Online Geschäftsbericht   
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Risikomanagement


Die voestalpine AG hat für den Konzern erstmals bereits vor rund zehn Jahren risikopolitische Leitsätze festgelegt. Das seit dem Geschäftsjahr 2000/01 im Unternehmen bestehende Risikomanagementsystem ist in Form einer konzernweit gültigen Verfahrensanweisung verankert, dient sowohl der langfristigen Sicherung des Unternehmensbestandes als auch der Wertsteigerung und stellt damit für das Unternehmen einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar.

Gemäß Unternehmensrechts-Änderungsgesetz ist in der voestalpine AG ein Prüfungsausschuss eingerichtet, der sich unter anderem kontinuierlich auch mit Fragen des Risikomanagements und des Internen Kontrollsystems (IKS) befasst. Sowohl das Risikomanagement als auch das IKS sind im voestalpine-Konzern integrale Bestandteile der bestehenden Managementsysteme. Die Interne Revision überwacht als unabhängiger unternehmensinterner Bereich die Betriebs- und Geschäftsabläufe sowie das Interne Kontrollsystem und ist bei der Wertung der Prüfungsergebnisse weisungsungebunden.

Das Risikomanagement erstreckt sich sowohl über die strategische als auch die operative Ebene und ist damit ein maßgebliches Element für nachhaltigen Erfolg. Das strategische Risikomanagement dient der Evaluierung und Absicherung der strategischen Zukunftsplanungen. Die Strategie wird auf Konformität mit dem Zielsystem überprüft, um wertsteigerndes Wachstum durch bestmögliche Ressourcenallokation sicherzustellen. Das operative Risikomanagement basiert auf einem revolvierenden Prozess, der mindestens einmal jährlich durchlaufen wird. Die Bewertung identifizierter Risiken erfolgt anhand einer Bewertungsmatrix mit Beurteilung der möglichen Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit. Dokumentiert werden im Wesentlichen Betriebs-, Umwelt-, Technologie-, Finanz- und IT-Risiken. Unterstützt wird dieser Prozess durch ein spezielles webbasiertes IT-System.

Konkret wurden u. a. im voestalpine-Konzern folgende Maßnahmen zur Risikovermeidung, -minimierung und -transferierung ergriffen:

Rohstoffverfügbarkeit/Rohstoffpreisabsicherung

Das Unternehmen verfolgt bereits seit einigen Jahren eine Beschaffungsstrategie, die auf langfristige und enge Lieferbeziehungen, die Ausweitung des Lieferantenportfolios sowie den Ausbau der Eigenversorgung abzielt. Angesichts der künftig noch volatiler erwarteten Rohstoffmärkte werden diese Zielsetzungen noch weiter an Bedeutung gewinnen. Auf Grund dieser konsequenten Ausrichtung war auch zum Ende des Geschäftsjahres 2009/10, als weltweit zunehmende Versorgungsengpässe auftraten, die Versorgung des Konzerns mit den jeweils erforderlichen Rohstoffen in vollem Umfang und zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.

Aktuell wird durch die weitgehende Abkehr vom traditionellen Benchmarksystem (siehe Kapitel „Rohstoffe“) auch eine entsprechende Anpassung der Vertragsstrukturen gegenüber den Kunden des Konzerns mit diesen verhandelt, um den geänderten Rahmenbedingungen, vor allem auch unter Risikoaspekten, Rechnung zu tragen.

Zur Evaluierung von Risiken aus der Schwankung von Rohstoffpreisen besteht ein Risikomanagement-Tool, mithilfe dessen ein Cashflow @ Risk berechnet wird. Unter Berücksichtigung der Weitergabefähigkeit von Preisänderungen, der Höhe des bewerteten Risikos und der individuellen Besonderheit des jeweiligen Rohstoffes werden Preissicherungen in Form von Lieferverträgen mit Fixpreisvereinbarung oder in Form von derivativen Finanzkontrakten vorgenommen. Eine interne Richtlinie regelt dabei die Vorgehensweise im Konzern.

Ausfall IT-Systeme

Die Servicierung der Geschäfts- und Produktionsprozesse, die großteils auf komplexen Informationstechnologien basieren, werden von einer zu 100 % im Eigentum der voestalpine AG stehenden und auf IT spezialisierten Gesellschaft wahrgenommen.

Auf Grund der Bedeutung von IT-Sicherheit und zur weiteren Minimierung möglicher IT-Sicherheitsrisiken wurden in der Vergangenheit sicherheitstechnische Datenverarbeitungs-Mindeststandards erarbeitet, deren Einhaltung jährlich in Form eines Audits überprüft wird.

Produktionsanlagen

Zur Minimierung des Ausfallrisikos bei kritischen Anlagen werden gezielte und umfangreiche Investitionen in die technische Optimierung sensibler Aggregate getätigt. Konsequent vorbeugende Instandhaltung, eine risikoorientierte Reserveteillagerung sowie die Schulung der Mitarbeiter sind weitere Maßnahmen.

