Wirtschaftliches Umfeld und Geschäftsverlauf

      Europa

      Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa verlor über das 1. Quartal 2023/24 an Dynamik. Zwar hat die Inflation zuletzt aufgrund gesunkener Energiepreise etwas nachgelassen, sie bleibt aber doch deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die in der Folge im Berichtszeitraum die Zinsen weiter erhöht hat.

      Die sich verschlechternden Finanzierungskonditionen beeinflussen vor allem die Bauindustrie und die produzierende Industrie, wo die Entwicklung von einer Abschwächung der Nachfrage, sinkenden Auftragsständen und Lagerabbau geprägt ist, obwohl sich die Probleme in den Lieferketten zunehmend lösen.

      Der Dienstleistungssektor hingegen blieb in der Berichtsperiode auf Wachstumskurs, maßgeblich getrieben durch den Tourismus. Die im Zuge der COVID-19-Pandemie aufgebauten Sparguthaben der europäischen Bevölkerung haben sich bis dato nicht erschöpft.

      Diese Divergenz zwischen den Wirtschaftssektoren führt zu unterschiedlichen Entwicklungsverläufen für die einzelnen Staaten der Europäischen Union. Während Länder mit überdurchschnittlichem Industrie-Exposure in ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine relativ schwache Entwicklung zeigen, weisen Staaten mit starkem Tourismusanteil am BIP relativ gute Kennzahlen aus.

      In diesem Umfeld war die voestalpine mit rückläufiger Nachfrage aus den Sektoren Bau, Maschinenbau und Konsumgüter konfrontiert. Die Automobilindustrie zeigte eine stabile bis leicht verbesserte Nachfrage aufgrund sich lösender Probleme in den Lieferketten und hoher Auftragsstände. Die Energieindustrie präsentierte sich im Berichtszeitraum trotz der gesunkenen Energiepreise noch auf sehr gutem Niveau. Dasselbe gilt für die Eisenbahn- und die Luftfahrtindustrie, die auch für die nähere Zukunft eine gute Performance erwarten lassen. 

      USA/Nordamerika

      Die FED (Federal Reserve, Notenbank der USA) hat deutlich früher als die EZB begonnen, die Inflation mit einer Verschärfung der Finanzierungskonditionen zu bekämpfen. Die positiven Effekte wurden im 1. Quartal 2023/24 mit einer deutlichen Abschwächung der Inflation sichtbar. Der in Verbindung damit befürchtete Wirtschaftsabschwung ist im Berichtszeitraum nicht eingetreten. Die US-Wirtschaft blieb insgesamt auf Wachstumskurs, insbesondere getragen vom Privatkonsum und von einer günstigen Dynamik bei den Exporten. Auch der Arbeitsmarkt, der zeitweise zur Überhitzung neigte, entwickelte sich im 1. Quartal gut, wobei die Zuwachsrate neu geschaffener Arbeitsplätze etwas abflachte. Angesichts dieser insgesamt positiven Entwicklung erwarten Wirtschaftsforscher:innen aktuell für die USA nur eine milde Rezession zu einem späteren Zeitpunkt als ursprünglich prognostiziert.

      Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Nachfrage nach Produkten des voestalpine-Konzerns insgesamt zufriedenstellend. Insbesondere der Eisenbahn- und Energiebereich erwiesen sich als Grundpfeiler des positiven Geschäftsverlaufs.

      Brasilien/Südamerika

      Brasilien war wesentlich früher als Nordamerika und Europa mit einer hohen Inflation konfrontiert, worauf die brasilianische Notenbank mit einer restriktiven Zinspolitik reagierte. Im 1. Quartal 2023/24 scheint der Höhepunkt von Inflation und Zinsanstiegen überschritten.

      Die brasilianische Wirtschaft vollzog über den Berichtszeitraum im Wesentlichen eine Seitwärtsbewegung, getragen von robustem Privatkonsum und guter Auslastung in der Nahrungsmittelproduktion. Die Industrieproduktion blieb hingegen moderat.

      Die brasilianischen voestalpine-Standorte performten im 1. Quartal 2023/24 sehr zufriedenstellend. Vor allem der anhaltende Boom am Photovoltaiksektor Brasiliens und die international gute Nachfrage aus dem konventionellen Energiesegment schufen dafür die Grundlage.

      China/Asien

      Die Dynamik der „Wiedereröffnung“ der Wirtschaft nach den harten COVID-19-Lockdowns hat im 1. Quartal 2023/24 an Momentum verloren. Investitionen und Industrieproduktion zeigten sich verhalten, was sich in schwächeren Exporten widerspiegelt. 

      Auch der Dienstleistungssektor, der noch im letzten Quartal 2022/23 von einem Nachfrage-boom geprägt war, hat sich etwas eingebremst.

      Die chinesische Zentralbank reagierte mit Zinssenkungen. Auch die Zentralregierung versuchte, mit Investitionen in die Infrastruktur Impulse zu setzen. Obwohl die Regeln im Immobiliensektor regional gelockert wurden, haben sich die Probleme hier eher verschärft als entspannt.

      Ungeachtet der insgesamt schwächer als erwarteten Entwicklung bleibt die chinesische Wirtschaft im Wachstumsmodus.

      Die chinesischen Standorte des voestalpine-Konzerns wiesen unter diesen Bedingungen eine weitgehend stabile Performance aus.