Marktumfeld und Geschäftsverlauf
Reduzierte Importmengen aus der Ukraine und Russland im Zuge des Ukraine-Krieges führten zu Beginn des 1. Halbjahres 2022/23 zu Verwerfungen am europäischen Stahlmarkt. Bei anhaltend positiver Nachfrage kam es in der Folge zu starken Preisanstiegen am Spotmarkt. Aber bereits im Verlauf des 1. Quartals fand der Markt wieder ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, wodurch die Stahlpreise am Spotmarkt wieder deutlich nachgaben.
Aufgrund der balancierten Vertragsstruktur wirken sich die kurzfristigen und massiven Preisbewegungen am Spotmarkt nur stark abgedämpft auf die Steel Division aus. Zeitverzögert werden diese Entwicklungen jedoch auch auf die Verhandlungen mit den Kontraktkunden Einfluss haben.
Zusätzlich machte sich gegen Ende des 1. Halbjahres 2022/23 neben Logistikproblemen und den extrem gestiegenen Energiekosten auch die beginnende Zurückhaltung der stahlverbrauchenden Endmärkte bemerkbar. In der Steel Division wurden erfolgreich ausgleichende Zusatzakquisitionen getätigt, diese konnten jedoch nur zum Preisniveau des Spotmarktes umgesetzt werden. Die europäische Stahlindustrie nahm in dieser Gemengelage ihre Produktionskapazitäten spürbar zurück. Auch die Auslastung der Steel Division fiel am Ende der Berichtsperiode um etwa 10 %. Die Einstellung von kompletten Teilen der Produktion, wie dies Mitbewerber am Spotmarkt handhabten, war für die Steel Division kein Thema, es wurde jedoch eine kostenoptimierte Fahrweise der Produktion forciert.
Ungeachtet der zunehmend belasteten wirtschaftlichen Stimmung zeigte sich die Kundennachfrage über das gesamte 1. Halbjahr weitgehend zufriedenstellend. Erst gegen Ende des Berichtszeitraums wurde in einzelnen Segmenten ein Nachlassen der Dynamik spürbar.
Die Automobilindustrie war bei hohen eigenen Auftragsständen über das gesamte Halbjahr 2022/23 weiterhin von Engpässen in ihrer Lieferkette betroffen. Zumindest in Europa war es ihr in der Folge nicht möglich, die Produktion voll hochzufahren. Die Steel Division konnte sich von dieser ungünstigen Entwicklung zu einem guten Teil abkoppeln. Zu verdanken war das ihrem Fokus auf Spezialprodukte und dem Trend zur Ausweitung solcher Anwendungen in der Automobilindustrie. Auch die kontinuierliche Erweiterung der breiten Kundenbasis, die Steigerung des Marktanteils sowie die aktive Betreuung der Märkte trugen dazu bei, dass sich die Absatzmengen in die Automobilindustrie deutlich weniger reduzierten als im Branchenschnitt.
Ausgelöst von den Lockdowns erlebte die Hausgeräte- und Konsumgüterindustrie in der COVID-19-Pandemie einen regelrechten Boom. Mit der zunehmenden Normalisierung der Lebensgewohnheiten und der Sättigung der Haushalte mit Neuanschaffungen schwächte sich die Dynamik zusehends ab. Gegen Ende des 1. Geschäftshalbjahres drückten zusätzlich die Veränderung der Zinslandschaft sowie die insgesamt pessimistischen Erwartungen hinsichtlich der weiteren Konjunktur deutlich auf das Konsumentenverhalten.
Der Maschinenbausektor konnte das gute Nachfrageniveau des Vorjahres nicht zuletzt aufgrund hoher Auftragsstände auch in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2022/23 beibehalten.
Die Bauindustrie zeigte über weite Strecken des Berichtszeitraums eine gute Nachfrage nach Stahlprodukten der Steel Division. Gegen Ende des 1. Halbjahres 2022/23 wiesen die Bestellungen eine fallende Tendenz auf. Den Hintergrund dafür bildete neben der insgesamt verschlechterten wirtschaftlichen Stimmung die Straffung der Fiskalpolitik der EZB mit den daraus folgenden Anhebungen der Leitzinsen.
Der Energiebereich als wesentlicher Markt für die Business Unit Grobblech profitierte von den weltweit hohen Energiepreisen und wies über das gesamte 1. Halbjahr 2022/23 eine sehr gute Nachfrage aus. Die Projektlandschaft wurde zunehmend von geplanten Ersatz- und Neuinvestitionen als Ausgleich für Gaslieferungen aus Russland belebt.
Die Rohstoffpreise beruhigten sich im Verlauf des Berichtszeitraums. Zu Beginn des Geschäftshalbjahres noch rückläufig, haben sie sich in der Folge im Großen und Ganzen stabilisiert. Eine große Herausforderung stellte allerdings die Logistik in Europa dar: Angesichts des Kriegs in der Ukraine steht das Schwarze Meer nur noch eingeschränkt als Logistikweg zur Verfügung. Zudem war der Rhein-Main-Donau-Kanal aufgrund der Trockenheit im Sommer und der daraus folgenden niedrigen Wasserstände nicht mehr schiffbar. Die Logistikrouten mussten somit großflächig auf die Eisenbahn bzw. im Seeverkehr auf andere Häfen umgestellt werden. Dies war neben zeitlichem und organisatorischem Aufwand mit hohen Kosten verbunden.
