Die globale Wirtschaftsentwicklung war 2010 zunächst von einem stabilen Aufwärtstrend vor allem in den großen asiatischen Volkswirtschaften sowie in Teilen Südamerikas geprägt. Im Jahresverlauf setzte dann auch in den meisten europäischen Ländern und in Nordamerika ein sich zunehmend beschleunigender Konjunkturaufschwung ein, dessen Dynamik auch in der 1. Jahreshälfte 2011 ungebrochen anhält.
Die Industrie hat sich damit weltweit überraschend schnell von den Auswirkungen der Krise der Jahre 2008 und 2009 erholt und ist dabei, wieder Anschluss an die solide Vorkrisenentwicklung zu finden. Dennoch verbleiben erhebliche Risiken aus dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld, die nach wie vor ein latentes Bedrohungspotenzial für einen wirklich nachhaltigen Konjunkturaufschwung darstellen: von der Verschuldungsproblematik in verschiedenen europäischen Ländern, vor allem aber in den USA, über nach wie vor bestehende Schwächen der Finanzmärkte und der Bankenlandschaft bis hin zu möglichen Überhitzungstendenzen in einzelnen Sektoren (Rohstoffe, Immobilien) oder Regionen. Alles in allem überwiegen aus der Sicht der Industrie im Frühsommer 2011 aber dennoch die positiven konjunkturellen Aspekte gegenüber den Umfeldrisiken. Dies umso mehr, als sich auch der Euro allen Kritiken zum Trotz gerade in den schwierigen Phasen der jüngeren Vergangenheit als europäische Einheitswährung bewährt hat und auch das Inflationsrisiko bis auf Weiteres überschaubar bleiben sollte.
In den wesentlichen Wirtschaftsregionen der Welt zeichnet sich vor diesem Hintergrund auch für die 2. Hälfte des Jahres 2011 ein Anhalten der günstigen Konjunkturentwicklung ab, wobei Japan allerdings noch längere Zeit unter den Auswirkungen der dramatischen Ereignisse vom 11. März dieses Jahres leiden wird. China, Indien und der gesamte ostasiatische Raum sollten ähnlich wie Brasilien und einzelne weitere Staaten Süd- und Mittelamerikas ihr überproportionales Wachstum fortsetzen können.
Die weitere konjunkturelle Entwicklung in Nordamerika wird weitestgehend davon abhängen, wie rasch es gelingt, die enorme Staatsverschuldung, aber auch die nach wie vor hohe Arbeitslosenrate unter Kontrolle zu bringen.
Für Europa ist davon auszugehen, dass die solide Nachfrageentwicklung in Kerneuropa und Skandinavien auch im weiteren Jahresverlauf keine Veränderung erfahren sollte, und in Zentral- und Osteuropa (einschließlich Russlands) wird sich der zuletzt spürbare Aufwärtstrend weiter fortsetzen. Im Gegensatz dazu ist für den Süden und den äußersten Westen des Kontinents auch 2011 auf Grund der anhaltenden Verschuldungsproblematik der Länder in diesen Regionen noch mit keiner nennenswerten wirtschaftlichen Belebung zu rechnen.
Auch in branchenmäßiger Hinsicht ergibt sich für 2011 ein insgesamt durchaus zuversichtlich stimmendes Szenario: Insbesondere die Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie, der Maschinenbau und die Konsumgüterindustrie sowie der gesamte Energiebereich (sowohl konventionell als auch alternativ) lassen ein Anhalten der Nachfrage auf hohem Niveau erwarten. Zuletzt ebenfalls wieder mit steigender Tendenz stellt sich die Nachfrage in der Luftfahrtindustrie dar. Nachholbedarf besteht nach wie vor zumindest in Teilbereichen der Bau- und Bauzulieferindustrie.
Vor diesem alles in allem erfreulichen konjunkturellen Hintergrund zeichnet sich bereits jetzt für den größten Teil des neuen Geschäftsjahres in allen Divisionen der voestalpine AG eine Vollauslastung der Kapazitäten bei zumindest stabilem Preisniveau ab. Zusätzlich ergebnisstützend wird sich die weitere Umsetzung der 2009 eingeleiteten Effizienzsteigerungs- und Kostenoptimierungsprogramme auswirken. Trotz gewisser Planungsunsicherheiten infolge der kurzfristigen Schwankungen der Rohstoffpreise sollte 2011/12 damit eine weitere, deutliche Verbesserung des Konzernergebnisses möglich werden.