Die Erwartungshaltung zu Beginn des Geschäftsjahres 2014/15 ging von einem zwar rezessiven Preistrend bei Eisenerz aus, der sich nach Einschätzung von Experten aber bei etwa 100 USD für eine Tonne Feinerz (CFR China) einpendeln sollte. In der Realität hielt die Abwärtsspirale beim Eisenerzpreis das gesamte Geschäftsjahr 2014/15 über an, de facto reduzierte sich der Preis innerhalb eines Jahres von knapp über 110 USD um etwa die Hälfte auf unter 60 USD per Ende März 2015. Während in den beiden vorangegangenen Jahren im Sommer bzw. Frühherbst eine Gegenbewegung nach oben einsetzte, blieb sie diesmal aus. Die Hintergründe des markanten Rückgangs sind vielfältig und reichen von massiven Minenexpansionen, die zwar angesichts sinkender Wachstumsprognosen der chinesischen Stahlproduktion ohnehin noch geringer als ursprünglich geplant ausgefallen sind, bis zu einer deutlich gesunkenen Kostenbasis vieler Minengesellschaften. Die geringeren Produktionskosten (auf US-Dollar-Basis) sind im Wesentlichen auf niedrigere Transport- und energiespezifische Abbaukosten infolge des Verfalls des Ölpreises zurückzuführen, aber auch bedingt durch eine Abschwächung der Währungen in Brasilien und Australien – jener Länder, von wo etwa die Hälfte der globalen Eisenerzversorgung stammt – im Vergleich zum US-Dollar.
Demgegenüber verlief die Preisentwicklung bei Kokskohle über das gesamte Geschäftsjahr 2014/15 weitgehend stabil. Der Preis verharrte im Durchschnitt bei rund 110 USD für eine Tonne Kokskohle am Spotmarkt (FOB Australien) und kam erst gegen Ende des Geschäftsjahres bei knapp unter 100 USD zu liegen. Im Unterschied zu Eisenerz begann der Preisverfall bei Kokskohle bereits mit Beginn des Kalenderjahres 2011 und setzte sich bis zum Ende des Geschäftsjahres 2013/14 fort. Innerhalb von vier Jahren verlor die Kokskohle mehr als zwei Drittel ihres Wertes. Die Gründe dafür resultieren einerseits aus einem zusätzlichen Kohleangebot vor allem aus der Mongolei, von dem in erster Linie chinesische Stahlproduzenten Gebrauch machen, und andererseits daher, dass seit den Überschwemmungen in Australien zu Beginn des Jahres 2011 global betrachtet keine gravierenden Produktionseinbußen mehr stattgefunden haben.
Die Beschaffungskosten für Koks haben sich in den letzten Jahren in einer ähnlichen Dimension wie jene für Kokskohle vermindert und lagen zu Beginn des Geschäftsjahres 2014/15 in etwa bei 200 USD (FOB China) je Tonne. Im Geschäftsjahr 2014/15 bewegten sie sich in einer Bandbreite zwischen 175 und 200 USD, per Ende März 2015 befanden sie sich mit etwa 165 USD knapp unter diesem Korridor. Ging die Preisdifferenz zwischen dem Basisprodukt Kokskohle und Koks bereits in den vergangenen Jahren auf ca. 100 USD zurück, verringerte sich damit die Wertschöpfung für die Veredelung von Koks in diesem Geschäftsjahr nochmals markant.
Dass die Preiskurve bei Schrott nicht zwingend mit dem Verlauf des Eisenerzpreises konform geht, zeigte sich insbesondere in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2014/15. Während in diesem Zeitraum der Wert für das im Hochofen eingesetzte Eisenerz kontinuierlich nachgab, schwankte der Preis für Schrott lange Zeit nur unmerklich. Erst in den zweiten sechs Monaten des Geschäftsjahres setzte ein Abwärtstrend ein, der mit Ende März 2015 zu einem Preis von ca. 300 USD pro Tonne (CFR Türkei) führte.
Trotz der im abgelaufenen Geschäftsjahr verstärkt aufgetretenen politischen Spannungen in Ländern, die zur Rohstoffversorgung der voestalpine nicht unwesentlich beitragen, ist es zu keiner Zeit zu einem Engpass bei der Lieferung von Erz, Kohle, Koks oder Schrott gekommen. Aber es zeigte sich einmal mehr, dass die langfristige Rohstoffstrategie des Konzerns, die auf eine diversifizierte und breite Basis von Bezugsquellen ausgerichtet ist, um die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten bzw. Rohstoffländern zu vermeiden, nichts an Bedeutung eingebüßt hat. Probleme grundsätzlicher Natur in Bezug auf die generelle Verfügbarkeit von Rohstoffen sind auch im Geschäftsjahr 2015/16 nicht zu erwarten.
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