Europa / Eurozone
Die Konjunkturentwicklung in Europa blieb im Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 insgesamt moderat und verlor zudem gegen Ende des 3. Quartals etwas an Dynamik. Ausschlaggebend dafür war die Entwicklung des Produktionssektors, der neben einer schwachen Binnennachfrage, insbesondere von Seiten der Automobilindustrie, unter dem schwachen globalen Wirtschaftswachstum litt. Die exportorientierten Industriezweige Europas hatten zunehmend unter den globalen Handelskonflikten mit den daraus resultierenden Handelsbarrieren in einer Reihe von Volkswirtschaften, allen voran den USA und China zu kämpfen. Der Konsumbereich hingegen entwickelte sich in Europa über das gesamte aufgelaufene Geschäftsjahr weiter positiv. Die gute Beschäftigungslage mit niedriger Arbeitslosigkeit, Lohnzuwächsen und in der Folge wachsende Haushaltseinkommen sowie niedrige Zinsen unterstützten die private Kaufkraft. Entgegen der zunehmenden Sorge, die negative Entwicklung in der Industrie könne auf den Konsum übergreifen, stabilisierten sich die ökonomischen Frühindikatoren gegen Ende des 3. Quartals 2019/20.
Die schwache Entwicklung der produzierenden Industrie stellt eine beträchtliche Herausforderung für die voestalpine dar, die rund zwei Drittel des Umsatzes in Europa generiert. Insbesondere die rückläufige Tendenz im zentralen Marktsegment der Automobilproduktion belastet die Ergebnisentwicklung.
Nordamerika / USA
Trotz des zunehmend eskalierenden Handelskonfliktes mit China konnte sich der Wachstumstrend in Nordamerika im Laufe der ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2019/20 fortsetzen. Ebenso wie in Europa zeigt sich der Privatkonsum als Treiber der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Der weiter wachsende Arbeitsmarkt führte zu Höchstständen bei der Beschäftigung, steigenden Haushaltseinkommen und damit weiterer Stärkung der privaten Kaufkraft. Der gegen Ende der Berichtsperiode unterzeichnete „Phase 1 Trade deal“ mit China hat die bilaterale Vertrauensgrundlage stabilisiert und sollte eine weitere Eskalation des Handelskonfliktes mit China vorerst hintanhalten.
Der Bereich der produzierenden Industrie entwickelte sich auch in Nordamerika schwach, mit absteigender Tendenz über den Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20. Wenig überraschend litten auch der Export und der Warenverkehr unter den globalen Verwerfungen und Hemmnissen im Handel.
Während die voestalpine über weite Strecken des Geschäftsjahres 2019/20 von der insgesamt positiven Entwicklung in Nordamerika profitieren konnte, verschlechterten sich die Rahmenbedingungen gegen Ende der Berichtsperiode. Neben den Schutzzöllen (Section 232) war insbesondere die schwache Entwicklung des Öl- und Gassektors dafür maßgebend.
Südamerika / Brasilien
Die brasilianische Wirtschaft zeigte nach positivem Start zu Beginn des Geschäftsjahres 2019/20 kaum Wachstum über die Sommermonate. Erst im 3. Geschäftsquartal 2019/20 konnte die wirtschaftliche Dynamik wieder zulegen. Neben stärkerem privatem Konsum war vor allem ein Anstieg bei den Investitionen zu verzeichnen. Die Abschwächung der brasilianischen Währung stützte Exporte der lokalen Industrie, wenngleich diese in Summe sehr niedrig blieben. Zurückzuführen ist diese Entwicklung zu einem guten Teil auf das wichtigste Exportgut Eisenerz, das nach dem katastrophalen Dammbruch im Frühjahr 2019 einen starken Einbruch erlitt und sich im Verlauf des Geschäftsjahres nur sehr langsam erholte.
In diesem herausfordernden Umfeld konnten die brasilianischen Standorte des voestalpine-Konzerns insgesamt sehr solide performen.
Asien / China
Das Wirtschaftswachstum in China wurde im Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 insbesondere von der Bauindustrie gestützt. Staatliche Bau- und Infrastrukturprogramme hielten die Nachfrage in diesem Segment hoch. Die Konsumgüterindustrie hingegen zeigte wenig Dynamik und die Automobilindustrie entwickelte sich das zweite Jahr in Folge deutlich rückläufig. Das Gleiche traf vor dem Hintergrund eskalierender Handelskonflikte auf die Exporte zu.
Am Eisenbahnsektor konnten die chinesischen Standorte der voestalpine von den forcierten Infrastrukturmaßnahmen profitieren. Im Bereich der Werkzeugstähle bildete sich die aktuelle Schwäche der Konsumgüter- und Automobil- industrie in einer rückläufigen Nachfrage ab, die sich erst gegen Ende der Berichtsperiode stabilisierte.
Ein Effekt der Bauoffensive in China war eine auf Rekordniveau getriebene Rohstahlproduktion und dementsprechend hohe Nachfrage nach Eisenerz. Angesichts der dominanten Rolle Chinas bei der weltweiten Stahlerzeugung resultierte daraus ein globaler Anstieg der Preise für Eisenerz.
Insgesamt gesehen hat sich das konjunkturelle Umfeld für die voestalpine im Verlauf des Geschäftsjahres 2019/20 zusehends eingetrübt. Neben den direkten und indirekten Auswirkungen des sich immer weiter zuspitzenden Handelskonfliktes wurde zunehmend die nachlassende Automobilkonjunktur zur Herausforderung. Europa als wichtigster Markt der voestalpine war jener mit dem ungünstigsten Umfeld. Daneben machte die nachlassende Dynamik im Industriebereich in Nordamerika in Kombination mit den Section 232-Importbeschränkungen den Markt schwieriger. Während Teile der chinesischen Konjunkturentwicklung für die voestalpine positive Impulse brachten, führte die Stahlproduktion auf Rekordniveau zu global steigenden Eisenerzpreisen. In der Folge geriet die europäische Stahlindustrie insgesamt und damit auch die finanzielle Entwicklung der europäischen Stahlstandorte der voestalpine unter Druck.
Die breite Aufstellung des Markt- und Produktportfolios der voestalpine erweist sich in solchen Zeiten der ökonomischen Herausforderung als klare Stärke. Die Segmente Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrtindustrie, Lagertechniksysteme und Schweißtechnik zeigten auch in diesem insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Umfeld eine gute Entwicklung über die ersten neun Monate des aktuellen Geschäftsjahres 2019/20.
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