Entwicklung der Umweltaufwendungen1
Mio. EUR
Basis: österreichische Konzernstandorte
1 Basis: österreichische Konzernstandorte, da hier der weitaus größte Teil der umweltsensiblen Emissionen des Konzerns anfällt.
Umweltaufwendungen
Die Umweltinvestitionen des voestalpine-Konzerns lagen im Geschäftsjahr 2014/15 bei 42 Mio. EUR und haben sich damit im Vergleich zum Vorjahr (23 Mio. EUR) um rund 90 % erhöht. Die laufenden Betriebsaufwendungen der Umweltanlagen betrugen 222 Mio. EUR1, eine Steigerung zum Wert des Vorjahres um 2 % (218 Mio. EUR).
Umweltprojekte im letzten Geschäftsjahr
Die Schwerpunkte der Umweltprojekte lagen im letzten Geschäftsjahr in den Bereichen Luftreinhaltung, Wasserwirtschaft, Energieeffizienz, Lärm sowie Abfall- und Kreislaufwirtschaft. Stellvertretend für die große Anzahl an umgesetzten Maßnahmen nachfolgend einige Beispiele:
In der Steel Division konnten am Standort Linz durch eine neue Gewebefilteranlage bei der Raumentstaubung der Sinteranlage die diffusen Emissionen erheblich reduziert werden; zu ähnlich positiven Effekten führt die neue Brammenflämmmaschine beim Stahlwerk, die eine Optimierung in der Erfassung der diffusen Staubemissionen durch höhere Absaugleistungen ermöglicht.
In der Metal Forming Division wird über eine neue Schleifstaubpresse bei voestalpine Precision Strip GmbH in Böhlerwerk, Österreich, Schleifstaub nicht mehr entsorgt, sondern zu Briketts gepresst, die durch den hohen Eisenanteil wiederverwertet werden können. In der Special Steel Division konnten durch die Inbetriebnahme einer neuen Stahlwerksentstaubungsanlage bei der Buderus Edelstahl GmbH in Wetzlar, Deutschland, sowohl die Emissionen als auch der spezifische Energiebedarf deutlich reduziert werden. Bei Uddeholms AB in Hagfors, Schweden, kam es über die Substitution von Schweröl durch Gas (LNG) zu einer deutlichen Energieeinsparung sowie einer massiven Verminderung von NOX, SOX und CO2. In der Metal Engineering Division wurde bei voestalpine Böhler Welding in Kapfenberg, Österreich, zur effizienteren Reinigung von staubhaltiger Luft aus der Drahtproduktion eine neue Absaugungsanlage installiert, deren gefilterte Abluft im Winter als zusätzliches Heizmittel in die Produktionshalle zurückgeführt wird.
Umweltmanagement
Eingeleitet wurde im letzten Geschäftsjahr die Implementierung von weiteren Umweltmanagementsystemen wie des Energiemanagementsystems nach EN ISO 50001 bei voestalpine Böhler Welding Group GmbH, Düsseldorf, Deutschland, und der ISO 14001-Zertifizierung der voestalpine Sadef N.V. in Hooglede, Belgien. Wie schon in den Jahren davor wurden auch 2014/15 verschiedenste Gesellschaften des Konzerns in einer Reihe von Ländern mit Auszeichnungen für Maßnahmen im Umweltmanagement geehrt. Mit dem European EMAS Award 2014 wurden voestalpine VAE GmbH, voestalpine Weichensysteme GmbH und voestalpine SIGNALING Zeltweg GmbH, alle Zeltweg, Österreich, für „Eco-Innovations (Products and Services)“, „Environmental Measures“, „International Health-Safety-Environment & Energy-related Standards“ an 40 weltweiten Betriebsstätten prämiert. Villares Metals S.A. in Sumaré, Brasilien, wurde mit dem CIP Award 2014/15 in der Kategorie „Umwelt“ für das Projekt „Increasing treated water storage for industrial reuse“ ausgezeichnet. Die voestalpine Roll Forming Corporation in Shelbyville, USA, erhielt den Award „Certificate of Environmental Recognition from Closed Loop Recycling“. Die voestalpine Tubulars GmbH & Co KG, Kindberg, Österreich, wurde mit dem ÖKOPROFIT Club Award geehrt und erhielt im Rahmen der österreichischen klima:aktiv-Initiative auch eine Auszeichnung für Kompetenz im Klimaschutz (Energieeffizienz).
Aktuelle umweltpolitische Themen
Bedeutendstes aktuelles umweltpolitisches Thema ist die Vorbereitung der EU-Position für die 21. internationale Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015, in deren Rahmen ein verbindliches globales Klimaschutzabkommen für den Post-2020-Zeitraum erreicht werden soll.
