Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. In dieser Krisensituation, die primär eine Gesundheitskrise war, hatte der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die voestalpine oberste Priorität. Unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie wurden an allen Standorten weltweit umfassende Sicherheits- und Hygienemaßnahmen umgesetzt. Wo es der Betrieb erlaubte, arbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Home Office. Darüber hinaus bot die voestalpine ihrer Belegschaft in Einklang mit den jeweiligen nationalen Regelungen umfassende Test- und Impfmöglichkeiten und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie.
In wirtschaftlicher Hinsicht führte der Ausbruch von Covid 19 zu Beginn des Geschäftsjahres zu einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Kundensegmenten. Der Konzern reagierte rasch mit Kurzarbeit, Kapazitätsanpassungen und Kostensenkungsprogrammen und konnte so den laufenden Betrieb aufrechterhalten. Ab Mitte des Geschäftsjahres zog die Konjunktur an. Die Automobilindustrie nahm überraschend schnell an Fahrt auf und ließ die Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten wieder deutlich ansteigen. Auch die anderen Geschäftsbereiche der voestalpine – mit Ausnahme der von der Krise besonders schwer getroffenen Luftfahrtindustrie – verzeichneten eine sukzessive Erholung und produzieren aktuell wieder bei hoher Auslastung. Ein großes Dankeschön gilt an dieser Stelle allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die trotz schwierigster Rahmenbedingungen höchste Einsatzbereitschaft und Flexibilität bewiesen und damit wesentlich zur Bewältigung der Krise beitrugen.
Die herausfordernde Zeit, die hinter uns liegt, hat einmal mehr die Verantwortung von Unternehmen im globalen Kontext deutlich gemacht – sei es in Bezug auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Absicherung von Arbeitsplätzen oder die Aufrechterhaltung von internationalen Lieferketten. Durch die Verankerung in den Wiederaufbauplänen der EU und der USA ist auch das Thema Klimaschutz noch stärker in den Fokus gerückt.
Die voestalpine nimmt ihre wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Verantwortung seit vielen Jahren aktiv wahr. Sie unterstützt den UN Global Compact (UNGC) und beteiligt sich an Brancheninitiativen wie ResponsibleSteel, die sich einer nachhaltigen Produktion widmen. Um der steigenden Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für interne und externe Stakeholder Rechnung zu tragen, hat der Konzern 2021 eine neue Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, in der quantitative und qualitative Ziele für unseren Beitrag zu einer besseren und sicheren Zukunft definiert sind (siehe dazu Nachhaltigkeitsstrategie).
Eines der wesentlichen Ziele betrifft den Klimaschutz. Die voestalpine bekennt sich zu den Klimazielen und hat mit „greentec steel“ einen klaren Plan zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion vorgelegt: Bis 2030 streben wir den schrittweisen Umstieg von der kohlebasierten Hochofenroute auf mit Grünstrom betriebene Elektrolichtbogentechnologie an. Damit könnten die CO2-Emissionen in der Stahlproduktion um etwa ein Drittel vermindert werden. Langfristig soll der Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff erhöht und so bis 2050 die Klimaneutralität erreicht werden. Diese Technologietransformation treibt der Konzern in mehreren Forschungsinitiativen voran: Das EU-Leuchtturmprojekt „H2FUTURE“ am Standort Linz gilt derzeit als weltweit größte Elektrolyseanlage für die Herstellung von grünem Wasserstoff in der Stahlindustrie. In Donawitz befindet sich mit „SuSteel“ ein Prozess zur direkten Stahlherstellung aus Eisenerz mittels Wasserstoff in der Entwicklungsphase. Weiters beteiligt sich die voestalpine auch an Forschungsvorhaben zur Umwandlung und Wiederverwendung von CO2. Als Branchen-Vorreiter bei Klima- und Umweltschutz hat das Unternehmen jüngst ein Patent für die Herstellung von CO2-freiem Vormaterial zur grünen Stahlproduktion erhalten.
Alle unsere Produktionsstandorte arbeiten laufend daran, Potenziale im Bereich der Umwelteffizienz und der Kreislaufwirtschaft weiter zu heben. Bei der Auswahl ihrer Lieferanten legt die voestalpine seit jeher großen Wert auf die Einhaltung ökologischer und sozialer Grundsätze, die im konzerninternen Lieferkettenprogramm SSCM (Sustainable Supply Chain Management) konsequent überprüft werden.
Wir tragen aber auch durch unsere Produkte zu einer lebenswerten Umwelt bei. Mit innovativen Lösungen für den Leichtbau und die Elektromobilität begleitet die voestalpine ihre Kunden in der Automobilindustrie am Weg zur nachhaltigen Mobilität. Im Bereich der Bahn, die als klimafreundlichstes Verkehrsmittel gilt, sind wir schon heute Weltmarktführer bei volldigitalisierten Fahrwegsystemen. Neben der Mobilitätsbranche ist die voestalpine auch wichtiger Lieferant für den Ausbau des erneuerbaren Energiesektors, etwa für Wind- und Wasserkraftturbinen sowie für Photovoltaikanlagen. Basis für die gelebte Nachhaltigkeit sowohl auf Produkt- als auch auf Prozessebene ist die intensive Forschungs- und Entwicklungstätigkeit des Konzerns, die sich in einem Rekordforschungsbudget von 185 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2021/22 widerspiegelt. Unser strategischer Anspruch ist es, dass alle F&E-Projekte zu unseren Nachhaltigkeitszielen beitragen.
Erreichbar sind diese Ziele nur mit Menschen, die sich voll und ganz dafür einsetzen und tagtäglich ihre Ideen und ihr Know-how in das Unternehmen einbringen. Die Corona-Krise hat erneut deutlich gemacht, dass die voestalpine nicht nur technologisch, sondern auch in Bezug auf das Wissen und Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Schritt voraus ist. Wir dürfen heute sagen, dass wir gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen sind – eine Leistung, die ohne den Einsatz unserer weltweit knapp 49.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht möglich gewesen wäre. Ein Schwerpunkt unserer Nachhaltigkeitsstrategie liegt daher auf deren beruflicher und persönlicher Weiterentwicklung. Wir werden die Ausbildung eigener Jungfachkräfte weiterhin forcieren und in diesem Jahr konzernweit wieder rund 400 neue Lehrlinge aufnehmen. Sicherheit und Gesundheit sowie Chancengleichheit für alle Beschäftigten stehen in unserer Unternehmenskultur an oberster Stelle.
Im vergangenen Jahr ist das globale Bewusstsein für nachhaltiges Handeln – sei es auf unternehmerischer, gesellschaftlicher oder politischer Ebene – erneut gestiegen. Als voestalpine sehen wir in dieser Entwicklung primär Chancen. Mit unseren Prozessen, Produkten sowie unseren hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollen wir den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt aktiv mitgestalten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre des voestalpine Corporate Responsibility Reports 2021 und spannende neue Einblicke in unsere Aktivitäten.
Ihr Herbert Eibensteiner
Vorsitzender des Vorstandes der voestalpine AG