Im Geschäftsjahr 2018/19 lag das Schwergewicht der Investitionen bei Erhaltungs- und Optimierungsaufwendungen im Metallurgiebereich, der die Ausgangsbasis für die Downstream-Aktivitäten des Konzerns bildet. Darüber hinaus wurden aber auch wegweisende Vorhaben im Downstream-Bereich umgesetzt, die die technologische Vorreiterrolle der voestalpine bei Produkten für anspruchsvolle Kundensegmente wie die Flugzeug- und Automobilindustrie oder auch den Öl- und Gassektor weiter stärken werden. In Summe investierte der Konzern im Geschäftsjahr 2018/19 1.011,8 Mio. EUR und damit um 13,0 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (895,2 Mio. EUR).
Der Investitionsaufwand der Steel Division hat sich 2018/19 um 40,6 % von 229,5 Mio. EUR im Vorjahr auf 322,7 Mio. EUR erhöht. Nachdem der Fokus der Division in den vergangenen Jahren stark auf die langfristige Absicherung der Technologie- und Qualitätsführerschaft bei den Endprodukten des Flachstahlstandortes Linz, Österreich, ausgerichtet war, lag der Schwerpunkt zuletzt auf der umfassenden, planmäßigen Erneuerung („Zustellung“) des kapazitätsmäßig wichtigsten Hochofens des Konzerns. Eine dreijährige detaillierte Planung lieferte die Basis, dass dieses anspruchsvolle Instandhaltungsvorhaben nach etwas mehr als 100 Tagen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Nur wenige Tage später wurde bereits wieder die Nennkapazität der Anlage erreicht. Im Zuge der Vorbereitung kam es auch zum Aufbau eines umfangreichen Lagers an Vormaterial (Brammen) sowohl fremder als auch eigener Provenienz, um über den Zeitraum der Zustellung die nachgelagerten Walzaggregate weiter bestmöglich auslasten und damit die seitens der Kunden gewohnte Lieferperformance gewährleisten zu können. Die Generalerneuerung mit Gesamtkosten von rund 180 Mio. EUR umfasste nicht nur das eigentliche Kernaggregat, sondern auch die Modernisierung sämtlicher dem Hochofen zuzuordnender weiterer Betriebsanlagen, wie Winderhitzer, Gasversorgung und Entstaubungssysteme. Darüber hinaus kam es zum Einbau völlig neuer digitaler Mess- und Steuerungsinstrumente. Die verminderte Roheisenproduktion über den Sommer wurde gleichzeitig auch genützt, um einen über die Jahre notwendig gewordenen Austausch der zentralen Kranbahnträger im Stahlwerk – großteils im laufenden Betrieb – vorzunehmen.
Das Investitionsvolumen in der High Performance Metals Division erreichte im Geschäftsjahr 2018/19 einen Wert von 241,2 Mio. EUR und lag damit um 6,5 % über dem Vorjahresniveau von 226,4 Mio. EUR. In Kapfenberg, Österreich, erfolgte ein halbes Jahr nach Bekanntgabe der Standortentscheidung mit dem Spatenstich am 24. April 2018 der offizielle Baubeginn für das neue Edelstahlwerk. Nach dreijähriger Bauzeit wird die volldigitalisierte Anlage ab 2021 die technologische Führerschaft des Standorts Kapfenberg langfristig absichern. Jährlich werden dann rund 205.000 Tonnen an anspruchsvollen Hochleistungsstählen vor allem für die internationale Flugzeug- und Automobilindustrie sowie den Öl- und Gassektor in alle Welt geliefert werden. Im Einzelnen wurden im Geschäftsjahr 2018/19 die Vorfeldarbeiten sowie die Auftragsvergaben für die Kernaggregate Elektrolichtbogenofen, Konverter und sekundärmetallurgische Anlagen für das 350-Mio.-EUR-Projekt planmäßig umgesetzt. Die Fundamente für die Stahlwerkshalle sind inzwischen weit gediehen, die Errichtung der Halle selbst wird im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 folgen. Ebenfalls in Kapfenberg wurde in eine Hightech-Schnellschmiedepresse primär zur Herstellung von Ausgangsprodukten für höchstbeanspruchte rotierende Teile von Flugzeugturbinen investiert. Über die neue, hochautomatisierte Anlage werden künftig aber auch Teile für die Automobil- sowie die Öl- und Gasindustrie gefertigt. Am Standort Mürzzuschlag, Österreich, ist im August 2018 eine neue Walzeinheit in Betrieb gegangen. Mit dieser Investition ist die voestalpine BÖHLER Bleche GmbH der einzige europäische Hersteller von extrem widerstandsfähigen und gleichzeitig leichten Titanblechen für die Luftfahrtindustrie. Im Geschäftsbereich Value Added Services investierte der Standort Houston, Texas, USA, in ein Bearbeitungszentrum für die Öl- und Gasindustrie, das im Juli 2018 den Betrieb aufgenommen hat.
