High Performance Metals Division

      Marktumfeld und Geschäftsverlauf

      Die High Performance Metals Division verbuchte im 1. Halbjahr 2022/23 eine ausgezeichnete Entwicklung. Besonders im 1. Geschäftsquartal profitierte sie von sehr vorteilhaften wirtschaftlichen Bedingungen. Im weiteren Verlauf machten sich neben den üblichen saisonalen Rückgängen im Sommerquartal in einzelnen Kundensegmenten punktuell auch abschwächende Tendenzen bemerkbar. Die weiter stark anwachsenden Energiekosten in Europa konnten nicht in allen Bereichen vollumfänglich weitergegeben werden. Herausfordernd gestaltete sich die Umsetzung von Preissteigerungen infolge der hohen Strom- und Gaskosten vor allem bei Exporten in außereuropäische Märkte sowie bei Produkten mit geringem Differenzierungspotenzial gegenüber dem Mitbewerb.

      Werkzeugstahl

      Die Nachfrage der Automobilindustrie hielt im 1. Halbjahr 2022/23 weitgehend das Niveau des Vorjahres. Haupttreiber für das positive Umfeld war die Entwicklung neuer Modelle, insbesondere im Bereich der E-Mobilität sowohl in Europa wie auch in Nordamerika, wobei sich die Nachfrage der Automobilindustrie in Europa gegen Ende des Berichtszeitraums etwas abschwächte. Bei den Exporten in die USA waren neben den negativen Auswirkungen der hohen Energiekosten in Europa auch positive Effekte zu registrieren: Die europäischen voestalpine-Standorte profitierten von den veränderten Wechselkursparitäten des Euro im Vergleich zum US-Dollar. Zudem hat die Entschärfung der „Strafzölle“ – der generelle Tarif von 25 % wurde durch eine Quotenregelung abgelöst – europäische Stahlimporte in die USA deutlich erleichtert.

      Der Absatz in der Konsumgüterindustrie, welche die Division in Asien stark bedient, hat unter der Null-COVID-Strategie der chinesischen Regierung gelitten. Die Lockdowns führten zu großflächigen Produktionsstopps der Industrie in den betroffenen Regionen. Eine Weitergabe der erhöhten Energiekosten in Europa an die Kunden in Asien war nur begrenzt möglich, da die asiatischen Wettbewerber nicht mit derart deutlichen Kostenanstiegen konfrontiert waren.

      Sonderwerkstoffe

      Der klar positive Trend im Industriesegment Luftfahrt setzte sich im Verlauf des 1. Halbjahres 2022/23 fort. Treiber dieses Aufschwungs sind die steigenden Bauraten bei Single-Aisle-Flugzeugen infolge des höheren Passagieraufkommens im regionalen Flugverkehr sowie im Zuge von Ersatzinvestitionen in neue und effizientere Flugzeugtypen. Die Nachfrage nach Flugzeugen für Langstrecken hat das Vorkrisenniveau hingegen noch nicht erreicht. Im Öl- und Gassektor hielt die laufende Belebung ebenfalls über den Berichtszeitraum an. Der hohe Energiebedarf führte zu einer deutlichen Steigerung der Investitionstätigkeit. Sowohl in Europa als auch in Nordamerika entwickelten sich die Auftragseingänge im Luftfahrt- und Energiesektor sehr zufriedenstellend. Auch in Südamerika zeigte sich die Situation in der Öl- und Gasindustrie im 1. Halbjahr 2022/23 gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert. Im Bereich der Windenergie blieb die Nachfrage hingegen verhalten: Die langen Genehmigungsverfahren sowie die steigenden Errichtungskosten führten zu großer Unsicherheit.

      High Performance Metals Production

      Eine deutliche Steigerung bei Energie- und Legierungskosten prägte das 1. Halbjahr 2022/23 für den Geschäftsbereich High Performance Metals Production. An den Produktionsstandorten führte das zu einer Mix-Verschiebung hin zu Produkten mit höherem Differenzierungspotenzial. Allerdings unterschieden sich die Energiekosten selbst innerhalb Europas deutlich. So profitierte das Produktionswerk in Hagfors, Schweden, von einer relativ guten Versorgungslage bei Gas und Strom und war damit durch deutlich niedrigere Kostensteigerungen belastet als die Produktionsstandorte Kapfenberg in Österreich sowie Wetzlar in Deutschland. Insgesamt waren die Produktionswerke im Berichtszeitraum gut ausgelastet. Die Projektumsetzung des neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg befindet sich in der finalen Phase. Der Start der Produktion ist noch für das laufende Geschäftsjahr geplant.

      Value Added Services

      Von der kräftigen Nachfrage im Produktsegment Werkzeugstahl profitierten auch die Servicecenter der Division, die weltweit auf den Werkzeugbau fokussiert sind. In Europa gestaltete sich die Nachfrage nach Werkzeugstahl und nach Serviceleistungen wie mechanischer Bearbeitung, Wärmebehandlung und Oberflächenbeschichtung im Berichtszeitraum zufriedenstellend. In Nordamerika konnte der Geschäftsbereich Value Added Services die zum Teil verbesserten Rahmenbedingungen durch die veränderten Wechselkursparitäten sowie die Entschärfung bei Schutzzöllen in eine solide Entwicklung umsetzen. Negativ hingegen wirkten sich die hohen europäischen Energiekosten auf die Exporttätigkeit aus. In China waren die Vertriebsstandorte der High Performance Metals Division durch die strengen Corona-Maßnahmen mit einer nachlassenden Dynamik konfrontiert.

