Aktives Risikomanagement, so wie es im voestalpine-Konzern verstanden und seit vielen Jahren regelmäßig angewandt wird, dient sowohl der langfristigen Sicherung des Fortbestandes des Unternehmens als auch der Wertsteigerung und stellt somit einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die gesamte voestalpine-Gruppe dar. Im Zuge des systematischen Risikomanagementprozesses, welcher mehrfach jährlich und konzernweit einheitlich durchlaufen wird, und im Rahmen interner Kontrollsysteme, die ebenfalls integrale Bestandteile der Aufbau- und Ablauforganisation sind, werden wesentliche Risiken systematisch und frühzeitig erfasst, analysiert und bewertet. Das permanente Risikomonitoring stellt sicher, dass zeitgerecht geeignete risikominimierende Maßnahmen ergriffen werden können.
Das 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 war weiterhin vom Bedrohungsszenario mangelhafter Gas- und Rohstoffversorgung im Zuge der politischen Spannungen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine geprägt. Um die Versorgung unserer Produktionswerke (insbesondere die energieintensiven Standorte in Österreich) mit relevanten Rohstoffen (wie z. B. Erz, Erzpellets, PCI-Kohle, Legierungen) und Energien (wie Gas) weiterhin sicherzustellen, wurden mit Beginn des russischen Angriffskrieges alternative Bezugsquellen und Transportwege identifiziert und aktiviert. Zusätzlich wurden insbesondere bei den Rohstoffen Erz und Kohle Lagerbestände unter Berücksichtigung etwaiger Preis- bzw. Abwertungsrisiken aufgebaut. Der voestalpine-Konzern verfügt seit dem Geschäftsjahr 2022/23 über eine Gasspeicherkapazität von 1,5 Terawattstunden (TWh), über die im Bedarfsfall und unter Berücksichtigung der jeweiligen markt- und lieferkettenbezogenen Gegebenheiten unterschiedliche Szenarien in den Produktionsfahrweisen abgedeckt werden können. Auch arbeitet die voestalpine an der Diversifikation der Erdgasversorgung durch den verstärkten Einkauf von nicht-russischem Erdgas in Form von z. B. Flüssiggas (LNG). Weiters sind für Engpässe in der Energieversorgung bzw. für den Energielenkungsfall entsprechende (Notfall-)Fahrweisen an den betroffenen Produktionsstandorten vorbereitet, dies betrifft insbesondere auch die Bereiche der elektrischen Energie. Um auf alle Szenarien gut vorbereitet zu sein, besteht ein regelmäßiger Austausch mit den zuständigen internen und externen Experten sowie den relevanten Behörden und Ministerien.
Hinzu kommt, dass die Parameter für die wirtschaftliche Entwicklung – allen voran die Dauer und der weitere Verlauf des Ukraine-Krieges sowie die entsprechenden politischen Reaktionen – kaum einschätzbar sind. Zusätzliche Unsicherheitsfaktoren stellen die volatilen Rohstoff- und Energiepreise dar, welchen bestmöglich entgegengewirkt wird (siehe Geschäftsbericht 2021/22 – „Bericht über die Risiken des Unternehmens“, Unterkapitel „Rohstoffpreisabsicherung“). Entwicklungen zur COVID-19-Pandemie werden weiterhin laufend beobachtet und angewandte Notfall- und Krisenpläne sowie festgelegte Maßnahmen regelmäßig bewertet und im Bedarfsfall an neue Erkenntnisse adaptiert bzw. erweitert.
In Ergänzung zu den angeführten Herausforderungen in den Risikobereichen Rohstoffverfügbarkeit und Energieversorgung ist das weitere operative Risikoumfeld des voestalpine-Konzerns (wie etwa Ausfall von kritischen Produktionsanlagen bzw. Ausfall kritischer IT-Systeme, Dekarbonisierung und CO2-Thematik, Wissensmanagement sowie Risiken im Finanzbereich) in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres und auch im Vergleich zu den Vorjahren ansonsten nahezu unverändert. Die wesentlichen Risikofelder und die entsprechenden risikominimierenden Maßnahmen, welche ausführlich im Geschäftsbericht 2021/22 des voestalpine-Konzerns dargestellt und beschrieben sind (Geschäftsbericht 2021/22 – „Bericht über die Risiken des Unternehmens“ sowie „Auswirkungen Klima- und Energiepolitik – Dekarbonisierungsstrategie“), haben somit inkl. den angeführten Ergänzungen zu den Risikofeldern Rohstoffverfügbarkeit und Energieversorgung auch zum Halbjahreslagebericht nach wie vor ihre Gültigkeit.
Basierend auf den Erkenntnissen aus Wirtschafts- und Finanzkrisen der Vergangenheit bzw. deren Auswirkungen auf den voestalpine-Konzern und insbesondere aus dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der COVID-19-Pandemie wurden und werden zusätzliche – vor allem unternehmerische – Maßnahmen zur Risikominimierung gesetzt, die ebenfalls ausführlich im Geschäftsbericht 2021/22 beschrieben sind und auch im laufenden Geschäftsjahr konsequent weiterverfolgt wurden und werden.
In einem weiterhin schwierigen konjunkturellen Umfeld werden etwaige Konsequenzen aus globalen (Handels-)Konflikten laufend beobachtet. Der weitere Verlauf des Ukraine-Krieges und die von den jeweiligen Staaten zur Abwehr dieses Krieges beschlossenen Maßnahmen sowie Aktivitäten zur Stimulation der Wirtschaft werden weiterhin einen massiven Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung in den einzelnen Weltregionen haben.
Für die in der Vergangenheit im voestalpine-Konzern identifizierten Risiken wurden konkrete Absicherungsmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Diese Maßnahmen zielen auf eine Senkung der potenziellen Schadenshöhe und/oder auf eine Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit ab. Es ist festzuhalten, dass auch zum Halbjahreslagebericht die operativen Risiken des voestalpine-Konzerns – abgesehen von globalen Krisen und deren Auswirkungen – aus heutiger Sicht begrenzt und überschaubar sind.