Marktumfeld und Geschäftsverlauf
Abseits der Nachfrage nach Sonderwerkstoffen für die Öl- und Gasindustrie beziehungsweise den Luftfahrtsektor sah sich die High Performance Metals Division 2019/20 einem schwierigen Marktumfeld gegenüber. Spürbar war dies in erster Linie im Produktsegment Werkzeugstahl. Der Fokus der Automobilindustrie ist auf Investitionen in die Umstellung auf alternative Antriebskonzepte gerichtet. Das geht auf Kosten der Anzahl neuer Fahrzeugmodelle und in weiterer Folge der Nachfrage nach Werkzeugstahl. Ebenfalls dämpfend in der Berichtsperiode wirkte die Abschwächung der Konsumgüterindustrie.
Europa
Sinkender Bedarf bei erhöhter Intensität des Wettbewerbs prägte im laufenden Geschäftsjahr den Markt in Europa. Angesichts des Trends zur Abschottung in global relevanten Handelsregionen weichen Mitbewerber verstärkt auf den europäischen Binnenmarkt aus. Das schlug sich vor allem in Deutschland in einer deutlichen Abschwächung des Auftragseingangs nieder. Dazu kam ein Rückgang der Nachfrage nach Spezialschmiedeprodukten in der Nutzfahrzeugindustrie. Auf die verschlechterten Rahmenbedingungen reagierte die voestalpine mit einer umfangreichen Sanierung von Buderus Edelstahl in Wetzlar, Deutschland. Deutlich besser gestaltete sich am europäischen Markt der Auftragseingang bei Sonderwerkstoffen für die Luftfahrtindustrie.
Nord- und Südamerika
Nachlassende Dynamik vor dem Hintergrund rückläufiger Investitionen der Autoindustrie bot in Nordamerika ein herausforderndes Umfeld. Positiv wiederum entwickelte sich aus Sicht der High Performance Metals Division die Nachfrage aus der Öl- und Gasindustrie entgegen dem allgemeinen Markttrend zu rückläufigen Aktivitäten in der Exploration. Ebenfalls sehr zufriedenstellend zeigte sich der Absatz im Bereich der Luftfahrt. Bis zum Ende des Kalenderjahres waren aus der fehlenden Zulassung für die Boeing 737 Max nur geringfügige Auswirkungen spürbar. Allerdings wurde von Boeing signalisiert, in den nächsten Monaten keine Abrufe für dieses Modell vorzunehmen, was Kapazitätsanpassungen bei voestalpine BÖHLER Aerospace in Kapfenberg, Österreich, notwendig macht.
In Brasilien war im Geschäftsjahr 2019/20 überwiegend ein freundliches wirtschaftliches Umfeld zu verzeichnen. Dahinter standen eine Verbesserung des Wirtschaftsklimas sowie positive Effekte für die exportorientierte Industrie angesichts der schwächeren Notierung der brasilianischen Währung. Unverändert schwierig stellte sich die Situation in Argentinien aufgrund der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise dar.
Asien
Nach weiterhin ungünstigen Marktbedingungen über das 1. Halbjahr 2019/20 in China brachte das 3. Quartal eine Besserung der Stimmung und eine leichte Erholung. Weitgehend positiv gestaltete sich die Entwicklung in wichtigen Absatzregionen Südostasiens sowie in Japan. Dabei zeigt sich deutlich, dass die Präsenz der voestalpine vor Ort mit eigenen Vertriebszentren eine Grundlage für zufriedenstellenden Markterfolg auch in volatilen Konjunkturverläufen bildet.
Entwicklung Finanzkennzahlen
Mio. EUR |
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1 Q – 3 Q |
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1 Q |
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2 Q |
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3 Q |
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2019/20 |
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2018/19 |
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Veränderung |
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01.04.– |
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01.07.– |
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01.10.– |
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01.04.– |
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01.04.– |
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Umsatzerlöse |
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777,6 |
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723,3 |
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675,5 |
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2.176,4 |
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2.297,3 |
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–5,3 |
EBITDA |
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99,2 |
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78,2 |
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6,9 |
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184,3 |
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319,4 |
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–42,3 |
EBITDA-Marge |
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12,8 % |
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10,8 % |
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1,0 % |
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8,5 % |
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13,9 % |
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EBIT |
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57,1 |
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35,3 |
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–48,0 |
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44,4 |
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207,5 |
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–78,6 |
EBIT-Marge |
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7,3 % |
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4,9 % |
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–7,1 % |
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2,0 % |
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9,0 % |
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Beschäftigte (Vollzeitäquivalent) |
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14.302 |
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13.837 |
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13.552 |
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13.552 |
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14.443 |
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–6,2 |
Die Eintrübung des wirtschaftlichen Umfelds zeigt sich auch in den Kennziffern der High Performance Metals Division. Obwohl das Preisniveau infolge gestiegener Legierungspreise im aktuellen Geschäftsjahr wesentlich höher lag als im Vorjahr, nahmen die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen 2019/20 um 5,3 % auf 2.176,4 Mio. EUR (Vorjahr 2.297,3 Mio. EUR) ab. Ausschlaggebend waren die deutlich gesunkenen Versandmengen. Im bedeutendsten Produktsegment Werkzeugstahl macht das Minus bei den Auslieferungen etwa 20 % aus. Auf der Ergebnisseite fiel der Abschwung markanter aus, da hier zusätzlich negative Sondereffekte die Kennziffern belasteten. Unter anderem fielen im 3. Geschäftsquartal 2019/20 Sanierungsaufwendungen bei dem Edelstahlwerk in Wetzlar, Deutschland, als Resultat signifikant verschlechterter Rahmenbedingungen an. In Summe lagen die Einmaleffekte in der High Performance Metals Division im 3. Quartal 2019/20 in einer Größenordnung von etwa 60 Mio. EUR, wovon der überwiegende Teil (etwa 50 Mio. EUR) auch das EBITDA verminderte. Als Konsequenz sank das EBITDA in den ersten drei Quartalen 2019/20 im Vergleich mit der entsprechenden Vorjahresperiode um 42,3 % von 319,4 Mio. EUR auf 184,3 Mio. EUR und damit die EBITDA-Marge von 13,9 % auf 8,5 %. Noch deutlicher reduzierte sich im gleichen Zeitraum das EBIT von 207,5 Mio. EUR (Marge 9,0 %) auf 44,4 Mio. EUR (Marge 2,0 %).
Im direkten Vergleich des 2. mit dem 3. Quartal 2019/20 verringerten sich die Umsatzerlöse um 6,6 % von 723,3 Mio. EUR auf 675,5 Mio. EUR. Insbesondere über diesen Zeitraum war der Rückgang in einer saisonal bedingt niedrigeren Absatzmenge begründet, während das Preisniveau im 3. Quartal aufgrund gestiegener Rohstoffkosten sogar leicht über dem 2. Quartal lag. Im Hinblick auf die Ergebnisse prägten insbesondere die Sondereffekte im 3. Quartal von etwa 50 Mio. EUR beim EBITDA sowie etwa 60 Mio. EUR beim EBIT die Entwicklung im unmittelbaren Quartalsvergleich. Während das EBITDA im 3. Quartal 2019/20 mit 6,9 Mio. EUR um 91,2 % hinter dem 2. Quartal 2019/20 (78,2 Mio. EUR) zurückliegt, fiel das EBIT im aktuellen Berichtsquartal mit –48,0 Mio. EUR (Marge –7,1 %) deutlich negativ aus. Im Vorquartal konnte die Division noch 35,3 Mio. EUR und damit eine EBIT-Marge von 4,9 % realisieren.
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