Steel Division

Marktumfeld und Geschäftsverlauf

Der Beginn des Geschäftsjahres 2020/21 brachte für die Steel Division mit der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie in Europa und den daraus resultierenden Lockdowns Einbrüche über nahezu alle Kundensegmente. Die Steel Division reagierte umgehend auf die neuen Marktgegebenheiten. Durch eine alle Segmente umfassende Vertriebsoffensive konnten wertvolle Aufträge akquiriert werden. Außerdem konnte die bessere Nachfrage nach dem Sommer bestmöglich genutzt werden.

Die Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie konnte sich selbst im schwierigen 1. Quartal gut behaupten und fand bereits nach Ende des ersten Lockdowns relativ schnell zu einem guten Nachfrageniveau zurück. Ebenso konnte die Bauindustrie, die während der Lockdowns von Baustellenschließungen betroffen war, bereits über den Sommer wieder rasch an die solide Entwicklung vor COVID-19 anschließen. Erst im 3. Geschäftsquartal 2020/21 schwächte sie sich saisonal bedingt wieder etwas ab.

Die Automobilindustrie in Europa musste im April ihre Produktion weitestgehend stilllegen. Im Mai bzw. Juni konnte sukzessive wieder hochgefahren werden und es stellte sich eine zunächst langsame Erholung ein, die über den Sommer zunehmend an Dynamik gewann. Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres erreichte das Automobilsegment wieder Auftragseingänge, die in etwa dem Niveau vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie entsprachen. Die schnelle und starke Erholung hält bis dato auch nach Auffüllen der Supply Chain an, nachdem die Lagerstände während der Sommerstillstände stark zurückgefahren wurden.

Der Maschinenbausektor war neben der stark rückläufigen Konjunktur in Europa von den Reisebeschränkungen in die traditionellen Exportmärkte schwer getroffen und litt im 1. Halbjahr an stark reduzierter Nachfrage. Erst im 3. Geschäftsquartal setzte auch in diesem Kundensegment eine Erholung der Auftragslage ein.

Der Energiebereich als ein wesentlicher Markt für das Produktsegment Grobblech ist insgesamt schwer unter Druck geraten. Neben der Schwächung der Nachfrage durch COVID-19 liegt die Ursache primär in der Überproduktion von Öl und Gas. Diese Situation hat sich im Verlauf des Geschäftsjahres 2020/21 bisher nur unwesentlich verbessert. Das Produktsegment Grobblech kann sich dieser Entwicklung nicht zur Gänze entziehen, kann aber durch den Fokus auf Spezialanwendungen den Rückgang in dieser Marktphase teilweise kompensieren.

Mit dem starken Rückgang der Auftragseingänge mussten in den ersten Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 die Produktionskapazitäten des Werkes in Linz, Österreich, angepasst und ein kleiner Hochofen außer Betrieb genommen werden. Durch die konzentrierte Marktbearbeitung und die Flexibilität der Produktion konnte der vorübergehend stillgelegte Hochofen im September wieder voll in Betrieb genommen werden.

Trotz global tiefgreifender Marktverwerfungen unter dem Einfluss von COVID-19 stieg auf der Rohstoffseite der Preis für Eisenerz in der Berichtsperiode weiter an. Dies ist auf die positive Entwicklung Chinas als weltweit größter Stahlproduzent zurückzuführen. China gelang es, die Pandemie relativ rasch einzudämmen und mit staatlichen Investitionsprojekten die chinesische Rohstahlproduktion auf neue Rekordwerte zu treiben. Zu den übrigen für die Stahlherstellung wesentlichen Einsatzstoffen zählen insbesondere Kohle, Schrott und Energie, welche auf die gedrosselte Produktion außerhalb Chinas zunächst mit sinkenden Preisen reagierten. Gegen Ende der Berichtsperiode erhöhten sich aber mit den wieder steigenden Stahlkapazitäten in Europa und Nordamerika die Kosten insbesondere für Schrott und Eisenerz deutlich.

