Wirtschaftliches Umfeld
EUROPA
Im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 setzte sich die verhaltene Konjunkturentwicklung in Europa fort. Während die Industrieproduktion weitgehend stagnierte und die Nettoexporte zurückgingen, blieb der private Konsum dank eines stabilen Arbeitsmarktes solide. Die wirtschaftliche Stimmung schwankte in diesem Zeitraum zwischen vorsichtigem Optimismus – ausgelöst durch angekündigte umfangreiche Infrastrukturprogramme in Deutschland und verstärkte Investitionen in die europäische Sicherheitsarchitektur – und anhaltender Unsicherheit, insbesondere aufgrund protektionistischer Maßnahmen der US-Administration.
Nach intensiven Verhandlungen wurde eine Einigung über pauschale Zölle von 15 % auf alle US-Importe aus der EU erzielt. Unabhängig davon gelten Zölle von 50 % auf Stahlimporte in die Vereinigten Staaten.
Für den voestalpine-Konzern bedeutete dieses Umfeld eine weiterhin zurückhaltende Nachfrage in den Bereichen Bau, Maschinenbau und Konsumgüter. Die Nachfrage im Automobilsektor entwickelte sich je nach Geschäftsfeld unterschiedlich: Während die Nachfrage nach Automobilkomponenten im Verlauf des 1. Halbjahres weiter zurückging, blieb die Nachfrage nach hochqualitativen Stahlblechen in diesem Marktsegment auf gutem Niveau stabil. Positiv entwickelten sich weiterhin die Märkte für Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik.
Die Belastungen durch die US-Zölle auf Stahlimporte wirkten sich negativ auf einzelne Geschäftsbereiche der voestalpine aus. Besonders betroffen ist das Produktsegment Nahtlosrohre.
USA/NORDAMERIKA
Die wirtschaftliche Entwicklung Nordamerikas blieb im 1. Halbjahr 2025/26 trotz zahlreicher Ankündigungen, Rücknahmen, Verhandlungen und neuer US-Zölle gegen nahezu alle Handelspartner:innen weitgehend unbeeinflusst und zeigte eine insgesamt robuste, positive Tendenz. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wurde vor allem durch Investitionen im Technologiesektor getragen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz. Auch der private Konsum blieb stabil.
Im Gegensatz dazu verschlechterte sich die Lage am Arbeitsmarkt im Verlauf des 1. Halbjahres 2025/26 leicht. Die revidierten Arbeitsmarktdaten sowie die Auswirkungen des Regierungsstillstands („Government Shutdown“) im September erschwerten jedoch eine klare Einschätzung der tatsächlichen Situation.
Trotz der positiven gesamtwirtschaftlichen Daten sahen sich die nordamerikanischen Standorte des voestalpine-Konzerns mit verunsicherten Kund:innen und entsprechend zurückhaltenden Bestellungen konfrontiert. Insgesamt zeigte der nordamerikanische Markt im 1. Halbjahr 2025/26 für die voestalpine in den Bereichen Lagertechnik, Luftfahrt und Eisenbahnsysteme eine gute Nachfrage. Die Geschäftsentwicklung bei Tooling und Automotive Components verlief hingegen volatil. Aufgrund gesunkener Öl- und Gaspreise ging die Nachfrage nach Produkten für die Öl- und Gasexploration in der Berichtsperiode zurück.
BRASILIEN/SÜDAMERIKA
Brasilien, der wichtigste südamerikanische Markt für den voestalpine-Konzern, zeigte sich im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 mit einem insgesamt positiven, jedoch deutlich gebremsten Wachstum. Neben dem Agrarsektor, der eine zentrale Rolle in der Zusammensetzung des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) einnimmt, trugen vor allem der Dienstleistungssektor und – wenn auch in eingeschränktem Maße – der private Konsum zu dieser Entwicklung bei.
Im Industriebereich hingegen verschlechterte sich das wirtschaftliche Umfeld spürbar. Hohe Leitzinsen von 14,75 % belasteten die Binnennachfrage erheblich. Zudem führte der starke Importdruck, insbesondere aus China, zu intensivem Wettbewerb auf dem brasilianischen Markt. Die Exporte in die USA wurden durch hohe Zölle der US-Administration zusätzlich erschwert.
Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die brasilianischen voestalpine-Standorte unterschiedlich. Während Railway Systems eine gute Performance erzielte, sah sich Tubes & Sections in einigen Märkten mit rückläufiger Nachfrage konfrontiert. Das Management des brasilianischen Spezialstahlwerks Villares Metals reagierte auf die verschärften Marktbedingungen mit umfangreichen Kostensenkungsmaßnahmen.
CHINA/ASIEN
In China verlief die wirtschaftliche Entwicklung im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 insgesamt stabil, wurde jedoch zunehmend von strukturellen Herausforderungen und geopolitischen Spannungen geprägt. Die Eskalation der Zollpolitik zwischen den USA und China führte zu gegenseitigen Maßnahmen, die erst durch eine befristete Einigung auf eine maßvolle Zollregelung vorläufig entschärft werden konnten. Trotz dieser Unsicherheiten wurde im Vergleich zum Vorjahr ein BIP-Wachstum erzielt, das vor allem durch starke Exporte gestützt wurde.
Die Binnenwirtschaft entwickelte sich hingegen schwächer. Der private Konsum blieb verhalten, die Investitionen außerhalb strategischer Industrien gingen zurück und die Bauwirtschaft litt unter der anhaltenden Anspannung im Immobiliensektor. Die Regierung reagierte mit gezielten, jedoch insgesamt überschaubaren Konjunkturmaßnahmen. Eine breit angelegte geldpolitische Lockerung blieb ebenfalls aus.
Für den voestalpine-Konzern zeigte sich das Marktumfeld in China im 1. Halbjahr 2025/26 differenziert: Während das Segment Tooling von einer stabilen Nachfrage nach hochwertigem Werkzeugstahl profitierte, verzeichneten die chinesischen voestalpine-Werke im Bereich Automobilkomponenten rückläufige Abrufe und Preisdruck. Der Markt für Eisenbahninfrastruktur entwickelte sich hingegen auch in der aktuellen Berichtsperiode zufriedenstellend.