstumspotenziale für die voestalpine. Das betrifft das Energiesegment, das durch starke Wachstumsraten im Bereich erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien geprägt ist, aber auch den Aufstieg der Elektromobilität und den ungebrochenen Trend zum Schienentransport. Im Bereich Railway Systems entwickelt sich die voestalpine zur globalen Schieneninfrastrukturanbieterin mit digitaler Anlagenüberwachung und -logistik sowie Servicelösungen für alle Kundensegmente. Daneben gewinnt das Thema Nachhaltigkeit bzw. ESG-Impact der Wertschöpfungskette vor allem in Europa zunehmend an Bedeutung in der gesellschaftlichen Diskussion, in den Beschaffungsstrategien vieler Unternehmen und an den Finanzmärkten. Durch die konsequente Positionierung als ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Unternehmen und den Fokus auf höchstqualitative Produkte und Services mit geringem ökologischen Fußabdruck ergeben sich Chancen für Preisprämien und Differenzierungspotenziale gegenüber dem Mitbewerb sowie öffentliche Mittel im Kampf gegen den Klimawandel und zur Förderung der Transition.

      KREISLAUFWIRTSCHAFT

      Der weitere Auf- und Ausbau der Circular Economy stellt für die voestalpine eine wichtige Säule zur Reduzierung der Emissionen, zur Schonung von Ressourcen und auch ein Element zur Absicherung der Rohstoffversorgung dar. Dabei verfolgt die voestalpine auf drei Ebenen das Ziel, Kreisläufe zu schließen, zu verlangsamen und zu verkleinern und damit aktiv zum Klima- und Umweltschutz beizutragen. Das wird erreicht durch:

      • den weiteren Ausbau von Schrottkreisläufen und den zunehmenden Einsatz von Eigen- und Fremdschrott in der Stahlerzeugung, der bis 2030 um 50 % gesteigert werden soll,
      • die Aufbereitung und den Wiedereinsatz bzw. die Vermarktung von Nebenprodukten sowie die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten, etwa durch die Reparatur von Altweichen, und
      • die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen und die Rückgewinnung und Verwertung von Energie, z. B. über die Auskopplung und Nutzung von Abwärme.

      Eine zentrale Rolle bei der Förderung der Kreislaufwirtschaft spielt die Forschung und Entwicklung (siehe auch Kapitel „Forschung und Entwicklung“) als wichtiges Bindeglied zwischen den strategischen Nachhaltigkeitszielen und den Produkten und Services der voestalpine. Die zentralen Aufgaben sind dabei die Identifizierung und Entwicklung zukünftiger sich bietender Chancen und neuer Potenziale der Kreislaufwirtschaft in den Gesellschaften und Divisionen. Schwerpunktthemen sind die Behandlung und Wiederverwendung von Nebenprodukten der Produktionsprozesse, die CO2-Reduktion, die Verbesserung der Ressourceneffizienz und die Entwicklung innovativer Produkt- und Servicelösungen für Kund:innen der voestalpine. Die Verwertung und Rückgewinnung von Materialien bietet wirtschaftliche Vorteile. Angesichts wachsender Märkte und sich ändernder gesetzlicher Normen zugunsten erneuerbarer Materialien will die voestalpine ihre Marktanteile mit innovativen nachhaltigen Produkten und Services sukzessive steigern. Eine kreislauforientierte Wirtschaft kann Businesschancen generieren, Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette schaffen und zudem für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen sorgen.