In den Einkaufsbedingungen und im Code of Conduct, die für alle Lieferanten gelten, sind zahlreiche Punkte enthalten, um Standards für verantwortungsvolle Beschaffung zu setzen. Mit dem Projekt Sustainable Supply Chain Management (SSCM) will die voestalpine die Rohstoffbeschaffung, den wichtigsten Bereich der Einkaufstätigkeit, in Bezug auf Verantwortung analysieren und entsprechende Handlungskriterien erstellen. Ende 2017 wurde die erste Phase abgeschlossen.
Das Einkaufs-Board der voestalpine ist das Steuerungsgremium für den Konzerneinkauf und wird vom Einkaufs-Committee als Umsetzungsgremium unterstützt. Es trägt die Verantwortung für die konzernale Einkaufsstrategie und hat die Gesamtsteuerungskompetenz für den Einkauf im Konzern. Das Einkaufs-Board tagt einmal pro Quartal und entwickelt die Rahmenbedingungen der Einkaufsstruktur weiter, fasst Beschlüsse zu Strategieinhalten, entscheidet im Falle von Eskalationsvorgängen und kommuniziert aktive Entscheidungen und Beschlüsse.
Das Einkaufs-Committee trifft monatlich zusammen und nimmt im Auftrag des Einkaufs-Boards die Strategieumsetzung und Steuerung des Einkaufs im Konzern wahr:
- Monitoring und Weiterentwicklung der Einkaufsstruktur, insbesondere der Lead-Buyer-Struktur
- Herbeiführen von Entscheidungen aus Eskalationen der Einkaufs- und Lead-Buyer-Struktur
- Strategische Priorisierung von Projekten, Anfragen und Themen
- Konzernweite Harmonisierung der Warengruppenstruktur
- Abstimmung zum Vorgehen mit divisionsübergreifenden Lieferanten
- Regelmäßiger Statusbericht an das Einkaufs-Board
Die Group Catalogue Purchasers sind für bestimmte Kataloge bzw. Lieferanten konzernweit verantwortlich, d. h. sie stellen einheitliche Preise und Konditionen in den Katalogen innerhalb des Konzerns sicher. Damit können Bündelungseffekte genutzt und eine Ressourcenentlastung in den einzelnen Gesellschaften geschaffen werden.
In der Corporate Responsibility-Strategie sind die Verantwortung der voestalpine im Einkauf und die geltenden Leitlinien dazu wie folgt beschrieben:
Allgemeine Beschaffung
SDG 4 – Hochwertige BildungSDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke InstitutionenSDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Lieferantenmanagement
Die voestalpine achtet bei der Auswahl ihrer Lieferanten auf die Einhaltung ökologischer und sozialer Grundsätze. Wir haben nachhaltiges Lieferantenmanagement im Sinne langfristiger Partnerschaften in unsere Beschaffungsprozesse integriert.
Aus- und Weiterbildung
Durch Informationsveranstaltungen wie den Purchasing Power Day sowie durch die selbsentwickelte dreistufige Purchasing Power Academy stellt die voestalpine die laufende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter im Einkauf sicher.
Beschaffungsprozesse
Der Procurement-Prozess wird im Hinblick auf die Sicherung der Compliance-Konformität kontinuierlich optimiert. Der Verhaltenskodex bildet dabei die Grundlage für geschäftliche Handlungen und Entscheidungen.
Rohstoffbeschaffung
SDG 12 – Nachhaltige/r Konsum und ProduktionSDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke InstitutionenSDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
Ganzheitliche Betrachtung von Kreislaufkonzepten
Die Anwendung von Kreislaufkonzepten (Closed Loop) gemeinsam mit unseren Kunden garantiert uns höchste Effizienz im Recyclingprozess unserer Roh- und Wertstoffe.
Lieferanten
Wir stellen uns gemeinsam mit unseren Lieferanten den Herausforderungen einer permanenten Optimierung unserer Lieferketten. Regelmäßige Besuche der Rohstoff- und Vormaterialquellen, insbesondere Minen und Lagerstätten, sind ein fixer Bestandteil dieses Prozesses. Gemeinsam werden Methoden erarbeitet, um die Lieferkette effizient und gemäß den CR-Richtlinien zu gestalten. Neue Lieferanten werden unter dem Aspekt von CR, Qualität und Performance überprüft und, je nach Ergebnis, in das Portfolio aufgenommen. Die Lieferkette unserer Rohstoffe wurde im Projekt SSCM (Sustainable Supply Chain Management) vollständig aufgerollt und auf wesentliche Faktoren im Zusammenhang mit Corporate Responsibility überprüft. Die voestalpine stellt sicher, dass sämtliche Rohstoffe diesem Prozess unterliegen und somit nachhaltig Risiken minimiert werden.
Conflict Minerals
Wir verpflichten sämtliche Lieferanten, von welchen Materialien bezogen werden, die unter die Legislative des Dodd-Frank Act fallen, auch nach diesem zu handeln. Es wird mittels cfsi Report sichergestellt, dass sämtliche Rohstoffe, welche im Auftrag des Konzerns zugekauft werden, „conflict free“ sind.
Sicherstellung der Versorgung
Die langfristige, wettbewerbsfähige Versorgung mit Rohstoffen und Energie ist zentrale Aufgabe des Rohstoffbeschaffungsmanagements. Hohe Integration in vor- und nachgelagerte Prozesse, Szenarienplanung und adaptive Versorgungskonzepte minimieren Risikopotenziale.
