Marktumfeld und Geschäftsverlauf
Der Beginn des Geschäftsjahres war maßgeblich vom COVID-19-Lockdown geprägt. Dieser bestimmte vor allem das 1. Quartal und führte zu einem Einbruch in nahezu allen Kundensegmenten. Nach der Beendigung des Lockdowns in vielen Ländern Europas kam die Nachfrage im weiteren Verlauf des 1. Halbjahres jedoch wieder zurück.
Die Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie konnte sich gemessen an den Umständen selbst im schwierigen 1. Quartal gut behaupten und fand nach Ende des Lockdowns relativ schnell zu einer stabilen Nachfrage zurück. Ebenso konnte die Bauindustrie, die während des Lockdowns von Baustellenschließungen betroffen war, rasch wieder an die solide Entwicklung vor COVID-19 anschließen.
Die Automobilindustrie in Europa legte im April die Produktion weitestgehend still und begann sukzessive im Laufe des Mai und Juni wieder zu produzieren. Die zunächst langsame Erholung gewann über den Sommer zunehmend an Dynamik. In der Folge wies das Automobilsegment gegen Ende des 1. Halbjahres wieder eine Nachfrage annähernd auf dem Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie auf. Dieser doch überraschend starke Rebound ist neben der Belebung des Marktes auch auf die Wiederauffüllung der Lieferkette zurückzuführen. Die Lagerstände in der Supply Chain waren im Lockdown sowie über die Sommerstillstände stark zurückgefahren worden.
Der Maschinenbausektor zeigte sich neben der abreißenden Nachfrage in Europa auch von den Reisebeschränkungen in die traditionellen Exportmärkte schwer getroffen und reagierte über den Verlauf des 1. Halbjahres mit stark reduzierter Nachfrage. Erst gegen Ende der Berichtsperiode verbesserte sich die Dynamik etwas.
Der Energiebereich als ein wesentlicher Markt für das Produktsegment Grobblech ist insgesamt schwer unter Druck geraten. Neben der Schwächung der Nachfrage durch COVID-19 liegt die Ursache primär in der Überproduktion von Öl und Gas. Zwischenzeitlich drückten Kontrakte auf zukünftige Öllieferungen (futures) auf dem Kapitalmarkt den Ölpreis sogar in den negativen Bereich. Das Produktsegment Grobblech kann sich dieser Entwicklung nicht zur Gänze entziehen, hat aber durch den Fokus auf Spezialanwendungen selbst in dieser Marktphase verhältnismäßig gut performt.
Aufgrund des starken Rückganges der Nachfrage mussten in den ersten Monaten des 1. Halbjahres die Produktionskapazitäten des Werkes in Linz angepasst und ein kleiner Hochofen außer Betrieb genommen werden. Nach der Erholung der Nachfrage im Halbjahresverlauf wurde dieser im September wieder hochgefahren und stand zu Ende des 1. Halbjahres wieder voll in Betrieb.
Trotz global tiefgreifender Marktverwerfungen unter dem Einfluss von COVID-19 stieg auf der Rohstoffseite der Preis für Eisenerz im Verlauf des 1. Halbjahres weiter an und entspannte sich erst gegen Ende der Berichtsperiode. Dies ist auf die Entwicklung Chinas zum weltweit größten Verbraucher zurückzuführen. China gelang es, die Pandemie relativ rasch einzudämmen und mit staatlichen Investitionsprojekten die chinesische Rohstahlproduktion auf neue Rekordwerte zu treiben. Die übrigen für die Stahlherstellung wesentlichen Rohstoffe, insbesondere Kohle und Energie, reagierten auf die gedrosselte Produktion außerhalb Chinas mit sinkenden Preisen. Die Kostensteigerungen bei Eisenerz konnten damit in etwa kompensiert werden.
Die Stahlpreise entwickelten sich auf dem europäischen Spotmarkt zu Beginn des Geschäftsjahres entsprechend der reduzierten Nachfrage rückläufig. Sie stabilisierten sich aber nach Beendigung des Lockdowns und drehten gegen Ende des Sommers bereits wieder nach oben. Im kurz- und mittelfristigen Geschäft musste die Steel Division ebenfalls Preisrückgänge hinnehmen. Aufgrund der Kontraktstruktur fielen diese jedoch geringer aus als auf den Spotmärkten. Insgesamt führt die Struktur der Kontrakte dazu, dass Preiserhöhungen etwas zeitverzögert zum Tragen kommen.
Aufgrund der gedrosselten Stahlproduktion in Nordamerika und Europa war die Direktreduktionsanlage in Texas, USA, über weite Strecken des 1. Halbjahres mit stark reduzierter Nachfrage seitens der bestehenden Kunden konfrontiert. Die Akquisition neuer Kunden in Fernost konnte diese Marktschwäche nur annähernd ausgleichen.
