Steel Division

      Marktumfeld und Geschäftsverlauf

      Die zu Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 von Materialverknappung und Lieferengpässen geprägte Lage am europäischen Stahlmarkt hat sich nach dem Sommer 2021 weitgehend normalisiert.

      Maßgeblich dafür war neben gestiegenen Importen eine rückläufige Nachfrage von Seiten der Automobilindustrie. Diese hatte ihre Produktion im Herbst 2021 wegen des Mangels an Halb­leitern neuerlich drosseln müssen und konnte damit die gute Nachfrage am Kfz-Markt in Europa nicht vollständig bedienen. Die übrigen Marktseg­mente und insbesondere die Bauindustrie zeigten über die gesamten ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres eine ungebrochen starke Performance.

      Auch die Konsumgüter- und Hausgeräte­industrie profitierte im Berichtszeitraum von einer stabil hohen Nachfrage. Vereinzelt sind auch Kunden in diesem Segment von Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Elektronikbauteilen betroffen. Bislang erwuchs daraus kein Rückgang der Nachfrage nach Stahlprodukten der Steel Division.

      Im Maschinenbausektor setzte sich insbesondere für hochwertige Stahlgüten die gute Auftragslage vom Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 fort.

      Lieferengpässe aus der Halbleiterindustrie stellen die Automobilhersteller seit Beginn des Geschäftsjahres 2021/22 vor Herausforderungen. Während anfangs eine Entspannung spätestens über den Sommer 2021 erwartet wurde, zeigte sich im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres deutlich, dass die „Chipkrise“ die Automobilindustrie und in weiterer Folge die Zulieferindustrie über einen längeren Zeitraum beschäftigen würde. Tatsächlich spitzte sich die Lieferproblematik nach dem Sommer 2021 noch weiter zu. Zahlreiche, insbesondere europäische Automobilwerke mussten die Produktion kurzfristig drosseln oder für einige Zeit komplett einstellen. Gegen Ende der Berichtsperiode hatte die Planbarkeit wieder etwas zugenommen. Die Talsohle der Chipkrise scheint damit im Herbst 2021 durchschritten zu sein.

      Die Steel Division reagierte auf diese Entwicklung mit einem Umlenken von Produktionskapazitäten für die Automobilindustrie in andere Kundensegmente. Trotz schlechter Planbarkeit der Mengenabrufe seitens der Automobilkunden gelang es, die Absatzmengen über weite Strecken stabil und damit die Auslastung in der Produktion hoch zu halten.

      Der Energiebereich als ein wesentlicher Markt für das Produktsegment Grobblech wies im Verlauf des bisherigen Geschäftsjahres 2021/22 eine positive Entwicklung auf. Dafür ausschlaggebend waren die anziehende Nachfrage und in der Folge gestiegene Preise für Öl und Gas.

      Während die Stahlmärkte in Europa und in Nordamerika insgesamt weitgehend dynamisch blieben, verringerte sich in China gegen Ende des Berichtszeitraums im Geschäftsjahr 2021/22 die Stahlproduktion erstmals in der jüngeren Geschichte des Landes. Maßgeblich dafür war neben dem Auslaufen von konjunkturstimulierenden Maßnahmen die nachlassende Dynamik am Immobiliensektor. Dazu kamen behördlich angeordnete Produktionsrücknahmen aus Gründen des Umweltschutzes. Da China weltweit die mit Abstand höchsten Kapazitäten in der Stahlproduktion betreibt, hatte diese Entwicklung un­mittelbar Auswirkungen auf die globalen Rohstoffmärkte. So fiel der Preis für Eisenerz nach einem sprunghaften Anstieg im 1. Halbjahr von den Höchstständen im Sommer bis zum Ende des 3. Geschäftsquartals gut um die Hälfte. Im Gegensatz dazu führte die landesweit aufgetretene Energieknappheit dazu, dass der Preis für metallurgische Kohle förmlich explodierte: Am Höchststand im Oktober 2021 hatte sich der Preis im Vergleich zum Beginn des aktuellen Geschäftsjahres fast vervierfacht. Erst gegen Ende des Berichtszeitraums war eine gewisse Entspannung feststellbar, wobei die Preise für metallurgische Kohle auf den internationalen Rohstoffmärkten nach wie vor auf historisch hohem Niveau liegen. Aufgrund der spezifischen Zukaufstruktur sowie des logistisch bedingten Zeitversatzes ergaben sich für die Steel Division über den Verlauf des bisherigen Geschäftsjahres durchwegs anstei­gende Rohstoffkosten, wobei im 3. Geschäftsquartal auch noch sprunghafte Anstiege bei den Energiekosten für Strom und Gas dazukamen.

