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Brief des Vorstandes

Sehr geehrte Damen und Herren, (Handschrift)

selten zuvor war nach einer sehr ansprechenden ersten Jahreshälfte das zweite Halbjahr eines Geschäftsjahres so schwer einzuschätzen wie diesmal – und dies gilt nicht nur für Europa, sondern auch für die meisten übrigen Wirtschaftsregionen dieser Welt. Um bei den einfacheren Prognosen zu beginnen: Es bedarf wohl nicht allzu großer prophetischer Begabung, um für Brasilien und Russland ein Anhalten der rezessiven Entwicklung vorherzusagen – zu groß sind im einen Fall die eigenen strukturellen, politischen und wirtschaftlichen Probleme, zu komplex im anderen politische Verhältnisse und Sanktionsmechanismen insbesondere in Relation zur Europäischen Union, um eine kurzfristige ökonomische Entspannung erwarten zu dürfen. Japan wird wohl weiterhin ein leichtes Wirtschaftswachstum schaffen, Indien sogar ein recht deutliches, und dennoch dürften von beiden Regionen eher keine nennenswerten Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft ausgehen – zu sehr werden sie, jedenfalls noch in nächster Zeit, mit sich selbst beschäftigt sein.

Amerika, China und Europa: Was ist von dort in den nächsten Monaten zu erwarten? Amerika – präziser gesagt die USA und Mexiko – wird sich seine Wachstumsdynamik für die nächste Zeit wohl weiter erhalten können, dies trotz Dollarkursaufwertung und zunehmenden Zinserhöhungserwartungen, aber die Luft nach oben wird auch hier dünner. In Bezug auf die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Nach rund zwölf Jahren permanenter Aufwärtsentwicklung in atemberaubendem Tempo ist eine Konsolidierungspause längst überfällig. Der wirtschaftliche Erfolg muss irgendwann einmal auch verdaut und vor allem sozial gerecht verteilt werden, sonst bleibt der angestrebte Umbau von einer Staatswirtschaft zu einem konsumgetriebenen Gemeinwesen Illusion und wird durch rasch zunehmende politische und soziale Spannungen ersetzt. Daran kann wohl niemand, weder außerhalb noch innerhalb Chinas, interessiert sein. Realistischerweise wird der chinesische Aufschwung damit im Interesse einer längerfristigen Absicherung seine Dynamik in nächster Zeit wohl etwas relativieren, und das gilt dann auch für die entsprechenden globalen Wachstumsimpulse. Und Europa? Ist es tatsächlich, wie immer mehr Ökonomen meinen, wieder so weit, um auf globaler Ebene – vielleicht im Verbund mit den USA – so etwas wie ökonomische Co-Leadership zu übernehmen? Jeder Beobachter, der sich ein gewisses Maß an Realitätssinn bewahrt hat, wird wohl erhebliche Probleme haben, solchen Gedanken zu folgen. Sind doch trotz unzweifelhafter wirtschaftlicher Fortschritte noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen, allen voran der endgültige Turnaround in Südeuropa, die Rekapitalisierung von Banken und Staatsfinanzen in einer Reihe von Ländern, das überbordende Flüchtlingsproblem, eine weiter zunehmende Eskalation in den Kriegs- und Krisengebieten gleichsam vor der Haustüre im Nahen und Mittleren Osten … Europa wird bei all diesen Problemen froh sein müssen, sich im nächsten Jahr ein bescheidenes Wachstum erhalten zu können.

Wie wird es also wirklich weitergehen, in den nächsten sechs, neun oder zwölf Monaten? Die stärkeren Argumente liegen nach all dem Gesagten wohl eher bei jenen, die zur konjunkturellen Vorsicht mahnen, als bei den Optimisten. Denn da waren ja auch noch andere Gründe wie die anhaltende Krise der Öl- und Gasindustrie, ja des gesamten Energiebereiches, die ruinösen Überkapazitäten im weltweiten Bergbau genauso wie in der Stahlindustrie usw. Dies alles sieht eher nicht nach kurzfristigem Aufschwung, sondern nach der Notwendigkeit von neuerlichen Kostenoptimierungs- und Effizienzsteigerungsprogrammen aus. Aber wie auch immer: Wir nehmen als voestalpine nicht zum ersten Mal unsere Zukunft in die Hand!

Linz, 9. November 2015

Der Vorstand

Wolfgang Eder
Vorsitzender des Vorstandes

Robert Ottel
Mitglied des Vorstandes

Herbert Eibensteiner
Mitglied des Vorstandes

Franz Rotter
Mitglied des Vorstandes

Franz Kainersdorfer
Mitglied des Vorstandes

Peter Schwab
Mitglied des Vorstandes

Über voestalpine

Die weltweit tätige voestalpine-Gruppe ist ein stahlbasierter Technologie- und Industriegüterkonzern. Der Konzern ist mit seinen qualitativ höchstwertigen Produkten einer der führenden Partner der europäischen Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie weltweit der Öl- und Gasindustrie.

Fakten

50 Länder auf allen fünf Kontinenten
500 Konzerngesellschaften und -standorte
48.100 Mitarbeiter weltweit

Ergebnis GJ 2014/15

€ 11,2 Mrd.

Umsatz

€ 1,5 Mrd.

EBITDA

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