Die Europäische Umweltagentur hat im Frühjahr 2015 den jüngsten Bericht über den Zustand der Umwelt vorgelegt, dessen Ergebnisse derzeit diskutiert werden. Einen weiteren aktuellen Fokus bildet der Energiebereich, wo sich die aktuelle lettische EU-Präsidentschaft um die Entwicklung eines Konzepts für die angestrebte europäische Energieunion bemüht.
Klima und Energiepolitik
Nach dem EU-Ratsgipfel im Oktober 2014 geht es nunmehr vor allem für die energieintensive Industrie darum, die in Aussicht genommenen Entscheidungen der Staats- und Regierungschefs möglichst rasch so weit zu konkretisieren, dass wieder Rechts- und Planungssicherheit für Investitionsszenarien der Zukunft einkehrt.
Der Europäische Rat hat für das Jahr 2030 einen verbindlichen EU-Zielwert von –40 % für die CO2-Emissionsverringerungen, bezogen auf das Emissionsniveau von 1990, beschlossen. Dieses zukünftige „2030-Klimaziel“ wurde als Teil eines politischen Rahmens festgelegt, der die Aspekte Treibhausgase, Erneuerbare Energie und Energieeffizienz umfasst. Derzeit zeichnet sich ab, dass die EU – ungeachtet etwaiger globaler Abkommen – plant, in jedem Fall an ihren quantitativen „2030-Zielen“ festzuhalten und in diesem Zusammenhang auch Mechanismen einzuführen, um den CO2-Preis (derzeit ca. 7 EUR/Tonne CO2) auf eine angestrebte Größenordnung von 20 EUR bis 40 EUR/Tonne zu erhöhen. Dies würde zu einer weiteren eklatanten Benachteiligung der energieintensiven produzierenden Industrie nicht nur gegenüber dem Energiesektor, sondern vor allem im Vergleich zu außereuropäischen Mitbewerbern führen und damit den Absichtserklärungen des Rates widersprechen, die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branchen in Europa langfristig abzusichern.
Übersehen wird dabei, dass ein hoher CO2-Preis nicht zwingend dazu führt, Investitionen in kohlenstoffarme Erzeugungstechnologien zu fördern, da selbst durch teure, emissionsfreundlichere alternative Technologierouten der CO2-Bepreisung zumeist nur eingeschränkt ausgewichen werden kann, denn sie findet sich nicht nur etwa bei Kohle oder Öl, sondern gilt auch für andere Energieträger wie Erdgas und Strom, wenn auch indirekt im Wege einer „Durchreichung“ an die Industrie.
Für eine dauerhafte Verhinderung von Carbon Leakage-Risiken aus dem EU-Emissionshandel (ETS) für die europäische Industrie und damit zur Schaffung entsprechender Investitionssicherheit ist eine Trennung von Energieindustrie und erzeugender Industrie in Bezug auf die jeweilige Kostenbelastung aus einer CO2-Bepreisung – entsprechend den Schlussfolgerungen des EU-Rates – unabdingbar. In diesem Zusammenhang gilt es vor allem, eine auf technisch realisierbaren Benchmarkwerten und tatsächlichen Produktionsniveaus basierende 100%ige Zuteilung von Gratiszertifikaten für die jeweils effizientesten Anlagen sicherzustellen. Ist dies nicht der Fall, wird die Zukunft der energieintensiven europäischen Industrie von vornherein in Frage gestellt.
Aktueller Stand der Verhandlungen zum „Energie-/Klimapaket 2030“
Derzeit wird auf EU-Ebene die Einführung einer „Marktstabilisierungsreserve“ (MSR) im europäischen Emissionsrechtehandel erörtert. Ziel ist es dabei, CO2-Zertifikate aus dem Handel in eine sogenannte „Reserve“ überzuführen, um den CO2-Preis in die Höhe zu treiben. Nachdem zunächst der Umweltausschuss des Europaparlaments im Februar 2015 seine Position definiert hat, ist kürzlich auch eine Einigung auf der Arbeitsebene des Rates erzielt worden. Diese sieht vor, die MSR ab 2019 zu implementieren, die sogenannten „Backloading“-Mengen in die MSR überzuführen und nicht zugewiesene Zertifikate von der Kommission bei der Überarbeitung der ETS-Richtlinie gesondert berücksichtigen zu lassen. Die informellen weiterführenden Gespräche zwischen Rat, Europaparlament und Kommission haben am 30. März 2015 begonnen. Für die Stahlindustrie kommt diesen Verhandlungen insofern eine besondere Bedeutung zu, als in diesem Zusammenhang auch das Thema Carbon Leakage zu berücksichtigen sein wird.
1 Basis: österreichische Konzernstandorte, da hier der weitaus größte Teil der umweltsensiblen Emissionen des Konzerns anfällt.
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