Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
die Weltwirtschaft befindet sich aktuell in der größten Krise der letzten Jahrzehnte. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat innerhalb kürzester Zeit zu einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Ländern und Branchen geführt. Das Maß an wirtschaftspolitischer Unsicherheit ist deutlich gestiegen. Auch die voestalpine und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von den wirtschaftlichen Folgen unmittelbar betroffen.
Für die voestalpine hat die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Situation oberste Priorität. An allen Konzernstandorten weltweit wurden umgehend Maßnahmen zum gesundheitlichen Schutz der Belegschaft implementiert. Wo es der Betrieb erlaubt, verrichten Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeit von zuhause aus. Angesichts des anhaltenden gesundheitlichen Risikos werden diese Vorkehrungen bis auf weiteres konsequent umgesetzt.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat die voestalpine rasch reagiert und ihre Produktionskapazitäten an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Um die Arbeitsplätze im Unternehmen so gut wie in dieser Situation möglich abzusichern, wurden in Österreich und Deutschland Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter breitflächig zur Kurzarbeit angemeldet und international ähnliche Modelle gewählt. Wann die gesundheitliche und ökonomische Krise überwunden sein wird, ist zum Erscheinen dieses Berichts noch völlig ungewiss.
Klar ist jedoch, dass sich trotz aller dieser Unwägbarkeiten am klaren Bekenntnis der voestalpine zu einer nachhaltigen Unternehmensführung und zum Klimaschutz nichts ändern wird. Dieses Selbstverständnis unterstreichen wir nicht zuletzt mit der Unterzeichnung des UN Global Compact oder Mitgliedschaften in Brancheninitiativen wie ResponsibleSteel.
Als Vorreiter der Branche im Bereich Umweltschutz arbeitet die voestalpine bereits seit vielen Jahren mit Hochdruck an technischen Szenarien zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion. Mit der Inbetriebnahme der derzeit weltgrößten und modernsten Elektrolyseanlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff an unserem Standort Linz gelang im November 2019 ein wesentlicher Schritt, um diese Technologietransformation voranzutreiben. Im Rahmen des EU-geförderten Projektes H2FUTURE wird die großindustrielle Produktion von grünem Wasserstoff, der langfristig fossile Energieträger in der Stahlherstellung ablösen soll, getestet. Zudem forscht die voestalpine in Donawitz unter dem Projekttitel „Sustainable Steel“ (SuSteel) an der CO2-freien Herstellung von Rohstahl mittels Wasserstoffplasma. Langfristig strebt der Konzern an, den Einsatz von grünem Wasserstoff im Stahlerzeugungsprozess sukzessive zu erhöhen und so bis 2050 die CO2-Belastung um insgesamt mehr als 80 % zu senken.
Bis diese Technologien tatsächlich verfügbar sind, prüft die voestalpine einen mittelfristigen Zwischenschritt der Hybridtechnologie, das heißt den schrittweisen Umstieg von kohlebasierter Hochofen- auf Elektrostahlproduktion. Damit könnten die CO2-Emissionen nach 2030 um etwa ein Drittel, also drei bis vier Millionen Tonnen jährlich, gesenkt werden. Grundvoraussetzung für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion – sowohl für die Umsetzung einer Hybridtechnologie als auch für eine langfristige Technologietransformation auf Basis von grünem Wasserstoff – ist jedoch, dass ausreichend Strom aus erneuerbarer Energie zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen und leistungsfähige Netze zur Verfügung stehen.
In der laufenden Produktion setzen wir selbstverständlich unsere Anstrengungen zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs fort und legen über die eigenen Werkstore hinaus größten Wert auf ein verantwortungsvolles Supply Chain Management.
Aber nicht nur über unsere Prozesse, sondern auch mit unseren Produkten leisten wir einen wesentlichen Beitrag zu einer lebenswerteren Umwelt. Sei es durch noch hochfestere und damit leichtere Stähle für die Automobilindustrie, volldigitalisierte Bahninfrastruktursysteme zum Ausbau von öffentlichen Verkehrsnetzen, anspruchsvolles Vormaterial und Komponenten für Elektromotoren oder innovative Stahllösungen für die erneuerbare Energieerzeugung. Auf Basis unserer intensiven Forschungs- und Entwicklungstätigkeit – die entsprechenden finanziellen Aufwendungen erreichten 2019/20 erneut einen Rekordwert – sehen wir in Zukunft weiterhin gute Chancen, die Bemühungen zum Klimaschutz aktiv zu unterstützen.
Unser Fokus auf Nachhaltigkeit spiegelt sich im Berichtszeitraum erstmals auch im Bereich der Finanzierung wider. So gelang der voestalpine als einem der ersten Unternehmen, einen syndizierten Nachhaltigkeitskredit bei ihren Bankpartnern zu platzieren, dessen Verzinsung unter anderem an die Nachhaltigkeitsperformance gekoppelt ist.
Neben den genannten ökologischen und ökonomischen Initiativen widmet sich der vorliegende Bericht insbesondere den voestalpine-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit ihrem Know-how und ihrem Innovationsgeist sorgen sie tagtäglich für Fortschritt in unserem Unternehmen – für noch effizientere Prozesse und für noch bessere Produkte. Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig hochqualifizierte und topmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Absicherung unseres Unternehmens und die Stärkung unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit sind. Daher halten wir auch jetzt bewusst an der Ausbildung unserer eigenen Facharbeiterinnen und Facharbeiter fest und werden die Aufnahme neuer Lehrlinge weiterhin forcieren.
Die Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die daraus resultierende hervorragende technologische Position der voestalpine lassen mich trotz der aktuell äußerst herausfordernden wirtschaftlichen Situation vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken. Nur mit dem Zutun aller werden wir es schaffen, gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine informative Lektüre des voestalpine Corporate Responsibility Reports 2020.
Herbert Eibensteiner
Vorsitzender der voestalpine AG
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