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Brief des Vorstandes

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach dem Rekordgeschäftsjahr 2017/18 mit All-Time-Highs in praktisch allen wesentlichen Kennziffern des voestalpine-Konzerns war das jüngste Geschäftsjahr 2018/19 durch im Jahresverlauf steigende politische und wirtschaftliche Herausforderungen geprägt. Dennoch gelang es, den Umsatz neuerlich zu steigern, wogegen die Ergebnisentwicklung sowohl aufgrund externer als auch interner negativer Faktoren deutlich unter jener des Vorjahres blieb.

Die Komplexität des geopolitischen Umfeldes hat in den vergangenen zwölf Monaten erheblich zugenommen. Die durch die USA im Frühjahr 2018 ausgelösten handelspolitischen Auseinandersetzungen mit einer Reihe von Wirtschaftsregionen, allen voran China, aber auch Europa, haben im Jahresverlauf geradezu Lizitationscharakter angenommen. Der daraus resultierende, breiter werdende Trend gegen einen freien Warenverkehr und für protektionistische Maßnahmen, nicht zuletzt unter dem Vorwand nationaler Schutzerfordernisse, unterstützt auf politischer Ebene gleichzeitig populistische Bewegungen – auch in Europa.

Die zunehmenden handels- und wirtschaftspolitischen Eingriffe seitens einer Reihe von Regierungen wirkten sich im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres zwangsläufig auch auf die globalen Konjunkturtrends aus. Die auf diese Weise nicht mehr nur den „klassischen“ Marktmechanismen überlassene, sondern teilweise künstliche Entwicklung der Warenströme brachte dabei offene Märkte wie die Europäische Union verstärkt unter Druck. Unabhängig von politischen Gegenmaßnahmen führt dies jedenfalls auf breiter Front zu wirtschaftlicher Verunsicherung, und zwar sowohl auf Konsumenten- als auch auf Produzentenseite. Genau dies ist im Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres in Europa in einer Reihe von Wirtschaftsbereichen, wie etwa der Automobil- und Konsumgüterindustrie, eingetreten.

Insgesamt wirken viele der aktuellen handelspolitischen Entwicklungen geradezu wie eine Verhöhnung der Forderung nach mehr Einheitlichkeit in den weltweiten wirtschaftlichen Standards und Kriterien. Anstatt sich einem „global level playing field“ zumindest ansatzweise anzunähern, driften die Positionen von immer mehr Regionen und Ländern immer weiter auseinander. Dies gilt für das Thema Klimaschutz und Energieeffizienz – Stichwort „Pariser Abkommen“ – genauso wie etwa für staatliche Subventionen, wo sich viele Länder trotz politischer Bekenntnisse zu Transparenz wenig darum kümmern.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Europa versucht, sich trotz Gegenwinds von anderen Regionen als positives Beispiel und als Vorreiter eines neuen Verständnisses zu positionieren. Dies allerdings nur so lange, als wir dadurch nicht unsere eigene Zukunft in Frage stellen.

Für die voestalpine brachte das abgelaufene Geschäftsjahr Licht und Schatten: Erfreulich stellte sich der Verlauf der aktuellen Großinvestitionsprojekte dar. So liegt die Errichtung des neuen Edelstahlwerkes der High Performance Metals Division in Kapfenberg, Österreich, sowohl zeitlich als auch kostenmäßig voll auf Kurs. Damit sollte einer planmäßigen Inbetriebnahme in rund zwei Jahren nichts im Weg stehen. Herausfordernd stellte sich die umfassende Erneuerung des größten Hochofens der Steel Division während der Sommermonate 2018 dar, letztlich lief auch hier alles plankonform. Die Anlage wird damit für rund weitere 15 Jahre das am letzten technologischen Stand befindliche Rückgrat der Stahlerzeugung in Linz, Österreich, und damit die Basis für noch mehr Hightech-Produkte aus Stahl bilden. Ungleich schwieriger als ursprünglich erwartet verlief hingegen im abgelaufenen Geschäftsjahr die Hochlaufkurve des massiv erweiterten Automobilkomponentenwerkes in Cartersville, Georgia, USA. Von vornherein ambitioniert konzipiert, brauchte es massive Unterstützung des Konzerns, um die komplexe Anlage in die Gänge zu bringen, mit – wie schon mehrfach kommuniziert – entsprechenden Ergebnisauswirkungen. Im Jahresabschluss 2018/19 ebenfalls einen negativen Sonderfaktor stellt die Vorsorge für ein anhängiges Kartellverfahren im Grobblechsegment der Steel Division dar.

In Verbindung mit einigen kleineren negativen Ergebniseffekten, vor allem aber der in der 2. Geschäftsjahreshälfte sich deutlich abkühlenden Konjunkturentwicklung, entwickelte sich das Geschäftsjahr 2018/19 damit ergebnismäßig deutlich schwächer als das Jahr davor.

Finanzielle Situation und Bilanzstruktur des voestalpine-Konzerns stellen sich dennoch unverändert gesund dar. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden schwierigeren konjunkturellen Umfeldes und der technologischen Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts werden aber in den kommenden Jahren das Working Capital- sowie Capex-Management und damit die Optimierung der Cashflow-Entwicklung noch stärker als bisher im Fokus stehen.

Im Hinblick darauf, dass das vorvergangene Geschäftsjahr durch ein herausragendes Ergebnis und eine dies berücksichtigende Dividende von 1,40 Euro geprägt wurde, war für den Vorstand Orientierungsbasis für den diesjährigen Dividendenvorschlag das – gute – vorhergegangene Geschäftsjahr 2016/17, in dem eine Dividende von 1,10 Euro je Aktie an unsere Aktionäre ausgeschüttet wurde. Diese Dividendenhöhe entspricht 2018/19 einer Rendite von 3,1 % auf den Durchschnittskurs des Geschäftsjahres bzw. einer Ausschüttungsquote von 48,1 %.

Auch wenn sowohl das wirtschaftliche als auch das politische Umfeld in den vergangenen zwölf Monaten komplexer und damit auch unternehmerisch herausfordernder geworden ist, befindet sich die voestalpine weiterhin auf Wachstumskurs. Die gleichzeitig konsequent vorangetriebene Wandlung vom Stahl- zum Technologiekonzern ist inzwischen Faktum und irreversibel. Sie bildet die Grundlage für eine langfristig erfolgreiche Zukunft auch in einem global immer kompetitiver werdenden wirtschaftlichen Umfeld – im Interesse unserer Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter.

Linz, 28. Mai 2019

Der Vorstand

Wolfgang Eder

Herbert Eibensteiner

Franz Kainersdorfer

Robert Ottel

Franz Rotter

Peter Schwab


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer bei kompletten Bahninfrastruktursystemen sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
52.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2018/19

€ 13,6 Mrd.

Umsatz

€ 1,6 Mrd.

EBITDA

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