Marktumfeld und Geschäftsverlauf
Die Nachfragesituation auf dem europäischen Stahlmarkt war in den ersten neun Monaten des Kalenderjahres 2016 speziell im hochqualitativen Bereich von einer Aufwärtstendenz geprägt. Trotz der positiven Marktentwicklung blieb die Produktion der europäischen Stahlproduzenten jedoch unter Vorjahresniveau. Die Ursache liegt vor allem in den gestiegenen Stahlimporten, durch die im verstärkten Ausmaß auch außereuropäische Mitbewerber an der verbesserten europäischen Nachfragesituation partizipierten. Nach dem massiven Anstieg der Stahlimporte im Verlauf des Kalenderjahres 2015 zeichnete sich zuletzt eine Stabilisierung der Importe auf hohem Niveau ab. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf die Verhängung von endgültigen Einfuhrzöllen durch die Europäische Kommission bei kaltgewalztem Stahlband aus China und Russland im August 2016 sowie von vorläufigen Einfuhrzöllen auf warmgewalztes Stahlband und Grobblech aus China im Oktober 2016.
Der Rohstoffmarkt war in den letzten Monaten durch eine außergewöhnliche Preisentwicklung bei metallurgischer Kohle gekennzeichnet. Durch Angebotsverknappung verteuerte sich Kokskohle am Spotmarkt innerhalb weniger Monate von knapp über 80 USD auf über 200 USD. Vertragsbedingt werden die damit verbundenen Kosteneffekte erst mit dem 4. Geschäftsquartal 2016/17 voll wirksam.
Trotz des Referendums zum Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hielten sich die negativen Auswirkungen auf die europäische Konjunktur bisher in Grenzen, allerdings muss für die Zukunft mit negativen Konsequenzen auf unternehmerische Investitionsentscheidungen in Großbritannien gerechnet werden.
In dem für die Steel Division wichtigsten Kundensegment Automobil profitierte die Division im 1. Halbjahr 2016/17 von einer ausgezeichneten Nachfragesituation, die vor allem auf die kontinuierlich steigenden Absatzzahlen in Europa und die ungebrochen hohe Nachfrage nach Luxusmodellen vor allem in China und den USA zurückzuführen ist. Diese Entwicklung erscheint aus heutiger Sicht robust, eine Trendumkehr zeichnet sich derzeit nicht ab.
Auch in anderen für die Steel Division wichtigen Kundensegmenten stellte sich die Marktdynamik im 1. Halbjahr 2016/17 solide dar. So lag die Nachfrage aus der Maschinenbau- und Hausgeräteindustrie auf einem guten Niveau. Einzig die Energieindustrie – für den Geschäftsbereich Grobblech von erheblicher Bedeutung – war unverändert mit einem negativen Marktumfeld konfrontiert. Durch den nach wie vor tiefen Ölpreis sind neue Pipeline-Projekte derzeit rar, allerdings startete im 2. Geschäftsquartal 2016/17 die Produktion von hochwertigen Röhrenblechen für den Pipeline-Auftrag Nord Stream II, dessen Vergabe mit Ende des vergangenen Geschäftsjahres erfolgte.
Im Juli 2016 wurde die planmäßige Großreparatur des Hochofens 6 am Standort Linz, Österreich, gestartet, nachdem bereits im vergangenen Geschäftsjahr der Hochofen 5 erfolgreich runderneuert wurde. Parallel dazu laufen bereits die Vorbereitungsarbeiten für die 2018 stattfindende routinemäßige Großreparatur des Hochofens A. Im Investitionsbereich stehen derzeit Projekte zur weiteren Optimierung des Produktportfolios im Fokus. So wird der Technologieausbau mit der Errichtung einer neuen Stranggießanlage („8“) am Standort Linz vorangetrieben, deren Inbetriebnahme für Herbst 2017 vorgesehen ist. Im Geschäftsbereich Grobblech wurde im 1. Halbjahr 2016/17 eine Anlage für anspruchsvollste Produkte im Energiebereich erfolgreich in Betrieb genommen. Die intern entwickelte „Toughcore“-Technologie ermöglicht die Herstellung von Grobblechen mit bis dato unerreichten Produkteigenschaften für den Einsatz unter extremsten Bedingungen.
