Wirtschaftliches Umfeld

Weltwirtschaftliche Entwicklung

Das globale Wirtschaftsgeschehen wurde auch im Geschäftsjahr 2010/11 in erster Linie von Asien (vor allem China und Indien) und Südamerika (allen voran Brasilien) bestimmt. Die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 hat dort nur zu einem vorübergehenden Innehalten des seit Jahren robusten konjunkturellen Aufwärtstrends geführt. Nicht zuletzt haben auch die wieder rasch steigenden Ausfuhren in diese Regionen zu einer schnelleren als ursprünglich erwarteten Erholung in den meisten europäischen Volkswirtschaften, vor allem Deutschlands, geführt. Während damit die Länder West-, Mittel- und Nordeuropas bereits für 2010 wieder ansehnliche Wachstumsraten ausweisen konnten, blieb die wirtschaftliche Situation in Südeuropa und dem äußersten Westen des Kontinents weiterhin angespannt. Erste Erholungssignale im Jahresverlauf 2010 kamen demgegenüber aus den osteuropäischen Ländern. Ebenfalls im Jahresverlauf an Dynamik gewinnen konnte der Konjunkturaufschwung in den USA, allerdings gebremst durch die anhaltend kritische Verschuldungssituation der privaten und öffentlichen Haushalte und hohe Arbeitslosigkeit.

Entwicklung der wichtigsten Abnehmerbranchen

Der bereits in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres 2010/11 auf breiter Front einsetzende globale Konjunkturaufschwung hat im weiteren Jahresverlauf noch an Fahrt aufgenommen. Die markante Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds gegenüber dem Vorjahr führte – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – zu einer deutlichen Nachfragesteigerung aus praktisch allen für den voestalpine-Konzern wichtigen Kundenbranchen. Hervorzuheben ist der anhaltende, hauptsächlich von einem Exportboom nach Fernost getriebene Aufschwung in der Automobilindustrie, dem mit knapp einem Drittel des Konzernumsatzes größten Abnehmersegment des Konzerns. Neben der herausragenden Nachfrage nach Premiumautos ist – vor allem vor dem Hintergrund der vorangegangenen dramatischen Einbrüche infolge der Krise – auch die wieder deutlich positive Entwicklung im Nutzfahrzeugbau hervorzuheben, der sich mittlerweile auch in Europa weitgehend erholt zeigt. Ebenfalls zurück zu alter Stärke gefunden hat der Maschinenbau, der ähnlich der Automobilindustrie vor allem von der Exportstärke Deutschlands und einiger weiterer europäischer Länder profitiert. Dies gilt in hohem Maße auch für die Konsumgüterindustrie, die sich allerdings schon vorher als relativ krisenresistent erwiesen hat. Im Wesentlichen stabil auf hohem Niveau – allerdings mit regional erheblichen, vom jeweiligen Spielraum der öffentlichen Haushalte bestimmten Unterschieden – stellte sich in den vergangenen Monaten die Entwicklung der globalen Eisenbahninfrastruktur dar.

Das Marktumfeld in der Luftfahrt hat sich zuletzt gegenüber dem Vorjahr ebenfalls merklich verbessert, wohingegen sich die Bedarfssituation in der Bau- und Bauzulieferindustrie – im voestalpine-Konzern eher ein Randsegment – nach wie vor gedämpft darstellt.

Der sowohl im Lichte der weltweit verschärften Atomkraftdiskussion als auch konjunkturbedingt steigende Bedarf im Bereich fossiler Energieträger führte in den entsprechenden Industriesegmenten zu einer hohen Investitionsdynamik, wobei hier aus voestalpine-Sicht der Öl- und Gasexploration bzw. -förderung sowie der thermischen Energieerzeugung besondere Bedeutung zukommt. Auch im Bereich erneuerbarer Energien zog die Nachfrage weiter an, dies trotz eines national sehr unterschiedlichen, zuletzt auch in Bezug auf die Förderpolitik teilweise deutlich weniger attraktiv gewordenen Umfelds und einer Reihe nach wie vor ungelöster Infrastrukturfragen (etwa im Hinblick auf Netzausbau und Speichertechnologien).

Entwicklung der Stahlindustrie

Die Entwicklung der Stahlindustrie hat 2010/11, wie auch schon in den Jahren davor, das Muster des gesamtkonjunkturellen Grundtrends – allgemein hohe Konjunkturdynamik auf globaler Ebene, gleichzeitig jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsräumen in Bezug auf Geschwindigkeit und Ausmaß des Aufschwungs – widergespiegelt.

Die weltweite Rohstahlproduktion hat demnach bereits im 1. Kalenderhalbjahr 2010 nicht nur wieder das Vorkrisenniveau erreicht, sondern konnte im Mai 2010 mit 125 Mio. Tonnen sogar einen neuen monatlichen Höchstwert verzeichnen. Nach einer leicht rückläufigen Entwicklung über den Sommer, die jedoch weniger konjunkturell als vielmehr durch das Einpendeln der Läger auf ein reales Nachfrageniveau bedingt war, setzte sich der Aufwärtstrend weiter fort und resultierte im März 2011 in einem neuen monatlichen Rekordausstoß von knapp 130 Mio. Tonnen.

Eine ähnliche Tendenz wies der europäische Stahlmarkt (EU-27) auf; die Produktionswerte liegen hier allerdings (mit knapp über 45 Mio. Tonnen im 1. Kalenderquartal 2011) trotz markanter Steigerungen gegenüber den unmittelbaren Vorperioden immer noch merklich unter dem Vorkrisenwert von rund 56 Mio. Tonnen. Dies entspricht einem Auslastungsgrad von etwa 80 %.

Die Lagerbestände der europäischen Stahlproduzenten und -verarbeiter blieben im Verlauf des Geschäftsjahres 2010/11 im Wesentlichen auf Normalniveau. Der voestalpine-Konzern hat seine Stahlerzeugungskapazitäten im abgelaufenen Geschäftsjahr – abgesehen von einzelnen geplanten Anlagenstillständen im Zusammenhang mit Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen – zur Gänze ausgefahren.

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