Die Metal Engineering Division hat sich im Geschäftsjahr 2018/19 organisatorisch neu aufgestellt, um einerseits die interne Zusammenarbeit weiter zu forcieren und um sich anderseits den Kunden als Komplettanbieter anspruchsvoller Systemlösungen zu präsentieren. So wurden jene Bereiche, die innovative Schienen-, Weichen- und Signaltechnikprodukte und -systemlösungen für internationale Bahninfrastrukturprojekte bereitstellen, im neuen Geschäftsbereich Railway Systems zusammengefasst. Nach dem gleichen Grundkonzept wurden die Kompetenzen in den bisher getrennt geführten Bereichen Wire Technology (Draht), Tubulars (Nahtlosrohre) sowie Welding Consumables (Schweißtechnik) im Geschäftsbereich Industrial Systems gebündelt.
Im Geschäftsbereich Railway Systems hat das Produktsegment Rail Technology (Schienen) leichten Aufwärtstrend zu Beginn des Geschäftsjahres zuletzt wieder etwas an Dynamik eingebüßt, da es kurzfristig nicht gelungen ist, gestiegene Vormaterialkosten in vollem Umfang preisseitig zu kompensieren. Während in den Kernmärkten Europas – vor allem aufgrund von Nachholeffekten bei Instandhaltungsinvestitionen, weniger wegen neuer Eisenbahntrassen – ein insgesamt solides Nachfrageniveau vorherrschte, waren die für den Schienenbereich entscheidenden Überseemärkte durch eine anhaltend schwierige Markt-, insbesondere Konkurrenzsituation geprägt. Dennoch wiesen die Produktionsaggregate über das gesamte Geschäftsjahr betrachtet ein ansprechendes Auslastungsniveau auf. Mit der bereits gestarteten Einführung einer neuen Generation wärmebehandelter Hochleistungsschienen strebt der Bereich Railway Systems wieder eine stärkere Differenzierung zum Mitbewerb an, um sich in weiterer Folge mit dem Innovationsvorsprung dem in den letzten Jahren gestiegenen Preisdruck so weit wie möglich zu entziehen.
Das Segment Turnout Systems (Weichentechnik) konnte hingegen auch im aktuellen Geschäftsjahr die hervorragende Performance der letzten Jahre fortsetzen. Durch seine starke Marktposition ist der Bereich nicht nur einem geringeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt, er kann durch seine umfassende globale Präsenz darüber hinaus einzelne regionale Marktschwächen besser ausgleichen. Aufgrund des vergleichsweise geringen Materialanteils an den Gesamtkosten stellen Rohstoffkostenerhöhungen bei der Weichenfertigung eine deutlich geringere Herausforderung dar als in der Schienenproduktion. Marktseitig verzeichnete der Bereich eine weitgehend stabile Bedarfssituation in den Kernmärkten Europas. Nach Projektverschiebungen zu Geschäftsjahresbeginn herrschten in China in der Folge attraktive Marktbedingungen, dies vor allem im Hochgeschwindigkeitssektor. Um zukünftig auch von den umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen im Nahverkehrsbereich zu profitieren, wird zusammen mit einem namhaften Joint Venture-Partner derzeit am Aufbau eines zweiten Produktionsstandortes für Weichen in China gearbeitet. In Nordamerika präsentierte sich das Marktumfeld in den Segmenten Schwerlast- und Transitverkehr auf gutem Niveau. Auch die Aktivitäten in den Minenregionen Australiens und Brasiliens gestalteten sich anhaltend erfolgreich, volatil blieb hingegen die Projekttätigkeit in Südafrika.
Der noch vergleichsweise junge Bereich Signaling (Signaltechnik), der sich als Komplettanbieter am Markt positioniert und Bahnbetreibern digitalisierte Sensoriksysteme zur Verfügung stellt, ist dabei, sein Geschäftsmodell von Europa aus selektiv weltweit auszurollen.
Das Marktumfeld im Geschäftsbereich Industrial Systems war im Verlauf des Geschäftsjahres 2018/19 durch eine nachlassende Dynamik in der europäischen Autokonjunktur geprägt, wovon das stark im Automobilsektor verankerte Produktsegment Wire Technology intensiv betroffen war. Während sich im 1. Quartal 2018/19 die Stimmung in der europäischen Automobilindustrie noch positiv gestaltete, gingen die Auftragseingänge im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres aufgrund der Einführung der neuen Abgasvorschriften WLTP spürbar zurück. Obwohl sich die Produktionszahlen der Autohersteller in der Folge zu Kalenderjahresbeginn – wenn auch auf einem im Jahresvergleich etwas niedrigeren Niveau – stabilisierten, verlief die Erholung bei Wire Technology weiter schleppend, da zunächst die hohen Bestände innerhalb der Lieferkette abgebaut werden mussten.
Die herausfordernden Bedingungen im Produktsegment Tubulars waren hingegen nicht auf eine Abschwächung des wirtschaftlichen Umfeldes, sondern auf die Einführung von Schutzzöllen („Section 232“) bei Importen von Stahlprodukten in die USA zurückzuführen. Marktseitig bewegte sich der US-Rig Count (aktive/inaktive Bohrstellen), der als Indikator für die Bedarfsentwicklung des wichtigen US-Marktes im Öl- und Gasbereich dient, im Geschäftsjahr 2018/19 auf einem stabilen Niveau. Vor Inkrafttreten von „Section 232“ bauten jedoch die Öl- und Gasfeldausrüster in Erwartung signifikanter Preissteigerungen durch den per 1. Juni 2018 fälligen 25%igen Einfuhrzoll verstärkt ihre Läger auf, die dann erst bis Ende des Kalenderjahres 2018 sukzessive wieder auf ein durchschnittliches Ausmaß reduziert wurden. Die in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen im Hinblick auf Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme im Produktsegment Welding Consumables zeigten im Geschäftsjahr 2018/19 deutlich positive Effekte. Marktseitig ergab sich für den stark auf das Energiesegment ausgerichteten Bereich nur eine durchschnittliche Entwicklung. So wies die Nachfrage nach Schweißzusatzstoffen in China zwar ein anhaltend solides Niveau auf, die Situation im bedeutendsten Markt Europa war hingegen durch eine weiterhin gedämpfte Stimmung geprägt. Da auch mittelfristig nur von einem verhaltenen Aufschwung auszugehen ist, fokussiert sich der Bereich einerseits auf den Ausbau von Nischensegmenten, andererseits aber auf permanente Kostenoptimierung und forciert darüber hinaus auch die interne Zusammenarbeit mit anderen voestalpine-Unternehmen zur Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten.
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