Die bedeutendste Investition der vergangenen Jahre ist die Errichtung der Direktreduktionsanlage in Texas, USA. Nach dem bisher erfolgreichen Hochlauf konnte die Anlage am 26. Oktober 2016 feierlich eröffnet werden (siehe Kapitel „Direktreduktionsanlage in Texas, USA“). Insgesamt investierte die Steel Division im 1. Halbjahr 2016/17 229,0 Mio. EUR und damit um 43,0 % weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Finanzielle Leistungsindikatoren
Steel Division |
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Mio. EUR |
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1 Q |
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2 Q |
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1 H |
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2015/16 |
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2016/17 |
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2015/16 |
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2016/17 |
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2015/16 |
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2016/17 |
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Veränderung |
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01.04.– |
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01.04.– |
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01.07.– |
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01.07.– |
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01.04.– |
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01.04.– |
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in % |
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Umsatzerlöse |
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1.060,9 |
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909,0 |
|
929,9 |
|
867,1 |
|
1.990,8 |
|
1.776,1 |
|
–10,8 |
EBITDA |
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134,2 |
|
87,2 |
|
119,0 |
|
143,6 |
|
253,2 |
|
230,8 |
|
–8,8 |
EBITDA-Marge |
|
12,6 % |
|
9,6 % |
|
12,8 % |
|
16,6 % |
|
12,7 % |
|
13,0 % |
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EBIT |
|
74,7 |
|
21,1 |
|
58,0 |
|
76,0 |
|
132,7 |
|
97,1 |
|
–26,8 |
EBIT-Marge |
|
7,0 % |
|
2,3 % |
|
6,2 % |
|
8,8 % |
|
6,7 % |
|
5,5 % |
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Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) |
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11.036 |
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10.869 |
|
11.054 |
|
10.928 |
|
11.054 |
|
10.928 |
|
–1,1 |
Obwohl das Sommerquartal 2016/17 durch eine steile Aufwärtsbewegung – im Wesentlichen aufgrund von Nachholeffekten auf der Preisseite – gekennzeichnet war, liegen die wesentlichen Kennziffern des 1. Halbjahres 2016/17 hinter den Vorjahreswerten zurück. Ausschlaggebend dafür war, dass die Steel Division im 1. Quartal des Geschäftsjahres aufgrund ihrer im Konzernvergleich wesentlich längerfristigeren vertraglichen Bedingungen noch nicht von den am Spotmarkt bereits gestiegenen Stahlpreisen profitieren konnte, während die Rohstoffkosten bereits im Steigen begriffen waren. Die Umsatzerlöse gingen im 12-Monats-Vergleich trotz erhöhter Versandmengen um 10,8 % von 1.990,8 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2015/16 auf 1.776,1 Mio. EUR im 1. Halbjahr 2016/17 zurück. Auf der Ergebnisseite verminderte sich das operative Ergebnis (EBITDA) um 8,8 % von 253,2 Mio. EUR (Marge 12,7 %) auf 230,8 Mio. EUR (Marge 13,0 %). Einer Abnahme der Bruttomarge stehen positive Versandmengeneffekte sowie Einsparungen durch das laufende Effizienz- und Kostenoptimierungsprogramm gegenüber. Darüber hinaus wurde das EBITDA im 1. Halbjahr 2016/17 durch Anlaufverluste der Direktreduktionsanlage in Texas, USA (geplantes EBIT 2016/17 –25 Mio. EUR), sowie durch den im Vorjahr umfassend erneuerten Hochofen 5 – der im 1. Quartal 2016/17 umstellungsbedingt (Feinjustierung Kohleeindüsungsanlage) mit reduzierter Leistung produzierte – mit über 30 Mio. EUR belastet. Gegenüber dem Vorjahr noch deutlich stärker fiel das Betriebsergebnis (EBIT), und zwar um 26,8 % von 132,7 Mio. EUR (Marge 6,7 %) auf 97,1 Mio. EUR (Marge 5,5 %), auch deswegen, weil die Abschreibungen aufgrund der in der 2. Geschäftsjahreshälfte 2015/16 in Betrieb gegangenen Anlagen zugenommen haben.
Im unmittelbaren Quartalsvergleich vom 1. auf das 2. Quartal 2016/17 schwächten sich die Umsatzerlöse saisonal bedingt zwar ab, die Profitabilität stieg hingegen sehr deutlich. Die Umsatzerlöse verringerten sich durch einen Rückgang der Versandmengen bei gleichzeitig jedoch höheren Durchschnittspreisen um 4,6 % von 909,0 Mio. EUR auf 867,1 Mio. EUR. Das operative Ergebnis (EBITDA) verbesserte sich im selben Zeitintervall jedoch markant um 64,7 % von 87,2 Mio. EUR auf 143,6 Mio. EUR, womit die EBITDA-Marge von 9,6 % auf 16,6 % zunahm. Auf EBIT-Basis konnte das Ergebnis sogar um 260,2 % von 21,1 Mio. EUR (Marge 2,3 %) auf 76,0 Mio. EUR (Marge 8,8 %) zulegen. Dies ist in erster Linie auf das höhere Preisniveau bei nur unwesentlich gestiegenen Rohstoffkosten zurückzuführen. Im Bereich der außerordentlichen Aufwendungen sind Anlaufverluste an der Direktreduktionsanlage in Texas in beiden Quartalen in etwa gleicher Höhe angefallen, während die im 12-Monats-Vergleich berücksichtigte Belastung durch die verminderte Leistung des Hochofens 5 nur im 1. Quartal 2016/17 wirksam wurde.
Die Zahl der Beschäftigten (FTE) in der Steel Division lag mit 10.928 zum Ende des 1. Halbjahres 2016/17 um 1,1 % unter dem Vorjahreswert (11.054) bzw. um 0,3 % über dem Vergleichswert zum Ende des letzten Geschäftsjahres (10.891).
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