Umweltaufwendungen
Seit dem Geschäftsjahr 2015/16 werden in Ergänzung zu den bis dahin ausgewiesenen emissionsintensiven österreichischen Konzernstandorten erstmals auch umweltrelevante internationale Produktionsgesellschaften mit ihren entsprechenden Daten erfasst. Insgesamt liegen die laufenden Betriebsaufwendungen für Umweltanlagen mit 231 Mio. EUR leicht unter dem Vorjahreswert von 237 Mio. EUR. Die umweltspezifischen Investitionen des voestalpine-Konzerns haben sich gleichzeitig von 55 Mio. EUR im Vorjahr auf 46 Mio. EUR verringert.
Entwicklung der Umweltaufwendungen
Mio. EUR
1 Erstmals wurde im GJ 2015/16 zusätzlich zu den emissionsintensiven österreichischen Konzernstandorten auch eine Reihe weiterer, vorwiegend internationaler Produktionsgesellschaften erfasst.
Umweltschwerpunkte und -maßnahmen
Neben der kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz liegt der Fokus des Konzerns bei den umweltrelevanten Projekten auf der weiteren Verringerung bzw. Vermeidung von produktionsbedingt entstehenden Emissionen in Luft und Wasser sowie auf der Abfallentsorgung. In der Steel Division (Standort Linz, Österreich) wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr im Rahmen eines sehr ambitionierten Umweltprogramms erneut eine Vielzahl kontinuierlicher Anlagenoptimierungen zur weiteren Senkung von Emissionen und des Energieverbrauchs insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Logistik vorgenommen. Unter anderem bewirkt die Installation einer neuen Fördertechnik im Rahmen der Großreparatur des Hochofens 6 eine nachhaltige Staubreduktion bei der Möllerung. Die mit 1. April 2017 in Vollbetrieb gegangene Direktreduktionsanlage in Corpus Christi, Texas, USA, gilt unter anderem aufgrund der Wiederverwertung der Prozessgase, der Wärmerückgewinnung, aber auch durch die Einhausung von Förderbändern und Erzlagerstätten aus technologischer Sicht als Umweltbenchmark und stellt – auch durch die Verwendung von Erdgas anstelle von Koks – einen ersten wichtigen Schritt des Konzerns zu einer CO2-reduzierten Stahlproduktion dar.
Das mit rund 16 Mio. EUR größte Umwelteinzelprojekt wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr am Standort Kapfenberg, Österreich, der High Performance Metals Division (vormals Special Steel Division) realisiert. In der neuen „Beizerei 4.0“ des Edelstahlwerks erfolgen die emissionsrelevanten Prozesse (Beiz- und Beschichtungsbehandlung sowie Salzbadanlage) nunmehr in einem völlig geschlossenen System (Tunnelsystem). Die Abluftströme werden über Abluftwäscher gereinigt, die Abwassermengen durch optimierte Prozessgestaltung um 80 % reduziert und die Ressourceneffizienz erhöht, während gefährliche Abfälle (Beizschlämme) um rund 25 % vermindert werden. Am schwedischen Standort Hagfors der Division wurde beim Elektrostahlwerk eine neue, deutlich effizientere Filteranlage errichtet. Neben einer 50%igen Emissionsreduktion konnte damit auch die Lärmbelastung deutlich verringert werden.
Eine Vielzahl ähnlich gelagerter, durchwegs nachhaltig wirksamer Investitionen wurde auch in der Metal Engineering Division getätigt; hervorzuheben sind am Standort Leoben/Donawitz, Österreich, der Ausbau von Besprühungsanlagen an der Sinteranlage (Hochofen) zur Verringerung diffuser Staubemissionen um etwa 25 % auf allen Förderbandwegen. Hinzu kommen am selben Standort die weitere Reduktion von Luftschadstoffen sowie des Energieverbrauches durch einen neuen Hubbalkenofen in der Schienenproduktion und eine ebenfalls wesentliche Verringerung des Energieeinsatzes verbunden mit einer Reduktion von Luftemissionen (vor allem Stickoxiden) und Abwassermengen durch die Inbetriebnahme des neuen Drahtwalzwerkes.
Umweltmanagementsysteme
Die voestalpine-Konzerngesellschaften verfügen breitflächig über Umweltmanagementsysteme (wie ISO 14001 oder EMAS) und zertifiziertes Energiemanagement (nach ISO 50001). Mit den Weichenproduktionsstandorten in Deutschland haben im abgelaufenen Geschäftsjahr weitere Unternehmen derartige Systeme implementiert und zertifiziert. Zertifizierungen nach DIN EN ISO 14001 wurden auch in der Automotive Components-Sparte der Metal Forming Division teilweise bereits abgeschlossen bzw. werden im laufenden Geschäftsjahr umgesetzt.
Ökologische Produktbetrachtung
Neben operativen Umweltmaßnahmen steht auch das ökologische Potenzial des Werkstoffes Stahl sowie der Produkte aus Stahl im Mittelpunkt von Optimierungsmaßnahmen. Dies betrifft neben Innovationen im Automobil-Leichtbau, der Schieneninfrastruktur und Anwendungen im Bereich erneuerbarer Energien (etwa Solar- und Photovoltaiklösungen der Metal Forming Division) auch das „Life Cycle Assessment“, die ökologische Gesamtbewertung von Werkstoffen über ihren Lebenszyklus. Zusätzlich zur intensiven Einbindung im Rahmen von Interessenvertretungen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene – vor allem um objektive Kriterien wie Messbarkeit und Vergleichbarkeit bei Bewertungsmaßstäben festzulegen – ist die voestalpine zu diesem Themenkreis auch in konkreten Projekten mit wesentlichen Kundenbranchen (etwa der Automobilindustrie) engagiert.