Finanzielle Leistungsindikatoren
Quartalsentwicklung der Steel Division |
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Mio. EUR |
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1 Q |
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2 Q |
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1 H |
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2019/20 |
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2020/21 |
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2019/20 |
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2020/21 |
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2019/20 |
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2020/21 |
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Veränderung |
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01.04.– |
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01.04.– |
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01.07.– |
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01.07.– |
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01.04.– |
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01.04.– |
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Umsatzerlöse |
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1.182,1 |
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834,9 |
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1.139,0 |
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995,6 |
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2.321,1 |
|
1.830,5 |
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–21,1 |
EBITDA |
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150,6 |
|
68,2 |
|
109,9 |
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93,4 |
|
260,5 |
|
161,6 |
|
–38,0 |
EBITDA-Marge |
|
12,7 % |
|
8,2 % |
|
9,6 % |
|
9,4 % |
|
11,2 % |
|
8,8 % |
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EBIT |
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60,8 |
|
–13,5 |
|
20,2 |
|
–155,2 |
|
81,0 |
|
–168,7 |
|
–308,3 |
EBIT-Marge |
|
5,1 % |
|
–1,6 % |
|
1,8 % |
|
–15,6 % |
|
3,5 % |
|
–9,2 % |
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Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode |
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10.730 |
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10.181 |
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10.682 |
|
10.321 |
|
10.682 |
|
10.321 |
|
–3,4 |
Die finanziellen Leistungsindikatoren der Steel Division im 1. Halbjahr 2020/21 waren durch die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 geprägt. So gingen die Umsatzerlöse im Jahresvergleich signifikant um 21,1 % auf 1.830,5 Mio. EUR zurück (1. Halbjahr 2019/20: 2.321,1 Mio. EUR). Verursacht wurde diese Entwicklung zu etwa zwei Dritteln durch das verringerte Versandvolumen bei Flachstahlprodukten. Zusätzlich hat sich auch das Preisniveau für diese Produkte im aktuellen Berichtszeitraum markant abgeschwächt. Diese Effekte kamen naturgemäß auch auf der Ergebnisseite zum Tragen. Gegensteuernde Maßnahmen im Sinne kostensenkender und effizienzsteigernder Instrumente wirkten sich auf die Ergebnisentwicklung ebenso stärkend aus wie staatliche Unterstützungen im Rahmen von Kurzarbeitsmodellen. Eine deutlich rückläufige operative Performance zeigte im 1. Halbjahr 2020/21 die Direktreduktionsanlage in Texas, USA. Hier belasteten hohe Einsatzkosten bei vergleichsweise moderaten Verkaufserlösen die Ergebnisse. Insgesamt fiel dadurch in der aktuellen Berichtsperiode das EBITDA in der Steel Division um 38,0 % auf 161,6 Mio. EUR (1. Halbjahr 2019/20: 260,5 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge sank damit von 11,2 % auf 8,8 %. Das EBIT liegt im 1. Halbjahr 2020/21 mit –168,7 Mio. EUR (Marge –9,2 %) deutlich im negativen Bereich. Darin inkludiert sind jedoch negative Einmaleffekte von 167,6 Mio. EUR, die aus außerordentlichen Abschreibungen am Standort in Texas, USA (Direktreduktionsanlage), resultieren. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum erwirtschaftete die Steel Division ein EBIT von 81,0 Mio. EUR (Marge 3,5 %).
Im direkten Quartalsvergleich vom 1. auf das 2. Quartal 2020/21 spiegeln sich der konjunkturelle Einbruch zu Geschäftsbeginn sowie die darauffolgenden Erholungstendenzen wider. Nachdem die Umsatzerlöse im 1. Quartal mit 834,9 Mio. EUR auf einem sehr niedrigen Niveau lagen, stiegen diese im 2. Quartal um 19,2 % auf 995,6 Mio. EUR. Während das Preisniveau im Kurzfristgeschäft leicht nachgab, konnte die Steel Division die Versandmengen im Flachstahlbereich sehr deutlich anheben. Der Anstieg auf der Mengenseite war damit auch der Haupttreiber für die Verbesserung des operativen Ergebnisses (EBITDA) um mehr als ein Drittel zum Vorquartal auf 93,4 Mio. EUR (1. Quartal 2020/21: 68,2 Mio. EUR), womit die EBITDA-Marge von 8,2 % auf 9,4 % zunahm. Das Minus beim EBIT weitete sich hingegen von –13,5 Mio. EUR (Marge –1,6 %) auf –155,2 Mio. EUR (Marge –15,6 %) aus. Belastet wurde das EBIT im 2. Quartal 2020/21 durch die bereits angeführten außerordentlichen Abschreibungen von 167,6 Mio. EUR.
Zum 30. September 2020 waren in der Steel Division 10.321 Mitarbeiter (FTE) beschäftigt, womit sich der Mitarbeiterstand im Vergleich zum entsprechenden Stichtag des Vorjahres (10.682) um 3,4 % verringerte. Gegenüber dem Bilanzstichtag 31. März 2020 (10.419) ergibt sich ein Rückgang um 0,9 %. Die Anpassung der personellen Ressourcen wurde aufgrund des ausnehmend schwierigen Marktumfeldes notwendig.
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