Die im Konzernabschluss zum 31. März 2022 angeführten Unsicherheiten bei Ermessensbeurteilungen und Annahmen wurden im Zuge der Erstellung des Konzernzwischenabschlusses wiederholt untersucht und haben bis auf die nachfolgenden Aktualisierungen weiterhin Gültigkeit.
Auswirkungen Ukraine-Krieg
Um die Versorgung unserer Produktionswerke (insbesondere der Stahlwerke in Österreich) mit relevanten Rohstoffen und Energien (wie z. B. Erz, Erzpellets, PCI-Kohle, Legierungen, Gas) weiterhin sicherzustellen, wurden alternative Bezugsquellen und Transportwege identifiziert und aktiviert. Zusätzlich wurden insbesondere bei den Rohstoffen Erz und Kohle Lagerbestände weiter aufgebaut, wodurch sich Reichweiten bis ins Frühjahr 2023 ergeben.
Der voestalpine-Konzern verbraucht an seinen österreichischen Standorten rund sechs Terawattstunden (TWh) Erdgas im Jahr und verfügt seit dem Geschäftsjahr 2022/23 über eine Gasspeicherkapazität von 1,5 Terawattstunden (TWh). Die Einspeicherung in den Gasspeicher wurde bereits im 2. Quartal 2022/23 abgeschlossen. Über die Speichermenge können im Bedarfsfall und unter Berücksichtigung der jeweiligen markt- und lieferkettenbezogenen Gegebenheiten unterschiedliche Produktionsfahrweisen abgedeckt werden. Zusätzlich arbeitet der voestalpine-Konzern weiterhin an der Diversifikation der Erdgasversorgung durch den verstärkten Einkauf von nicht-russischem Erdgas in Form von z. B. Flüssiggas (LNG).
Die Produktion an den betroffenen voestalpine-Standorten unterliegt zum Zeitpunkt der Abschlusserstellung keinen Einschränkungen aufgrund mangelhafter Rohstoff- oder Energieversorgung.
Der allgemeine Anstieg des Preisniveaus, insbesondere die stark schwankenden Energie- und Rohstoffpreise, kann weitestgehend an den Markt weitergegeben werden.
Werthaltigkeit von Vermögenswerten
Die Beurteilung der Werthaltigkeit von immateriellen Vermögenswerten, Firmenwerten und Sachanlagen basiert auf zukunftsbezogenen Annahmen. Der Ermittlung der erzielbaren Beträge im Zuge der Impairmenttests werden mehrere Annahmen, beispielsweise über die künftigen Mittelüberschüsse, den Abzinsungssatz oder Fair Values abzüglich der Veräußerungskosten der einzelnen Vermögenswerte, zugrunde gelegt und fortlaufend überprüft. Im Rahmen dieser Überprüfung wurde neben der weiterhin unter dem Buchwert des Eigenkapitals liegenden Marktkapitalisierung die aktuelle Entwicklung im Zinsumfeld berücksichtigt. Im Zuge dessen wurden alle firmenwerttragenden Einheiten sowie zahlungsmittelgenerierenden Einheiten einer detaillierten Analyse unterzogen. Als Ergebnis dieser Analyse wurden zum 30. September 2022 ausgewählte firmenwerttragende Einheiten und zahlungsmittelgenierende Einheiten einer Werthaltigkeitsprüfung unterzogen. Diese Überprüfung erfolgte unverändert unter Anwendung des Value-in-Use-Konzeptes unter Berücksichtigung aktualisierter Prognosen. Siehe dazu auch die Ausführungen unter Punkt Wertminderungen und Wertaufholungen.
Auswirkungen Klima- und Energiepolitik – Dekarbonisierungsstrategie
Der voestalpine-Konzern beobachtet und analysiert die Entwicklungen laufend. Die Ausführungen vom 31. März 2022 haben grundsätzlich, bis auf nachfolgend beschriebene Aktualisierungen, weiterhin Gültigkeit.
greentec steel sieht im ersten Schritt ab 2027 die Elektrifizierung – den schrittweisen Ersatz der fossilen Hochofenroute durch grünstrombasierte Elektroöfen – vor. Der Aufsichtsrat der voestalpine AG hat im März 2022 die ersten Umsetzungsschritte im Volumen eines dreistelligen Millionenbetrags genehmigt. Mit der Freimachung der notwendigen Baufelder und infrastrukturellen Vorbereitungen wurde nach dieser Freigabe bereits begonnen. Im Frühjahr 2023 wird der Aufsichtsrat über die finale Investitionsfreigabe für die beiden Elektrolichtbogenöfen entscheiden, sodass 2024 mit dem Bau der Aggregate begonnen werden könnte. Ein dafür erforderlicher Meilenstein ist die Inbetriebnahme einer 220-kV-Stromleitung in Linz bis spätestens Ende 2026. Dazu wurde zwischenzeitlich die seitens des Projektwerbers Austrian Power Grid (APG) beantragte Strategische Umweltprüfung (SUP) abgeschlossen, das behördliche Umweltprüfungsverfahren ist derzeit noch im Gang.
Da die Stahlindustrie als Branche mit hohem Carbon-Leakage-Risiko gilt, sah die EU-Emissionshandelsrichtlinie ursprünglich eine 100%ige Freizuteilung mit Zertifikaten für jene 10 % der Anlagen vor, welche die Benchmarkwerte erfüllen. Tatsächlich muss die voestalpine aktuell für rund ein Drittel der Gesamtemissionen Zertifikate zukaufen.
Die unter „Fit for 55“ zusammengefassten Pläne der EU-Kommission (minus 55 % CO2-Emissionen bis 2030) sehen sowohl bei der Revision der Emissionshandelsrichtlinie als auch mit einem parallel geplanten CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM, Carbon Border Adjustment Mechanism) unter anderem für die Stahlindustrie einen Paradigmenwechsel (Auslaufen der Freizuteilung, Verringerung der Gesamtzertifikatemenge und damit signifikant höheren Zukaufsbedarf für die EU-Stahlindustrie) vor.
Eine Quantifizierung der Effekte ist weiterhin nur eingeschränkt möglich, weil die Diskussionen im Trilog über die einzelnen Positionen von Parlament, Kommission und Rat noch im Laufen sind und von der tschechischen Ratspräsidentschaft voraussichtlich bis Jahresende 2022 nicht mehr abgeschlossen werden können. Betreffend unterstützende Mechanismen bei Investitions- und Betriebskosten (und hier insbesondere zum Ausgleich von höheren Grünstrom-, Rohstoff- und Wasserstoffkosten) wurden von der österreichischen Bundesregierung zwar im Oktober 2022 langfristige Fördervehikel zur Transformation der Industrie angekündigt, der langfristige Budgetrahmen, die Details der Mittelverwendung sowie die Förderrichtlinien stehen zum Zeitpunkt der Abschlusserstellung aber noch aus.
Im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 gab es keine Wertminderungsbedarfe aufgrund klimabezogener Risiken. Die Erwartungen in diesem Zusammenhang wurden in der Mittelfristplanung und den aktualisierten Prognosen anhand der zum Stichtag verfügbaren Erkenntnisse mittels bestmöglicher Einschätzung berücksichtigt.