      Finanzielle Leistungsindikatoren

      Quartalsentwicklung der High Performance Metals Division

      Mio. EUR

       

      1 Q

       

      2 Q

       

      1 H

       

       

       

       

      2021/22

       

      2022/23

       

      2021/22

       

      2022/23

       

      2021/22

       

      2022/23

       

      Verände­rung in %

       

       

      01.04.– 30.06.2021

       

      01.04.– 30.06.2022

       

      01.07.– 30.09.2021

       

      01.07.– 30.09.2022

       

      01.04.– 30.09.2021

       

      01.04.– 30.09.2022

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

      Umsatzerlöse

       

      704,2

       

      958,8

       

      721,3

       

      920,8

       

      1.425,5

       

      1.879,6

       

      31,9

      EBITDA

       

      101,2

       

      146,0

       

      90,4

       

      100,8

       

      191,6

       

      246,8

       

      28,8

      EBITDA-Marge

       

      14,4 %

       

      15,2 %

       

      12,5 %

       

      10,9 %

       

      13,4 %

       

      13,1 %

       

       

      EBIT

       

      61,4

       

      107,7

       

      50,6

       

      –111,2

       

      112,0

       

      –3,5

       

       

      EBIT-Marge

       

      8,7 %

       

      11,2 %

       

      7,0 %

       

      –12,1 %

       

      7,9 %

       

      –0,2 %

       

       

      Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode

       

      12.802

       

      13.344

       

      12.891

       

      13.479

       

      12.891

       

      13.479

       

      4,6

      Das solide wirtschaftliche Umfeld in der High Performance Metals Division im 1. Halbjahr 2022/23 spiegelt sich in den finanziellen Leistungsindikatoren wider. Wie dynamisch sich insbesondere das Preisniveau in der High Performance Metals Division entwickelte, ist in der Umsatzentwicklung der Division ersichtlich. Obwohl sich die Auslieferungsmengen um fast 10 % im Jahresvergleich verringerten, konnte die Division die Umsatzerlöse um 31,9 % von 1.425,5 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2021/22 auf 1.879,6 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2022/23 ausweiten. Das höhere durchschnittliche Preisausmaß bei Werkzeugstahl und Sonderwerkstoffen ist aber zusätzlich auch auf den verbesserten Produktmix zurückzuführen. Dennoch zeigte sich in der aktuellen Berichtsperiode ganz deutlich, dass es der High Performance Metals Division gelungen ist, die stark zunehmende Kostenbelastung nicht nur bei den Legierungspreisen auszugleichen, sondern die Fähigkeit zur Preisdurchsetzung auch bei den signifikant angestiegenen Energiekosten weitgehend gegeben war. Vor diesem Hintergrund verbesserte sich das EBITDA im Vergleich mit dem Vorjahr um 28,8 % von 191,6 Mio. EUR auf 246,8 Mio. EUR. Die EBITDA-Marge entwickelte sich von 13,4 % im Vorjahr auf aktuell 13,1 %. Im 1. Halbjahr 2022/23 fiel das EBIT mit −3,5 Mio. EUR (Marge −0,2 %) geringfügig negativ aus, nachdem es im Vorjahr noch bei 112,0 Mio. EUR (Marge 7,9 %) zu liegen kam. Belastend auf das EBIT wirkten sich im aktuellen Berichtszeitraum außerplanmäßige Abschreibungen im Ausmaß von 173 Mio. EUR aus. Diese betreffen zum einen Wertminderungen auf Vermögenswerte bei Buderus Edelstahl in Wetzlar, Deutschland (54 Mio. EUR), zum anderen Wertminderungen des Firmenwertes bei der zahlungsmittelgenerierenden Einheit HPM Production (119 Mio. EUR).

      Im direkten Quartalsvergleich schwächten sich die finanziellen Leistungsindikatoren der High Performance Metals Division etwas ab. So gingen die Umsatzerlöse um 4,0 % von 958,8 Mio. EUR im 1. Quartal 2022/23 auf 920,8 Mio. EUR im 2. Quartal 2022/23 zurück. Während das durchschnittliche Preisniveau weiter gesteigert werden konnte, kamen die Versandmengen im 2. Quartal etwas unter jenen des Vorquartals zu liegen. In ergebnismäßiger Hinsicht blieb die Performance im aktuellen Berichtsquartal ebenfalls hinter dem Niveau des 1. Quartals 2022/23 zurück, was überwiegend auf saisonale Effekte, zum Teil aber auch auf die hohen Energiekosten zurückzuführen ist. Insgesamt schwächte sich das EBITDA im unmittelbaren Quartalsvergleich um 31,0 % von 146,0 Mio. EUR (Marge 15,2 %) im 1. Quartal auf 100,8 Mio. EUR (Marge 10,9 %) im 2. Quartal 2022/23 ab. Das EBIT wurde im 2. Quartal durch die im Jahresvergleich bereits angeführten außerplanmäßigen Abschreibungen in Höhe von 173 Mio. EUR beeinträchtigt. Entsprechend entwickelte sich das EBIT im 2. Quartal 2022/23 mit −111,2 Mio. EUR (Marge −12,1 %) negativ (1. Quartal 2022/23: 107,7 Mio. EUR; Marge 11,2 %).

      Aufgrund der verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen hat die Anzahl der Beschäftigten (FTE) in der High Performance Metals Division per 30. September 2022 um 4,6 % von 12.891 auf 13.479 zugenommen.