Im Rahmen von Lead Buying werden gleichartige Materialien und Rohstoffe aus unterschiedlichen Unternehmen in Materialgruppen gebündelt. Diese werden durch einen führenden Einkäufer, den Lead Buyer, verantwortet. Die Vorteile des Lead Buying lassen sich mit denen einer dezentralen Einkaufsorganisation – regionale Einkaufskompetenz bleibt an den Fertigungsstandorten erhalten – verbinden, um eine Optimierung von Qualität und Preis gegenüber den Lieferanten zu erzielen. Das Lead Buying ist ein wichtiger Bestandteil der konzernalen Einkaufsstruktur und hat sich in den letzten Jahren als maßgeblicher Wertschöpfungsfaktor im Unternehmen etabliert.
Lokale Lieferanten
Wenn es sinnvoll und machbar ist, kauft die voestalpine bei Lieferanten ein, die sich in der Nähe der Standorte befinden. So haben 68,55 % aller Lieferanten, die voestalpine-Gesellschaften in Österreich beliefern, ihren Unternehmenssitz ebenfalls in Österreich. Eine lokale bzw. regionale Belieferung ist jedoch nicht immer möglich, da z. B. die Abbaugebiete der Rohstoffe in der überwiegenden Mehrheit in größerer Entfernung liegen.
Lokale Lieferanten
Anteil in %
Projekt Sustainable Supply Chain Management
Das bereits im letzten voestalpine CR Report vorgestellte Projekt Sustainable Supply Chain Management (SSCM) wurde in der ersten Phase erfolgreich abgeschlossen. Dabei wurde eine typische Lieferkette aus der Stahlproduktion auf Risiken in Bezug auf Materialien, Herkunftsländer und Lieferanten durchleuchtet.
Exemplarische Lieferkette Stahlerzeugung
Wesentliche Materialien, die im Rahmen des Projekts betrachtet wurden:
Folgende Länder wurden als Herkunftsländer dieser Materialien in die Untersuchung der Lieferkette miteinbezogen (in alphabetischer Reihenfolge):
- Albanien
- Australien
- Brasilien
- China
- Deutschland
- Finnland
- Kanada
- Norwegen
- Österreich
- Polen
- Russland
- Schweden
- Südafrika
- Tschechien
- Türkei
- Ukraine
- USA
Anhand folgender Aspekte wurden Rohstoffe, Herkunftsländer und Lieferanten untersucht:
Zusätzlich wurden intensive Gespräche mit Experten innerhalb (aus den Bereichen Corporate Responsibility, Einkauf und Rohstoffeinkauf, Risikomanagement, Qualitätssicherung und health & safety) und außerhalb der voestalpine (aus Verbänden, Forschungseinrichtungen, NGOs und von ausgewählten Kunden) geführt, deren Ergebnisse ebenfalls in die Bewertung einflossen. Durch die langjährige Zusammenarbeit mit den Lieferanten und die sich daraus ergebenden intensiven Kontakte konnten viele Themengenbiete in persönlichen Gesprächen erörtert und abgehandelt werden.
Ergebnisse des Projektes SSCM
Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse wurden in eine Matrix übertragen, die mögliche Risikopotenziale, sogenannte „Hotspots“, aufzeigt.
So konnten etwa Hotspots im Bereich der Menschenrechte, vor allem in Bezug auf Kinder- und Zwangsarbeit, bei allen Lieferanten ausgeschlossen werden.
Bei Herausforderungen, die im Umweltbereich bei den Lieferanten auftreten, werden eine Darstellung und Lösungsvorschläge seitens des Lieferanten verlangt und bei Vor-Ort-Besuchen geprüft.
Zertifizierungen nach ISO 9001 sind bei den Zulieferern in der Stahllieferkette durchgängig vorhanden. ISO 14001- oder OHSAS 18001-Zertifizierungen wurden von den Lieferanten – sofern es sich um Produzenten handelt – zum überwiegenden Teil bereits abgeschlossen oder befinden sich gerade in Umsetzung.
Die Ergebnisse der Vor-Ort-Besuche, die mindestens einmal pro Jahr stattfinden und auf deren Basis auch die Lieferantenbewertung erfolgt, fließen ebenfalls in das Projekt SSCM ein und können mögliche Unklarheiten in Bezug auf Risiken beseitigen helfen.
Lieferanten werden im Bewertungsschema in A, B und C eingeteilt, wobei A die bestmögliche Bewertung darstellt. Sollte bei einem Lieferanten die Bewertung A nicht oder nicht mehr erreicht werden können, werden von der voestalpine in Abstimmung mit dem Lieferanten die Ursachen erhoben und Maßnahmen entwickelt, um diesen Status wiederherstellen zu können. Wenn die Maßnahmen zur Lieferantenentwicklung nicht den gewünschten Erfolg bringen oder Lieferanten von vornherein nicht bereit sind, Maßnahmen umzusetzen, wird eine strukturierte Beendigung des Geschäftsverhältnisses angestrebt und ein neuer Lieferant gewählt.
Die Ergebnisse dieses Projektes werden regelmäßig einer Überprüfung unterzogen, wobei auch neue Lieferanten und Herkunftsländer berücksichtigt werden. SSCM soll mittelfristig auch auf weitere Lieferketten im Konzern ausgeweitet werden.
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