Wirtschaftliches Umfeld und Geschäftsverlauf

      EUROPA

      In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024/25 entwickelte sich die europäische Wirtschaft durchgehend verhalten. Das Wachstum stagnierte nahe der Null-Linie und signalisierte auch zu Ende des 3. Geschäftsquartals keine erkennbare Aufwärtstendenz. Insbesondere in Deutschland blieb die Schwäche des industriellen Sektors unverändert bestehen. Auch die Bauindustrie ließ keine merkbare Verbesserung erkennen und entwickelte sich im 3. Quartal weiterhin rückläufig. Die für Herbst übliche saisonale Belebung blieb entgegen den ursprünglichen Erwartungen aus. Im Gegenteil vermeldeten namhafte europäische Unternehmen Gewinnwarnungen und mussten ihre Prognosen nach unten revidieren.

      Als Reaktion auf die eingetrübte Konjunktur entschied die EZB im Juni 2024 den Leitzins nach einer knapp zweijährigen Phase der Zinserhöhungen wieder zu senken. Gegen Ende des 3. Berichtsquartals fand die dritte Zinssenkung auf ca. 3,0 % (Hauptrefinanzierungssatz, Leitzins) statt.

      Für die voestalpine blieb Europa im aktuellen Geschäftsjahr der nach wie vor schwierigste Markt. Vor allem die anhaltende Schwäche Deutschlands wirkt sich auf die Bedarfszahlen aus. In den ersten drei Quartalen verhielt sich die Nachfrage in den Sektoren Bau, Maschinenbau und Konsumgüter rückläufig. Die Marktsegmente Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik zeigten hingegen eine stabile Performance mit solidem Wachstum. Mit dem Ausbau der internationalen Standorte und strukturellen Anpassungen begegnet das Management aktiv dem zunehmend regulatorisch restriktiven und konjunkturell schwierigen Umfeld in Europa. Der Verkauf der deutschen Konzerntochter Buderus Edelstahl an die Mutares SE & Co. KGaA konnte zum Stichtag 31. Jänner 2025 mit dem Closing abgeschlossen werden. Die Reorganisation des Automotive Components-Geschäfts in Deutschland ging im Verlauf des Geschäftsjahres in die Umsetzungsphase, mit dem Ziel, Kosten zu optimieren und Kerntechnologien zu stärken.

      USA/NORDAMERIKA

      In Nordamerika präsentierte sich die wirtschaftliche Situation insgesamt positiv. Die zu Beginn der Berichtsperiode erwartete Abkühlung blieb vorerst aus und das Wirtschaftswachstum zeigte sich fortlaufend solide, wobei sich vor allem der private Konsum in den ersten neun Monaten gut entwickelte. Die Beschäftigungssituation und der Arbeitsmarkt verhielten sich anhaltend gut und die positive Entwicklung auf den Finanzmärkten sorgte für gute Stimmung bei den Konsument:innen. Gegen Ende des 3. Geschäftsquartals verlor die Dynamik zwar leicht an Momentum, verblieb aber auf Wachstumskurs. Während der Dienstleistungssektor weiterhin gut performte, zeigte sich im Bereich Investitionen zunehmend Zurückhaltung.

      Die Inflation ging in den USA zwar im 1. Halbjahr 2024/25 stetig zurück, verzeichnete jedoch im 3. Geschäftsquartal einen erneuten Anstieg. Die FED senkte den Leitzins im September erstmals seit vier Jahren und nahm im Dezember 2024 die dritte Zinssenkung auf eine Spanne von 4,25 % bis 4,50 % vor.

      Die voestalpine entwickelte sich in diesem Umfeld durchwegs zufriedenstellend. Zwar verhielt sich der Bedarf im Investitionsgüterbereich gedämpft und auch die Investitionen in die Öl- und Gasexploration ließen im Zuge des gesunkenen Ölpreises im Verlauf des Berichtszeitraums nach. Demgegenüber fanden die Bereiche Eisenbahninfrastruktur und Lagertechnik sowie Tubes & Sections über alle drei Quartale eine unverändert stabile Nachfrage vor und performten gleichbleibend gut.

      BRASILIEN/SÜDAMERIKA

      Die wirtschaftliche Dynamik in Brasilien zeigte in der 1. Hälfte des Geschäftsjahres einen stetigen Wachstumstrend, bremste sich gegen Ende des 3. Berichtsquartals jedoch spürbar ein. Hohe Beschäftigung und steigende Löhne sorgten für hohen privaten Konsum und eine gute Entwicklung des Dienstleistungssektors. Der Agrarsektor, ein wichtiger Wirtschaftsbereich Brasiliens, war durch die heftigen Regenfälle und Überflutungen im südlichsten Bundesstaat Rio Grande do Sul in den Sommermonaten (der Nordhalbkugel) deutlich negativ beeinflusst. Die Industrieproduktion verlief entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum Brasiliens eher gedämpft. Neben der stagnierenden Nachfrage von Marktseite waren viele Industriebetriebe mit gestiegenen Importen, allem voran aus China, konfrontiert. Die starken Zinserhöhungen der brasilianischen Zentralbank gegen Ende der Berichtsperiode trübten das Investitionsklima in Brasilien zusätzlich ein. Die BDB (Banco do Brasil, Zentralbank Brasiliens) erhöhte den Leitzins im Dezember 2024 auf zuletzt 12,25 % und reagierte damit auf die signifikant gestiegenen Inflationserwartungen.

      Die brasilianischen voestalpine-Standorte entwickelten sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres insgesamt zufriedenstellend. Vor allem die Bereiche Eisenbahninfrastruktur sowie Tubes & Sections performten über die gesamte Berichtsperiode auf gutem Niveau. Das brasilianische voestalpine-Spezialstahlwerk Villares Metals war im 3. Geschäftsquartal mit nachlassender Nachfrage und gestiegenem Wettbewerb durch Importe konfrontiert.

      CHINA

      In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2024/25 konnte die chinesische Wirtschaft insgesamt weiter wachsen. Die positive Wirtschaftsentwicklung wurde wesentlich von der guten Industrieproduktion getragen. Sowohl Exporte als auch das von der Zentralregierung im Sommer initiierte Konjunkturpaket waren dafür verantwortlich. Von Letzterem konnte auch der Inlandskonsum in einigen Segmenten profitieren. Insgesamt zeigten sich chinesische Konsument:innen aber weiter zurückhaltend. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die anhaltend ungelöste Problematik am Immobiliensektor. Sinkende Immobilienpreise, gepaart mit erhöhten Verschuldungsraten und geringem Wachstum der Haushaltseinkommen, führen zu deflationären Preistendenzen im Dienstleistungssektor und im Konsumgüterbereich.

      Die chinesischen voestalpine-Standorte konnten von der guten Industrieproduktion profitieren. Sowohl die chinesische Automobilindustrie als auch die Konsumgüterindustrie wiesen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024/25 einen wachsenden Bedarf an hochqualitativen Werkzeugstählen made by voestalpine auf. Nach einem sehr guten 1. Halbjahr sahen sich die chinesischen voestalpine Automotive Components-Werke mit rückläufigen Kundenabrufen und sinkender Auslastung im 3. Geschäftsquartal 2024/25 konfrontiert.