Schließlich brachten die deutlichen Anstiege der Energiepreise wie Strom und insbesondere Erdgas die europäischen Stahlhersteller insgesamt unter Druck. Sie stellten im 1. Halbjahr 2022/23 auch für die Steel Division eine große Herausforderung dar.
Finanzielle Leistungsindikatoren
Mio. EUR |
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1 Q |
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2 Q |
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1 H |
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2021/221 |
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2022/23 |
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2021/221 |
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2022/23 |
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2021/221 |
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2022/23 |
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Veränderung in % |
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01.04.– 30.06.2021 |
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01.04.– 30.06.2022 |
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01.07.– 30.09.2021 |
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01.07.– 30.09.2022 |
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01.04.– 30.09.2021 |
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01.04.– 30.09.2022 |
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Umsatzerlöse |
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1.205,9 |
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1.826,2 |
|
1.262,2 |
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1.611,3 |
|
2.468,1 |
|
3.437,5 |
|
39,3 |
|||
EBITDA |
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245,1 |
|
526,8 |
|
243,1 |
|
269,5 |
|
488,2 |
|
796,3 |
|
63,1 |
|||
EBITDA-Marge |
|
20,3 % |
|
28,8 % |
|
19,3 % |
|
16,7 % |
|
19,8 % |
|
23,2 % |
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EBIT |
|
178,8 |
|
461,8 |
|
177,9 |
|
204,4 |
|
356,7 |
|
666,2 |
|
86,8 |
|||
EBIT-Marge |
|
14,8 % |
|
25,3 % |
|
14,1 % |
|
12,7 % |
|
14,5 % |
|
19,4 % |
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Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode |
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10.429 |
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10.366 |
|
10.581 |
|
10.446 |
|
10.581 |
|
10.446 |
|
–1,3 |
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Hohe Dynamik auf der Kosten- wie der Erlösseite prägte das 1. Halbjahr 2022/23 für die Steel Division. Sie spiegelt sich deutlich in der Entwicklung der finanziellen Leistungsindikatoren: Die Division steigerte die Umsatzerlöse im Berichtszeitraum um 39,3 % auf 3.437,5 Mio. EUR (1. Halbjahr 2021/22: 2.468,1 Mio. EUR). Zurückzuführen ist der signifikante Anstieg vorrangig auf ein markant höheres Erlösniveau als Konsequenz stark verteuerter Rohstoff- und Energiekosten. Ebenso bildet sich darin der wachsende Anteil von Produkten mit höherer Wertschöpfungstiefe ab. Die Versandmengen hingegen verminderten sich im Jahresvergleich geringfügig. Auch auf der Ergebnisseite weist die Steel Division eine substanzielle Expansion aus. Die markante Verbesserung bei den Produktpreisen erlaubte es nicht nur, die deutlich gestiegene Kostenbasis zu kompensieren, sondern die Bruttomarge im Ergebnis auszuweiten: Das EBITDA stieg im 1. Halbjahr 2022/23 um 63,1 % auf 796,3 Mio. EUR bei einer Marge von 23,2 % (1. Halbjahr 2021/22: 488,2 Mio. EUR; Marge 19,8 %). Das Wachstum beim EBIT fiel mit 86,8 % auf 666,2 Mio. EUR bei einer Marge von 19,4 % noch deutlicher aus (1. Halbjahr 2021/22: 356,7 Mio. EUR; Marge 14,5 %).
Im Vergleich zum 1. Quartal weisen die finanziellen Leistungsindikatoren der Steel Division im 2. Quartal 2022/23 einen rückläufigen Trend auf. Dabei schwächten sich die Umsatzerlöse um 11,8 % auf 1.611,3 Mio. EUR im 2. Quartal ab (1. Quartal: 1.826,2 Mio. EUR). Der Rückgang resultiert primär aus der saisonal bedingten Verminderung der Absatzmengen. Mit der Ausrichtung auf das Kontraktgeschäft konnte die Steel Division die Durchschnittspreise im 2. Quartal trotz einer signifikanten Abschwächung auf den Spotmärkten weitgehend konstant auf dem hohen Niveau des unmittelbaren Vorquartals halten. Die abnehmende Bruttomarge ist im Wesentlichen auf die gestiegene Kostenbelastung zurückzuführen. In dieser Hinsicht stellen neben den Rohstoffen zunehmend auch die Energien einen bedeutenden Aufwandsposten in der Gewinn- und Verlustrechnung der Division dar. Insgesamt fiel das EBITDA im direkten Quartalsvergleich um 48,8 % auf 269,5 Mio. EUR bei einer Marge von 16,7 % im 2. Quartal (1. Quartal: 526,8 Mio. EUR; Marge 28,8 %). Im gleichen Zeitraum reduzierte sich das EBIT um mehr als die Hälfte auf 204,4 Mio. EUR bei einer Marge von 12,7 % (1. Quartal: 461,8 Mio. EUR; Marge 25,3 %).
Die Anzahl der Beschäftigten (FTE) in der Steel Division verringerte sich per 30. September 2022 leicht um 1,3 % auf 10.446. Per 30. September 2021 lag die Beschäftigtenzahl bei 10.581.