Nach rund fünf Jahren einer in den meisten Wirtschaftsbereichen verhaltenen Entwicklung hat der zu Jahresbeginn 2017 auf breiter Basis einsetzende konjunkturelle Aufschwung in Europa im Jahresverlauf kontinuierlich an Dynamik gewonnen. Von diesem Aufwärtstrend sind alle Länder Europas – wenn auch in durchaus unterschiedlicher Ausprägung – erfasst. Während die Wirtschaftsdaten in zahlreichen, vor allem östlichen EU-Mitgliedsländern eine überdurchschnittliche Entwicklung ausweisen, hat das Votum zum EU-Austritt in Großbritannien zwar anfangs währungsbedingt die Exporte und damit das Wachstum beflügelt, jedoch gleichzeitig die privaten Investitionen aufgrund der Verunsicherung über die Zukunftsperspektiven zunehmend gedämpft. Konträr dazu stellt sich die Situation in den Ländern Kontinentaleuropas dar, wo die Investitionsbereitschaft der Unternehmen angesichts des an Stabilität gewinnenden Aufschwungs spürbar zugelegt hat. Von geopolitischen Spannungen blieb zwar auch 2017 nicht verschont, ebenso wurden in vielen Ländern protektionistische Maßnahmen weiter vorangetrieben, dennoch konnten diese Faktoren – genauso wenig wie die zunehmende Stärke des Euro im Vergleich zum US-Dollar – der positiven Stimmung in Europa keinen Abbruch tun.
Von diesem positiv geprägten Umfeld profitierte auch der voestalpine-Konzern. Insbesondere die Dynamik der europäischen Automobilindustrie trug sehr zur guten Entwicklung des Unternehmens bei. Darüber hinaus zeigte sich die Konsumgüterindustrie stabil auf solidem Niveau, während der Maschinenbaubereich deutliche und die Öl- und Gasindustrie sowie der Bausektor zumindest spürbare Erholungstendenzen auswiesen. Einzig bei den Investitionen in die europäische Eisenbahninfrastruktur, die ab dem Sommer 2016 überraschend stark zurückgenommen wurden, und im geradezu schon traditionell leidenden Kraftwerksbau war auch im aktuellen Geschäftsjahr keine Belebung erkennbar. Von den negativen Auswirkungen des Brexit ist die voestalpine bisher weder an ihren britischen Standorten noch außerhalb Großbritanniens betroffen.
Träger der positiven Entwicklung in den USA blieb einmal mehr der private Konsum, der für etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftskraft steht. Der Auftragseingang bei Investitionsgütern war im bisherigen Geschäftsverlauf 2017/18 zwar durch einen Aufwärtstrend gekennzeichnet, dies jedoch bei gleichzeitig unverändert hoher Volatilität. Druck auf die BIP-Entwicklung des Landes kam auch von den stark sinkenden ausländischen Direktinvestitionen im produzierenden Sektor. In diesem Zusammenhang stellt die Unsicherheit über die Zukunft des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA nicht nur für Investitionen in den USA, sondern im gesamten nordamerikanischen Wirtschaftsraum eine zunehmende Belastung dar. Umgekehrt sollte die jüngst umgesetzte, umfassende Steuerreform der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes USA Aufschwung verleihen, während beim groß angekündigten Infrastrukturprogramm bisher konkrete Maßnahmen ausblieben. Für die voestalpine stellte sich die Entwicklung in Nordamerika in den ersten drei Quartalen 2017/18 uneinheitlich dar. Deutlich positive Impulse gingen vom Luftfahrtsektor aus und auch in der Öl- und Gasindustrie war eine zumindest mengenmäßige Erholung spürbar. Während der amerikanische Automobilmarkt insgesamt leicht zurückging, blieb die Entwicklung der voestalpine-Standorte in den USA durch unverändert solide Auftragseingänge aus lokalen Werken europäischer Autoproduzenten geprägt. Die Eisenbahninfrastruktur in Nordamerika zeigte im Jahresverlauf leichte konjunkturelle Belebungstendenzen.
Die Wirtschaft in China hat sich 2017 anhaltend robust entwickelt. Dabei erwies sich der Außenhandel einmal mehr als Stütze, gleichzeitig untermauerte aber auch der private Konsum seine zunehmende Bedeutung für einen stabilen Wachstumskurs. Auf der Finanzierungsseite gibt es bisher keine Anzeichen für eine Reduktion der anhaltend hohen Kreditvergaben. Die Entwicklung der voestalpine-Standorte in China verlief 2017 sehr zufriedenstellend. Sowohl der Bereich Eisenbahninfrastruktur als auch die Automobilindustrie und der Konsumgütersektor waren durchgehend von einer hervorragenden Nachfragesituation geprägt.
Nachdem Brasilien in den Vorjahren mit einer massiven Rezession konfrontiert war, konnte 2017 die Talsohle durchschritten und ein leichtes Wachstum erreicht werden. Mit der Umsetzung der Arbeitsmarktreform gelangen der nach dem Korruptionsskandal 2016 neu gebildeten Regierung erste Erfolge, wenngleich noch viele weitere Initiativen notwendig sein werden, den hochdefizitären Staatshaushalt zu konsolidieren. Zum Umschwung der brasilianischen Wirtschaft trugen vor allem der private Konsum, der durch das rückläufige Zinsniveau gestärkt wurde, sowie aufgrund einer günstigen Wechselkursentwicklung zunehmende Exporte bei. Die voestalpine-Standorte im größten südamerikanischen Land wirkten mit umfangreichen Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen schon in der Vergangenheit dem massiven wirtschaftlichen Abschwung entgegen. Sie konnten damit im aktuellen Geschäftsjahr den konjunkturellen Turnaround für eine entsprechend positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung nützen.
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