Mitarbeiter

Zur nachhaltigen Sicherung des Wissens, aber auch zur Absicherung vor Know-how-Verlust wurden schon in der Vergangenheit anspruchsvolle Projekte initiiert, die konsequent weitergepflegt werden.

Die bereits bestehenden Maßnahmenpläne für den Pandemiefall werden standardmäßig einem jährlichen Review unterzogen, um die vollständige Funktionsfähigkeit im Anlassfall sicherzustellen.

CO2-Risiken

Risiken in Bezug auf CO2 werden im Kapitel „Umwelt“ dieses Geschäftsberichtes behandelt.

Risiken aus dem Finanzbereich

Betreffend Richtlinienkompetenz, Strategiefestsetzung und Zieldefinition ist das finanzielle Risikomanagement zentral organisiert. Das bestehende Regelwerk beinhaltet Ziele, Grundsätze, Aufgaben und Kompetenzen sowohl für das Konzern-Treasury als auch für den Finanzbereich der einzelnen Konzerngesellschaften. Finanzielle Risiken werden ständig beobachtet, quantifiziert und – wo sinnvoll – abgesichert. Die Strategie zielt auf eine Verminderung der Schwankungen der Cashflows und der Erträge ab. Die Absicherung der Marktrisiken erfolgt zu einem hohen Anteil mit derivativen Finanzinstrumenten.

Im Detail werden die Finanzierungsrisiken durch folgende Maßnahmen abgesichert:

Liquiditätsrisiko

Das Liquiditätsrisiko bezeichnet das Risiko, sich nicht jederzeit Finanzmittel beschaffen zu können, um eingegangene Verbindlichkeiten zu begleichen. Wesentliches Instrument zur Steuerung des Liquiditätsrisikos ist eine exakte Finanzplanung, die quartalsweise revolvierend von den operativen Gesellschaften direkt an das Konzern-Treasury der voestalpine AG abgegeben wird. Anhand der konsolidierten Ergebnisse wird der Bedarf an Finanzierungen und Kreditlinien bei Banken ermittelt.

Bonitätsrisiko

Das Bonitätsrisiko bezeichnet Vermögensverluste, die aus der Nichterfüllung von Vertragsverpflichtungen einzelner Geschäftspartner entstehen können. Das Bonitätsrisiko der Grundgeschäfte wird durch ein exaktes Debitorenmanagement gering gehalten. Ein hoher Prozentsatz der Liefergeschäfte ist durch Kreditversicherungen abgesichert. Darüber hinaus bestehen bankmäßige Sicherheiten wie Garantien und Akkreditive. Per 31. März 2010 waren 77 % der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen über eine Kreditversicherung gedeckt.

Währungsrisiko

Eine Absicherung ergibt sich zunächst auf Grund von natürlich geschlossenen Positionen, bei denen z. B. Forderungen in USD aus Lieferungen und Leistungen Verbindlichkeiten für Rohstoffeinkäufe gegenüberstehen (USD-Netting). Eine weitere Möglichkeit ergibt sich aus der Nutzung von derivativen Sicherungsinstrumenten.

Zinsrisiko

Eine Zinsrisikobeurteilung unterscheidet zwischen dem Cashflow-Risiko (Risiko, dass sich der Zinsaufwand bzw. Zinsertrag zum Nachteil verändert) bei variabel verzinsten Finanzinstrumenten und dem Barwertrisiko bei fix verzinsten Finanzinstrumenten. Die Konzernstrategie zielt darauf ab, durch Nutzung des Portfolioeffekts und durch Zinssicherungen die Volatilität von Zinsschwankungen zu vermindern.

Wirtschafts- und Finanzkrise

Im Zusammenhang mit der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und ihren Auswirkungen auf den voestalpine-Konzern wurden bereits im Vorjahr Maßnahmen eingeleitet, die im Geschäftsjahr 2009/10 konsequent weiterverfolgt wurden.

Diese zielen insbesondere darauf ab,

  • die negativen Folgen der rezessiven Konjunkturentwicklung auf das Unternehmen so gering wie möglich zu halten,
  • die hohe Produktqualität bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen aufrechtzuerhalten,
  • ausreichend finanzielle Liquidität zur Verfügung stellen zu können
  • sowie das innerbetriebliche Know-how im Hinblick auf den langfristigen weiteren Ausbau der Qualitäts- und Technologieführerschaft abzusichern.

Zur Verringerung oder Eliminierung der in der Vergangenheit im Konzern festgestellten Risiken wurden und werden konkrete Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt, wodurch sich das Risikopotenzial tendenziell weiter kontinuierlich reduziert. Die erarbeiteten Maßnahmen zielten auf eine Senkung der potenziellen Schadenshöhe und/oder eine Verringerung der Eintrittswahrscheinlichkeit ab.

Es ist festzuhalten, dass die Risiken im voestalpine-Konzern begrenzt und überschaubar sind und den Fortbestand des Konzerns nicht gefährden. Es sind auch keine Risiken erkennbar, die zukünftig eine Bestandsgefährdung darstellen.