„…. für den voestalpine-Konzern (sollte) auch im Geschäftsjahr 2016/17 selbst bei einem anhaltend schwierigen konjunkturellen Umfeld ein (bereinigtes) operatives Ergebnis (EBITDA) und ein (bereinigtes) Betriebsergebnis (EBIT) zumindest annähernd auf Höhe des vergangenen Geschäftsjahres möglich sein. Jede weitergehende Ergebnisindikation würde aufgrund der extremen politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten des aktuellen Umfeldes den Ansprüchen verantwortungsbewusster Unternehmens- und Kapitalmarktkommunikation widersprechen.“ – soweit der letztjährige Ausblick auf das jetzt zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2016/17. Die damaligen Einschätzungen bezüglich der Ergebnisentwicklung konnten sogar etwas übertroffen werden, dem Hinweis auf die politischen Unwägbarkeiten des Umfeldes ist allerdings auch aus heutiger Sicht wenig hinzuzufügen. Er trifft für die kommenden zwölf Monate mindestens genauso zu wie vor einem Jahr.
So sehr in Bezug auf die globalen politischen Voraussetzungen die kritischen Ausführungen des Vorjahres weiterhin uneingeschränkt gelten, ergibt sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Erwartungen heute ein deutlich günstigeres Bild als noch vor Jahresfrist. Dies spiegeln seit Herbst 2016 auch die Konjunkturprognosen renommierter Wirtschaftsinstitutionen wie des Internationalen Währungsfonds oder der OECD in zunehmendem Maße wider.
An diesem Aufwärtstrend überrascht, dass er vom unverändert herausfordernden politischen Umfeld zumindest bisher nicht wirklich beeinträchtigt wird. Getragen wird der aktuelle Aufschwung vor allem von einer seit dem Vorjahr wieder stabil positiven Konjunkturentwicklung in China und einer sowohl von der Breite als auch der Intensität her deutlich über den Erwartungen liegenden Wachstumsdynamik in Europa. Eine gewisse Unterstützung des globalen Aufwärtstrends ergibt sich auch aus dem anhaltend starken Wachstum der indischen Wirtschaft sowie der Erwartung, dass Brasilien und Russland nach einer jeweils längeren rezessiven Phase heuer die wirtschaftliche Trendwende schaffen sollten. Aktuell weniger Wachstumsunterstützung als noch zu Jahresbeginn 2017 erhofft, kommt aus den USA, deren wirtschaftliche Entwicklung im weiteren Jahresverlauf in hohem Maße von den anstehenden Entscheidungen der neuen Regierung zur künftigen Finanz- und Wirtschaftspolitik des Landes abhängen wird.
Die Nachfrageentwicklung stellt sich in vielen Kundensegmenten zu Beginn des neuen Geschäftsjahres einheitlicher und in der Gesamttendenz deutlich positiver dar als vor einem Jahr. Abgesehen von der unverändert starken weltweiten Nachfrage aus der Automobilindustrie wird der Aufwärtstrend auch von Branchen wie dem Flugzeugbau, der Konsumgüter-, Hausgeräte- und Elektroindustrie sowie Teilen des Maschinenbaus, aber auch von Erholungstendenzen in der (europäischen) Bauindustrie sowie einer – primär mengeninduzierten – Entspannung am Öl- und Gassektor unterstützt. Vor allem in Europa etwas schwächer stellt sich die Nachfrage im Bahnbereich (Infrastruktur) dar; als Konsequenz der „Energiewende“ seit Jahren auf unverändert sehr bescheidenem Niveau verläuft die europäische Entwicklung auch im Bereich der konventionellen Energieerzeugung (Kraftwerks- und Energiemaschinenbau).
In der Preisentwicklung der für die Stahlerzeugung wichtigsten Rohstoffe (Eisenerz, metallurgische Kohle, Schrott) sollte nach einer extrem volatilen Phase seit Herbst 2016 im weiteren Verlauf des Jahres eine gewisse Beruhigung eintreten.
Auf Basis der aus diesem Konjunkturverlauf resultierenden Ergebnisse des voestalpine-Konzerns zu Beginn des neuen Geschäftsjahres ist für die 1. Jahreshälfte eine starke, deutlich über den Vergleichswerten des Vorjahres liegende Umsatz- und Ergebnisentwicklung zu erwarten. Eine konkrete Einschätzung des Konjunkturverlaufes in der 2. Hälfte des Geschäftsjahres wird allerdings erst nach dem kommenden Sommer möglich sein.
Im Hinblick darauf, dass
- im voestalpine-Konzern im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres eine Reihe jüngster Großinvestitionen – wie das HBI-Werk in Texas, USA, die neue Drahtstraße in Leoben/Donawitz, Österreich, oder mehrere Downstream- Investitionen in Europa, den USA und China – erstmals voll umsatz- und ergebniswirksam werden,
- die Stahl- und Stahlverarbeitungskapazitäten einschließlich des Grobblechsegmentes schon heute bis zum Ende des Geschäftsjahres weitgehend ausgelastet sind und die immer stärkere Downstream-Orientierung grundsätzlich zu einem vergleichsweise stabilen Geschäftsverlauf führt,
- sich der Einfluss allfälliger US-Handelsbarrieren und der Druck aus Stahl-Dumpingimporten nach Europa auf voestalpine-Produkte insgesamt in Grenzen halten sollten
- und die in Umsetzung befindlichen, konzernweiten Kostenoptimierungs- und Effizienzsteigerungsprogramme eine weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns erwarten lassen,
zeichnet sich aus aktueller Sicht trotz der Unwägbarkeiten in der Einschätzung der 2. Jahreshälfte für das Geschäftsjahr 2017/18 des voestalpine-Konzerns eine deutlich positive Entwicklung von Umsatz und Ergebnis ab.
Linz, 24. Mai 2017
Der Vorstand
Wolfgang Eder
Herbert Eibensteiner
Franz Kainersdorfer
Robert Ottel
Franz Rotter
Peter Schwab
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