Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
der dritte voestalpine-Corporate Responsibility (CR) Report erscheint in einer Zeit, die von immer größerer Sorge um das Klima geprägt ist – sowohl in meteorologischer Hinsicht als auch im übertragenen politischen und wirtschaftlichen Sinn. Vor allem wachsende machtpolitische Ansprüche in immer mehr Ländern der Welt führen zunehmend zu bewaffneten Konflikten, Sanktionen oder zur Einführung von Handelsbarrieren. In einem damit generell bereits durch steigende globale Unsicherheit geprägten Umfeld stellen die Klimaveränderung und die mit ihr einhergehende Erderwärmung eine in ihren Dimensionen bisher nicht gekannte Herausforderung für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft dar.
Verantwortungsbewusste Unternehmensführung bedeutet, sich dieser Herausforderung zu stellen und unsere Zukunft aktiv mitzugestalten. Die voestalpine hat dieses Bekenntnis nicht zuletzt durch die Unterzeichnung von Grundsatzdokumenten – etwa des UN Global Compact oder der worldsteel Sustainable Development Charter – dokumentiert, intern haben wir entsprechende Leitlinien und Zielsetzungen in unserer CR Strategie klar ausformuliert. Sie legt für alle Aktivitäten des Konzerns – von der Beschaffung über die Produktion bis zu Kunden und Mitarbeitern – fest, was die voestalpine unter Nachhaltigkeit, und zwar von der Planung und Umsetzung von Projekten und Maßnahmen bis zu einem entsprechenden Reporting, versteht.
Ein zentraler Input zur Steuerung unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten kommt von den Sustainable Development Goals (SDGs). Diese im Stakeholder-Dialog formulierten und von 193 Mitgliedstaaten der UNO unterzeichneten 17 Ziele adressieren alle wesentlichen Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Wir haben uns als voestalpine im Rahmen der Strategiefestlegung eingehend damit beschäftigt, zu welchen der Ziele wir einen schlüssigen und damit auch wirksamen Beitrag leisten können. Sie sind im Einzelnen im Kapitel „CR Strategie“ dargestellt und in diesem Bericht auch immer wieder als Symbole präsent. Dieses Bildkonzept schafft eine grafische Verbindung zwischen den Produkten und Prozessen unseres Konzerns sowie den SDGs als Richtschnur unseres Handelns.
Im Zentrum der Bemühungen um einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz stehen umfassende Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen bzw. generell zur Dekarbonisierung unserer Prozesse, d. h. der Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger. Dies erfordert in den nächsten Jahrzehnten tiefgreifende technologische Veränderungen in unseren Herstellprozessen. In Forschungsprojekten und Versuchsanlagen arbeiten wir an Verfahrensinnovationen, die in diesem Bericht ebenfalls näher dargestellt sind. So erachten wir etwa Wasserstoff aus heutiger Sicht zumindest in gewissem Umfang als zukunftsfähige Alternative zu den traditionellen Energieträgern Kohle und Koks. Noch ist allerdings völlig offen, ob neben der prozesstechnischen auch die wirtschaftliche Machbarkeit dargestellt werden kann.
Nachhaltigkeit und Verantwortung können in einer vernetzten Welt nicht mehr nur auf Einzelbereiche beschränkt gesehen werden. So ist heute sowohl die Beurteilung eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus (Life Cycle Assessment) als auch die Einbeziehung der kompletten Lieferkette in das CR Reporting Standard zeitgemäßer Berichterstattung. Beiden Themen hat sich die voestalpine schon in den letzten Jahren aktiv gestellt. Zum Life Cycle Assessment stehen wir in permanentem, engen Kontakt mit unseren Lieferanten und Kunden, denn nur so wird eine transparente und umfassende Darstellung dieses komplexen Nachhaltigkeitsmaßstabs überhaupt möglich. Dabei zeigt sich im Übrigen die Besonderheit des Werkstoffs Stahl, der mit vergleichsweise überschaubarem Energieaufwand praktisch unbegrenzt wiederverwertbar ist.
Um die vielen Aspekte der Nachhaltigkeit im Einkauf und den Logistikketten unserer Produktion abzubilden, haben wir ein umfassendes Projekt zum „Sustainable Supply Chain Management“ gestartet. In einer ersten Phase wurde dabei die Lieferkette für anspruchsvolle Stahlprodukte durchleuchtet. Für alle Rohstoffe, aber auch Regionen, wurden Risiken definiert und das Vorgehen in Bezug auf das Lieferantenmanagement analysiert und optimiert. Im Kapitel „Transparenz in der Lieferkette“ finden Sie dazu nähere Informationen.
Hinter all diesen Projekten und damit den gemeinsamen Anstrengungen, einen aktiven Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft unserer Erde zu leisten, stehen das Know-how und der tägliche Einsatz unserer über 50.000 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in aller Welt. Für die voestalpine hat die Verantwortung als Arbeitgeber gegenüber ihren Mitarbeitern und deren Familien oberste Priorität. Wir setzen daher anspruchsvollste Standards in den Bereichen Sicherheit und Gesundheit, Aus- und Weiterbildung sowie Gleichheit und Vielfalt im Konzern und fördern den Austausch entsprechender Best Practice Modelle zwischen unseren 500 Standorten weltweit.
Dies ist der dritte CR Report des voestalpine-Konzerns. Auch wenn die formale Berichterstattung damit noch jung ist – der Gedanke der Nachhaltigkeit ist seit langem tief in unserem täglichen Handeln verwurzelt. Sowohl bei der Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Verfahren als auch bei der ressourcenschonenden Produktion nimmt unser Unternehmen traditionell eine führende Rolle in seiner Branche ein – und dies gilt für alle seine Geschäftsbereiche. So hat uns etwa der Weltstahlverband (worldsteel) 2017 als einen von weltweit sechs „Steel Sustainability Champions“ ausgezeichnet. Dieser erstmals vergebene Titel würdigt Unternehmen, die durch ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten vorbildhaft für die Branche sind. Zentrale Kriterien dafür bilden Commitment, Performance und Aktivitäten.
Der österreichische Gesetzgeber hat die Bedeutung des nachhaltigen Wirtschaftens mit dem 2016 in Kraft getretenen „Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz“ unterstrichen. Darin werden Unternehmen, die bestimmten Kriterien entsprechen, zur regelmäßigen Kommunikation ihrer Aktivitäten und Leistungen in diesen Bereichen verpflichtet. Die voestalpine wird daher in Zukunft den CR Report, der diese Anforderung für alle Konzerngesellschaften erfüllt, jährlich veröffentlichen. Ein zusammenfassendes „Fact Sheet“ wird parallel dazu einen kompakten Überblick in 14 Sprachen und damit in allen für unser Unternehmen wichtigen Märkten geben, ergänzt durch entsprechende Informationen auch über die sozialen Medien. Wir hoffen, auf diese Weise unsere Stakeholder, insbesondere Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und politische Entscheidungsträger künftig umfassend über Erreichtes und Geplantes in Bezug auf Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit informieren zu können.
Dr. Wolfgang Eder
Vorsitzender des Vorstandes/
CEO der voestalpine AG
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