Das Geschäftsjahr 2009/10 war auf den Rohstoffmärkten von zwei völlig konträren Entwicklungen geprägt: Reduzierten sich in der 1. Hälfte des Kalenderjahres 2009 die Kurzfristpreise für Eisenerz, Kokskohle und Schrott verglichen mit den Höchstständen Mitte 2008 um rund zwei Drittel, so begann sich die Situation in der Folge sehr rasch zu drehen.
Beginnend mit Sommer 2009 war auch in der europäischen Stahlindustrie die konjunkturelle Talsohle durchschritten, und es kam in den darauffolgenden Monaten infolge der raschen Wiederinbetriebnahme von vorübergehend stillgelegten Kapazitäten zu einer markanten Produktionsausweitung. In Verbindung mit dem schon im 1. Halbjahr 2009 wieder einsetzenden Konjunkturaufschwung in China führte dies bis zum Jahresende bei den Spotmarktpreisen für Eisenerz, Kokskohle und Schrott zu Preissteigerungen von bis zu 50 %. Eine weitere, massive Erhöhung der kurzfristigen Rohstoffpreise vollzog sich in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres 2009/10 mit nochmaligen Steigerungen um bis zu 70 %. Auf Grund der durch diese Entwicklung entstandenen starken Diskrepanz zwischen dem Preisniveau des Spotmarktes und dem der Jahresverträge („Benchmarkpreise“) forderten die großen Minenbetreiber eine massive Erhöhung bei den mit Gültigkeit per 1. April 2010 neu zu verhandelnden Jahrespreisen und stellten die Jahresvereinbarungen letztlich überhaupt in Frage.
Ausgehend davon kam es in der Folge tatsächlich zur Ablöse des Benchmarksystems, das die letzten Jahrzehnte bestimmend bei Eisenerz und Kokskohle war. In Bezug auf die Mengen werden zwar nach wie vor langfristige Lieferverträge vereinbart, in preislicher Hinsicht sind die meisten Minenbetreiber aber nur mehr zu Quartalsabschlüssen (auf Indexbasis) bereit.
Zur Rohstofflage des voestalpine-Konzerns ist festzuhalten, dass die Versorgung aller Standorte mit den jeweils erforderlichen Rohstoffen im Geschäftsjahr 2009/10 in vollem Umfang und zu jedem Zeitpunkt sichergestellt war. Grundlage dafür ist die seit Längerem konsequent verfolgte Beschaffungsstrategie des Konzerns, deren Kern ein vergleichsweise breites Lieferantenportfolio, insbesondere bei Kohle und Erz, und damit die Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten von einzelnen Minenbetreibern ist. Darüber hinaus sieht sie den forcierten Ausbau der derzeit bei ca. 20 % liegenden Inlandsversorgung bei Erz vor.
Zwar wird der voestalpine-Konzern auch in Zukunft auf Grund der vergleichsweise breiten Versorgungsbasis im Vergleich zu anderen Stahlherstellern eine etwas geringere Mengenvolatilität aufweisen, aber durch die Abkehr vom Jahrespreissystem kommt auch die voestalpine-Gruppe alleine schon aus risikopolitischen Gesichtspunkten um eine entsprechende Anpassung der Vertragsbedingungen auf der Kundenseite nicht herum.
Der voestalpine-Konzern ist zuversichtlich, innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens sowohl die massiv gestiegenen Rohstoffkosten an den Markt weitergeben zu können, als auch ein nachhaltiges Modell der Preisgestaltung gegenüber unseren Kunden vor dem Hintergrund der geänderten Rahmenbedingungen zu erreichen.