Die Stahlpreise entwickelten sich am europäischen Spotmarkt zu Beginn des Geschäftsjahres entsprechend der reduzierten Nachfrage rückläufig. Nach einer Stabilisierung im Sommer stiegen diese im 3. Geschäftsquartal wieder rasch und deutlich an. Den Hintergrund dafür bildet die unerwartet schnell zurückgekehrte Stahlnachfrage bei erst verzögert hochlaufenden Stahlkapazitäten, gepaart mit steigenden Rohstoffkosten.

Im kurz- und mittelfristigen Geschäft musste die Steel Division zu Beginn des Geschäftsjahres ebenfalls Preisrückgänge hinnehmen. Aufgrund der Kontraktstruktur fielen diese jedoch geringer aus als auf den Spotmärkten. Insgesamt führt diese Struktur der Kontrakte auch dazu, dass die Preiserhöhungen in der 2. Hälfte der Berichtsperiode etwas zeitverzögert zum Tragen kamen.

Angesichts der gedrosselten Stahlproduktion in Nordamerika und Europa war die Nachfragesituation bei der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, über weite Strecken des 1. Halbjahres 2020/21 deutlich gedämpft. Die Akquisition neuer Kunden in Fernost konnte diese Marktschwäche nur teilweise ausgleichen. Gegen Ende der Berichtsperiode verbesserte sich das Marktumfeld deutlich mit der verstärkten Nachfrage nach Stahl in Nordamerika und der damit verbundenen Preissteigerung bei Stahlschrott.

Entwicklung Finanzkennzahlen

Quartalsentwicklung der Steel Division

Mio. EUR

 

 

 

 

1 Q – 3 Q

 

 

 

 

1 Q
2020/21

 

2 Q
2020/21

 

3 Q
2020/21

 

2020/21

 

2019/20

 

Verän­derung
in %

 

 

01.04.–
30.06.2020

 

01.07.–
30.09.2020

 

01.10.–
31.12.2020

 

01.04.–
31.12.2020

 

01.04.–
31.12.2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Umsatzerlöse

 

834,9

 

995,6

 

1.125,9

 

2.956,4

 

3.419,1

 

–13,5

EBITDA

 

68,2

 

93,4

 

131,4

 

293,0

 

357,1

 

–18,0

EBITDA-Marge

 

8,2 %

 

9,4 %

 

11,7 %

 

9,9 %

 

10,4 %

 

 

EBIT

 

–13,5

 

–155,2

 

49,1

 

–119,6

 

–112,1

 

–6,7

EBIT-Marge

 

–1,6 %

 

–15,6 %

 

4,4 %

 

–4,0 %

 

–3,3 %

 

 

Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode

 

10.181

 

10.321

 

10.342

 

10.342

 

10.451

 

–1,0

Die Performance der Steel Division in den ersten drei Quartalen 2020/21 war marktseitig von den Auswirkungen der COVID-19-Krise sowie von unternehmensintern konsequentem Kostenmanagement bestimmt. Die Entwicklung vor allem im 1. Quartal war wesentlich vom Einbruch der Nachfrage geprägt. In den Folgequartalen zeigte sich ein stetiger Aufwärtstrend, der sich in kontinuierlich wachsenden Produktions- und Versandmengen manifestierte. Der positive Trend schlug sich auch in den wesentlichen Kennziffern der Division im 3. Quartal nieder, die schlussendlich über dem Niveau des Vergleichsquartals im Vorjahr zu liegen kamen.