      Steigende Stahlpreise konnten diese Kostennachteile bislang zumindest ausgleichen. Sie erreichten am europäischen Spotmarkt im Sommer den vorläufigen Höchststand, um gegen Ende der Berichtsperiode etwas nachzugeben. Der spezifischen Kontraktstruktur ist es zuzurechnen, dass die Stahlpreise der Steel Division bis zum Ende der Berichtsperiode zulegten.

      Die Direktreduktionsanlage in Texas, USA profitierte von der guten Stahlnachfrage in Nordamerika.

      Entwicklung Finanzkennzahlen

      Quartalsentwicklung der Steel Division

      Mio. EUR

       

       

       

       

       

      1 Q – 3 Q

       

       

       

       

      1 Q
      2021/22

       

      2 Q
      2021/22

       

      3 Q
      2021/22

       

      2021/22

       

      2020/21

       

      Verän­derung in %

       

       

      01.04.–
      30.06.2021

       

      01.07.–
      30.09.2021

       

      01.10.–
      31.12.2021

       

      01.04.–
      31.12.2021

       

      01.04.–
      31.12.2020

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

       

      Umsatzerlöse

       

      1.322,0

       

      1.395,4

       

      1.588,8

       

      4.306,2

       

      2.956,4

       

      45,7

      EBITDA

       

      263,0

       

      258,2

       

      261,5

       

      782,7

       

      293,0

       

      167,1

      EBITDA-Marge

       

      19,9 %

       

      18,5 %

       

      16,5 %

       

      18,2 %

       

      9,9 %

       

       

      EBIT

       

      186,9

       

      183,3

       

      186,3

       

      556,5

       

      –119,6

       

       

      EBIT-Marge

       

      14,1 %

       

      13,1 %

       

      11,7 %

       

      12,9 %

       

      –4,0 %

       

       

      Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) Ende der Periode

       

      10.429

       

      10.581

       

      10.594

       

      10.594

       

      10.342

       

      2,4

      Die signifikant verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen für die Steel Division spiegeln sich in den Finanzkennzahlen der Division deutlich wider. So erhöhten sich die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen 2021/22 um 45,7 % auf 4.306,2 Mio. EUR (2020/21: 2.956,4 Mio. EUR). Die Versandmengen stiegen im Berichtszeitraum moderat, primär ist die Steigerung der Umsatzerlöse jedoch auf das deutlich verbesserte Preisniveau zurückzuführen. Die Kontraktpreise für Flachstahlprodukte zogen über das laufende Geschäftsjahr insbesondere infolge massiv gestiegener Rohstoffkosten an. Auf der Ergebnisseite wirkte sich die Kombination steigender Fertigungs- und Versandmengen mit der Ausweitung der Brutto­marge positiv aus. Das EBITDA vergrößerte sich in den ersten drei Quartalen 2021/22 im Jahresvergleich um 167,1 % auf 782,7 Mio. EUR bei einer Marge von 18,2 % (2020/21: 293,0 Mio. EUR; Marge 9,9 %). Beim EBIT war die Aufwärtstendenz noch deutlicher sichtbar: Infolge herausfordernder Bedingungen und nicht zuletzt wegen rund 170 Mio. EUR an negativen Einmaleffekten bei der Direktreduktionsanlage in Texas, USA, war das EBIT im Vergleichszeitraum des Vorjahres mit –119,6 Mio. EUR (Marge –4,0 %) negativ aus­gefallen. In der laufenden Berichtsperiode weist die Steel Division ein EBIT von 556,5 Mio. EUR bei einer Marge von 12,9 % aus.

      Im Vergleich der aufeinanderfolgenden Quar­tale verzeichnet die Steel Division einen Anstieg auf der Umsatzseite sowie eine stabile Tendenz auf der Ergebnisseite. So legten die Umsatzerlöse im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 um 13,9 % auf 1.588,8 Mio. EUR zu (2. Quartal: 1.395,4 Mio. EUR). Gestützt haben diesen Anstieg erhöhte Auslieferungsmengen ebenso wie die Umsetzung höherer Kontrakt­preise im 3. Geschäftsquartal. Die Performance des EBITDA hielt im 3. Quartal 2021/22 mit 261,5 Mio. EUR (Marge 16,5 %) das Niveau des unmittel­baren Vorquartals (2. Quartal: 258,2 Mio. EUR, Marge 18,5 %). Ähnlich verlief die Entwicklung beim EBIT, das im 3. Berichtsquartal einen Wert von 186,3 Mio. EUR bei einer Marge von 11,7 % aufweist (2. Quartal: 183,3 Mio. EUR; Marge 13,1 %).