Europa stehen sowohl politisch als auch wirtschaftlich spannende Monate bevor: Ein neu gewähltes Europäisches Parlament ist gefordert, eine gleichermaßen problembewusste wie lösungsorientierte Kommission zu installieren, die in der Folge auch in der Lage sein muss, den in den letzten Jahren deutlich stärker gewordenen Partikularinteressen insbesondere der großen EU-Mitgliedsländer erfolgreicher Paroli zu bieten, als dies die scheidende Kommission getan hat. Nur so wird die Weiterführung des europäischen Einigungsprozesses in einem geopolitisch immer komplexer und herausfordernder werdenden Umfeld gelingen – und das ist wiederum Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Positionierung Europas im globalen Spiel der Kräfte, politisch genauso wie ökonomisch.
In wirtschaftlicher Hinsicht stehen mit der Festlegung der energie- und klimapolitischen Ziele für den Zeitraum bis 2030 bereits im kommenden Herbst Grundsatzentscheidungen an, welche die Wettbewerbsposition der europäischen Industrie auf Jahrzehnte hinaus entscheidend beeinflussen werden. Eine im globalen Maßstab leistbare Energie- sowie eine Klima- und Umweltpolitik, welche technische und wirtschaftliche Machbarkeitskriterien nicht länger negiert, sind Voraussetzungen, um den Industriestandort Europa zumindest im derzeit noch bestehenden Umfang langfristig zu erhalten. Dabei sollte sich die Politik sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene über eines im Klaren sein: Es ist nicht damit getan, den Euro langfristig abzusichern, nationale Budgets zu sanieren sowie Banken und Finanzmärkte einer neuen Ordnung zu unterziehen. Auch wenn all diese Maßnahmen von existenzieller Bedeutung sein mögen, entscheidend wird letztlich sein, ob es gelingt, der Sachgüterindustrie mit ihren langen Wertschöpfungsketten als dem Rückgrat von Beschäftigung und damit breitem Wohlstand eine dauerhafte Perspektive in Europa zu vermitteln. Viel Zeit, entsprechendes Vertrauen aufzubauen, bleibt dafür nicht mehr – die Investitionszurückhaltung der Unternehmen in vielen europäischen Ländern spricht eine deutliche Sprache.
Für den voestalpine-Konzern bringt der kommende Herbst die letzte Phase des umfassenden Generationswechsels im operativen Management seiner Divisionen. Zum Abschluss eines gleichermaßen kontrollierten wie konsequenten dreieinhalbjährigen Prozesses werden alle 14 Vorstandsfunktionen in den vier Divisionen des Konzerns mit einer neuen Managementgeneration besetzt sein. Ab dem 1. Oktober 2014 bilden dann die vier „Divisional Heads“ gemeinsam mit CEO und CFO den aus sechs Mitgliedern bestehenden Vorstand der voestalpine AG.
Es sei an dieser Stelle gestattet, allen Beteiligten an diesem professionell und damit auch ohne Zurufe von außen abgelaufenen Prozess zu danken, dem Aufsichtsrat unseres Unternehmens, der Belegschaftsvertretung und nicht zuletzt jenen Kollegen, die in loyaler und konstruktiver Weise ihren Platz in den jeweiligen Divisionen für die nächste Generation frei gemacht haben.
Für unsere Geschäftspartner und Aktionäre, aber auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet dieser reibungslose Übergang der operativen Verantwortung auf die nächste Generation die Gewissheit, auch in der Zukunft „voestalpine“ synonym für höchste Qualität, modernste Technologie, größte Professionalität und umfassendstes Engagement verstehen zu dürfen. Darüber hinaus sind mit diesem geordneten Generationswechsel aber auch die Voraussetzungen geschaffen, aus dem heutigen „einen Schritt voraus“ in der Zukunft „einen deutlichen Schritt voraus“ zu machen.
Linz, 4. August 2014
Der Vorstand
Wolfgang |
Herbert |
Franz |
Robert |
Franz |