Insgesamt haben sich die Umsatzerlöse der Steel Division in den ersten drei Quartalen 2020/21 um 13,5 % auf 2.956,4 Mio. EUR abgeschwächt (Vorjahr: 3.419,1 Mio. EUR). Während sich die Versandmengen bei Flachstahlprodukten in der aktuellen Berichtsperiode um etwa 5 % reduzierten, hat sich das Preisniveau bei gleichzeitig hohen Rohstoffkosten vermindert. Durch die Implementierung weitreichender Maßnahmen zur Kostensenkung sowie der zusätzlichen Nutzung von staatlichen Kurzarbeitsmodellen konnten die strukturellen Kosten an die verminderte Nachfrage angepasst werden. Die operative Performance der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, flachte angesichts der herausfordernden Marktbedingungen im Jahresvergleich ebenfalls markant ab. Für die Division konnte der Rückgang beim EBITDA trotz des schwierigen Umfelds dennoch im überschaubaren Rahmen gehalten werden. In Summe reduzierte sich das EBITDA über die ersten drei Quartale im Jahresvergleich um 18,0 % auf aktuell 293,0 Mio. EUR (1.– 3. Quartal Vorjahr: 357,1 Mio. EUR). Die EBITDA-Marge konnte mit 9,9 % relativ stabil gehalten werden (Vorjahr: 10,4 %), was im Wesentlichen auf das konsequente Kostenmanagement zurückzuführen ist. Das EBIT lag in den ersten drei Quartalen 2020/21 mit –119,6 Mio. EUR (Marge –4,0 %) ebenso deutlich im negativen Bereich wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum (–112,1 Mio. EUR; Marge –3,3 %), wobei in beiden Ergebniswerten signifikante Sondereffekte enthalten sind: Im Vorjahr mussten außerordentliche Abschreibungen auf Vermögenswerte bei der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, sowie der Foundry Gruppe (Stahlguss) in Höhe von etwa 200 Mio. EUR vorgenommen werden. Im aktuellen Geschäftsjahr verringerten außerordentliche Abschreibungen auf Vermögenswerte bei der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, das EBIT um rund 170 Mio. EUR.

Die stark anziehende Dynamik der Nachfrage zeigt sich im direkten Vergleich des 2. mit dem 3. Quartal 2020/21 in stetig zunehmenden Umsatzerlösen. Diese stiegen um 13,1 % von 995,6 Mio. EUR auf 1.125,9 Mio. EUR. Ausschlaggebend dafür war die außergewöhnlich gute Absatzentwicklung bei Flachstahlprodukten, die um 10 % zulegen konnte. Von den deutlich gestiegenen Spotmarktpreisen nach dem Sommer profitierte die Steel Division im 3. Quartal aufgrund teilweise längerfristiger Vertragsstrukturen mit ihren Kunden bisher nur eingeschränkt. Als Konsequenz steigender Rohstoffkosten verringerte sich im Ergebnis die Bruttomarge vom 2. zum 3. Quartal leicht. Die operative Ergebnisentwicklung der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, blieb trotz höherer Umsatzerlöse im 3. Quartal 2020/21 weiter angespannt. Insgesamt jedoch verbesserte sich das EBITDA der Steel Division als Konsequenz der wieder hohen Produktions- und Versandmengen im Flachstahlbereich im 3. Quartal um 40,7 % auf 131,4 Mio. EUR bei einer Marge von 11,7 % (2. Quartal: 93,4 Mio. EUR; Marge 9,4 %). Das im unmittelbaren Vorquartal aufgrund der angeführten Sondereffekte noch deutlich negative EBIT (–155,2 Mio. EUR; Marge –15,6 %) kam im 3. Quartal bei 49,1 Mio. EUR (Marge 4,4 %) zu liegen.


Über voestalpine

Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Stahl- und Technologiekonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen zählt sie zu den führenden Partnern der Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie der Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie und ist darüber hinaus Weltmarktführer bei Bahninfrastruktursystemen, bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen. Die voestalpine bekennt sich zu den globalen Klimazielen und arbeitet intensiv an Technologien zur Dekarbonisierung und langfristigen Reduktion ihrer CO2-Emissionen. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 12,7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 1,2 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 49.000 Mitarbeiter.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
49.000 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2019/20

€ 12,7 Mrd.

Umsatz

€ 1,2 Mrd.

EBITDA

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