Die Investitionstätigkeit in der Metal Engineering Division lag im Geschäftsjahr 2018/19 mit 210,8 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres (207,5 Mio. EUR). Die wichtigsten Aktivitäten wurden dabei in der Stahlproduktion am Standort Donawitz, Österreich, gesetzt, von dem aus die Weiterverarbeitungsbetriebe der Division mit hochreinen Stählen beliefert werden. So wurde an einem der beiden Hochöfen eine Zwischenreparatur durchgeführt, deren Dauer (64 Tage) und Kosten (14 Mio. EUR) allerdings nicht mit denen des Großprojekts in der Steel Division verglichen werden können. Im nachgelagerten Stahlwerk wird derzeit eine neue Stranggießanlage („CC4“) mit einer Jahreskapazität von 950.000 Tonnen und einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 100 Mio. EUR errichtet, die voraussichtlich im Herbst 2019 in Betrieb gehen wird, um dann das bestehende Aggregat („CC2“) zu ersetzen. Zudem hat die Division am Werksareal in Donawitz jüngst die Forschungsanlage „Technikum Metallurgie“ errichtet, die mit Beginn des Geschäftsjahres 2018/19 den Probebetrieb aufgenommen hat. Dieses „Ministahlwerk“ wird parallel zur Stahlerzeugung in der Großanlage neue Stahlgüten in 4-Tonnen-Chargen herstellen und damit zur beschleunigten Produktentwicklung von Hochleistungsstählen beitragen.
Die Metal Forming Division weist im aktuellen Geschäftsjahr ebenfalls eine stabile Entwicklung bei ihren Investitionsaufwendungen in Höhe von 223,2 Mio. EUR auf (Vorjahr 218,6 Mio. EUR). Sie hat 2018/19 vor allem den internationalen Rollout eigenentwickelter innovativer Produkte im Bereich automotiver Komponenten auf Basis langfristiger Kundenpartnerschaften weiter vorangetrieben. Ende August 2018 wurde in Aguascalientes, Mexiko, eine neue Produktionsstätte eröffnet, um die stark wachsende Automobilproduktion in Mexiko zu begleiten. Neben dem bereits bestehenden Assembling-Werk werden dort nunmehr auch komplexe Karosserie- und Strukturkomponenten gefertigt. In Zacatecas, ebenfalls Mexiko, werden seit der Produktionsaufnahme im Sommer 2018 anspruchsvolle Rohrkomponenten für den Einsatz in passiven Automotive-Sicherheitsteilen hergestellt. Am Standort Cartersville, Georgia, USA, erfolgte im Geschäftsjahr 2018/19 die Finalisierung einer weiteren Ausbaustufe des Standortes. Durch die sehr herausfordernde Hochlaufkurve kam es dabei gegenüber der ursprünglichen Planung zu massiv erhöhten Anlaufkosten (siehe dazu Geschäftsverlauf). In Tianjin, China, unweit von Peking und in unmittelbarer Nähe zur Produktionsstätte eines europäischen Automobilherstellers, konnte hingegen der Hochlauf eines neuen Assembling-Werkes im vergangenen Geschäftsjahr plangemäß umgesetzt werden.
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