Erforschung und Entwicklung CO2-minimierender Technologien
Die technologische Erforschung und Entwicklung alternativer Stahlproduktionsverfahren wird u. a. durch eine Kooperation von voestalpine und VERBUND AG Wien, Österreich, vorangetrieben, die vor allem auf Flexibilisierungskonzepte bei Stromerzeugung und Strombedarf („demand-side management“) sowie die Forschungszusammenarbeit im Zukunftsbereich Wasserstoff fokussiert ist. Am Standort Linz, Österreich, wurde zu Jahresbeginn 2017 im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts das Vorhaben „H2FUTURE“ gestartet, eine Pilotanlage für die Herstellung von „grünem“, d. h. aus erneuerbaren Energieträgern gewonnenem Wasserstoff via Elektrolyse aus Wasser. Im Rahmen des bis 2021 laufenden Projekts sollen Potenziale und Möglichkeiten für den Einsatz von Wasserstoff in den einzelnen Prozessstufen der Stahlherstellung aufgezeigt werden. Das Projektvolumen beläuft sich insgesamt auf rund 18 Mio. EUR. Ebenfalls Partner des Konsortiums sind SIEMENS, K1-MET, APG (Austrian Power Grid) und ECN (Energy Research Centre of the Netherlands). Darüber hinaus werden weitere Entwicklungsvorhaben – etwa eine Versuchsanlage zur Erforschung von Reduktionsvorgängen mit Wasserstoffplasma am Standort Leoben/Donawitz, Österreich – vorangetrieben.
Langfristige energie- und klimapolitische Weichenstellungen
Auf globaler Ebene trat am 4. November 2016 das Weltklimaabkommen der Vereinten Nationen in Kraft, das ab 2020 das „Kyoto-Protokoll“ als globalen Klimaschutzrahmen ablösen wird. Der im November 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris festgelegte ökologische Prozess (insbesondere in Bezug auf Evaluierung und Monitoring von Klimaschutzmaßnahmen) wird nun schrittweise konkretisiert und implementiert. Das „Paris-Abkommen“ bietet eine historische Chance, Klimaschutzbeiträge maßgeblicher Emittenten tatsächlich verbindlich und weitgehend vergleichbar zu gestalten.
Die EU und ident auch die einzelnen Mitgliedsstaaten haben die bereits 2014 beschlossenen „2030-Ziele“ in das Weltklimaabkommen eingebracht; diese bilden – ungeachtet des globalen Rahmens – bereits seit ihrer Beschlussfassung auch die Grundlage der EU-Energieunion, welche die europäische Rahmenstrategie für Energie-, Klima-, Wettbewerbs- und Innovationspolitik festlegt. Bis 2030 müssen demnach die CO2-Emissionen in der EU gegenüber 1990 um mindestens 40 % gesenkt werden, für die dem Emissionshandelssystem unterliegenden Branchen wie der Stahlindustrie gilt aber eine noch weitaus markantere Verringerung um 43 %, und zwar verglichen mit 2005.
Zur Energieunion hat die EU-Kommission Ende November 2016 ihre umfassenden Gesetzesvorschläge unter dem Titel „Saubere Energie für alle Europäer“ vorgelegt. Diese beinhalten die Bereiche Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Gestaltung des Strommarktes, Sicherheit der Stromversorgung und Steuerung der Energieunion. Darüber hinaus schlägt die Kommission neue Möglichkeiten für Ökodesign sowie eine Strategie für vernetzte und automatisierte Mobilität vor.
Die gesondert behandelte Reform des Emissionshandelssystems für die Handelsperiode 2021 bis 2030 befindet sich seit März 2017 im Trilog, den Verhandlungen zwischen Kommission, Rat und Parlament der Europäischen Union. Ziel der Gespräche ist es, eine Einigung zu den von den drei Institutionen eingebrachten – in wesentlichen Punkten inhaltlich teils stark divergierenden – Verhandlungspositionen zu erreichen. Aus voestalpine-Sicht im Fokus stehen unverändert die ausreichende Verfügbarkeit von Gratiszertifikaten, deren Zuteilungsmechanismus (z. B. auf Basis realistischer Benchmarkwerte) sowie die größtmögliche Einbeziehung energetisch genutzter Kuppelgase in die Bemessung. Eine seriöse Bewertung der Emissionshandelsreform und deren Auswirkungen auf die voestalpine kann erst nach dem Trilog bzw. der rechtlichen Ausgestaltung des Ergebnisses, d. h. wohl nicht vor Ende 2017, erfolgen. Aus jetziger Sicht ist jedenfalls zu erwarten, dass der Zukaufsbedarf des voestalpine-Konzerns an Zertifikaten im Zeitraum von 2021 bis 2030 in etwa auf dem – hohen – Niveau der laufenden Handelsperiode bleiben wird.
Auf nationaler Ebene steht die voestalpine mit den politischen Entscheidungsträgern in einem intensiven Dialog zum integrierten nationalen Energie- und Klimaplan, der in weiterer Folge von Österreich (spätestens bis Ende 2018) in die EU-Energieunion einzubringen ist. Ziel der Gespräche ist es, die für das Unternehmen wesentlichen Rahmenbedingungen (vor allem in wirtschaftlicher und wettbewerbsmäßiger Hinsicht) so festzulegen, dass dem voestalpine-Konzern daraus keine Nachteile im internationalen Wettbewerb erwachsen.
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